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Wenn es hoch kömt, so hält eine dergleichen ewige Freundschaft nicht län ger wieder, als der Rausch, welcher Schuld daran ist: denn ceffante caufa, ceffat effectus.

Einen ewigen Frieden schließen, ist ein Gallicismus, bedeutet in der französischen Sprache so viel, als bey uns ein Waffenstillstand, und mit einem Worte, ein Friede, welcher nicht länger dauert, als man seinen Vortheil dabey sieht.

Sich verewigen, ist unter einigen Gelehrten eine gewisse Bewegung der rechten Hand, von der linken zur rechten Seite, welche ohne Zuthun der Seele und des Verstandes etwas auf weißes Papier schreibt und es dem Drucker übergiebt. Die Schlüssel zur Ewigkeit also hat der Seher, und sie bestehen aus gewissen bleyernen Buchstaben, welche mit schwarzer Farbe bestrichen, und auf ein weißes Papier gedruckt werden.

Nach der Ewigkeit streben, (siche Unsterblichkeit) besteht in einer gewissen Krankheit, welche nicht sowohl dem Patienten selbst, als vielmehr andern, beschwerlich ist. Gemeiniglich überfällt sie junge Leute und verliert sich bey zunehmendem Alter; doch geschieht es zuweilen, daß auch alte Männer damit behaftet sind, und alsdann ist sie nicht allein desto gefährlicher, sondern auch allen denen ganz unerträglich, welche einem solchen Patienten nicht ausweichen können. Starke und scharfe Mittel dagegen sind nicht zu rathen, weil alsdann der Paroxysmus nur stärker und heftiger wird, und hierinnen haben dergleichen Kranke sehr viel Aehnliches mit wahnwißigen Personen, welchen man auch nicht widersprechen darf, ohne ihr verderbtes Gehirn noch mehr zu erhißen. Das beste Mittel da: wider soll dieses seyn, wenn man, so oft sich eine dergleichen preßhafte Person in der menschlichen Gesellschaft blicken läßt, dennoch, ungeachtet des großen Geräusches, das mit dergleichen Krankheit verknüpft ist, nicht thut, als ob man sie hörte, oder sähe, oder das Geringste von ihnen wüßte, auch ihren Namen bey keiner.Gelegenheit nennt, mit einem Worte, weder Gutes noch Böses von ihnen spricht. Das Recept mag nicht unrecht seyn. Ueber die eigentlichen Ursachen dieser Krankheit sind die Arzneyverständigen unter einander noch sehr streitig. Einige halten sie · wegen der wunderlichen Geberden, die der Kranke macht, und weil sie, wie andre epidemische Krankheiten, zu gewisser Zeit und oft wiederkömt, für eine Art der fallenden Sucht, zumal, da sie ange: merkt haben, daß sie dadurch gehemmt werde, wenn man den Patienten den rechten Daum ausbricht, wie es bey der fallenden Sucht gebräuchlich ist. Andre glauben, sie komme von einer verderbten Galle her. Galen hält sie für nichts anders, als für einen heftigen Magenkrampf, und der selige Herr geheime Rath Hofmann in Halle nennt sie das Autorfieber, im dritten Kapitel seiner Abhandlung von gelehrten Seuchen.

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Beispiel 3.

Aus: Antons Pansa von Mancha Abhandlung von Sprüchwörtern, wie solche zu verstehen und zu gebrauchen sind. Dem Vers fasser zum Besten, und dem Leser zur Erbauung ans Licht gestellt.

Jung gewohnt, alt gethan. (Th. IV. S. 128.)

Ich bin noch bis auf gegenwärtige Stunde ungewiß, ob ich dieses Sprüchwort für wahr halten oder glauben soll, daß es, wo nicht gar ungegründet, doch bey uns wenigstens ganz aus der Mode gekommen sev.

Alle Weltweisen, in der unendlichen langen Reihe, vom großen Socrates bis auf unsern kleinen - - - - tummeln sich mit dieser alten Wahrheit, an der sie innerlich selbst zweifeln, weil ein Philosoph gar selten die moralischen Wahrheiten glaubt, die er andern lehrt.

