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feinem Vaterlande 1739 zum zweitenmal mit Elisabeth Bucher, Tochter rines Rathsherren zu Bern vermählt hatte, wurde ihm auch diese Gattinn schen im Februar 1741 wieder durch den Tod entrissen. Eine dritte Ehe war glücklicher und seine Gemahlinn, die Tochter eines Hofraths zu Weimar, blieb seine Begleiterinn durchs Leben. Göttingen wurde nun der Schauplatz seis ner großen Thätigkeit. Unter 86 Schriften, welche er herausgab sind seine Flora der Schweiz in 2 Foliobänden und seine Physiologie besonders zu nennen. An der Herausgabe der Göttingsichen gelehrten Zeitngen nahm er lebhaften Antheil und wurde 1751 der Mitstifter der Königlichen Gesells schaft der Wissenschaften und beständiger Präsident derselben. Auch wurde er der Gründer der reformirten Kirche in Göttingen. Sein Nuf er füllte Europa und er wurde Mitglied der gelehrten Gesellschaften zu Leipzig, London, Stockholm, Wien, Bologna, der chirurgischen und der Akademie der Wissenschaften in Paris und 1749 der in Berlin. Ebenso ernannte ihn der König von Großbritanien 1739 zum Leibarzt, 1743 zum Hofrath, seine Vaterstadt Bern 1745 zum Mitglied bes großen hohen Raths, der König Georg 1749 zum Staatsrath und Kaiser Franz I. erhob ihn mit seinen Nachkommen in den Neichsadelstand. Indessen sehnte er sich doch nach seinem Vaterlande und in die Ruhe zurück, wie ihm auch sein Auf- · enthalt in Göttingen durch mancherlei Kabalen und Feindseligkeiten verbittert wurde. So vertauschte er 1753 Göttingen mit Bern, wurde dort Ammann und nachher Director der Salzwerke zu Ber und Aigle, welche Stelle er bis an seinen Tod bekleidete und alle Anträge zu bedeutenden Ämtern, wie den Ruf zur Canzlerstelle in Halle 1756 und zu Göttingen 1770 ausschlug. Auch für sein Vaterland machte er sich vielfach verdient, war für die Akademie zu Lausanne thätig und vermittelte die Grenzstreitigkeiten zwischen Bern und Wallis. Seine literairische Thätigkeit war auch noch in seinem Alter sehr lebendig, wie er wohl den ausgebreitesten Briefwechsel unter allen Gelehrten des achtzehnten Jahrhunderts führte. In den lehtern Jahren seines Lebens stimmte ihn sein kränklicher Zustand sehr trübe, wie er überhaupt zur Hypochondrie hinneigte. Er starb am 12. Dezember 1777 im 70. Jahre seines reichen und verdienstvollen Lebens.

Unstreitig gehört Haller zu den allerbedeutendsten Gelehrten und auch bies hat seiner Dichtkunst einen Glanz gegeben, wie er auch zuerst als philosophischer Dichter der Deutschen auftritt, den Engländer Pope sich als Mufter wählend, aber sonst als empfindender Dichter an Lohenstein, wenigstens in früherer Zeit, und Brockes sich anlehnend. Er, wie sein Freund Drollinger, schließen sich auch immer dem Religiösen an, wie es Haller die höchste Beleidigung war, daß der freigeisterische La Mettrie in seiner Bosheit ihm sein irreligiöses Machwerk: l'homme Machine zueignen konnte, und er in den,,Briefen über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung" den Glauben gegen Voltaire vertheidigte. Seinem ganzen Wesen nach dem

Ernste und der tiefen Empfindung sich hingebend, spricht sich uns auch dieser Character überall in seinen Dichtungen aus, während er als Dichter des Verstandes auch immer an den eignen Productionen zu tadeln und zu feilen weiß und zuleht nicht dreißig seiner Gedichte der Erhaltung würdig schätzt.

Seine Gedichte:,,Versuch Schweizerischer Gedichte“ erschie nen bei seinem Leben zuerst 1732 zu Bern und zuleßt 1777 als elfte Ausgabe und haben mancherlei Verbesserungen und Veränderungen erhalSie find ins Französische, Italienische und Englische überseßt worden. Noch 1828 erschien eine zwölfte Auflage. Ferner erschienen von ihm drei Romane:

1. Usong, eine morgenländische Geschichte in vier Büchern, durch den Verf. des Versuchs Schweizerischer Gedichte. Bern 1771. 8. (Noch 4 Aufl. bis 1778.)

