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dessen Stelle er den Cardinal zu parentiren' versuchte. Dieser Versuch war eine zusammengedrängte Geschichte dieses berühmten Ministeriums, worinn kein merkwürdiger Umstand ausgelassen war, mit einer Menge fatyrischer Züge untermischt, so unterrichtend, so anmuthig, so leicht und glücklich ausgedrückt, daß mein Freund sich nicht erinnerte etwas aus dem Munde des Königs gehört zu haben, das mehr seine mannigfaltigen Ta lente ausgedrückt hätte. Niemahls aber hatte er den König einem liebenswürdigen Privatmanne so ähnlich gefunden, als in seinem Sans-Souci: wo er die Geschäfte, die in Breßlau ihn immer erinnerten, daß er König sen, ganz schien vergessen zu haben, um sich den Eindrücken der Natur und der Freundschaft zu überlassen. Die Aufmerksamkeit, mit welcher er dort alles zur Bequemlichkeit seines Gastes veranstaltete, die Sorgfalt, die er für seine Gesundheit trug, das Ansehn von Vertraulichkeit, welches er seinen Gesprächen zu geben wußte, mußte nothwendig auf das Gemüth meines Freundes, der gegen alle Aeußerungen des Wohlwollens, auch von Seiten des geringsten Menschen, empfindlich war, den Eindruck machen, welchen er wirklich erfuhr: - daß er dem Monarchen von ganzen Her zen ergeben wurde, den er zuvor nur, als einen großen Mann, hochges schätzt hatte.

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Beispiel 3.

Die vier Cardinal-Tugenden.

(Aus den: Philosophischen Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Büchern von den Pflichten. Anm. zu dem Ersten Buche. Bresl. 1792. 4te Aufl. S. 44.) ·

Vier Eigenschaften zeigen sich, sagt Cicero, als unterschei dende Kennzeichen der menschlichen Natur: Wißbegierde, Geselligkeit, Edelmuth und Empfindung der Ordnung. Dar aus entstehen vier Hauptarten der Tugenden: Klugheit, Ge rechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

Ist diese Classification der Tugenden, welche in der ganzen folgenden, und in jeder alten Moral zum Grunde liegt, in der Natur gegründet? Sind sie richtig von einander unterschieden; und erschöpfen sie die ganze moralische Vollkommenheit des Geistes?

Die Eintheilung, wenn sie a priori betrachtet wird, kann fehlerhaft scheinen. Da wir nur zwey Hauptunterschiede in den Seelenveränderungen finden, Gedanken und Begierden: so scheint es auch nur zwey Unterschiede in den Vollkommenheiten der Seele zu geben. Wenn ein Geist richtig

alt starb. Nicht zu verwechseln mit Claude Fleury, Abt, früher 2ter Erzicher, dann Beichtvater Ludwigs XV., welcher 1723 starb und durch seine Kirchengeschichte von 20 Bdn. bekannt ist. 1. ihm ein Todtenopfer zu bringen, Grabrede zu halten.

denkt und richtig will: so ist er, was er seiner Natur nach seyn soll. Und da der Wille, insofern er vom Menschen selbst vollkommener gemacht werden soll, nur den Einfluß zuläßt, welchen Vorstellungen, das heißt, Einsichten, über ihn haben: so scheint endlich die ganze moralische Tugend, fich bloß auf Wahrheit oder richtige Erkenntnisse zurück bringen zu lassen. Und von diesem Begriffe war der Stifter der Moral, Sokrates, nicht weit entfernt. Der Mensch, welcher klar einsieht, was er selbst ist, und was andre Menschen sind, und in welcher Verbindung sie gegen einander stehen; kann nicht anders als gerecht handeln. Die wichtige Erkenntniß von dem, was wirklich gefährlich, und was unschädlich ist, macht den Menschen tapfer. Und die wahre Schäßung seiner Begierden, macht ihn mäßig.