Und wo soll ich den Beweis von der Wahrheit dieses Sprüchworts hernehmen, wenn mir die Philosophen heucheln, wenn mir die Aufführung der halben Welt bezeuget, daß man es für ungegründet hält, und wenn ich so viel Menschen vor mir sehe, die in ihrem Alter etwas ganz anders thun, als sie in ihrer Jugend gewohnt gewesen sind?

Glaubte die Welt, daß die ersten Angewohnheiten der Jugend einen unvermeidlichen Einfluß in den übrigen Theil des Lebens hätten; so würs den diejenigen, denen die Natur, oder die Obrigkeit, die Erziehung der Jugend auferlegt, sehr unverantwortlich handeln, daß sie die Pflichten mit der Gleichgültigkeit erfüllen, die man fast in allen Familien und in den, meisten Schulen wahrnimmt. Weil aber die Welt diese Folgen nicht glaubt; so ist es sehr billig diesen Leichtsinn zu entschuldigen, der ohnedem nur eine Art des Wohlstandes und eine Hauptregel von derjenigen Kunst geworden ist, die heut zu Tage die Kunft zu leben heißt. Ich habe schon bey einer andern Gelegenheit das Vergnügen gehabt, die Einsicht der Menschen zu loben, welche sich die Pflichten der Erziehung so bequem zu machen wissen, und der guten Natur alles überlassen, ohne sich mit einer vorwißigen Verwegenheit in ihre Wirkung zu mengen.

Wie mühsam ist man, junge Hunde zur Jagd, junge Pferde zur Pracht und zum Nußen und verschiedene Thiere in Zeiten an Bewegungen und Töne zu gewöhnen, die uns belustigen können! Es würde ganz vergebens seyn, dergleichen Unterweisungen alsdann erst vorzunehmen, wenn diese Geschöpfe zu alt geworden sind; ja es würde gar lächerlich seyn, wenn man diese Sachen und Dienste von ihnen fordern wollte, ohne sie dazu anzugewöhnen Alles dieses räume ich ein, aber was will man daraus folgern? Etwan dieses, daß man mit der Jugend auch so mühs

1. Eine jede rbilosophische Secte hat die Frevheit diese Lücke auszufüllen,

sam und sorgfältig verfahren müsse? Das heißt die Vorzüge der Menschheit beleidigen und vernünftige Geschöpfe bis zum Biche herabstoßen.

Nur die Vernunft unterscheidet uns Menschen von dem unvernünfti gen Biche; müssen wir etwan diesen Unterschied erst durch die Erziehung erlangen? Müssen wir erst durch Regeln vernünftig werden? Wie wenig würden wir von dem Viche in den ersten Jahren unterschieden seyn, da wir noch keiner Lehren und Erziehung fähig sind! Ich erschrecke, wenn ich diesem verwegenen Gedanken weiter nachdenke. Sonst dachte ich auch so, ich läugne es nicht; ich war so einfältig zu glauben, daß die Erzie hung Menschen mache, daß ein Mensch ohne vernünftige Erziehung wenig von dem Biche unterschieden sey: So dachte ich sonst, aber nicht länger als bis ich die Welt kennen lernte. Ich schäme mich nunmehr meiner bürgerlichen Einfalt.

Poeten werden geboren: das räumen alle Gelehrte ein; Und warum nur Poeten allein? Warum denn nicht auch Bürgermeister, Magnificen zen, Hochwürdige Gnaden, Excellenzen und Väter des Vaterlandes? Ift es nicht zu pedantisch, wenn man glaubt, nur an Poeten verschwende die Natur ihre mütterliche Vorsorge, und sey gegen diejenigen geiziger, ohne welche die gebornen Poeten gewiß verhungern müßten? Welches Geschöpf ist in der Natur wohl wichtiger; ein Poet, oder ein Mäcenat? Ein Mann der wißig ist, oder ein Mann, der Geld hat? Und doch wird jener geboren, und dieser soll erst durch Kunst erzwungen werden?

