Nun gebt mir Urlaub, zarte Fraue, Ich will Gott vollbringen sein Fahrt."
Im Glauben will ich nit wenken, Herzliebe Fraue zart!
Zum besten sollt ihr mein gedenken, Bin ich auf der Wallefahrt: Ich will's nit unterwegen lan, So gebt mir Urlaub, zarte Fraue, Seit ich des gelobet han.“
,,Gott gesegen' euch, edle Fraue, In also tugendhaftem Mut, Aller Ehren ich euch wohl traue, Gott hab' uns in seiner Hut; Und woll auch uns befohlen seyn, Sankt Thomas, der wohl edel Herr, Der thue uns seiner Hülfe Schein."
Und do der edel Möringer
Des Morgens aus seinem Bette ging, Do begegnet ihm sein Kammerer. Das Gewand er von ihm empfing, Ein Becken mit Wasser bracht' man dar, Er nahm's auf seine weiße Hånd Und wusch sein lichte Augen klar.
Er sprach:,,Kammerer, traut Gesind, Du allerliebster Diener mein, Ob (so) ich die Tugend an dir find. Daß du pflegest der Frauen mein. Ich befehl dir's nun sieben Jahr, Kumm ich wieder ham zu Land Reichlich ich dich begab zwar.“ (fürwahr)
Do sprach der Kammerer tugendleich: ,,,,Edler Ritter, es däucht mich gut Ihr bliebt herhaim (daheim) bei eurem Reich, Die Frauen tragen kurzen Mut.
Vernehmt mich recht, was ich euch sage,
Daß ich der Frauen eben pflig (pflege) Nit långer dann sieben Tage.""
Und do dem edeln Möringer
Die fremd Rede ward bekannt,
Er ging hin in großer Schwer, (Noth) Do er den jungen von Neuffen fand, Do er ihn zum ersten anesach;
Und wie der edel Möringer
Gar züchtiglichen zu ihm sprach!
Er sprach: Junger Herr von Neuffen, Ihr allerliebster Diener mein, Wollt ihr meine Bitt' begreifen Daß ihr pflegt der Frauen mein; Ich befehle euch's an der Statt Als Gott seiner lieben Mutter that Do er an das Kreuze trat."
Do dem jungen Herren von Neuffen Diese Ebentheur ward bekannt: ,,,,AU euer Sorg laßt euch entschleiffen, Und zieht in Sankt Thomas Land, Gelaubt euch sicherlichen fürwahr, Daß ich eurer Frauen pflig
Und wåret ihr aus dreißig Jahr.""
Do dem edeln Móringer
Die gute Rede ward bekannt,
Vergangen was (war) ihm Leid und Schwer,
Er zog in Sankt Thomas Land.
Die Ebentheur sagt man fürwahr:
Aus blieb der edel Möringer
Williglich wohl sieben Jahr.
Do der edel Móringer
In einem Garten lag und schlief, Dem Ritter traumet' also schwer, Ein Engel vom Himmel ihn aufrief:
,,Entwache Möringer! es ist Zeit! Kommst du heut nit zu Land
Der jung von Neuffen nimmt dein Weib."
Da rauft der edel Möringer
Vor Leid aus seinen grauen Bart : ,,Mir ist leid und also schwer,
Ach Gott, daß ich je geboren ward! Soll ich also geschieden seyn
Von Land und von meinen Leuten, So reuet mich die Fraue mein."
Er sprach:,,Sankt Thomas, edler Herr, Sey dir geklagt alles mein Leid,
Daß sich mein Frau will scheiden von Ehr Die ich hab bracht zur Würdigkeit; Ach, ich elender, betrübter Mann, Nun bin ich fern in fremden Landen
Gott mag's wohl understan.“ (hintertreiben)
Do der edel Móringer
Also zu Gotte rief,
Ihm war Leid und also schwer,
Seinen Sorgen er wieder entschlief.
Do erwachet er, west (wußte) nit wo er was,
Wie der edel Móringer
Daheim vor seiner Mühlen saß.
,,Nun dank ich Maria und ihrem Kind,
Daß sie mir haben geholfen her,
Daß ich mein Mühl so schöne find Nach all meines Herzens Begehr.“ Doch war er ein gar traurig Mann Do er in sein Mühlen ging Und ihn niemand erkennen kann.
Er sprach:,,Müllner, traut Gesind, Weißt auf der Burg nit neue Mähr; Ob ich die Tugend an dir find, Ich armer elender Pilger?"
,,,,Ebentheur der weiß ich viel, Wie des edeln Móringers Frau, Den von Neuffen heut nehmen will.""
,,,,Man spricht der edel Möringer Der sey in fremden Landen todt; Das ist mir leid und also schwer, Gott woll ihm helfen aus aller Noth, Gott gnad' dem liebsten Herren mein, Von dem ich hab groß Gut und Ehr'. Gott tröst die liebe Seele sein."u
Do sprach der edel Möringer, Do er war also ein traurig Mann: ,,Ach Gott, nun helf du mir, ach Herr, Nun rath mir, wie greif ich es an,
Daß ich in mein Burg hinein kåm Und von diesem Hofgesind
Un meinem Leib kein'n Schaden nehm?"
Do ging der edel Möringer
An sein eigen Burgethor,
Er klopfet an mit großem Schwer; Der Thorwart sprach: wer ist darvor?
,,Ach geh und sag der Frauen dein: Es ist hienieden vor der Burg Ein elender Pilgerein."
,,Nun bin ich heut fern hergegangen
Daß ich also müd worden bin,
Thu's durch Gott, saum dich nit lange; Als in der Burg steht all mein Sinn;
Ich bitt das Almosen also sehr
Durch (um) Gott und Sankt Thomas willen,
Und durch des edeln Móringers Seel'!"
Der Thorwart that nach sein'm Gebot, Er ging zu der edlen Frauen sein, Er sprach:,,Edle Fraue, bei Gott,
Hienieden steht ein Pilgerein, Er bitt't bas Almosen also sehr, Durch Gott und Sankt Thomas willen, Und durch des edlen Möringers Seel'.“
Da nun die Fraue das erhort Von dem armen Pilgerein,
Sie sprach:,,Nun schleuß auf die Port Und laß ihn zu mir herein.
Schleuß ihm auf der Burge Thor, Durch Gott und Sankt Thomas willen Geb' ich ihm zu essen ein ganz Jahr."
Do derselbige Thorwart Hinschied von der edlen Frauen sein, Der edel Móringer der ward Gelassen in die Burg hinein.
,,Ich dank' dir, Herr Jesu Christ, Deiner Mild' und deiner Güte, Daß mir mein' Burg geöffnet ist."
Do der edel Möringer In sein eigen Burg einging, Ihm war leid und also schwer Daß ihn da kein Mann empfing. Er sagt sich nieder auf ein Bank: Wie dem edeln Möringer Ein kleine Weile ward so lang!
Hienach zu der Abendstund Die Braut sollt zu Bette gan, Sie waren all fröhlich gesund
Do redet der beste Dienestmann:
Mein Herr Möring hett (hatte) die Sitt,
Daß kein Gast auf seiner Burg entschlief,
Er sang denn vor ein Hofelied.”
Das erhort der jung Herr von Neuffen, Der der Brautgam sollte seyn:
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