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Gewaltig, schnell, von flinken Läufen,
Gewohnt den wilden Ur zu greifen,
Die heß ich auf den Lindwurm an,
Frhize sie zu wildem Grimme,
Bu faffen ihn mit scharfem Zahn,
And lenke sie mit meiner Stimme.

12. Und wo des Bauches weiches Vließ
Den scharfen Bissen Blöße ließ,
Da reiz ich sie, den Wurm zu packen,
Die spigen Zähne einzuhacken.
Ich selbst, bewaffnet mit Geschoß,
besteige mein arabisch Roß,
Ben adelicher Zucht entstammet,
Und als ich seinen Zorn entflammet,
Hasch auf den Drachen spreng ichs los,
And stachl es mit den scharfen Sporen,
Ind werfe zielend mein Geschoß,
le wollt ich die Gestalt durchbohren.

13. Ob auch das Roß sich grauend bäumt,
ind fnirscht, und in den Zügel schäumt,
Ind meine Doggen ängstlich stöhnen,
ficht rast ich, bis sie sich gewöhnen.
so üb ichs aus mit Emigkeit,
Hie dreimal sich der Mond erneut;
nd als sie Jedes recht begriffen,
führ ich sie her auf schnellen Schiffen.
der dritte Morgen ist es nun,
Daß mirs gelungen, hier zu landen,
Den Gliedern gönnt ich kaum zu ruhn,
is ich das große Werk bestanden.

14. Denn heiß erregte mir das Herz
Des Landes frisch erneuter Schmerz:
Zerrissen fand man jüngst die Hirten,
Die nach dem Sumpfe sich verirrten,
Und ich beschließe rasch die That:
Kur von dem Herzen nehm ich Rath.
Blugs unterricht ich meine Knappen,
Beige den versuchten Rappen,
Und son dem edeln Doggenpaar
Begleitet auf geheimen Wegen,
Be meiner That kein Zeuge war,

Keit ich dem Feinde frisch entgegen.

15. Das Kirchlein fkennst Du, Herr, das hoch

Auf eines Felsenberges Joch,

Der weit die Insel überschauet,
Des Meisters fühner Geist erbauet,
Berächtlich scheint es, arm und klein,
Doch ein Mirakel schließt es ein:
Die Mutter mit dem Jesusknaben,
Den die drei Könige begaben.
Auf dreimal dreißig Stufen steigt
Der Pilgrim nach der steilen Höhe;
Doch hat er schwindelnd sie erreicht,
Grquidt ihn seines Hetlands Nähe.

16. Tief in den Fels, auf dem es hängt,
Ift eine Grotte eingesprengt,
Vom Thau des nahen Moors befeuchtet,
Wohin des Himmels Strahl nicht leuchtet,
Hier hausete der Wurm und lag,
Den Raub erspahend, Nacht und Tag.
So hielt er, wie der Höllendrache,
Am Fuß des Gotteshauses Wache;
Und kam der Pilgrim hergewallt,
Und lenkte in die Unglücksstraße,
Hervorbrach aus dem Hinterhalt
Der Feind und trug ihn fort zum Fraße.
17. Den Felsen stieg ich jezt hinan;

Eh ich den schweren Strauß begann,
Hin kniet' ich vor dem Christuskinde,
Und reinigte mein Herz von Sünde,
Drauf gürt ich mir im Heiligthum
Den blanken Schmuck der Waffen um,
Bewehre mit dem Spieß die Nechte,
Und nieder steig ich zum Gefechte.
Zurücke bleibt der Knappen Troß,
Ich gebe scheidend die Befehle,
Und schwinge mich behend aufs Noß,
Und Gott empfehl ich meine Seele.

18. Kaum seh mich im ebnen Plan,
Flugs schlagen meine Doggen an,
Und bang beginnt das Noß zu keuchen,
Und baumet sich und will nicht weichen,
Denn nahe liegt, zum Knâul geballt,
Des Feindes scheußliche Gestalt,
Und sonnet sich auf warmem Grunde.
Auf jagen ihn die flinken Hunde,
Doch wenden sie sich pfeilgeschwind,
Als es den Rachen gähnend theilet,
Und von sich haucht den giftgen Wind,
Und winselnd wie der Schakal, heulet.