Es folget also hieraus, daß die Natur alles thut, daß die Erziehung ganz überflüßig, wenigstens in dem Falle nicht nöthig ist, wo man nur die vornehme Absicht hat, angesehen, groß und reich zu werden; mit einem Worte, wo die Geburt uns in die glücklichen Umstände seßet, daß wir Verstand und Tugend entbehren können.

Ich kann den ungeschickten Einwurf noch immer nicht verschmerzen; den man mir oben von der nöthigen Abrichtung unvernünftiger Thiere gemacht hat. Gesetzt nun auch, es wäre nöthig, die Jugend eben so mühsam zu unterrichten; folgte denn hieraus, daß man davon eben den Nußen, wie bey den Thieren, haben könnte, und daß es der Kosten und Mühe wohl werth sey, die man darauf wenden muß?

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Sagen Sie mir einmal, gnädiger Junker, was ist Ihnen lieber, Jhr Pferd oder Ihre Gemahlinn, Ihr Hünerhund, oder Ihr Sohn? Wahrhaftig, ich müßte Sie nicht kenien, ich müßte nicht eine Stunde lang bey Ihnen gewesen seyn, wenn ich nicht wüßte, daß Ihnen Pferd und Hund lieber sey, als Frau und Kind. Wie edel denken Eure Gnaden; wie unendlich ist Ihre Einsicht über die niedrigen Vorurtheile des unadligen Pöbels erhaben! Ich erinnere mich mit unterthäniger Ehrfurcht derjeni gen Messe noch sehr wohl, da Sie Ihren Apfelschimmel kauften. Sie boten den guten Rath aller Ihrer Freunde auf. Sie brauchten drey Tage

Zeit, ehe Sie sich zu diesem Kaufe entschließen konnten, und nunmehr sind Sie von Ihrem guten Kaufe so entzückt, daß Sie uns stundenlang mit den Tugenden Ihres Apfelschimmels unterhalten. Von Jhrer Gemahlinn reden Sie desto weniger, und sind sehr zufrieden, wenn andere Leute Sie nicht daran erinnern. Sie verbanden sich mit ihr ohne sie genau zu ken nen, und kennen sie noch ist nicht. Es ist auch eben nicht nöthig: Denn Sie heuratheten sie weder zum Umgange, noch zur Wirthschaft, sondern nur, Lehusfolger zu bekommen. Diesen großen Endzweck haben Sie ers langt; die Güter bleiben bey der Familie, und Sie haben alles gethan, was man von Ihrer Klugheit erwarten können. Es ist wahr, Ihre Gemahlinn ist liebenswürdig, sie ist tugendhaft, sie nimmt sich des Armuths und besonders ihrer Unterthanen an, so viel sie kann, sie ist großmüthig ohne stolz zu seyn, sie ist eine liebreiche und sorgfältige Mutter, eine gute Christinn Geduld, gnädiger Junker! wie verdrüßlich sehen Sie aus! Ich will nicht ein Wort mehr von Ihrer Gemahlinn sagen :: was das für ein Apfelschimmel ist! Wie die Schenkel arbeiten! er geht, als wenn er tanzte; welch ein niedlicher Kopf! Ein ganz vortreffliches Gebäude! Sind Sie nun wieder besänftigt, gnädiger Herr? Wie freundlich Sie lächeln! Aber, nur noch ein einziges Wort von Ihrem jungen Herrn - Nein, gewiß nicht mehr, als nur ein einziges Wort. Er wächst heran; die Jahre kommen, wo er eine anständige Erziehung nöthig hat. Sie müssen ihm einen Hofmeister halten. Gelehrt soll er nicht werden: das wird er ohnedem so geschwind nicht; nur darf er nicht so unwissend bleiben. Er muß Sprachen lernen, er muß fechten und tanzen lernen; Sie müssen ihn unter fremde Leute thun, damit er die Dorfluft entwohnt. D! Sie verstehn mich unrecht, gnädiger Herr, lassen Sie mich nur ausreden. Ich meines Orts halte es ja gar nicht für nöthig: Ich kenne Ihren alten Adel wohl. Er braucht in der That alle die Pedantereyen nicht, da haben Sie völlig recht; aber, der Hof verstehn Sie mich es ist freylich schlimm genug, aber es ist einmal so: Der Hof will schlechterdings haben, daß unsre Kavaliere noch zu etwas mehrerm zu gebrauchen sind, als Füchse zu graben; vernünftige, gelehrte, geschickte Männer will er haben, und nicht adeliche Bauern. Der Hof sagt das; ich sage es ja nicht. Es kostet etwas Geld; freylich kostet es Geld; aber was Sie an seine Erziehung wenden, ist ihm nützlicher, als was er von Ihnen erbt. Lassen Sie alle Jahr ein paar hundert Thaler mehr --- Mein Gott, wie können Sie so hißig seyn: Sa! Perdrix! apporte! apporte! Das ist ein prächtiger Hünerhund! Wie schön er behangen ist! Wie schön er gezeichnet ist! Der muß theuer gewesen seyn, und Ihnen viel kosten, ehe er so vollkommen abgerichtet worden ist Zehn Louisd'ors? Ist das möglich? Aber dafür haben Sie auch einen Hünerhund, der Ihrem Revier Ehre macht.