So richtig dieses ist, wenn man die Materie bloß als eine Reihe von Begriffen untersucht: so schwer läßt es sich doch mit den Thatsachen vereinigen. Wenigstens ist aus diesen klar, daß die Erkenntnisse, die man zum Grunde jeder Tugend macht, oft selbst schon diese Tugend voraussehen. Wer den wahrscheinlichen Verlust seines Lebens oder seiner Güter für keine so große Gefahr halten soll, die ihn abschrecken könnte, seine Pflicht zu thun: muß in der That, ehe er zu diesem erhabenen Begriffe gelangt ist, schon eine gewisse Festigkeit und Stärke der Seele in sich gefühlt haben. Ohne ein schon vorhandenes Gleichgewicht in den Begierden wird man schwerlich die Gegenstände derselben ruhig mit dem Verstande abwägen können. So sind überhaupt gewisse Dispositionen der Seele eben sowohl die Ursache, warum sie zu gewissen Begriffen gelangt, als diese hinwiederum Ursachen werden können, jene Dispositionen zu verstärken.

Geben wir aber noch mehr auf die Erfahrungen Acht; bemerken wir die Unterschiede, welche sich in den Grundanlagen der Menschen offenbar zeigen, und welche die Moral nicht schaffen, sondern nur entwickeln kann: so werden wir jener Eintheilung der Griechen viel näher kommen. Augenscheinlich giebt es Leute, die von Natur muthig und kühn, andre, die scharfsichtig, noch andre, die ehrlich und gutherzig, und endlich solche, die stillen gelassenen Geistes sind. Diese Anlagen sind von einander unter schieden: weil sie sich oft von einander getrennt finden. Sie sind Grundanlagen in der Natur: weil sie sich auch in den frühesten Jahren äußern. - Es ist aber diejenige Eintheilung der Tugenden am wenigsten willkührlich, am wenigsten schwankend, die sich auf die wahrgenommenen Unterschiede der Temperamente gründet.

Sieht man auf die Puncte, welche bey Beurtheilung der menschlichen Handlungen von jedem Vernünftigen in Betrachtung gezogen werden: so findet man dieselben Unterscheidungen zum Grunde liegen. Ein Beweis, daß kein System, sondern die allgemeine Vernunft und die Erfahrung, die Menschen auf diese Eintheilung leiten. Diese Puncte sind: erstlich die

Gesin

Gesinnungen, in welchen jemand die Handlung gethan, und die Absicht, die er sich dabey vorgesetzt hat; zweytens die Schwierigkeiten, welche er zu überwinden gehabt, und also die Kraft, mit welcher er dabey hat wirken müssen; endlich die Kunst und die Regelmäßigkeit, die er in der Ausführung derselben bewiesen hat. Die Gesinnungen, die bey guten Handlungen zum Grunde liegen müssen, lassen sich in den Begriff der Menschens liebe zusammenfassen, welche mit der Gerechtigkeit der Alten einerley ist. Die Kraft, die der Handlung Nachdruck giebt, ist der Muth, so wie die größte Hinderniß bey unsern Unternehmungen, die Furcht vor der Gefahr. Die Regel, nach welcher gemeinnützige Entwürfe gut und mit Erfolge ausgeführt werden, wird vom Verstande und der Klugheit vorgeschrieben, und erfordert, um richtig angewandt zu werden, Besonnenheit, Ruhe und Freyheit der Seele, mit einem Worte, alles was die Griechen unter dem Worte owoooovvn zusammengefaßt, und die Lateiner weit schlechter durch moderatio ausgedrückt haben.

