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Mir scheinen alle diese emendationen unwahrscheinlich. T. Gregory Foster1) spricht sich s. 46/47 über diese stelle so aus: >>The probability of this being properly a line of normal length has been already noted; the form in which it is preserved in the MS., as well as the stylistic effect, make this probable. By the introduction of an ordinary line a pause is made in the sequence of expanded lines and thus the effect of the immediately following group is heightened. A similar pause is to be observed in 1. 96a. From observing the tendency to group lines with a like number of alliterative letters, Cook2) urges that here at least one word, and that alliterative«, followed »gâlferhđ«. As the lines immediately preceding and following are expanded, and therefore necessarily have two rime-letters in the first hemistich, this, in the light of line 96a, is hardly necessary. An indication of the kind of word that has been lost is found, by observing other similar passages in our poem. From two similar passages we can fairly conclude that an adjective has been lost, and, at the same time, it is certain that two adjectives connected by ‘anď almost invariably alliterate (cf. 107 »druncen and dolhwund«). If we place the three passages together, the similarity is striking:

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Arguing from these, an adjective, with an initial 'g' sound and with a signification like to that of 'gâlferhď, must be here supplied. The metre allows a word of one or two syllables. J therefore suggest that the line should be read as follows:

62 gâlferhd and grædig gumena create.

'Grædig', 'wantonly greedy', lat. cupidus.« Diese emendation entspricht durchaus der sprache des gedichtes, und ich glaube, dass sie vertheidiger finden wird.

Schwierig zu erklären und zu übersetzen sind die verse Judith 285–290. Wülker druckt folgendermaassen:

285 'Her ys zeswutelod ure sylfra forwyrd,

toweard zetacnod, þat þære tide ys

mid niđum neah gedrungen,

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Grein, Cook und Körner ergänzen v. 288: life, was auch Foster a. a. O. s. 47 für das beste hält. Wenn dagegen einige herausgeber v. 287: [nû] mid

1) T. G. Foster, Judith, Studies in metre, language and style. Quellen und forschungen etc. 71. heft. Strassburg 1892.

2) Judith, an Old English Epic Fragment. Edited with Introduction etc.

by Albert S. Cook. 2nd Edition. Boston 1889.

3) Kluge (Ags. lesebuch) druckt »gâlferhd gumena đreate zeigt dadurch an, dass der zweite halbvers fehlt. Ebenso Wülker.

und

nidum neah gedrungen schreiben, so widerspricht dem der sonstige gebrauch des 'n' in v. 92 uud 186.

V. 287 liest Forster:

mid nîdgedâl neah gedrungen.

Man kann die lesart 'nîdgedâl' stützen durch Guthlac v. 906: purh nŷdgedâl neah geprungen. nîdgedâl würde dann bedeuten: unbedingter tod, 'death without escape'. Kluge (Lesebuch) druckt v. 287 u. 288 (mit ‘losian' endigend) als eine langzeile, also:

v. 285

'Her ys zeswutelod ure sylfra forwyrd,
toweard zetacnod, þæt þære tide ys

mid nidum neah gedrungen, de we sculon nu losian,
somod æt sæcce forweordan: her lid sweorde zeheawen,
beheafdod healdend ure. Hi đa hreowizmode etc.

Für den vorschlag Kluge's spricht seine einfachheit, dagegen, dass man annehmen müsste, dass 'Hêr lid sweorde geheawen' die ersten worte der neuen reihe von langzeilen sein müssten. Andere stellen erklären sich durch vergleich mit der lateinischen oder griechischen quelle. So nimmt Wülker Elene v. 439 mit Grein und Zupitza eine grössere lücke an. Vers 528 f. und der griechische text beweisen deutlich, dass der vater des Judas Symon hiess, nicht Sachius. Sachius erzählt die geschichte seinem sohne Symon, dieser wieder dem seinen, Judas. (Vgl. dazu W. Golther, Litteraturblatt für germ. u. rom. phil. VIII. 1887, s. 261 f.)