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Was

Was glauben meine Leser? Hat mein Dorfjunker nicht recht? Ich sollte es wohl meynen. Und wenn es nun nach seinen Grundsäßen wahr ist, daß ein Fräulein, auch ohne alle Erziehung eine rechtschaffene Frau und eine redliche Mutter werden, daß ein junger Edelmann die Vorrechte seines Adels behaupten kann, ohne in demjenigen unterrichtet zu werden, was man Sitten, Wohlstand und Gelehrsamkeit nennt; wenn dieses wahr ist: wozu sind uns denn die kostbaren Leute nöthig, die uns alles dieses erst lehren sollen? Und wenn der Adel sich an der Vorsorge der Natur genügen läßt, ohne an seinem Verstande zu künfteln; was wollen denn wir Bürger uns unterstehen, der Natur durch eine sorgfältige Erziehung zu Hülfe zu kommen? Das ist ein strafbarer Vorwitz!

Beispiel 4.

Aus dem Sprüchwort: die Ehen werden im Himmel geschlossen. (Th. IV. S. 208.)

Nach dem Vermögen meiner Frau werde ich meine Liebe einrichten. Ich habe nicht Willens, ein Mädchen zu betrügen; ich will also die Taxe von meinem Herzen bekannt machen und der Welt sagen, wie theuer ich liebe:

2000 Thaler, ich werde nicht gleichgültig seyn;

4000 Thaler, verdienen eine aufrichtige Gegenliebe;
6000 Thaler, eine zärtliche Gegenliebe;

10000 Thaler, eine inbrünstige Gegenliebe;

15000 Thaler, eine ewige Liebe;

20000 Thaler; o Mademoiselle! dafür bete ich Sie an und sterbe für Liebe, aber erst nach Ihrem Tode.

Mich dünkt, ich bin noch ganz billig und darf den Vorwurf nicht befürchten, daß ich die Mädchen übertheure. Denn das wird doch nicht strafbar seyn, daß ich ein wenig spröde und kostbar thue. Das ist immer die Sprache alter Junggesellen und Wittwer, wenn sie auch noch häßli cher aussehen als ich; aber sie lassen mit sich handeln, die ehrlichen Leute, und ich will mich auch billig finden lassen. Kann man wohl mehr von mir verlangen?

Beispiel 5.

Aus den freundschaftlichen Briefen. (Th. VI. S. 263.)

An Herrn Kabinetssekretär Ferber in Warschau.

Dresden, am 12. August 1760.

Bald werden Sie glauben müssen, daß mein gutes freundschaftliches Herz mit verbrannt sen, da ich, seit meinem erlittenen Unglücke, an meinen liebsten Freund nicht geschrieben und ihm meine Noth nicht geklagt Pischon Denkm. IV.

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