19. Doch schnell erfrisch ich ihren Muth,
Sie fassen ihren Feind mit Wuth,
Indem ich nach des Thieres Lende
Aus starker Faust den Speer versende.
Doch machtlos wie ein dünner Stab,
Prallt er vom Schuppenpanzer ab,
und eh ich meinen Wurf erneuet,
Da bäumet sich mein Roß und scheuet
An seinem Basiliskenblick
Und seines Athems giftgem Wehen,
Und mit Entsehen springts zurück;
Und jego wars um mich geschehen

20. Da schwing ich mich behend vom Roß, Schnell ist des Schwertes Schneide bloß; Doch alle Streiche sind verloren,

Den Felsenharnisch zu durchbohren.
Und wüthend mit des Schweifes Kraft

Hat es zur Erde mich gerafft;
Schon seh ich seinen Rachen gähnen,
Es haut nach mir mit grimmen Zähnen,
Als meine Hunde, wuthentbrannt,
An seinen Bauch mit grimmgen Bissen
Sich warfen, daß es heulend stand,
Von ungeheurem Schmerz zerrissen.

21. Und eh es ihren Bissen sich
Entwindet, rasch erheb ich mich,
Erspähe mir des Feindes Blöße,
Und stoße tief ihm ins Gekröse,
Nachbohrend bis ans Heft den Stahl.
Schwarzquellend springt des Blutes Strahl,
Hin sinkt es und begräbt im Falle
Mich mit des Leibes Niesenballe,
Daß schnell die Sinne mir vergehn;
Und als ich neugestärkt erwache,
Sch ich die Knappen um mich stehn,
Und todt im Blute liegt der Drache."

22. Des Beifalls lang gehemmte Lust
Befreit jezt aller Hörer Brust,
So wie der Ritter Dies gesprochen;
Und zehnfach, am Gewölb gebrochen,
Wälzt der vermischten Stimmen Schall
Sich brausend fort im Wiederhall.
Laut fordern selbst des Ordens Söhne,
Daß man die Heldenstirne kröne,

Und dankbar im Triumphgepräng

Will ihn das Volk dem Volke zeigen.
Da faltet seine Stirne streng

Der Meister und gebietet Schweigen,

23. Und spricht: „Den Drachen, der dies Land
Verheert, schlugst Du mit tapfrer Hand;
Ein Gott bist Du dem Volke worden;
Ein Feind kommst Du zurück dem Orden,
Und einen schlimmern Wurm gebar
Dein Herz, als dieser Drache war.
Die Schlange, die das Herz vergiftet,
Die Zwietracht und Verderben stiftet,
Das ist der widerspenstge Geist,
Der gegen Zucht sich frech empöret,
Der Ordnung heilig Band zerreißt,
Denn er ists, der die Welt zerstöret.

24. Muth zeiget auch der Mameluck;
Gehorsam ist des Christen Schmuck!
Denn wo der Herr in seiner Größe
Gewandelt hat in Knechtes Blöße,
Da stifteten auf heilgem Grund
Die Väter dieses Ordens Bund,
Der Pflichten schwerste zu erfüllen,
Zu bändigen den eignen Willen.
Dich hat der eitle Ruhm bewegt,
Drum wende Dich aus meinen Blicken,
Denn wer des Herren Joch nicht trägt,
Darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken.“
25. Da bricht die Menge tobend aus,
Gewaltger Sturm bewegt das Haus,
Um Gnade flehen alle Brüder;
Doch schweigend blickt der Jüngling nieder;
Still legt er von sich das Gewand
Und füßt des Meisters strenge Hand
Und geht. Der folgt ihm mit dem Blicke;
Dann ruft er liebend ihn zurücke,
Und spricht: „Umarme mich, mein Sohn!
Dir ist der härtre Kampf gelungen.
Nimm dieses Kreuz, es ist der Lohn
Der Demuth, die sich selbst bezwungen.“

LI. Der Gang nach dem Eisenhammer.

1. Ein frommer Knecht war Fridolin, Und in der Furcht des Herrn

Ergeben der Gebieterin,

Der Gräfin von Savern.

