Графични страници
PDF файл
ePub

Weiße.

Auch dieser durch Geist und Herz sehr verehrungswürs dige Dichter, (Christian Felir Weiße, Kreissteuereinneh mer zu Leipzig; geb. 1726;) ist in dieser Beispielsammlung noch nicht vorgekommen, weil die lyrische und dramatische Gattung vorzüglich von ihm bearbeitet sind. Seine Elegie auf Gellert's Tod hat außer manchen andern Vorzügen auch ben, daß Hr. w. durch vieljährigen Umgang mit dem Charakter des verdienstvollen Mannes, den er besang, vertraut bekannt, durch sein Beispiel selbst immer mehr gebildet, und mit ihm zu sanften, feinen und edeln Empfindungen sehr hars monisch gestimmt war.

Elegie beim Grabe Gellert's.

Weiße.

Hier, wo so viele schon in tiefem Todesschlummer
Das mütterliche Erdreich deckt;

Wo man kein Glück verschläft, wohl aber vielen Kum:

iner,

Nicht Furcht und Hoffnung täuscht noch schreckt:
Bo man Jahrhunderte die große Aussaat så'te,
Die immer mehr zur Erndte reift,

Und jeglicher von uns, der früh und jener spåte,
Die Zahl bemooster Hügel häuft:

Wo Freund und Feind vermengt in Ruh beisammen
liegen,

Der Große nicht den Kleinern drückt;

Das Grab des Thoren oft ein Marmor voller Lügen,
Der Weisheit Grab ein Beilchen schmückt:

Hier liegt auch der nunmehr, an dessen frommer
Seite

Ich diese Stått' einst oft betrat.

Indem er sich im Geist des großen Sabbaths freute,
Den er vom Himmel sich erbat;

Beisp. Samml. 4. B.

Und

Weiße.

Und mich vertraut mit den hier schlummernden Gebeis nen,

Zu dem und jenem Grabe rief,

Und meine Zärtlichkeit oft weinend lehrte weinen,
Wo einer seiner Edlen schlief.

Hier liegt auch Gellert! hier, in diesem leichtert
Sande,

Von silberweißem Schnee umhüllt,

Wo freundschaftlich dabei von dem noch frischern Lande
Die brüderliche Grabftatt schwillt.

Hier liegt er, und ich schau mit tiefgebeugtem Blicke
Aus dem die stumme Wehmuth fliesst,

Auf diese fromme Gruft, und denke dann zurücke,
Wer dieser war, den sie umschliesst.

Ach Gellert!

[ocr errors]

o wer kann ganz einen Gellert preisen!

Nennt, was nur gut ist, és ist hier:

Den Dichter, Menschenfreund, den Christen und den
Weisen,

Des Himmels Lust, der Erde Zier!

Wagt' ichs nach Zähren selbst die Tugenden zu zählen,
Die mit ihm unsrer Erd' entflohn:

So würd' es immer mir noch an der Summe fehlen,
Und doch weint eine Nation.

Sie weint! ganz Deutschland weint! denn Gellert war
ihr Dichter:

So tlang ihr noch kein Saitenspiel. —

Kein Tadel, und Ein Lob! Ein Leser und kein Richs ter!

Ein allgemein, ein gleich Gefühl! —

In jener Dichter Zeit hått' einst auf seinen Lippen
Sich Hyblens Biene früh geleht:

Von Grazien gewiegt, hått ihm aus Aganippen

Das Musenchor den Mund geneßt.

Doch uns, uns ward von Gott der edle Mann geges

ben,

Sein Herz, wie sein Geschmack so rein:

Er sollte durch sein Lied, er sollte durch sein Leben
Uns Lehrer und Exempel seyn.-.

Weiße.

Die Wahrheit, die man stets in schmußigem Gewande,

Oft auch in ihrer Blöße flieht,

Verlor oft unter uns die Macht der sanften Bande

Womit sie Herzen an sich zieht.

Dort sahn wir sie geschmückt von Gay und Lafontais

nen,

Und neideten ihr Vaterland:

Da gab die Menschlichkeit ihm die Gewalt der Thrås

nen,

Die Fabel ihm ihr leicht Gewand.

Er warfs der Wahrheit um. Nun prangte sie mit Zus gen

Des Reizes und der Harmonie,

Und jedes öffnete das Herz ihr mit Vergnügen,
Und drang heran und küsste sie:

Und ganz Germanien, vom Thron bis zu den Hütten,
Das seinen Orpheus lieb gewann,

Nahm Beß'rung im Geschmack, mit ihm auch beß're
Sitten

Bielleicht auch beß're Herzen an.

