Beispiel 1. Aus den Sinngedichten. (Th. I.) 34. Hinz und Kunz. Hinz. Was doch die Großen alles essen! Gar Vogelnester; eins, zehn Thaler werth. 40. An den Salomon. Daß unter tausenden ein weiser Mann Doch wundert mich noch mehr, Daß, unter tausenden, ein weiser Mann Nicht Eine gut sich machen kann. 55. Auf den Tod eines Affen. Hier liegt er nun der kleine, liebe Pavian, Der uns so manches nachgethan! Ich wette, was er ist gethan, Thun wir ihm alle nach, dem lieben Pavian. 73. Auf eine Bildsäule des Amor. Chloe, halte deinen Blick Vor diesem Schalke ja zurück! Gefeßt, er wär auch ohne Leben: Was er nicht hat, das kann dein Blick ihm geber 106. Das schlimmste Thier. Wie heißt das schlimmste Thier mit Namen? 137. Ihr Wille und sein Wille. Er. Nein, liebe Frau, das geht nicht an: Sie. Was? nicht meinen Willen haben? Schon gut! so sollst du mich in Monatsfrist begraben. Er. Den Willen kannst du haben. 142. Auf den Ley. Der gute Mann, den Ley bey Seite dort gezogen! Wie weiß ich das? Ich hör ihn freylich nicht: 144. Abschied an den Lefer. Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt, Beispiel 2. Der Tød. 1747. Gestern, Brüder, könnt ihrs glauben? Drohend schwang er seine Hippe, (Th. I. S. 64.) Tod, bat ich, ich möcht' auf Erden Gut, wenn das ist, magst du leben: O! wie schön klingt dieß den Ohren! Ewig muß ich also leben, 1. Früh. Lesart: (Stellt each mein Erschrecken für!) Gestern kam der Tod zu mir. Beispiel 3. Die drey Reiche der Natur. (S. 68.) Ich trink', und trinkend fällt mir Der Weinstock und die Aloe. ben, Warum Naturreich dreyfach sey. fann, Die Thier' und Menschen trinken, Wird in das zweyte Reich gethan. a. Der Sperling und der Strauß. (I. 17. Th. I. S. 137.) Sey auf deine Größe, auf deine Stärke so stolz als du willst: sprach der Sperling zu dem Strauße. Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannst nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur Ruckweise. Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes, eines kleinen verliebten Gesanges, ist mehr ein Genie, als der schwunglose Schreiber einer langen Hermaniade. b. Die junge Schwalbe. (I. 17. Th. I. S. 138.) Was macht ihr da? fragte eine Schwalbe die geschäftigen Ameisen. Wir sammeln Vorrath auf den Winter; war die geschwinde Antwort. Das ist klug, sagte die Schwalbe; das will ich auch thun. Uud so: gleich fing fie an, eine Menge todter Spinnen und Fliegen in ihr Nest zu tragen. Aber wozu soll das? fragte endlich ihre Mutter. Wozu? Verrath ,,auf den bösen Winter, liebe Mutter; sammle doch auch! Die Ameisen haben mich diese Vorsicht gelehrt." O laß den irrdischen Ameisen diese kleine Klugheit, versetzte die Alte; was sich für sie schickt, schickt sich nicht für bessere Schwalben. Une hat die gütige Natur ein holdres Schicksal bestimmt. Wenn der reiche Som mer sich endet, ziehen wir von hinnen; auf dieser Reise entschlafen wir allgemach, und da empfangen uns warme Sümpfe, wo wir ohne Bedürfnisse raften, bis uns ein neuer Frühling zu einem neuen Leben erwecket. c Merops. (I. 24. S. 139.) Ich muß dich doch etwas fragen; sprach ein junger Adler zu einem tiefsinnigen grundgelehrten Uhu. Man sagt, es gäbe einen Vogel, mit Namen Merops, der, wenn er in die Luft steige, mit dem Schwanze vor: aus, den Kopf gegen die Erde gekehret, fliege. Ist das wahr? En nicht doch! antwortete der Uhu; das ist eine alberne Erdichtung des Menschen. Er mag selbst ein solcher Merops seyn; weil er nur