Sie war so sanft, sie war so gut,

Doch auch der Launen Uebermuth

Hått er geeifert zu erfüllen

Mit Freudigkeit, um Gottes willen.

2. Früh von des Tages erstem Schein

Bis spät die Vesper schlug,

Lebt' er nur ihrem Dienst allein,

That nimmer sich genug.

Und sprach die Dame: „Mach Dirs leicht!“
Da wurd ihm gleich das Auge feucht,

Und meinte, seiver Pflicht zu fehlen,
Durft er sich nicht im Dienste qualen.

3. Drum vor dem ganzen Dienertroß

Die Gräfin ihn erhob,

Aus ihrem schönen Munde floß

Sein unerschöpftes Lob.

LI. 3. 8. an den anmuthsvollen Zügen. F.

Sie hielt ihn nicht als ihren Knecht,
Es gab sein Herz ihm Kindesrecht,
Ihr klares Auge mit Vergnügen
Hing an den wohlgestalten Zügen.
4.

Darob entbrennt in Roberts Bruft,
Des Jägers, giftger Groll,

Dem längst von böser Schadenluft
Die schwarze Seele schwoll.

Und trat zum Grafen, rasch zur That,
Und offen des Verführers Rath,
Als einst vom Jagen heim sie kamen,
Streut' ihm ins Herz des Argwohns Samen:

5. „Wie seid Ihr glücklich, edler Graf,“ Hub er voll Arglist an,

„Euch raubet nicht den goldnen Schlaf
Des Zweifels giftger Zahn.

Denn Ihr berist ein edles Weib,
Es gürtet Echam den keuschen Leib;
Die fromme Treue zu berücken,
Wird nimmer dem Versucher glücken.“

"

6. Da rollt der Graf die finstern Braun: „Was redst Du mir, Gesell?

Werd ich auf Weibestugend baun,

Beweglich wie die Well?

Leicht locket sie des Schmeichlers Mund;
Mein Glaube steht auf fefterm Grund:
Vom Weib des Grafen von Saverne
Bleibt, hoff ich, der Versucher ferne.“

7. Der Andre spricht: „So denkt Ihr recht. Nur Euren Spott verdient

Der Thor, der, ein geborner Knecht,
Ein solches sich erkühnt,

Und zu der Frau, die ihm gebeut,
Erhebt der Wünsche Lüfternheit“
„Was ?" fällt ihm Jener ein und bebet,
„Nedst Du von Einem, der da lebet ?"

8. „Ja doch, was Aller Mund erfüllt, Das bärg sich meinem Herrn?

Doch weil Ihrs dena mit Fleiß verhüllt,
So unterdrückt ichs gern.“

„Du bist des Todes, Bube, sprich!"
Ruft jener streng und fürchterlich.
„Wer hebt das Aug zu Kunigonden?"
„Nun ja, ich spreche von dem Blonden.

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Hier nährten früh und spat den Brand
Die Knechte mit geschäftger Hand,
Der Funke sprüht, die Bälge blasen,
Als gält es Felsen zu verglasen.

12. Des Wassers und des Feuers Kraft Verbündet sieht man hter;

Das Mühlrad, von der Fluth gerafft,
Umwälzt sich für und für.

Die Werke klappern Nacht und Tag,
Im Takte pocht der Hämmer Schlag,
Ind bildsam von den mächtgen Streichen
Ruß selbst das Eisen sich erweichen.

13. Und zweien Knechten winket er, bedeutet fie und sagt:

Den ersten, den ich sende her,
Ind der Euch also fragt:

abt Ihr befolgt des Herren Wort?

Jen werft mir in die Hölle dort,
Jaß er zu Asche gleich vergehe,

ab ihn mein Aug nicht weiter sehe."

14. Deß freut sich das entmenschte Paar

it roher Henkerslust,

Jenn fühllos wie das Eisen war

las Herz in ihrer Brust.

nd frischer mit der Bälge Hauch thisen sie des Ofens Bauch,

ad schicken sich mit Mordverlangen,

Jas Totesopfer zu empfangen.

15. Drauf Robert zum Gesellen spricht

i falschem Heuchelschein :

Frisch auf, Gesell! und säume nicht,
Jer Herr begehret Dein.“

der Herr, der spricht zu Fridolin:
Must gleich zum Eisenhammer hin,
Und frage mir die Knechte dorten,

Ob je gethan nach meinen Worten."

