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„Und Dietrichen, tráf meines Vaters Verlust;
„Das war ein freundverlässener Mánn,

„Odachern war er unmaßen theuer,

„Der Degen bester, bis daß Dietrichen

25 „Das Élend tráf.

„An der Spize des Volkes stand er allzeit,

»Ihm war der Streit állzulieb.

„Bekannt war er kühnen Männern,

„Nicht glaub' ich, daß er am Leben noch ist — *).«

30 „Verhüt es Gott im Himmel droben,

„Daß in Kampf du gehst mit dem Blutsverwandten !«
Und er zog vom Arme gewund'ne Ringe

Aus Kaisergulden **), die der König ihm gáb,

Der Herr der Hunnen: „mit Hulden geb' ich sie dir.« 35 Hadubrand sprach, Hildebrands Sohn:

„Durch den Ger ***) nimmt der Mann Gabe entgegen,
„Spize wider Spize, alter Húnne,

„Du bist gar listig, lockest mich an

„Mit Worten, willst mit dem Spere mich werfen.

*) Hier fehlen einige Zeilen, wie schon ein Mangel der Alliteration in der Urschrift zeigt.

**) Cheisuringu gitan, d. i. wörtlich: aus einem Kaiseringe gemacht. Man hat aber hier nicht an einen Ring zu denken (denn dann müßte es cheisurhringu heißen), sondern an die Nachsylbe ing, so daß dies ältere cheisuring ganz dem spätern kaiserling entspricht.

***) Spieß.

40 „Sv alt du bist, so lang übst du Betrug.

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So fagten mir, die über das Meer,
„Westwärts über den Wendelsée *)
„Schifften, daß man Krieg vernommen.

„Todt ist Hildebrand, Heribrands Sohn."
45 Hildebrand sprach, Heribrands Sohn:
„An deiner Rüstung néhm' ichs-wahr,
„Daß du hast daheim einen guten Herrn.
„Nicht wärdst du Récke **) durch den Herrscher.
„Allwaltender Gott, weh des Frevels!

50 »Ich lebte der Sommer und Winter sechzig,
„Ímmer geschaart zum Volke der Schüßen,

„Und vor feiner Stadt hat der Toh mich gefaßt!
„Und nun soll mit dem Schwert das eigne Kind
„Schlagen auf mich, mit der Árt mich erlegen,

55 „Óder

zum Mörder soll ich ihm werden?

„Doch magst du nun leicht, wenn die Kraft dir taugt,

„Von so edlem Mann Rüstung gewinnen,

„Beute dir holen, hast du dazu ein Recht.

„Der wäre der schlechteste der Männer von Östen, 60 „Der den Kampf dir wehrte, des so sehr dich gelüftet.

*) Das mittelländische Meer.

**) Recke (recchio) bezeichnet einen Vertriebenen, der bei einem fremden Fürsten Dienste suchen muß; später überhaupt einen, der den Waffendienst zu seinem Berufe macht.

„Im Streit versuche, in der Kampfesbegegnung,

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„Wer der Gewänder sich heute soll rühmen *),
„Oder die Brünnen **) beide soll haben! «

Da ließen zuerst sie die Spere fliegen,

65 Mit scharfem Sausen, in die Schilde hinéin

**).

Das Gedicht ist nur ein Bruchstück; das Ende fehlt ganz, in der Mitte manches; vielleicht auch der Anfang. Daß es zu den epischen Liedern gehört, die Karl der Große sammeln ließ, ist wahrscheinlich; die Handschrift jedoch, in der es uns erhalten ist, gehört nicht zu jener Sammlung. Vermuthlich wurde das Lied von Mönchen im Kloster zu Fulda aus dem Gedächtnisse niedergeschrieben, wobei viel Fehler und Irrthümer mit unterliefen, wie dies oft bei Aufzeichnung mündlicher Ueberlieferungen der Fall ist †). Es wird gewöhnlich in das achte Jahrhundert gesetzt, stammt aber doch seiner Grundlage nach aus früherer heidnischer Zeit.

Sind zu Karls des Großen Tagen noch eine Reihe solcher Dichtungen vorhanden gewesen, so ist ihr Verlust nicht genug zu beklagen; denn aus diesen hätte sich das herrlichste Nationalepos zusammenfügen können. Wer nur irgend Sinn hat für einfache, rein epische Darstellung, der muß unser Bruchstück zu den besten zählen, was es in dieser Art giebt, und ich stehe nicht an, es weit über die spätere mittelalterliche Poesie zu sehen, auch über das Nibelungenlied. Welche Einfachheit und

*) Nähmlich als Kampfpreis; der Sieger nahm Rüftung und Gewand dem Besiegten ab, wie noch heutzutage.

**) Harnische.

***) Die Urschrift geht drei Zeilen weiter, die ich aber unüberseßt laffe, da deren Sinn nicht klar ist, indem mehrere ganz unverständliche Wörter vorkommen.

†) Das Sonderbarfte ift, daß in der Urschrift der Alte bald Hiltibracht, bald Hultibrant genannt wird.