2. Alfred König der Angelsachsen, von Albrecht von Haller. Göttingen und Bern. 1773. fl. 8.

3. Fabius und Kato, ein Stück der römischen Geschichte. Bern und Göttingen. 1774. fl. 8.

welche die Vorzüge der unumschränkten Monarchie, der eingeschränkten und der Aristokratie darstellen sollen, und unter denen der erste als der ausgezeichnetere gilt. Noch wären zu nennen außer seinen 12,000 Recensionen in den Göttingischen Blättern:

1. Sammlung kleiner hallerischer Schriften. 3 Th. Bern 1772. 8. (3w. Aufl. Erste erschien 1756.)

2. A. von Haller c. Tagebuch seiner Beobachtungen über Schriftsteller und über sich selbst. 2 Th. (Herausg. von J. G. Heinzmann.) Bern 1787. 8.

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Über ihn sind zu vergleichen: Manso in Sulzers Beitr. Bd. 1. Stück 1. S. 118-140. und Bd. 8. St. 1. S. 105 fl.,,, Leben des Herrn von Haller von J. G. Zimmermann, Stadtphys. in Brugg. Zürich 1755. 8." (Nur bis 1754 reichend) und die Lobreden auf Haller von Balthasar, V. B. Tscharner (Auszug im deutschen Merkur 1778, Junius) und Senebier. - Daß Haller im Usong . 227 bis 233. unter dem Oel fu sich selbst verstehen und einen Theil seiner Lebensgeschichte erzählen sollte, scheint nicht sehr wahrscheinlich.

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1. Gervinus sagt: Neuere Gesch. der poet. Nat. Literat. Th. I. Lpz. 1840. S. 43. „während Haller das Seinige gleichgültig liegen ließ." Die Angaben der frühern Lesarten in den späteren Ausgaben seiner Gedichte zeigen doch das Gegentheil.

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(Aus der achten Aufl. der Gedichte. Göttingen 1753. S. 1.)

Der Mond verbirget sich, der Nebel grauer Schleier
Deckt Luft und Erde nicht mehr zu;

Der Sterne Glanz verschwindt, der Sonne reges Feuer
Stöhrt alle Wesen aus der Ruh.

Der Himmel färbet sich mit Purpur und Saphiren,
Die frühe Mergen - Röthe lacht:

Und vor der Rosen Glanz, die ihre Stirne zieren,
Entflieht das blasse Heer der Nacht.

Durchs rothe Morgen- Thor der heitern Sternen-Bühne

Naht das verklärte Licht der Welt;

Die falben Wolken glühn von blißendem Rubine,

Und brennend Gold bedeckt das Feld.

Die Rosen öfnen sich, und spiegeln an der Sonne
Des kühlen Morgens Perlen Thau;

Der Lilgen Ambra-Dampf belebt, zu unsrer Wonne,
Der zarten Blätter Atlasgrau.

Der wache Feld Mann eilt mit fingen in die Felder,
Und treibt vergnügt den schweren Pflug;

Der Vögel rege Schaar erfüllet Luft und Wälder,
Mit ihrer Stimm und frühem Flug.

Schöpfer! was ich seh, sind Deiner Allmacht Werke,

Du bist die Seele der Natur;

Der Sterne Lauf und Licht, der Sonne Glanz und Stärke, Sind deiner Hand Geschöpf und Spur.

Du stekst die Fackel an, die in dem Mond uns leuchtet,

Du giebst den Winden Flügel zu;

Du leyhst der Nacht den Thau, womit sie uns befeuchtet,

Du theilst der Sterne Lauf und Ruh.

Du haft der Berge Stoff aus Thon und Staub gedrehet

Der Schachten Erzt aus Sand geschmelzt;

Du hast das Firmament an seinen Ort erhöhet,

Der Wolken Kleid darum gewelzt.

Dem Fisch, der Ströme bläßt, und mit dem Schwanze stürmet, Hast du die Adern ausgehölt;

Du hast den Elefant aus Erden aufgethürmet,
Und seinen Knochen - Berg beseelt.

Des weiten Himmel-Raums saphirene Gewölber
Gegründet auf den leeren Ort,

Die allgemeine Welt, begränzt nur durch dich selber,
Hob aus dem Nichts Dein einzig Wort.

Doch dreymahl groffer GOtt! es sind erschaffne Seelen
Für deine Thaten viel zu klein;

Sie sind unendlich groß, und wer sie will erzählen,
Muß, gleich wie Du, ohn Ende seyn.

Unbegreiflicher! ich bleib in meinen Schranken,
Du Sonne blend'st mein schwaches Licht;

Und wem der Himmel selbst sein Wesen hat zu danken,
Braucht eines Wurmes Lobspruch nicht.