16. Und Jener spricht: „Es soll geschehn!"

Un macht sich flugs bereit.

Det finnend bleibt er plöhlich stehn:
Cb sie mir Nichts gebeut?"
Und vor die Gräfin stellt er sich:
Hinaus zum Hammer schickt man mich,
Se jag, was kann ich Dir verrichten?
Denn Dir gehören meine Pflichten."
17. Darauf die Dame von Savern
Versezt mit sanftem Ton:
„Die heilge Messe hört ich gern;
Doch liegt mir frank der Sohn.
Eo gehe denn, mein Kind, und sprich,
In Andacht ein Gebet für mich,
Und denkst Du reuig Deiner Sünden,
So laß auch mich die Gnade finden.“

18. Und, froh der vielwillkommnen Pflicht, Macht er im Flug sich auf,

hat noch des Dorfes Ende nicht

Grreicht im schnellen Lauf,

Da tönt ihm von dem Glockenstrang
Hellschlagend des Geläutes Klang,
Das alle Sünder, hochbegnadet,
Zum Sakramente feftlich ladet.

19. Dem lieben Gotte weich nicht aus,

Findst Du ihn auf dem Weg!"
Er sprichts und tritt ins Gotteshaus.
Kein Laut ist hier noch reg;
Denn um die Ernte wars, und heiß

Im Felde glüht der Schnitter Fleiß,

K., beutsche Lit. II,

Kein Chorgehülfe war erschienen,
Die Messe kundig zu bedienen.

20. Entschlossen ist er alsobald,
Und macht den Sakristan;
„Las“, spricht er, „ist kein Aufenthalt,
Was fördert himmelan.“

Die Stola und das Cingulum
Hängt er dem Priester dienend um,
Bereitet hurtig die Gefäße,

Geheiliget zum Dienst der Messe.

21. Und als er dies mit Fleiß gethan, Tritt er als Ministrant

Dem Priester zum Altar voran,
Das Meßbuch in der Hand,
Und knieet rechts und knieet links,
Und ist gewärtig jeden Winks;

Und als des Sanktus Worte kamen,·

Da schellt er dreimal bei dem Namen.

22. Drauf als der Priester fromm sich neigt,

Und zum Altar gewandt,

Den Gott, den gegenwärtgen, zeigt

In hocherhabner Hand,

Da kündet es der Sakristan

Mit hellem Glöcklein klingend an,
Und Alles kniet und schlägt die Brüste,
Sich fromm bekreuzend vor dem Christe.

23. So übt er Jedes pünktlich aus
Mit schnell gewandtem Sinn;
Was Brauch ist in dem Gotteshaus,
Er hat es Alles inn,

Und wird nicht müde bis zum Schluß,
Bis zum Vobiscum Dominus
Der Priester zur Gemein sich wendet,
Die heilge Handlung segnend endet.
24. Da stellt er Jedes wiederum
In Ordnung säuberlich,
Erst reinigt er das Heiligthum,
Und dann entfernt er sich,
Und eilt in des Gewissens Ruh
Den Eisenhütten heiter zu,
Spricht unterwegs, die Zahl zu füllen,
Zwölf Paternoster noch im Stillen.

25. Und als er rauschen sieht den Schlot, Und sieht die Knechte stehn,

"

Da ruft er: Was der Graf gebot,
Ihr Knechte, ists geschehn ?“
Und grinsend zerren sie den Mund,
und deuten in des Ofens Schlund:
„Der ist besorgt und aufgehoben,
Der Graf wird seine Diener loben."

26. Die Antwort bringt er seinem Herrn

In schnellem Lauf zurück;

Als der ihn kommen sieht von fern,
Kaum traut er seinem Blick:

„Unglücklicher! wo kommst Du her?"
„Vom Eisenhammer.“

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Nimmermehr!

So hast Du Dich im Lauf verspätet?“ „Herr, nur so lang, bis ich gebetet.

27. Denn, als von Eurem Angesicht Ich heute ging, verzeiht!

Da fragt ich erst, nach meiner Pflicht,
Bet der, die mir gebeut.

