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der coloss von Rhodus vor dessen hafen befunden) etwas seltsam aus. 21, 2: In Cäsar's munde ist für Shakespeare neben der Deukalionischen erdüberschwemmung auch die sündflut ganz gut denkbar, wie gleich darauf (z. 10) der notirte » anachronismus« 'des alten teufels hof'. 22, 27 lag doch die aus J. G. Seume's versen gemodelte wendung: »Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, Böse menschen haben keine lieder« 1) näher als die tiefe stelle im >>Kaufmann von Venedig« V, 1, 83 ff. 24, 23: In dieser überflüssigen synonymnotiz muss der punkt fort. 28, 6 f., bei erwähnung der unheilkundenden nachteule, liess sich z. b. Schiller, Räuber IV, 5, danebenstellen, wo »eulen schreien<< und ähnlich gedeutet werden. Zu 37, 15 f. vgl. mein »Shakespeare und das tagelied« s. 54, anm. 2; zur note 40, 18 (anachronismus der uhren) ebd. s. 22, anm. 3. In 48, 25 f. scheint es mir unmöglich, dass Deci(m)us Brutus, der Cäsar über den schlimmen traum beschwichtigen will, auslege, die Römer würden ihre tücher in Cäsar's blut tauchen, um sie als reliquien (was ein höchst fragwürdiger anachronismus wäre) aufzuheben. Bei 56, 15 soll die beibehaltung der lateinischen form von 'Et tu, Brute?' (III, 1, 77), was nicht antik, »auf ältere überlieferung« hinweisen: das vorhandensein einiger, wohl lateinischer, Cäsar-tragödien in England unmittelbar vor Shakespeare (von denen er unabhängig blieb: Al. Schmidt's ausg., 1882, s. 7) ist doch aber unzweifelhaft 2) und war s. 2 f. anzugeben. 66, I durfte für Schlegel's »gemeines wesen << als »gemeinwesen « trotz mancher lateinloser schulen, auf die das büchlein rechnet, an res publica erinnert werden; zu 70, 14 müsste sonst die anmerkung unbedingt statt »Belgen Belgier oder Belgien sagen. 72, 28: Die bekannte stelle, wo Shakespeare Th. North's irrthum in лéоαv тоυ потαμоυ herübernimmt, liess sich passend als beweiskräftig für dies quellenverhältniss bezeichnen. 83, 30 wird »böses blut« durch »schlechte stimmung« erläutert; dazu konnte humeur, humour nebst der lehrreichen notiz zu 105, 22 f. (Antonius' schlussworten, dass die elemente sich in Brutus gemischt hätten) herangezogen werden.

Vorstehende zeilen belegen zur genüge, dass ernstliche mängel an Englert's umsichtiger methode und art der erklärung nicht zu tadeln sind. Manches überrascht geradezu durch die klarheit und deutlichkeit, womit auf knappstem raume das nöthige nach dem äusseren maassstabe der unentbehrlichkeit mitgetheilt wird. Dasselbe gilt in noch erhöhtem grade von den 10 seiten >>einleitung«, die bis auf die schon oben vermisste kleinigkeit alles einem schüler der oberen stufe brauchbare umfasst über den dichter (der aber sicher vor 1586 nach London kam!), unser stück speciell (hier wird die quellenfrage trotz aller gedrängtheit hübsch und ausreichend erörtert), die altenglische bühne, endlich den (vgl. die entschuldigung im vorwort) sichtlich mit besonderer liebe ausgearbeiteten abschnitt »Shakespeare in Deutschland«<, der immer >>Julius Cäsar« vor allen in's auge fasst und ungeachtet der gewissenhaft verzeichneten verwerthung der einschlägigen schriften von R(ud). Genée, Bernays und Hauffen selbständigen zuschnitt trägt (s. 8, anm. I lies

1) Vgl. nachweise bei G. Büchmann, Geflügelte worte 16 (1889), s. 157. 2) Die gentlemen des inneren tempels führten 1562 eine tragödie von 'Julius Sesar' auf; auch eine tragödie 'Pompejus' kommt vor. Im 'Hamlet' [III, 2, 108 f.] erzählt Polonius, dass er einmal auf der universität den Julius Cäsar vorstellte und dabei auf dem capitol von Brutus umgebracht wurde« M. Koch, Shakespeare, s. 232. Vgl. jetzt Traumann, Jhb. d. dtsch. Sh.-ges. XXIX/XXX, 257.