Ruhe, und doch welcher innige Ausdruck menschlichen Gefühls in diesen wenigen, noch dazu verstümmelten Zeilen, welche gleich. mäßige Klarheit in der Erzählung und im Gespräche, welche Mäßigung, und zugleich welche Kraft bei den Ausbrüchen des Schmerzes, der Liebe, des Zornes! Ueberall zeichnet sich das Lied vortheilhaft aus, sowohl vor dem Unbändigen, Ungeheuerlichen, in Bildern Schimmernden der nordischen Poesie, wie vor dem bisweilen Matten und Weitschweifigen des Nibelungenliedes; hier oder nirgends ist Homer wieder. Freilich aber auch welcher vortreffliche Stoff! Zusammenstoß rein menschlicher Zustände mit äußern Mächten und zwingenden Verhältnissen. Theodorich von Bern (der also schon so früh durch die Sage in ganz unhistorische Verhältnisse verseht wurde) ist vor Odachern geflohen; Hildebrand hat ihn begleitet, und Frau und Kind daheim verlassen. Nach langen Jahren kehrt er heim, geräth aber an der Grenze mit dem bestellten Wächter in Streit, und beide rüsten sich zum Zweis kampfe. Hildebrand fragt seinen Gegner, wer er sey, und hofft (das deuten die Worte an: „mit klugen Worten") so von Weib und Kind etwas zu erfahren. Er muß hören, daß sein eigener Sohn ihm gegenüberstehe, will nun nicht kämpfen und giebt sich zu erkennen *). Hatubrand aber sieht einen Betrüger in ihm, höhnt und verspottet den Alten. Erbittert nimmt nun dieser den Kampf an. Die Sage kommt in einer spätern prosaischen Sammlung wieder vor **), und nachmals poetisch bearbeitet im spätern Heldenbuche, und hier erfahren wir den Schluß; allein diese beiden Bearbeitungen haben mit unserm Liede gar nichts gemein als den Stoff im allgemeinen: Kampf zwischen Vater und Sohn; alles übrige gestaltet sich anders, roher, ungeschickter, und so war denn auch der Schluß gewiß in dem ältesten Gedichte ein ganz anderer. Wir werden auf das jüngere Hildebrandslied später zurückkommen.

Man wird vielleicht finden, daß unser Bruchstück in der

*) Dies steht nicht mit klaren Worten im Liede; aber gerade zwischen Zeile 29 u. 30 fehlt einiges.

**) Wilkina-Sage, Cap. 376. Im dritten Theile der nordischen Heldenromane von Hagen befindlich.

Behandlung viel Aehnlichkeit mit der Ballade hat, wie sie Bürger behandelt hat. Gewiß waren Gedichte dieser Art, poetische Behandlung einzelner Ereignisse aus der Heldensage, die erste ausgeprägte Poesie. Aus solchen einzelnen Erzählungen, die alle nach derselben Form gebildet waren, konnte sich dann später durch Zusammenfügung leicht eine ganze Sammlung, und somit ein Epos entwickeln.

Das Gedicht hat aber nicht nur durch seine Vortrefflichkeit an sich großen Werth, sondern giebt uns auch über die älteste Gestalt deutscher Poesie genügenden Aufschluß. Daß die Allis teration oder der Stabreim das Bindemittel der Verszei= len bei den Skandinaviern und Angelsachsen war, wußte man långst; nur von eigentlich deutschen Dichtungen konnte man dies nicht nachweisen. Unser Bruchstück ist zwar schon lange bekannt, denn bereits i. J. 1729 gab es J. G. Eckhart heraus *); allein man hielt es stets für ein Fragment einer alten prosaischen Rittergeschichte **), mit der man nicht viel anzufangen wußte. Erst die Gebrüder Grimm, denen die Nation so viel Aufhellung in allen vaterländischen Sachen verdankt, wiesen nach, daß jenes Bruchstück ein Gedicht sey und zwar in alliterierender Form ***).

*) In feinen Commentar. de rebus Franciae orientalis. Würceb. 1729. T. 1. p. 864.

**) Die beiden ältesten Gedichte aus dem achten Jahrhundert: das Lied von Hildebrand und Hadebrand, und das Weißenbrunner Gebet. Caffel 1812. Später: De Hildebrando antiquissimi teutonici fragmentum. Gött. 1830. Für die Erklärung ist sehr wichtig eine Abhandlung von Lachman in den Abhandlungen der Berliner Academie (v. 1833): Ueber das Hildebrandslied.

***) Welche Gelehrsamkeit übrigens manchem unserer Literarhiftoriker innewohnt, davon nur zwei Beispiele. Pöliß zählt (die Sprache der Deutschen, philosopisch und geschichtlich) die ältesten Denkmäler der Sprache auf, und zwar außer der Ueberf. des Ifidor und der Regel des Benedict noch folgende: 1) Ein Fragment aus einer alten Nittergeschichte; 2) das Hildebrandslied; 3) das Weißenbrunner Gebet; 4) ein fränkisches Gebet, früher unter dem Nahmen Kazungali be fannt. Offenbar hat er von allen diesen Sachen nie etwas gelesen, denn Nro. 1 u. 2, sowie Nro. 3 u. 4 find ein und dieselben Gedichte. Herr L. Wihl in feiner neueßten Geschichte der deutschen Nationals literatur will auch das Lied von Hildebrand mittheilen, versieht sich aber, und theilt das Hildebrandslied (aus dem 15ten Jahrh.) mit.

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