Soviel über diese texte. Dass die neue ausgabe über allen tadel erhaben sei, soll gewiss nicht behauptet werden. Wie Kölbing in seiner besprechung von band I die unvollständigkeit und öftere ungenauigkeit des apparates zu Beowulf rügte, so hat auch Holthausen in seiner besprechung dieses zweiten (Mittheilungen zur Anglia bd. V, nr. VII, November 1894 [s. 193–198]) darauf hingewiesen, dass der apparat keineswegs vollständig ist, dass kritische besprechungen der von Wülker herangezogenen editionen oder grammatische arbeiten über einzelne texte oft nicht berücksichtigt sind und Wülker die metrischen studien von Sievers für die textgestaltung nicht gehörig verwerthet hat. Holthausen hat die kleineren stücke, die Gebete, den kentischen Hymnus, das Vaterunser, Gloria, Credo, Vom jüngsten tage etc, herangezogen. Meine vergleichung, die sich natürlich immer in den grenzen des mir zu gebote stehenden materials hält, beweist aber doch, dass die ausgabe durch das reichhaltig zusammengetragene material einen fortschritt bezeichnet. Besserungsvorschläge und erklärungsversuche schwieriger oder verderbter stellen, conjecturen aus dissertationsthesen kann sich ja jeder in seinem exemplar nachtragen.

Wenn sich also auch im einzelnen mängel herausstellen, wie das u. a. Holthausen bewiesen hat, so müssen wir doch wünschen, dass der dritte band, der das ganze beschliessen und ausser dem noch übrigen theil der handschrift von Exeter die metrischen psalmen, wie die Metra des Boetius, Salomon und Saturn nebst einigen kleinen gedichten enthalten soll, nicht allzulange auf sich warten lasse.

WISMAR i. M., December 1894.

O. Glöde.

H. A. Vance, Der spätangelsächsische Sermo in festis Sae Mariae virginis, mit rücksicht auf das Altenglische sprachlich dargestellt. (Jen. Diss.) 1894. 32 ss. 8°.

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Die kurze arbeit enthält den text des Sermo noch einmal abgedruckt und daran anknüpfend grammatische erörterungen. Der inhalt kann bei der kürze des behandelten denkmals nur dürftig sein, und das schriftchen hat demnach mehr den charakter einer seminararbeit, bei der es nicht so sehr auf resultate als auf übung ankommt. Ich verstehe nicht, wie dem verf. (s. 18) formen wie call, weall, mann, mann, lætt wegen der doppelconsonanz auffallen konnten. Den satz (s. 20), »lautlichė differenz zwischen i und y ist unmöglich, möchte ich auch für unser denkmal nicht unterschreiben; y kann von einzelnen verwechselungen abgesehen recht wohl dumpfere (wenn auch nicht gerundete) aussprache gehabt haben, wie vielfach in deutschen mundarten neben 1, r. S. 20 heisst es: wurden deutet auf wyrđen statt worđan; das ist doch nicht so wahrscheinlich, vgl. ags. swutol u. s. f., worold; hexte (s. 21) braucht nicht auf hyhsta zurückzugehen; e dürfte eine der nichtsächsischen spuren sein, die V. übersehen hat. Unverständlich ist mir der satz s. 22: >> Beachtenswerth ist ags. ascian mit gutturalem sc, es erscheint in acsode, axigen.«< Die erhaltung des o in den zwei gruppen, compar. auf lucor, prät. auf ode, darf nicht zu einem lautgesetz ausgenützt werden (s. 25); frefrian gesellt sich nicht erst in der zeit des Sermo zu der 2. klasse, es ist im Angelsächsischen schon im Anglischen vorhanden (frêjra, frêfrade).

WÜRZBURG, Januar 1895.

O. Brenner.

W. H. Hulme, Die sprache der altenglischen bearbeitung der Soliloquien Augustin's. (Dissert. von Freiburg i. Br.) 1894. 100 SS. 8.