gar zu gern den Himmel erfliegen möchte, ohne die Erde, auch nur einen Augenblick, aus dem Gesichte zu verlieren. d. Herkules. (II. 2. IH. I. S. 142.) Als Herkules in den Himmel aufgenommen ward, machte er seinen Gruß unter allen Göttern der Juno zuerst Der ganze Himmel und Juno erstaunte darüber. Deiner Feindin, rief man ihm zu, begegnest du so vorzüglich? Ja, ihr selbst; erwiederte Herkules. Nur ihre Verfolgun gen sind es, die mir zu den Thaten Gelegenheit gegeben, womit ich den Himmel verdient habe. Der Olymp billigte die Antwort des neuen Gottes, und Juno ward versöhnt. e. Zevs und das Schaf. (II. 18. Th. I. S. 149.) Das Schaf mußte von allen Thieren vieles leiden. Da trat es vor den Zevs, und bat, sein Elend zu mindern. Zevs schien willig, und sprach zu dem Schafe: Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich habe dich allzu wehrlos erschaffen. Nun wähle wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll. Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen, und deine Füße mit Krallen rüsten? — O nein, sagte das Schaf; ich will nichts mit den reißenden Thieren gemein haben. Oder, fuhr Zevs fort, soll ich Gift in deinen Speichel legen? Ach! versehte das Schaf; die giftigen Schlangen werden ja so sehr gehasset. Nun was soll ich denn? Ich will Hörner auf deine Stirn pflanzen, und Stärke deinem Nacken geben. Auch nicht, gütiger Vater; ich könnte leicht so stößig werden, als der Bock. Und gleichwohl, sprach Zevs, mußt du selbst schaden können, wenn fich andere dir zu schaden hüten sollen. Müßt ich das! seufzte das Schaf. O so laß mich, gütiger Vater, wie ich bin. Denn das Vermögen, schaden zu können, erweckt, fürchte ich, die Lust, schaden zu wollen, und es ist besser, Unrecht leiden, als Unrecht thun. Zevs segnete das fromme Schaf, und es vergaß von Stund an, zu klagen. f. Das Schaf. (II. 23. Th. I. S. 151.) Als Jupiter das Fest seiner Vermählung feyerte, und alle Thiere ihm Geschenke brachten, vermißte Juno das Schaf. Wo bleibt das Schaf? fragte die Göttin. Warum versäumt das fromme Schaf, uns sein wohlmeinendes Geschenk zu bringen? Und der Hund nahm das Wort und sprach: Zürne nicht, Göttin! Ich habe das Schaf noch heute gesehn; es war sehr betrübt und jammerte laut. Und warum jammerte das Schaf? fragte die schon gerührte Göttin. Ich ärmste! so sprach es. Ich habe ißt weder Wolle, noch Milch; was werde ich dem Jupiter schenken? Soll ich, ich allein, leer vor ihm erscheinen? Lieber will ich hingehen und den Hirten bitten, daß er mich ihm opfere! Indem drang, mit des Hirten Gebete, der Rauch des geopferten Schafes, dem Jupiter ein süßer Geruch, durch die Wolken. Und ist hätte Juno die erste Thräne geweinet, wenn Thränen ein unsterbliches Auge benetzten. g. Das Geschenk der Feyen. (HI. 4. Th. I. S. 155.) Zu der Wiege eines jungen Prinzen, der in der Folge einer der größten Regenten seines Landes war, traten zwey wohlthätige Feyen. Ich schenke diesem meinem Lieblinge, sagte die eine, den scharfsichtigen Blick des Adlers, dem in seinem weiten Reiche auch die kleinste Mücke nicht entgeht. Das Geschenk ist schön: unterbrach sie die zweite Feye. Der Prinz wird ein einsichtsvoller Monarch werden. Aber der Adler besißt nicht allein Scharfsichtigkeit, die kleinsten Mücken edle Verachtung, ihnen nicht nachzajagen. von mir zum Geschenk! zu bemerken; er besitzt auch Und diese nehme der Prinz Ich danke dir, Schwester, für diese weise Einschränkung, verseßte die |