Der Mütter erst Geschenk an ihre zarten Kleinen
War Gellerts weises Fabelbuch:

Sie lallten Gellerten, und lernten ohne Weinen,
Und merkten seinen Sittenspruch.

Du Knabe, wein' um ihn! von Lieb' und Dank
beseelet,

Wein' deinen Freund, mein Mädchen, du!
Wann du ihm stammelnd sonst aus ihm was vorerzäh;

let,

Wie segnend lächelt er dir zu!

Dich, deutsches Lustspiel, sah mit Abscheu oder Gähnen
Noch damals oft manch sittsam Herz:

Dich lehrt er lächeln, dich die Freude sanfter Thränen,
Dich Tugend und bescheidnen Scherz.

Nun borgt es weiter nicht von Franzen oder Britten
Den Körper zu der deutschen Tracht:

?

Auf deutschen Bühnen sah man auch ist deutsche Sits

[merged small][merged small][ocr errors][merged small]

weiße.

Doch für ein solches Herz warst du, o Welt, zu enge,
Du, Menschenweisheit, viel zu klein:

Nicht nüßlich wollt' er bloß; durch heilige Gesänge
Wollt' er auch andern heilig seyn.

Da warf er sich in Staub vor Gottes Throne nieder,
Und flehte still um Geist und Kraft:

Und der Allmächtige vernahms und hörte nieder,
Und gab dem Frommen Geist und Kraft.

[ocr errors][merged small][merged small]

Gott, Mittler, und Religion,

So geistreich, mächtig, schön, empfindungsvoll gesuns

gen!

Es sprach das Herz aus jedem Ton.

So hub er durch Gesang viel tausend schwache Seelen
Mit sich zum Sternenzelt' empor:

Der Spötter selbst horcht auf, und gönnet den Befehs

len

Des Heils schon ein geneigter Ohr.

Er wird gerührt, er glaubt an einen Gott der Götter,
Erniedrigt sich in Staub, bereut,

Und betet an und dankt, dankt Gellerten dem Netter
Durch eine ganze Ewigkeit. -

Heil dir, o Gellert! Heil! Steigt von den Dankaltås

ren

Das Morgenopfer, dein Gesang

Bis zu den Sphären auf, so dringt auch zu den Sphås

ren

Für dich des frommen Beters Dank.

Oft schläft er mit dir ein. In deinem sanften Liebe
Zieht er der Engel Schuß herab,

Und ruhet sanft, und wünscht im Traume dem noch
Friede

Der ihm die süße Stärkung gab.

Ja du, du tröstest ihn in seiner lehten Stunde:

Da stammelt er von dir im Tod/

Noch

ر

Weiße.

I

Noch einen Seufzer, stirbt mit Gellerten im Munde:
Und so entfleucht sein Geist zu Gott.

Triumph, o Gellert, dir! wie viele tausend Segen
Flohn deiner eignen Seele nach!

Wie viele flogen ihr vom Himmel schon entgegen
Als sie ihr morsches Haus zerbrach!

Ja; o! wer sagt es mir, was töneten für Lieder
Dann unter deiner Freunde Schaar,

Den Engeln, Seligen, im ganzen Himmel wieder,
Als deine Stunde nahe war?

Und welche Lieder dann, als mit dir nun dein Engel
Zur himmlischen Versammlung kam,

Sie deiner Tugend Lob, die deiner Menschheit Mängel
So mächtig überwog, vernahm;

Und dann die Stimm' erklang von tausend frommen

[blocks in formation]

Mich schlägt ein blendend Licht zurück in tiefes Schweis gen:

Noch fühl ich, daß ich Erde bin.

Ich fühl's! ich harre noch allein' bei Gellerts Grabe.
Die Traurigkeit streckt über mir

Die schwarzen Flügel aus; was ich verloren habe,
Was alle Welt, seh ich nur hier!

Ich sah des Jünglings Fuß zu jenem Lehrstuhl' eilen
Den vormals eine Welt umschloß,

Und wo er, Frömmigkeit und Tugend mitzutheilen
Den Balsam seiner Lehr ergoß.

Wo Helden oft im Krieg' bei Greis und Jüngling sass

Und

sen,

(für den Lehrer, welch ein Lohn) Die Lorbeernårndte gern voll Friedenswunsch vergaßen, Und menschlicher ins Lager flohn.

Ich seh an deiner Thür' den lehrbegier'gen Armen

Dem sie zur Zuflucht offen stand,

Bann er für Liebe Haß, Verweise für Erbarmen

An eines Reichen Thüre fand.

Ich hdre Våter dich für ihre Söhne flehen,
Ihr Vater und ihr Freund zu seyn:

Und wer hat ungehört dich Einen bitten sehen?
Und welcher wagt's es zu bereun?

€ 3

Mer

2

« ПредишнаНапред »