Графични страници
PDF файл
ePub

Reflexion bereits völlig verwandelt worden war; der Künstler trat in dem Dichter zurück, die Gewalt des Sängers und die Gabe des Sehers desto glänzender hervor. Carlos wirkt vorerst als ein großes Lied, als eine begeisterte Re de; als Drama eigentlich bloß durch den Reichthum ächt poetischer Situationen. Die Kritiker schüttelten den Kopf, indem sie den Maßstab des Drama's anlegten; die Laien hingegen vergaßen die Zusammenhangslosigkeit des Stückes und hielten sich an das, was diese Menschen dachten und sprachen. In dem gleichen Jahre mit Don Carlos erschienen die Schauspiele der Brüder Stol berg, welche ebenfalls auf Freiheitsideen gegründet waren, eben= falls in Reflexion und Lyrik das dramatische Element auflösten, aber spurlos verhallten, weil sie nur Ideen gaben und nicht weckten. Aber auch das merkwürdige Buch Dya-Na-Sore oder die Wanderer erschien im Jahr 1787; der Verfasser, Friedr. Meyern, (1762—1829) war ein ähnlicher Geist wie Schiller, hatte sich wie dieser im Drama versucht, gelangte aber nie zu einer Herrschaft über die Form und zu fester Gestaltung des Stoffes. Auch in jenem Romane zersprengen die Reden und Gespräche den ganzen Rahmen der Begebenheit; man nahm aber das Buch eben so begeistert auf wie Don Carlos, und dieser, Dya-Na-Sore und Nathan wurden geradezu das humane Evangelium vieler Zeitgenossen; es war damit eine Poefte begründet, die sich an Kulturideen auf's engste anlehnte.

Bald nach Vollendung des Don Carlos, im Sommer 1787, verließ Schiller Dresden und wählte Weimar zu seinem Aufent haltsorte. Göthe war in Italien; freundlich und väterlich nahm Wieland ihn auf, kälter Herder, der vor dem Dichter der Räuber einiges Entsehen fühlte. Wieland warb ihn für den Merkur, und hier erschienen denn 1788 die Götter Griechenlands. Dies Gedicht, hervorgegangen aus dem eifrigen Lesen des Vossischen Homers und zum Theil hervorgerufen durch die poetische Widmung Vossens an Stolberg, sprach, wie alles von Schiller, nur eine Stimmung der Zeit aus *), aber rücksichtslos und grausam, und da auch hier die Phantasie nicht die gestaltende Kraft war, sondern Gefühl und Reflexion, während die Phantasie nur das Einzelne verknüpfte: so machte es die Wirkung des Geheims nisvollen, des Mährchenhaften und des Empfindsamen zugleich. Es ist gegen die starre protestantische Dogmatik und gegen die Wolfische Philosophie gerichtet, welche in der Natur nichts als einen Zusammenstoß mechanischer Kräfte sah. Das Sonder

*) Man vergl. Job. Müllers Briefe an Bonnftetten. Br. 192. Müller spricht hier in Profa dieselben Gedanken aus, wie Schiller in Versen.

bare ist aber, daß Schiller nicht eine poetischere Betrachtung der Natur, eine Vermenschlichung derselben fordert, sondern daß er bloß den Untergang dieser Betrachtungsweise beklagt; aber weil er selbst sich nicht zu einer poetischen Ansicht der Natur er heben konnte, erhielt sein Gedicht den elegisch-klagenden Charakter und fand vielen Anstoß. Vorzüglich fand sich Friedrich Stolberg geärgert und schrieb eine scharfe Rüge dagegen ins deutsche Museum. Daß Stolberg und andere einen Angriff aufs Christenthum darin sahen: darüber darf man sich nicht wundern; hatte man doch in den Räubern eine Rechtfertigung des Räuberlebens gefunden. Merkwürdig ist es aber, daß kein Gegner Schillern seine prosaische Ansicht von der Natur vorwirft, und man sieht daraus, wie die Dichter der damaligen Zeit so wenig bekannt init dem deutschen Volksglauben und Aberglauben waren, der ja die alte Belebung der Natur bekanntlich immer noch fest= hält und ewig festhalten wird.

Die lange Beschäftigung mit Don Carlos und andere Vorstudien hatten Schillern zu einem nähern Eingehen in die Ges schichte des Reformationszeitalters hingeführt, und die erste Frucht davon war seine Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande, welche 1788 erschien. Dieses Werk, so wie einige andere historische Arbeiten veranlaßten, daß er auf Göthe's Vermittlung als Professor nach Jena (1789) berufen ward, und er war nun genöthigt, Universalhistoriker zu werden. Mehr jedoch als Geschichte beschäftigten ihn philosophische und ästhetische Untersuchungen. Von seinem ersten Auftreten an waren Poefte und Philosophie neben einander gegangen; die merkwürdigste Durchdringung beider spricht sich in dem Gedicht „die Künstler“ aus, welches 1789 in Wielands Merkur erschien. Dieses Gedicht ist das Manifest einer ganz neuen Periode; hatten Herders Fragmente die Losung gegeben zur Herrschaft der Natur und Wirksamkeit, so gaben die Künstler die Losung zur Herrschaft des Geistes und der Wahrheit; hatten die Fragmente Natur und Kunst gegenübergestellt und lehtere als einen Abfall von der Natur betrachtet: so stellte Schillers Gedicht Natur und Geist einander entgegen und betrachtete den Geist als etwas Höheres denn die Natur. Hier sprach Schiller nachdrücklich die Ueberzeugung aus, die sein ganzes Leben durchdrang, daß alle Arbeiten des Geistes nur Werth hätten, insofern sie der Kunst dienten oder selbst zur Kunst würden. Mit diesem Gedichte schien der Dichter aber auch seine poetischen Hervor bringungen geschlossen zu haben, denn er wandte sich auf das entschiedenste historischen Darstellungen und philosophischen Untersuchungen zu.

[graphic][ocr errors][ocr errors]

In demselben Verlage ist ferner neu erschienen:

Die bürgerliche
Gartenkunst

oder

praktische Anleitung zur zweckmäßigsten Anlage, Eintheilung und Bestellung der Hausund Wirthschaftsgärten

nebst

einer umfassenden Zusammenstellung der hiezu tauglichsten Bäume, Sträucher und anderer Zierpflanzen, mit Angabe ihrer Höhe, der Art ihres Wuchses und ihrer Belanbung, der Blüthezeit und Farbe u. a. m.

Ein Handbuch

für

Gartenbesizer jeden Standes und Gewerbes, ins besondere aber für Handelsgärtner und solche, die sich der Gartenkunst widmen wollen,

Ben

Eduard Schmidlin,

Handelsgärtner.

Mit vielen Gartenplänen nebst Kosten - Ueberschlägen, Beichnungen zu Frühbeet- und Treiberei - Einrichtungen und anderen Figuren.

Subfer.-Preis für 42 Bogen mit 24 Tafeln, elegant und solid brosch., 3 fl. 36 kr. 2 thlr.

« ПредишнаНапред »