»>fünffüssler« oder »fünfhebiger [fünfactiger] vers statt »fünfsilbler<). Somit darf Englert's vortreffliche leistung beanspruchen, als der anfang praktischer befriedigung der vor einigen jahren eingeführten neuen bayerischen schulordnung der zu genügen die Brunner'sche sammlung in erster linie strebt zu gelten; dort wird für die beiden obersten classen deutsche Shakespearelectüre angeordnet 1). Und indem wir unserer grössten genugthuung ausdruck geben, Shakespeare in würdigem gewande jetzt in unsere höheren lehranstalten einziehen zu sehen, begrüssen wir Englert's bändchen in der festen hoffnung, dass es nicht bei diesem ersten sein bewenden habe. Sonst wäre ja auch unsere annahme, wir wären berechtigt, es den typischen Shakespeareana der neuesten zeit anzureihen, in puncto quantitatis trügerisch. »Wer die schule hat, hat das volk«, sagte ein gewiegter menschenkenner; möge sich das auch bei Shakespeare in Deutschland zeigen!

MÜNCHEN, August 1894.

Ludwig Fränkel.

Transactions of the Manchester Goethe Society 1886-1893. Being original papers and summaries of papers read before the society, to which is added a classified catalogue of the society's library. Printed for the society by Mackie & Co., limited, Warrington 1894. 213 ss. 8° und druckfehlerverzeichniss. 8°.

Als im jahre 1891 die English Goethe Society, mit welcher die M. G. S. in verbindung stand, eine änderung ihrer statuten vornahm, stimmte die M. G. S. der dadurch gegebenen erweiterung der aufgabe nicht bei, und dies war die veranlassung zu der vorliegenden selbständigen veröffentlichung.

Wir finden hier zunächst sieben in ihrem ursprünglichen umfange gedruckte abhandlungen (original papers): 1. Goethe's Weimar life; 2. Goethe and frau von Stein; 3. Goethe, Bürger and Müllner; 4. Goethe's Iphigenie; 5. Goethe and Servian folk-song; 6. u. 7. Some of Goethe's views on education I u. II. 1., 2., 6., 7. haben den rev. F. F. Cornish, M. A., zum verfasser; 3. stammt von prof. A. W. Ward; 4. von dr. A. S. Wilkins; 5. von Mr. H. Preisinger. Zu 3. und 7. werden s. 118--121 nachträge gegeben. Darauf folgen die Abstracts of papers read before the M. G. S. 1886-1893, nominell 46 nummern, in der that jedoch nur 39, da unter den titeln der vollständig gedruckten vorträge, welche hier mit gezählt sind, natürlich nur auf diese verwiesen und kein auszug gegeben wird. Hieran schliessen sich 14 kurze in den sitzungen gemachte mittheilungen, daran der 402 werke zählende catalog, endlich ein Index of authors in the catalogue.

Wenn der eindruck, den referent beim lesen dieses bandes gewonnen, nicht durchaus falsch ist, so kann sich jeder Deutsche darüber freuen und darauf stolz sein, dass unser grosser dichter bei unseren stammverwandten jenseits des Kanals so viel bewunderer und leser, ja auch tüchtige und wissenschaftlich zu werke gehende kenner besitzt. Dass englische gelehrte von anderen gesichtspunkten aus als wir Deutschen unser geistiges leben und unsere litteratur betrachten, versteht sich von selbst; es wird sich auch niemand

1) Vgl. dazu Ztschr. f. d. dtsch. unterr. VII, 809.

darüber wundern, dass sie gar vieles methodisch anders anfassen, als dies bei uns geschieht; im ganzen zeigt sich aber doch, dass in England das verständniss für unsere sprache und dichtung in den letzten jahrzehnten grosse fortschritte gemacht hat. Die vorliegenden Transactions enthalten nur einen kleinen theil der Goethestudien in England, aber in ihrem engen rahmen gewinnt man ein recht interessantes bild der hierher gehörigen arbeiten nach form und inhalt. Es tritt z. b. deutlich hervor, dass der hauptvermittler des verständnisses für Goethe in England der auch bei uns allbekannte Lewes ist; an sein 'Life of Goethe' schliessen sich bestätigend, berichtigend und erweiternd die studien der Engländer gern an. Aber auch bestrebungen in ganz anderer richtung, detailforschungen der neuesten zeit, biographischer und philologischer art, wie sie in Deutschland betrieben werden, finden dort beachtung. Sogar für textverbesserungen hat man interesse (s. 181).

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Auf den inhalt der einzelnen stücke kritisch einzugehen, erachtet der referent nicht für seine aufgabe, weil dergleichen an anderer stelle als in den Engl. stud. zu geschehen hätte. Für den werth der beiträge bürgen solche namen wie C. H. Herford, dr. A. W. Ward, dr. Herman Hager, welche auch bei den deutschen fachgenossen einen guten klang haben, doch auch andere, unter denen der unermüdliche reverend F. F. Cornish Wo findet sich unter deutschen pastoren ein Goetheforscher? den ersten platz einnimmt, verdienen von uns Deutschen dankbare anerkennung. So sei der sehr inhaltreiche band - selbst die abstracts geben viel werthvolles in erwünschter ausführlichkeit auch deutschen gelehrten und gebildeten warm empfohlen! Zum schluss darf sich referent die bemerkung erlauben, dass genauere angaben über den bestand und die thätigkeit des vereins, dem wir die vorliegenden gaben verdanken, für deutsche leser erwünscht gewesen wären. F. Bobertag.