Beispiel 2.

Aus dem Gedichte: Die Alpen. (ib. S. 21.)

Versuchts, ihr Sterbliche, macht euren Zustand besser,
Braucht, was die Kunst erfand, und die Natur euch gab;
Belebt die Blumen Flur mit steigendem Gewässer,
Theilt nach Korinths Gesetz gehaune Felsen ab;
Umhängt die Marmor-Wand mit Persischen Tapeten,
Speist Tunkins Nest aus Gold, trinkt Perlen aus Smaragd;
Schlaft ein beym Saitenspiel, erwachet bey Trompeten,
Räumt Klippen aus der Bahn, schließt Länder ein zur Jagd
Wird schon, was ihr gewünscht, das Schicksal unterschreiben,
Ihr werdet arm im Glück, im Purpur elend bleiben.

Nur die Seele macht ihr Glück, fährt der Dichter fort, weist auf das goldne Zeitalter und preist das Volk der Alpenberge glücklich, bei dem noch Einfachheit der Sitten herrsche, die Laster fremd sein, da es noch arm, nur der Natur lebe in Frohsinn und Unschuld, schildert dann ihre Vergnügungen, ihre Sitten, ihr Land, und fährt v. 38 fort

Wann Plöbus helles Licht durch flücht'ge Nebel strahlet,
Uud von dem nassen Land der Wolken Thränen wischt,
Wird aller Wesen Glanz mit einem Licht gemahlet,
Das auf den Blättern schwebt, und die Natur erfrischt:

1. Die bekannten gewürzigen Nester der Ealanganschwalbe. -2. Rheinwein aus grünen Römern,

Die Luft erfüllet sich mit lauen Ambra - Dämpfen,
Die Florens bunt Geschlecht gelinden Westen zollt,

Der Blumen scheckigt Heer scheint um den Rang zu kämpfen,
Ein lichtes Himmel - Blau beschämt ein nahes Gold:
Ein ganz Gebürge scheint, gefirnißt von dem Regen,
Ein grünender Tapet, gestickt mit Regenbögen.

Dort ragt das hohe Haupt vom edlen Enziane3
Weit überm niedern Chor der Pöbel Kräuter hin:
Ein ganzes Blumen-Volk dient unter seiner Fahne,
Sein blauer Bruder selbst, bückt sich, und ehret ihn.
Der Blumen helles Gold, in Strahlen umgebogen,
Thürnt sich am Stengel auf, und krönt sein grau Gewand;
Der Blätter glattes Weiß, mit tieffem Grün durchzogen,
Strahlt mit dem bunten Blitz von feuchten Diamant:*
Gerechtestes Gesäß! daß Kraft sich Zier vermähle,
In einem schönen Leib wohnt eine schönre Seele.

Hier kriecht ein niedrig Kraut, gleich einem grauen Nebel,
Dem die Natur sein Blatt im Kreuze hingelegt;

Die holde Blume zeigt die zwey vergöldten Schnäbel,
Die ein von Amethyst gebildter Vogel trägt."
Dort wirft ein glänzend Blat, in Finger ausgekerbet,
Auf eine helle Bach den grünen Wiederschein;
Der Blumen zarten Schnee, den matter Purpur färbet,
Schließt ein gestreifter Stern in weisse Strahlen ein:"
Smaragd und Rosen blühn, auch auf zertretner Heide
Und Felsen decken sich mit einem Purpur-Kleide."

Allein wohin auch nie die milde Sonne blicket,
Wo ungestörter Frost das öde Thal entlaubt,

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3. Gentiana floribus rotatis verticillatis. Enum. Helv. p. 478. eines der größten Alpenkräuter und dessen Heilkräfte überall bekannt sind, und der blaue foliis amplexicaulibus floris fauce barbata Enum. Helv. p. 473., der viel fieiner und unansehnlicher ist. (Anm. Hallers.) – 4. Weil sich auf den großen and etwas hohlen Blättern der Thau und Regen leicht sammelt, und wegen ihrer Glittigkeit sich in lauter Tropfen bildet. (Anm. Hallers.) 5. Antirrhinum caule procumbeste, foliis verticillatis, floribus congeftis, ib. p. 624, idem.) – 6. Aftrantia foliis quinquelobatis lobis tripartitis, ib. 439. id. — 7. Ledum foliis glabris flore tubulofo und Ledum foliis ovatis ciliatis flore tubalofo. ib. 417. und 418. id. 8. Silene acaulis ib. 375., womit oft ganz groffe Felsen, wie mit einem Purpurmantel, weit und breit überzogen sind. id.

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