Eine sehr fleissige arbeit, die als erstes specimen eruditionis (wenn man die ausgabe der Soliloquien in den Engl. stud. nicht rechnen will) alles lob verdient. Sie wird auch dem grammatiker durch die sorgsame materialsammlung gute dienste thun. In dem abschnitt über die lautlehre hat es der verf. dem leser sogar sehr bequem gemacht, indem er aus den einzelarbeiten über die ags. dialekte auch das material zur vergleichung kurz zusammenstellt. Er kommt zu einem gesicherten resultat, nämlich dass die hs. aus dem 12. jahrhundert (erste hälfte) nach einer westsächsischen vorlage geschrieben ist und selbst westsächsischen charakter trägt. Die verquickung der alten sprache mit der jüngeren, die hyperarchaischen eigenthümlichkeiten treten in seiner darstellung gut hervor. Dennoch möchte man fragen, ob auf dem raum nicht zu viel von untergeordnetem werthe aufgespeichert ist vor allem die grossen belegsammlungen für unwichtige, einfache oder selbstverständliche erscheinungen und ob nicht da und dort etwas tiefer hätte gegangen werden können: so in der würdigung der orthographischen besonderheiten. Ansätze dazu sind vom verf. da und dort gemacht, so, wenn er ea für æ und â erklärt (§§ 1, 13). Gerade über y brauchte man noch eingehendere untersuchungen, wenn z. b. y gerade vor n und m statt i seltener erscheint, wo doch die lesbarkeit durch y gewonnen hätte (und doch statt sogar y gerne geschrieben wird). Die entwickelungsreihe call, all, ell, al (s. 31) ist nicht

recht klar; ea scheint doch wohl im Angelsächsischen die geltung gehabt zu haben (wo es brechung ist, oder, wie H. leider auch noch schreibt, u-umlaut; der terminus sollte doch dem Altnordischen vorbehalten bleiben); gea aus ga ist dagegen gʻa gewesen. Ist in weig (s. 34) wirklich palatalumlaut zu sehen? Nicht vielmehr eine verquickung von weg und wei (kentische spuren zeigt die hs. auch sonst)?

Der druck der dissertation ist gut; störende druckfehler sind mir nicht aufgefallen.

WÜRZBURG, Januar 1895.

O. Brenner.

(Münchener

Clarence Griffin Child M. A., John Lyly and Euphuism. beiträge zur romanischen und germanischen philologie, heft VII.) Erlangen und Leipzig 1894. A. Deichert Nachf. 123 ss. Pr.: mk. 2.40.

Kein dichter unter den vorgängern und zeitgenossen Shakespeare's, vielleicht mit ausnahme von Marlowe, hat ein so lebhaftes interesse hervorgerufen als John Lyly, der vater des euphuismus. Eine ganze litteratur ist über seinen stil entstanden, und zu dieser litteratur bietet das vorliegende buch einen werthvollen beitrag. Dasselbe ist mit äusserster gründlichkeit und gewissenhaftigkeit verfasst, wie schon aus der liste der benutzten bücher (etwa 120!) hervorgeht.

Der verf. beginnt mit einem ausführlichen überblick über alles, was bisher über Lyly geschrieben worden ist, von den ersten zufälligen und flüchtigen erwähnungen an bis auf die untersuchungen von Morley, Weywouth, Landmann und Schwan. Hier scheint mir fast des guten zuviel gethan zu sein.

Dann folgt eine ausgezeichnete analyse des euphuistischen stils, die meines erachtens durchaus erschöpfend und abschliessend ist und durch ihre methodische gründlichkeit als muster für dergleichen arbeiten dienen kann. Auf dieser stilistik des euphuismus beruht der eigentliche werth der arbeit.

D

Der litterarhistorische theil scheint mir weniger gelungen. Zu der unterscheidung zwischen dem euphuismus und dem stile der Arcadia bemerke ich, dass die zeitgenossen beide nur als spielarten derselben affectation empfunden zu haben scheinen. Wenigstens verspottet Ben Jonson in »Every Man out of his humour<< beide, ebenso wie Greene in gleicher weise, als vorbilder der gezierten hofsprache (II, 1 und V, 1). Es mag noch erwähnt werden, dass Marston in der tragödie Antonio and Mellida« zwei höflinge euphuistisch sprechen lässt. Der eine derselben, Balurdo, giebt eine ausgezeichnete parodie des inhaltslosen formalismus, der diese stilart kennzeichnet. Es heisst da (1. theil, V, 1): »You know the stone, called lapis; the nearer it comes to the fire, the hotter it is, and the bird, which the geometricians call avis, the farther it is from the earth, the nearer it is to heaven; and love, the nigher it is to the flame, the more remote (there's a word remote !) the more remote it is from the frost« etc.