BRESLAU, Januar 1895.

II.

ZUR GESCHICHTE DER ENGLISCHEN INTERPUNCTION. Edwin Herbert Lewis, The History of the English Paragraph. A dissertation presented to the faculty of Arts, Literature, and Science, of the University of Chicago, in candidacy for the degree of Doctor of Philosophy. Chicago, The University of Chicago Press. 1894. 200 SS. gr. 8°.

Eine untersuchung über die historische entwickelung des paragraphen nach form und bedeutung war mir sehr interessant, da meine ferneren studien über die interpunctionszeichen im Deutschen, Französischen und Englischen aus einer solchen einzeldarstellung grossen gewinn schöpfen können 1). Lewis hat eine

1) O. Glöde, Die historische entwickelung der deutschen satzzeichen und redestriche Zeitschr. für d. deutschen unterricht VIII' s. 6-22. — O. Glöde, Die englische interpunctionslehre. Englische studien XIX, s. 206-245. O. Glöde, Die französische interpunctionslehre: Die neueren sprachen. Zeitschrift für den neusprachlichen unterricht, band II, heft 5, 6 u. 7. Dass. mit einer einleitung über die historische entwickelung der französischen satzzeichen, Marburg (Elwert) 1895.

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genügende anzahl von handschriften und alten drucken eingesehen, um eine vollständige darstellung des gegenstandes geben zu können. Im ersten capitel giebt der verfasser eine entwickelung des paragraphenzeichens vom alterthum bis auf die neuzeit. Die tabelle auf s. II enthält die nachbildung von 43 verschiedenen formen dieses zeichens. Der paragraph (παράγραφος, γραμμή) ist nach Lewis das älteste interpunctionszeichen in griechischen handschriften. Der punkt in seiner verschiedenen stellung auf und über der zeile, sowie in der mitte desselben ist jedenfalls ebenso alt (vgl. Al. Bieling, Das princip der deutschen interpunktion, Berlin 1880, p. 6 u. 8). Zuerst ist es ein horizontaler strich, manchmal mit einem punkt darüber, der am anfang der zeile unter den ersten beiden oder drei buchstaben steht. Es zeigt stets an, dass ein satzgebilde oder irgend ein längerer abschnitt des textes innerhalb der unterstrichenen zeile zu ende ist. Es zeigt also stets den schluss einer periode, nie den anfang einer neuen an, es schliesst ab, niemals weist es auf etwas folgendes hin. Statt des horizontalen striches trat der keil (Lewis: wedge, dinky) oder der haken (Lewis: hook, xoqwvís) ein (vgl. figur 1). In der späteren griechischen litteratur bezeichnen diese zeichen eine unechte stelle, oder sie zeigen im drama den wechsel von personen im dialog an. Welldon in seiner übersetzung der rhetorik des Aristoteles (p. 251) behauptet, dass die 'marginal annotation' (gr.: naqayçayń, lat.: interductus librarii) dem modernen punkt am ende des satzes entspricht. Lewis hat nicht nachgewiesen, dass diese behauptung Welldon's nicht vollständig gerechtfertigt sei. Später bezeichnete naqɑyo̟ayń eine kurze zusammenfassung; so wird im Gortynischen codex des privatrechts das kreuz gebraucht (figur 2: X). Es gab in griechischen handschriften noch andere zeichen, um den paragraphen anzuzeigen, die buchstaben des alphabets, ein kurzer zwischenraum, der manchmal durch punkte ausgefüllt wurde. Englische handschriften haben, um solche abschnitte zu bezeichnen, einen punkt oben auf der zeile das ist die ursprünglichste griechische manier oder zwei punkte und ein komma oder drei punkte (..). Von den griechischen zeichen erhielt sich die xoowvís (fig. 1), die die form des I annahm, obgleich andere behauptet haben, dass das gamma für yoaμμý stehe (vgl. Liddell und Scott's Lexikon). Später wurde dieses gamma modificirt; man kann aber bis ins 16. jahrhundert in den einzelnen formen immer wieder die grundform erkennen. In der tabelle werden die veränderungen durch die figuren 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14(?), 22, 23, 24, 25, 27 (zweites zeichen) dargestellt. Fig. 8 ist eine westgotische form, wie sie Wattenbach giebt. Fig 12 stammt aus dem Ormulum, form 13 aus dem Leviticus, einem Harleian MS., 14, 22, 23, 24, 25 finden sich in Walther's Lexicon diplomaticum. Fig. 14 ist schwer aus der form des gammas zu erklären. Das gamma in der figur 27 stammt aus einer schönen incunabel von Ulrich Zell. Wenn man die westgotische form (fig. 8) betrachtet, so drängt sich einem die frage auf, ob nicht das moderne paragraphenzeichen direct von dem ursprünglichen gamma abgeleitet Desshalb sagt vielleicht auch Maunde Thompson (Handbook of Greek and Latin Palæography, p. 71): 'Our modern paragraph is directly derived from the simple ancient form.' Dagegen lassen sich viele gründe anführen. Es haben unfraglich varianten des gamma neben den varianten des paragraphen his in die späte zeit existirt. Die form, die dem P gleicht (fig. 4), findet sich in sehr alten lateinischen handschriften. Dieses P stand sehr wahrscheinlich