Die Messe, Herr, befahl sie mir
Zu hören; gern gehorcht ich ihr,
Und sprach der Rosenkränze viere
Für Euer Heil und für das ihre.“

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Es überläuft ihn kalt,

„Sollt er Dir nicht begegnet sein?

Ich sandt ihn doch zum Wald ?"

„Herr, nicht im Wald, nicht in der Flur Fand ich von Robert eine Spur.“ „Nun,“ ruft der Graf und steht vernichtet, Gott selbst im Himmel hat gerichtet!" 30. Und gütig, wie er nie gepflegt, Nimmt er des Dieners Hand, Bringt ihn der Gattin, tiefbewegt, Die Nichts davon verstand: „Dieß Kind, kein Engel ist so rein, Laßts Eurer Huld empfohlen sein! Wie schlimm wir auch berathen waren: Mit dem ist Gott und seine Scharen."

LII. Der Graf von Habsburg.

1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht Im alterthümlichen Saale

Saß König Rudolphs heilige Macht
Beim festlichen Krönungsmahle.

Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins:
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
Und alle die Wähler, die Sieben,

Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,
Die Würde des Amtes zu üben.

2. Und rings erfüllte den hohen Balkon
Das Volk in freudgem Gedränge;
Laut mischte sich in der Posaunen Ton
Das jauchzende Nufen der Menge;

Denn geendigt nach langem, verderblichem Streit
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit,
Und ein Richter war wieder auf Erden.
Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer,
Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr,
Des Mächtigen Beute zu werden.

3. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal, Und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken;

Doch den Sänger vermiß ich, den Bringer der Luft, Der mit süßem Klang mir bewege die Brust

Und mit göttlich erhabenen Lehren.

So hab ichs gehalten von Jugend an,

Und was ich als Nitter gepflegt und gethan,
Nicht will ichs als Kaiser entbehren.“

4. Und sich! in der Fürsten umgebenden Kreis Trat der Sänger im langen Talare, Ihm glänzte die Locke silberweiß, Gebleicht von der Fülle der Jahre. „Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold: Der Sänger singt von der Minne Sold,

Er preiset das Höchste, das Beste,

Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt, Doch sage, was ist des Kaisers werth

An seinem herrlichsten Feste?“

5. „Nicht gebieten werd ich dem Sänger," spricht Der Herrscher mit lächelndem Munde,

"

Er steht in des größeren Herren Pflicht!

Er gehorcht der gebietenden Stunde:

Wie in den Lüften der Sturmwind saust,

Man weiß nicht, von wannen er kommt und braust,
Wie der Quell aus verborgenen Tiefen,

So des Sängers Lied aus dem Innern schallt,
Und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt,
Die im Herzen wunderbar schliefen.“

6. Und der Sänger rasch in die Saiten fällt Urb beginnt, sie mächtig zu schlagen: „Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held, Den flüchtigen Gemsbock zu jagen.

Ihm folgte der Knapp mit dem Jägergeschoß,
Und als er auf seinem stattlichen Noß
In eine Au kommt geritten,

Ein Glöcklein hört er erklingen fern,
Ein Priester wars mit dem Leib des Herrn,
Voran kam der Meßner geschritten.

7. Und der Graf zur Erde sich neiget hin,
Das Haupt mit Demuth entblößet,
Zu verehren mit gläubigem Christensinn,
Was alle Menschen erlöset.

Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld,

Von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt,

Das hemmte der Wanderer Tritte,

Und beiseit legt Jener das Sakrament,

Von den Füßen zieht er die Schuhe behend,
Damit er das Bächlein durchschritte.

8. „Was schaffst Du?" redet der Graf ihu an, Der ihn verwundert betrachtet.

„Herr, ich walle zu einem sterbenden Mann,
Der nach der Himmelskost schmachtet:
Und da ich mich nahe des Baches Steg,
Da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
Im Strudel der Wellen gerissen.
Drum daß dem Lechzenden werde sein Heil,
So will ich das Wasserlein jezt in Ell
Durchwaten mit nackenden Füßen.“

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29. 2. Wird glühend und wird blaß; F — 4. Ich fandt' ihn doch die Straß'! F.

