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Auf diese Frage gab ich dem Präsidenten die Versicherung, Vetter mache auf mich den Eindruck eines Ehrenmannes.

Ich wollte mich nun empfehlen, um den neuen Armee - Obercommandanten aufzusuchen, meine dienstliche Angelegenheit mit ihm abzumachen und dann schleunigst wieder zu meinem Corps einzurücken. Kossuth jedoch forderte mich zu noch längerm Verweilen auf, da soeben in seiner Wohnung die erste Vertheilung des neucreirten Militär - Verdienstzeichens stattfinden solle, und es ihm lieb wäre, wenn ich diesem Acte persönlich beiwohnte.

Bald darauf versammelten sich bei Kossuth die in Debreczin persönlich anwesenden Civil- und Militär-Koryphäen des damaligen Ungarn.

Kossuth eröffnete die Feierlichkeit mit einer kurzen Gelegenheitsrede, nannte sodann die Namen der für die erste Betheilung mit dem Militär - Verdienstzeichen zweiter Classe (es bestanden drei Classen) würdig Befundenen, und decorirte zum Schluß die von den Genannten zufällig Anwesenden.

Die Ceremonie war vorüber, Vetter eben zugegen und meine Zeit gemessen; ich benußte sonach die Gelegenheit, ihm den Zweck meiner Anwesenheit gleich an Ort und Stelle vorzutragen, und nachdem ich von ihm den Bescheid erhalten hatte, daß die kriegsoperative Aufgabe des 7. Armeecorps für den nächsten Feldzug, ungeachtet des verzögerten Theißüberganges die bereits erwähnte bleibe, verließ ich Debreczin wenige Stunden nach meiner Ankunft daselbst — wieder, und eilte in mein Hauptquartier nach Egyek zurück.

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Zu den mit dem Militär-Verdienstzeichen zweiter Classe Decorirten zählten unter Andern auch Perczel und ich, ja — wenn ich nicht irre sogar General Graf Vécsei, dessen damalige Verdienste im Felde meines Wissens noch immer nicht hinreichten, den Werthmesser über den Gefrierpunkt steigen zu machen. General Klapka hingegen wurde übergangen „aus schonender Rücksicht" gegen Mészáros wie es hieß.

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Um zu verstehen, wie eine Ungerechtigkeit gegen Klapka von schonender Rücksicht" gegen Mészáros geboten werden. konnte, müssen wir uns erinnern, daß Mészáros, nachdem er vom

F.-M.-L. Grafen Schlick wiederholt erbärmlich geschlagen worden, das Commando seines gänzlich demoralisirten Corps an Klapka übergeben und dieser mit denselben Truppen wenige Wochen später denselben Feind in mehrern heißen Gefechten erfolgreich bekämpft hatte.

Jene, schonende Rücksicht“ gegen Mészáros auf Klapka's Rechnung wird uns vollends erklärlich, wenn wir erwägen, daß Mészá= ros selbst, als Kriegsminister, beim Scrutinium der zu Decorirenden keine passive Rolle spielen konnte. Ja wir müssen derlei,,schonende Rücksichten" geradezu als Postulate der zartesten Pflichten gegen sich selbst erkennen, sobald wie im vorliegenden Beispiele den schonend Berücksichtigten und rücksichtsvoll Schonenden ein und dieselbe Menschenhaut umschließt.

Sechsunddreissigstes Capitel.

Selbständige Operationen des 7. Armeecorps.

Der Vetter-Dembinski'sche Operationsplan wird aufgegeben. Vorrückung der vereinigten Armee bis Gyöngyös und Hort.

Der Brückenkopf zwischen Tisza-Füred und Poroszló hatte bereits vom 2. Armeecorps eine entsprechende Besatzung erhalten. Unmittelbar nach meiner Rückkehr von Debreczin konnte somit das gesammte 7. Armeecorps von Egyek und Csege über Tisza-Polgár, SzentMihály, Tisza-Lök und Nagy-Falu nach Rakamaz in Marsch gesezt werden.

Anstatt der, im Monate Januar, aus übergroßen Aengsten vor einer Offensive des F.-M.-L. Grafen Schlick gegen Debreczin, zwecklos abgebrannten Theiß-Jochbrücke, war mittlerweile die Passage über die Theiß, zwischen Rakamaz und Tokaj, mittels einer Floßbrücke wieder hergestellt worden. In ähnlicher Weise wurde der Hernád-Fluß bei Gesztely noch frühzeitig genug überbrückt, um das 7. Armeecorps, nach bewirktem Theißübergange, ohne Aufenthalt von Tokaj über Miskolcz auf die Gyöngyöser Straße, und diese weiter verfolgend, mit der rechten Flügeldivision bis Szikszó, mit jenen des Centrums und des linken Flügels bis Szihalom und Mező-Kövesd vorrücken zu lassen.

In Tokaj hatte das Armeecorps einen Abgang von acht HusarenSchwadronen erlitten, welche auf Befehl des Armee-Obercommandanten

zur Verstärkung des Gros der Armee nach Czibakháza abgeschickt werden mußten.