5. Johann Jakob Engel. 1741-1802.

Johann Jakob Engel wurde den 11. September zu Parchim in Meklenburg-Schwerin geboren, wo sein Vater Senior des Ministeriums und Pastor war. Die Mutter, eine geborne Brasch, war eine geistreiche, edle und wohlthätige Frau und ihr Vater, ein reicher Kaufmann und Raths herr in Parchim, hat das Bild zum Lorenz Stark in Engels Charaktergemählde hergegeben. Engel entwickelte früh sehr bedeutende Geisteskräfte, blieb bis zum neunten Jahr in der dürftigen Schule der Vaterstadt und besuchte dann die öffentliche Schule in Rostock, wo er bei seinem Oheim, dem Professor der Philosophie Engel, wohnte. Auf der Universität zu Rostock studirte er auch zwei Jahr lang die Theologie, darauf aber in Bütow Philosophie, Mathematik und Physik, und wurde hier 1763 Doctor der Philosophie, erwarb sich auch durch eine Friedensrede allgemeinen Beifall. Die strenge Orthodoxie des Superintendenten Zachas riä scheuchte Engel von der Theologie zurück und er studirte noch in Leips zig Philosophie und vornehmlich griechische und neuere Sprachen. Durch schriftstellerische Arbeiten schwächte er seine Gesundheit sehr, machte sich aber bald so bekannt, daß er nach mehreren Orten zugleich einen Ruf erhielt, unter welchen er dem als Professor der Moralphilosophie und schönen Wissenschaften ans Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin folgte. Hier lehrte er von 1776 bis 1787, wurde Mitglied der Königl. Akademie der Wifsenschaften und Lehrer des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm III. in

1. Er scheint einmal Aussicht gehabt zu haben nach Gotha zu kommen. Pischon Denkm. IV.

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Philosophie und Ästhetik, wodurch er Friedrich Wilhelm II. bekannt und von ihm 1787 (als Verfasser der Mimik) zum Oberdirector des Berlinischen Theaters ernannt wurde. Ramler wurde sein Mitdirector und mit ihm verwaltete er dies vielfach undankbare Amt bis 1794, wo seine Gesundheit ihn zwang, es niederzulegen und er sich nach Schwerin zu seinem Bruder zurückzog, da er nie verheirathet war. Nach der Thronbestcigung Friedrich Wilhelms III. rief ihn dieser aber mit einer ansehnlichen Pension nach Berlin zurück, wo er nur den Wissenschaften leben und als Schriftsteller nützen sollte. Nur seine Kränklichkeit hemmte sein größeres Wirken in dem Kreise so vieler bedeutenden ihm freundschaftlich gesinnten Männer. Noch einmal wollte er seine 78jährige Mutter sehen, aber die Reise grif ihn so an, daß er ganz erschöpft nach seiner Vaterstadt Parchim kam und nach vier Wochen am 28. Junius 1802 starb.

Engel war, wie ein offner freimüthiger wahrheitsliebender und edler Mann und Freund, so auch ein ausgezeichneter Gelehrter und Schriftsteller und als darstellender Prosaiker möchte er jedem die Palme streitig machen, wie es schwerlich der Form nach einen eben so schönen Aufsatz als die Entzückung des Las Casas geben möchte und auch seine Reden zu dem Vollendetsten zu rechnen sind, was die deutsche Prosa aufweisen kann. Sein Roman Lorenz Stark wird immer als Meisterstück gelten und seine Ideen zur Mimik, seine Poetik und andre Schriften zeigen uns Engel als scharfsinnigen Kunstkenner. Als Dramatiker ist er weniger aus gezeichnet, doch fanden seine Schauspiele großen Beifall.

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Seine Werke sind noch von ihm selbst zu einer Ausgabe der letzten Hand gesammelt worden und seit 1801 erschienen:

J. J. Engels Schriften. Erster bis zwölfter Band. Berlin. Myliussische Buchh. 1801-1906. 8.

Der Inhalt dieser Ausgabe ist folgender: Erst. Bd. und Zweit. Bd. Der Philosoph für die Welt. Diesen gab Engel mit mehrern Freunden wie Garve, Eberhard, Mendelssohn, Friedländer heraus. Im ersten Theil sind 22 Stücke, unter welchen 15 von Engel sind, z. B.: die Göttinnen, die Höhle auf Antiparos, Tobias Witt, Briefe über Emilia Galotti, Traum des Galilei. Im zweiten Theil find 16 Stücke, fast alle von Engel, worunter: der Atna, Elisabeth Hill, über den Tod, das Irrenhaus, Joseph Timm, Entzückung des Las Casas; über die Furcht vor Rückkehr des Aberglaubens. - Dritt. Bd. Der Fürstenspiegel. 1802. Zuerst 1798 erschienen. Er be. steht aus einzelnen Betrachtungen oder Erzählungen, 35 an Zahl, z. B.: Krieger-Ehre, Fürsten Wolluft, Spiel, Jagd, Wildbahnen, Denkfreiheit, Menschenwürdigung, Schmeichelei, Rache u. f. f. Viert. Bd. Reden. Ästhetische Versuche. 1802. Lobrede auf den König. 1781. Bei Aufnahme in die Akademie 1786. Am Geburtstage des Königs Frd. Wilh. II.

