Графични страници
PDF файл
ePub

Neran, ein kluger Narr, fårbt seinen Esel grún, Am Leibe grün, roth an den Beinen,

Fångt an, mit ihm die Gassen durchzuziehn;

Er zieht, und Jung und Alt erscheinen.
Welch Wunder! rief die ganze Stadt,
Ein Esel, zeisiggrün, der rothe Füße hat!

Das muß die Chronik einst den Enkeln noch erzählen,
Was es zu unsrer Zeit für Wunderdinge gab!
Die Gaffen wimmelten von Millionen Seelen;
Man hebt die Fenster aus, man deckt die Dächer ab,
Denn Alles will den grünen Esel sehn,

Und Ale konnten doch nicht mit dem Esel gehn.

Man lief die beiden ersten Tage

Dem Esel mit Bewundrung nach.

Der Kranke selbst vergaß der Krankheit Plage,
Wenn man vom grünen Esel sprach.

Die Kinder in den Schlaf zu bringen,

Sang keine Wårterin mehr von dem schwarzen Schaf;

Vom grünen Esel hört man singen,

Und so geråth das Kind in Schlaf.

Drei Tage waren kaum vergangen,

So war es um den Werth des armen Thiers geschehn.
Das Volk bezeigte kein Verlangen,

Den grünen Esel mehr zu sehn ;

Und so bewundernswerth er anfangs Allen schien :
So dacht' jezt doch kein Mensch mit einer Sylb' an ihn.

Ein Ding mag noch so nårrisch seyn,

Es sey nur neu: so nimmt's den Pöbel ein.

Er sieht, und er erstaunt. Kein Kluger darf ihm wehren.
Drauf kömmt die Zeit, und denkt an ihre Pflicht;
Denn sie versteht die Kunst, die Narren zu bekehren,
Sie mögen wollen oder nicht.

Gellert.

[blocks in formation]

Ein Hauswirth, wie man mir erzählt,
Ward lange Zeit durch ein Gespenst gequålt.
Er ließ, des Geists sich zu erwehren,
Sich heimlich das Verbannen lehren;
Doch kraftlos blieb der Zauberspruch.

Der Geist entsegte sich vor keinen Charakteren,
und gab in einem weißen Tuch

Ihm alle Nächte den Besuch.

Ein Dichter zog in dieses Haus.

Der Wirth, der bei der Nacht nicht gern allein gewesen,
Bat sich des Dichters Zuspruch aus,

und ließ sich seine Verse lesen.

Der Dichter las ein frostig Trauerspiel,

Das, wo nicht seinem Wirth, doch ihm sehr wohl gefiel.
Der Geist, den nur der Wirth, doch nicht der Dichter sah,
Erschien und hörte zu; es fing ihn an zu schauern ;
Er konnt' es långer nicht, als einen Auftritt dauern :
Denn, eh' der andre kam, so war er nicht mehr da.

Der Wirth, von Hoffnung eingenommen,

Ließ gleich die andre Nacht den Dichter wiederkommen.
Der Dichter las,, der Geist erschien ;

Doch ohne lange zu verziehn.

Gut! sprach der Wirth bei sich, dich will ich bald verjagen ; Kannst du die Verse nicht vertragen?

Die dritte Nacht blieb unser Wirth allein.

Sobald es zwölfe schlug, ließ das Gespenst sich blicken ;
Johann! fing drauf der Wirth gewaltig an zu schrei'n,
Der Dichter (lauft geschwind) soll von der Güte seyn,
Und mir sein Trauerspiel auf eine Stunde schicken.
Der Geist erschrak, und winkte mit der Hand,
Der Diener sollte ja nicht gehen.

und kurz, der weiße Geist verschwand,

und ließ sich niemals wieder sehen.

Ein Jeder, der dies Wunder liest,

Zieh' sich daraus die gute Lehre,

Daß kein Gedicht so elend ist,

Das nicht zu etwas nüglich wäre.

Und wenn sich ein Gespenst vor schlechten Versen scheut:
So kann uns dies zum großen Troste dienen.

Gesezt, daß sie zu unsrer Zeit

Auch legionenweis erschienen:

So wird, um sich von allen zu befrei'n,

Un Versen doch kein Mangel seyn.

An die Mus e.

O Muse, die du weißt, was Thier' und Bäume sagen, Wovon der Vogel singt, was Fisch und Wurm beklagen, Ich bitte, sage mir, wie reden Löw' und Maus?

Gellert.