ist.

für 'Paragraphus' und ist schon 1127 in die form der figur 11 verwandelt. Lewis führt verschiedene gründe an, wesshalb die curve nach links verlegt ist. Man setzte vom zwölften jahrhundert an bei dichtungen das zeichen an die linke seite der zeile, so dass die schleife nach rechts den text gestört hätte. In den jahren zwischen 1127 und 1280 fiel dann der stamm des umgekehrten P allmählich ab, und die form ohne fuss resultirte daraus (bei Lewis fig. 15). Später kam dann das lange P wieder in gebrauch. Die verschiedenen figuren, die daraus hervorgehen, zeigen, wie sehr das gamma und die lateinischen zeichen sich nähern können. Die schwerfälligen formen sind deutsche paragraphenzeichen aus dem jahre 1477; Caxton braucht um das jahr 1483 ein ähnliches zeichen (zuerst in seinem druck der Quattuor Sermones). Fig. 29 zeigt, wie durch sorglose schrift eine ähnlichkeit mit dem modernen paragraphenzeichen erreicht ist. Lewis hält auch durch Worcester's definition nicht für bewiesen, dass das paragraphenzeichen nichts weiter als ein umgedrehtes P wäre, wo das weisse schwarz und das schwarze nur der deutlichkeit wegen weiss gezeichnet wurde. Es wurde aber daneben auch noch ein anderes mit einem senkrechten strich gebraucht, und diese variationen dienten, wie ich das auch von anderen satzzeichen nachgewiesen habe, bald nur noch als blosser schmuck, nicht mehr als paragraphenzeichen. Um die mitte des 16. jahrhunderts verschwand dann der paragraph als interpunctionszeichen ganz, und als er wieder erschien, diente er als zeichen des hinweises. In den ausgaben lateinischer und griechischer classiker hielt er sich länger. An die stelle des paragraphen trat nun immer häufiger der absatz (indentation, franz. alinéa), der zuerst in ganz modernem sinne angewendet wird in einer incunabel von Knoblochtzer: Oratio Habita in Synode Argent. Gailer von Kaiserburg. Strassburg 1482. Zu der zeit von Caxton's nachfolger De Worde war das wort paragraph zu pilcrow geworden (daneben paragrafte, pylcrafte); es wird für den index gebraucht ], an anderen stellen für asteriscus. Der name pilcrow blieb bis ins 17. jahrhundert in gebrauch. In dem werke The New World of English Words or a General Dictionary, containing the Interpretation of such hard words as are derived from other languages« vom jahre 1658 findet sich folgende definition: 'A Paragraphe (Greek), a full head or title in any kind of writing; as much as is comprehended in one section; it is also called a Pillkrow.' Nach der einführung des absatzes bricht sich die methode bahn, die paragraphen zu bezeichnen, wie wir sie heute finden. Es bleibt noch übrig, die entstehung des zeichens zu erklären, welches wir in Deutschland paragraph nennen: §. Eine sehr geistreiche erklärung giebt Quackenbos (Course of Composition and Rhetoric, p. 145): 'The Section [$], the mark for which seems to be a combination of two s's, standing for signum sectionis, the sign of the section.' Weiter ausgeführt hat diese theorie D. J. Hill, Elements of Rhetoric, p. 123: 'The section is supposed to be derived from the Latin words, signum sectionis, sign of a section, the two old-fashioned long being written side by side, but finally one below the other'. Lewis führt dagegen an, dass der ursprüngliche typus: § (fig. 30) durchaus nicht wie eine combination aus zwei s aussieht. Ich halte das nicht für unmöglich, doch bleibt die vermuthung unbewiesen und ebenso unwahrscheinlich wie die entstehung des fragezeichens aus Quaestio, Q und des ausrufungszeichens aus Jo, Į. Lewis neigt sich mehr der ansicht von Fr. Blass zu, der allerdings auch

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