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1786. Der Versuche sind vier: üb. Handlung, Gespräch und Erzählung ; üb. d. Schönheit des Einfachen; üb. d. musikalische Malerei; üb. Artikel, Hülfs- und Personenwörter der neuern Sprachen. Fünft. Bd. Schauspiele Erst. Th. 1803: 1. Der dankbare Sohn. 2. Der Edelknabe. 3. Titus, Verspiel. 4. Der Vermählungstag, in 5 Aufz. (nur 3 vollendet). Sechster Bd. Schauspiele. Zw. Th. 1803: 1. Eid und Pflicht, bürgerl. Trauersp. in 5 Aufz. 2. Stratonice; unvollendet. 3. Der Diamant, nach d. Franz. Siebenter und achter Bd. 1804: Mimik Th. 1 u. 2; zuerst 1785 und 1786. Neunter Bd. 1805. Philosophische Schriften Erst. Th.: 1. Versuch einer Methode die Vernunftlehre aus Platonischen Dialogen zu entwickeln. 2. Über einige Eigenheiten des Gefühlssinnes. 3. Zwei kleine Aufsätze. (Die Sans-Culotten. Regierungs- Weisheit.) Zehnter Bd. 1805. Philosoph. Schriften Zw. Th.: 1. Versuch über das Licht. 2. Über die Realität allgemeiner Begriffe. 3. Über den Ursprung des Begriffs der Kraft. Elfter Bd. 1806: Poetik (oder Theorie der Dichtungsarten, erschien zuerst 1783). Zwölfter Bd. 1806: Hr. Lorenz Stark. Von e. neuen Aufl. J. J. Engels Schriften. Berl. Mylius. 1844. 12. sind zwei Bdchn. erschienen: Der Philosoph f. d. Welt.

Beispiel 1.

Entzückung des Las Casas. (Th. II. S. 279.)

Las Casas, dessen Name unter der Zahl thätiger Menschenfreunde ewig glänzen und um so heller glänzen wird, da er neben den höllenschwarzen Namen jener Ruchlosen erscheint, die durch Schwert und Folter und Sclavendienste eine Million von Unschuldigen innerhalb funfzehn Jahren würgten; dieser beredte, eifrige, unermüdete Fürsprecher der Indianer, lag jezt, als ein neunzigjähriger Greis, auf dem Sterbebette. So sehr schon längst seine ganze Sehnsucht auf den Lohn im Himmel gerichtet war, so ward ihm doch im Angesichte der Ewigkeit bange. Es war die Bangigkeit einer holden liebenden Braut, die in dem Augenblick, wo das Glück ihres Lebens gegründet und alle ihre Wünsche gekrönt werden sollen, vor der Veränderung ihres Standes zittert. Las Casas war sich der Reinigkeit seines Herzens und der Unschuld seines Lebens bewußt; er hatte Königen in's Antliß gesehen, und scheute keinen irdischen Nichter: aber der Richter, vor den er jetzt treten sollte, war Gott, und eine unendliche Hei ligkeit und Gerechtigkeit war ihm furchtbar. Auch das kühne Auge der Rechtschaffenheit schlägt den Blick, wie das blöde der Schuld, vor der Sonne nieder.

Zu seinen Füßen saß ein würdiger Ordensbruder, auch ein Greis, und seit vielen Jahren sein Freund. Gleiche Rechtschaffenheit hatte ihn mit

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1. Es sind statt der lateinischen deutsche Lettern gewählt.

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