Volks

V o l k s lieder

der Deutschen.

Eine

vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volkslieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.

Herausgegeben

und

mit den nöthigen Bemerkungen und Hinweisungen versehn, wo die verschiedenen Lieder aufgefunden werden können,

durch

Friedrich Karl Freiherrn von Erlach.

3weiter Band.

Mannheim,

bei Heinrich Hoff.

1 8 3 4.

4638

58.3

II.

Deutsche Volkslieder.

1450 bis 1833.

12. Aus Gråters Bragur.

1. Abschiedsklage eines Mädchens.

Aus dem geschriebenen Liederbuche eines Handwerksburschen genommen. (Siche Gråters Bragur. 8 Theile. Leipzig 1791-1812. I. S. 272.)

Ach! in Trauren muß ich leben,

Ach! wie hab' ich's dann verschuldt?
Weil mir's hat mein Schaß aufgeben,
Muß ich's leiden mit Geduld!

Bater und Mutter, die wollen's nicht leiden,
Gelt, mein Schah, das weißt du wohl?

Du hast Recht in allen Sachen,

Kannst dein Glück noch besser machen,
Weil ich dich nicht kriegen soll.

Rosmarin und Lorbeerblätter

Verehr' ich dir zu guter Leht,
Das soll seyn das leht Gedenken,
Weil du mich nochmals ergeht!

Es sind zwei Stern' an dem Himmel,
Leuchten wie das klare Gold;
Der eine leucht zu mei'm Schäßchen,
Der ander durch das finstre Holz.

Sind wir oft beisämmen gesessen
Manche schöne halbe Nacht,
Haben wir oft den Schlaf vergessen,
Und mit Lieben zugebracht.

Morgen, wenn ich früh aufstehe,

Ist mein Schatz schon aufgepust,
Schon mit Stiefeln, schon mit Sporen
Giebt er mir den Abschiedskuß!