OFFENBACH a. M., December 1894.

Ph. Aronstein.

Zur neuesten litteratur über das Elisabethanische drama. II.

1.

Typische Shakespearen a.

Alois Brand1, Shakspere. Berlin, Ernst Hofmann & Co., 1894. VIII u. 232 ss. 8°. [Geisteshelden (Führende geister). Eine sammlung von biographien. Herausgegeben von Anton Bettelheim. VIII. bd.] Pr.: mk. 2.40. 2. Wilhelm Oechelhäuser, Shakespereana. Berlin, verlag von Julius Springer, 1894. VI u. 251 ss. 8°. Pr.: mk. 6.

3. Stephan von Milletich, Die ästhetische form des abschliessenden ausgleiches in den Shakespear'schen dramen. (1. und) 2. auflage. Wien 1893. Wilhelm Braumüller, k. k. hof- und universitäts-buchhändler. V u. 73 ss.

8. Pr.: mk. 1.

4. Leopold Wurth, Das wortspiel bei Shakspere. Separatabdruck aus dem jahrbuch der k. k. staatsrealschule im VII. bezirke in Wien. Wien 1894. Druck von Kreisel & Gröger (vormals L. W. Seidel & Sohn). Im selbstverlage des verfassers. 36 ss. 8°.

5. William Shakespeare's Julius Cäsar. Uebersetzt von A. W. v. Schlegel. Herausgegeben und erklärt von Anton Englert. Bamberg, C. C. Buchner's verlag, 1894. IV u. 105 ss. kl. 8°. Pr.: mk. 0,50.

Ein so reiches und tiefes verstandes- und gemüthsleben wie das William Shakespeare's, dessen vielseitigkeit schier unergründlich bleibt, lässt sich nicht allein durch seelisches nachfühlen verfolgen, es verlangt nachdrücklich auch die ernste theilnahme von erfahrung und wissen. Der wunsch nach einem sachkundigen wegweiser verdrängt auch in dem widerwilligsten benutzer geistiger krücken die falsche scheu vor dem gebrauche der vorhandenen hilfsmittel. Schwer wird freilich die wahl; die gefahr rückt nah, das unrichtige zu treffen. Die unbegrenzte schaar der ästhetisch und philologisch forschenden specialisten sammt den zahllosen laien, die unberufen ihr zehnfach verwässertes geschwätz beisteuern, haben nachgerade eine in allen spinden wohlversehene bibliothek auf den markt gebracht. Aber eine ebenbürtige, mit lust und nachempfindendem gemüthe angelegte erläuterung ist von einer schulbankmässigen eselsbrücke himmelweit verschieden. Gar viele ausleger, denen im hochmuthe gelahrter stubenweisheit das rein menschliche verständniss innerlicher vorgänge verholzt war, haben sich an dem rechte der herrlichsten poesie arg versündigt. Bei Shakespeare, dessen erkenntniss man angesichts des umfangs der seinen fersen anhaftenden erklärerfolgschaft auf der spitze des erreichbaren wähnen müsste, sind auch von den berufenen nur wenige auserwählt. Das rein biographische moment kann, wo leider so wenig handgreiflicher stoff vorhanden ist, rasch abgethan werden, das dramaturgische hingegen liegt heutzutage ganz im banne der modernsten scenischen anschauungen. Den weitesten spielraum bietet, wenn man von den quellen-, stoff- und textgeschichtlichen untersuchungen der rein philologischen pflege absieht, eben immer die behandlung des ideengehaltes. Wenn sich auch mehr und mehr herausstellt, dass die einseitig construirenden, abstract-philosophisch, beziehentlich subjectiv-historisch verfahrenden methoden von Ulrici1) und Gervinus in ihren lehrgebäuden der Shakespeare-auffassung mehr

1) Da U. der bekannteste und prononcirteste vertreter dieser richtung ist, so erlaube ich mir auf meinen artikel über ihn » Allgem. dtsch. biogr.« XXXIX, 261 ff., bes. 265-68 zu verweisen. Ueber die ganze entwicklung der inneren Shakespeare-kritik unterrichtet gut W. Wetz (s. unten s. 128) passim.

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