11. So mog auch Gott, der allmächtige Hort,

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Der das Flehen der Schwachen erhöret,

Zu Ehren Euch bringen hier und dort,

So wie Ihr jest ihn geehret.

Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt
Durch ritterlich Walten im Schweizerland;
Fuch blühen seche liebliche Töchter.
So mögen fie," rief er begeistert aus,

Sechs Kronen Euch bringen in Euer Haus,
Ind glänzen die spätsten Geschlechter!"

12. Und mit finnendem Haupt saß der Kaiser da, Me dächt er vergangener Zeiten,

st, da er dem Sänger ins Auge sah,
Da ergreift ihn der Worte Bedeuten.
Die Züge des Priesters erkennt er schnell,

Ind verbirgt der Thränen stürzenden Quell
In des Mantels purpurnen Falten.
Ind Alles blickte den Kaiser an,

ind erkannte den Grafen, der das gethan,
nd verehrte das göttliche Walten.

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Ru langem Gähnen,

Ut dittelt die Mähnen,

5 ne streckt die Glieder,

Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder;

Da öffnet sich behend

Fin zweites Thor,
)Daraus rennt
Wit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.

Wie der den Löwen erschaut,
Brillt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Ginen furchtbaren Reif,

Und redet die Zunge,

Und im Kreise scheu

Umgeht er den Leu
0 Grimmig schnurrend;

Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder:

Da speit das doppelt geöffnete Haus

15 Zwei Leoparden auf einmal aus;

Die stürzen mit muthiger Kampfbegier

Auf das Tigerthier;

Das packt sie mit seinen grimmigen Tagen, Und der Leu mit Gebrüll

40 Richtet sich auf; da wirds still;

LIII. 65. Und der Ritter sich tief verbeugend spricht: F.

Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern sich die gräulichen Kazen.

Da fällt von des Altans Nand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leun
Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges spottender Weis Wendet sich Fräulein Kunigund: „Herr Ritter, ift Eure Lieb so heiß, Wie Ihr mirs schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf." Und der Ritter in schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger Mit festem Schritte,

Und aus der Ungeheuer Mitte

Nimmt er den Handschuh mit kecem Finger.
Mit Erstaunen und mit Grauen
Sehens die Nitter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde;
Aber mit zärtlichem Liebesblick

-

Er verheißt ihm sein nahes Glüc Empfängt ihn Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: ,Den Dank, Dame, begehr ich nicht!“

"

Und verläßt sie zur selben Stunde.

LIV. Die Künstler.

Wie schön, o Mensch, mit Deinem Palmenzweige Stehst Du an des Jahrhunderts Neige

In edler stolzer Männlichkeit,

Mit aufgeschloßnem Sinn, mit Geistesfülle,

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Voll milden Ernsts, in thatenreicher Stille,

5

Der reifste Sohn der Zeit,

Frei durch Vernunft, stark durch Geseze,

Durch Sanftmuth groß, und reich durch Schäße,

Die lange Zeit Dein Busen Dir verschwieg,

Herr der Natur, die Deine Fesseln licbet,

10

Die Deine Kraft in tausend Kämpfen übet,

Und prangend unter Dir aus der Verwildrung stieg! Berauscht von dem errungnen Sieg,

Verlerne nicht die Hand zu preisen,

Die an des Lebens ödem Strand

Den weinenden verlaßnen Watsen,

Des wilden Zufalls Beute, fand,

Die frühe schon der künftgen Geisterwürde

Dein junges Herz im Stillen zugekehrt,

Und die befleckende Begierde

20

Von Deinem zarten Busen abgewehrt,

Die Gütige, die Deine Jugend

In hohen Pflichten spielend unterwies,
Und das Geheimniß der erhabnen Tugend
In leichten Räthseln Dich errathen ließ,
Die, reifer nur ihn wieder zu empfangen,
In fremde Arme ihren Liebling gab,
O falle nicht mit ausgeartetem Verlangen
Zu ihren niedern Dienerinnen ab!
Im Fleiß kann Dich die Biene meistern,

In der Geschicklichkeit ein Wurm Dein Lehrer sein,
Dein Wissen theilest Du mit vorgezognen Geistern,
Die Kunst, o Mensch! hast Du allein.

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