In Miskolcz erlitt das Armeecorps einen abermaligen Abgang an 3-400 Mann Infanterie, 1 Zuge Husaren und 2 Geschüßen. Aus diesen Streitkräften ward nämlich eine selbständige Colonne ge= bildet und in die nördlichen Comitate gegen den slowakischen Landsturm detachirt, welchen die feindlichen Brigaden Göß und Jablonowski daselbst zurückgelassen hatten, als sie nach erfolgter Retirade Dembinski's hinter die Theiß von Kaschau über Miskolcz in den Operationsbereich ihrer Hauptarmee abgezogen waren.

In Miskolcz war es auch, wo ich die octroyirte Verfassung vom 4. März mit ihrem grenzenlosen Provisorium zum ersten Male zu Gesichte bekam, jenen aufgedrungenen Riesen-Schuldschein mit der Clausel: „ich werde zahlen, wann es mir beliebt!"

In Mezö - Kövesd kam uns die Kundschafternachricht zu, das nächste feindliche Corps stehe bei Heves, während auf der Poststraße vor uns, bis über Gyöngyös hinaus, kein Feind zu erspähen gewesen.

Die Demonstration mußte demnach mit dem Losrücken auf Heves beginnen, und das Armeecorps ward auf der Höhe von Szikszó, von der Poststraße ab, in zwei Colonnen - der einen über Erdötelek, der andern über Besenyö gegen Süden dirigirt. Eine voreilige Husarenpatrouille verrieth dem Feinde vor der Zeit unser Anrücken. Dieser zog sich so lautete die Meldung gegen Jász Apáti zurück.

Nun glaubten wir unsere Demonstration gegen die Hauptstädte wieder parallel der Postraße fortseßen zu müssen, um den F.-M. Fürsten Windisch-Gräß, dessen Aufmerksamkeit bereits durch die Berichte der von Heves zuzückgewichenen Colonne auf uns gelenkt sein mußte, zu desto großartigern Detachirungen gegen uns zu verleiten, und hierdurch mittelbar dem Gros unserer Armee das Vorrücken auf der Eisenbahnlinie gegen die Hauptstädte zu erleichtern. Allein Vetter hatte mittlerweile bei Czibakháza die Theiß nur überschritten, um sogleich wieder hinter dieselbe zurückzuziehen, und abermals einen neuen Operationsplan zu entwerfen, dessen Ausführung mit dem Rückmarsche von Czibakháza nach Tisza-Füred, und dem Theißübergange zwischen diesem Orte und

Poroszló beginnen sollte. Das 7. Armeecorps erhielt dabei die Aufgabe, durch seine Stellung bei Besenyö und Erdöletek diesen Flußübergang zu decken.

Dies war das Ende der Demonstration des 7. Armeecorps gegen die Hauptstädte wie der gesammten kaum begonnenen zweiten Offensive. Um dieselbe Zeit ertheilte ich dem von Miskolcz aus in die nördlichen Comitate gegen den slowakischen Landsturm detachirten kleinen Streifcorps, welches diesen bereits von Eperjes vertrieben hatte, den Auftrag, seinen Streifereien die Hauptrichtung gegen Komorn zu geben. Dadurch sollte einerseits den im Eipel- (Ipoly-) Thale umherstreifenden feindlichen Executionscommandanten das Handwerk gelegt, andererseits der Feind, durch die kecken Züge jener unbedeutenden Streifcolonne, auf die Vorausseßung des Anrückens eines größern Corps und der Absicht, mittels eines solchen Komorn zu entseßen, gebracht werden.

Nachdem zwei Drittheile der Hauptarmee bei Poroszló debouchirt waren, beseßte das 7. Armeecorps als Avantgarde die Tarna von Fel-Döbrö bis Bod, und wartete in dieser Linie das Nachrücken des Gros ab.

Mittlerweile waren über die Details des erwähnten Theißüberganges bei Czibakháza, und des gleich darauf wieder erfolgten Rückzuges hinter den Fluß verschiedene Versionen ruchbar geworden, welche sammt und sonders den F.-M.-L. Vetter einer womöglich noch geringern Befähigung für den Oberfeldherrnposten zeiheten, als jene Dembinski's gewesen. In Folge dessen mußte ich befürchten, die nächstbevorstehende Offensive abermals an der Unzweckmäßigkeit der Führung scheitern zu sehen. Dieser Gedanke ließ mir keine Ruhe.

Während mein Armeecorps an der Tarna stand, und die beste Aussicht hatte, noch einige Tage hindurch unthätig zu bleiben, begab ich mich gegen Ende März von Kerecsend nach Tisza-Füred. Kossuth, Vetter, Damjanics, Klapka und Aulich weilten so eben daselbst. Ich hoffte es durchzusehen, daß der etwa bereits festgestellte neue Operationsplan, wie die nächsten Arrangements zu dessen Ausführung, vorerst einem Kriegsrathe zur Berurtheilung vorgelegt würden.

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