Wie drückt sich eine Gans, und wie ein Adler aus?
Wovon schwagt Schneck' und Frosch? wie sprechen muntre Pferde?
Was denkt der volle Mond? worüber seufzt die Erde?

Wie redet die Natur? Es läßt ja ungereimt,

Benn roher Sånger Wig von Wuth der Lämmer tråumt,
Die Löwen weinen läßt, die Hasen drohen lehret,
Gewächsen Flügel dreht, und die Natur verkehret.
Aesopus dichtete natürlich, ohne Zwang,

Aesop, der von der Maus bis an den Löwen sang,
Und, ohne der Natur was Falsches aufzubürden,
Die Thiere reden ließ, wie Thiere reden würden.
Die Wölfe dürfteten nach feiger Låmmer Blut,
Der Hirsch pries sein Geweih, der Uhu seine Brut,
Der Panther drohete, der Stier sprach von dem Stalle,
Der Sperling plauderte, der Fuchs belog sie alle.
Nichts, was sich widersprach,.
Floß jemals in sein Lied. Ihm sang ein Phädrus nach,
und Alle, die nach ihm das Fabelreich durchstrichen,
Erhoben ihren Ruhm, so weit sie jenen glichen.

So sang der Phrygier.

Mein Mund versucht ihr Lied. Wie, wenn es nicht gelingt ?
Wer zweifelt, hat gewählt. Es sey gewagt, er singt.

Lichtwer.

Das aus der Erde wachsende Lamm.

Als die Natur den Pflanz' und Thieren
Das Daseyn gab, so fiel ihr ein,
Von Zwitterart eins aufzuführen,
Halb soll es Thier, halb Pflanze seyn.

Um dieses Unding auszubrüten,

Wuchs aus der Erd' ein kurzer Stamm.
Der Frühling gab ihm Laub und Blüthen,
Der Herbst, anstatt der Frucht, ein Lamm.

Nichts war an ihm, vom Kopf zum Schwanze,
Was nicht dem Wollenviehe glich.

Von unten blieb es eine Pflanze :
Doch Haupt und Hals bewegten sich.

Es zeigte sich die Lust zur Weide;
Zwei Feldgewächse stunden da:
Das Schaf ergriff und fraß sie beide,
Daß man auch ihre Spur nicht sah.

Vernimm, daß es dich reuen werde,
Rief ihm allhier ein Kohlhaupt zu;
Sind wir nicht Kinder einer Erde,
Und wurzeln, wachsen, blühn, wie du?

Genieße måßig unsrer Blåtter;

Nur friß uns nicht mit Stumpf und Stiel.
Das Schaf war taub; es fraß den Vetter,
Den Vetter, der ihm auch gefiel.

Was um es stand, das ward verzehret ;
Die Strafe folgt auf seinen Schmaus.
Als es das Land um sich verheeret,
So dorrt' es selbst vor Hunger aus.

Man sollte ja beinahe schwören,
Daß die Tyrannen Låmmer wåren.

Lichtwer.

Das Reuterpferd.

Ein jeder Weise ist ein Held,

Er låsset sich den Tod nicht schrecken.

Der Tod kömmt ja gewiß, er kömmt zu aller Welt;
Was sollt' er sich vor ihm verstecken ?
Es bring' ihn Feuer, Wasser, Erde,
Es bring' ihn endlich Wind und Luft,
So ift's Ein Tod und Eine Gruft.

Er zeigt sich überall mit einerlei Geberde,
Und ist ein unvermeidlich Ding.

Man stürbe doch einmal, und wenn man ewig klagte.

Merkt, was das Reuterpferd zu seinen Freunden sagte,
Als es nunmehr zu Felde ging,

Und bei dem Abschied die Befreund’ten,

Die alten Uckergåule, weinten :

So sprach es: Ihr beklagt mich wirklich ohne Noth,
Ich geh' in einen edlen Tod,

Und sterbe jung mit Ruhm: mich wird man einst besingen,
Euch wird ein schnöder Tod einst auf den Anger bringen.

Wie Manche schliefen jezt mit Ehren,
Wenn sie fein früh gestorben wåren !

Lichtwer.

Die Lafter und die Strafe.

Die Kinder des verworfnen Drachen,
Die Lafter reisten über Land,
Um anderswo sich was zu machen,
Weil sich zu Hause Mangel_fand.j

Das Gras erstarb, wo sie gegangen,

Der Wald war kahl, die Felder wild,
Die Straße war mit Molch und Schlangen,
Die Luft mit Eulen angefüllt.

« ПредишнаНапред »