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graph Ungarns berühmten Predigers Matthias Vel zu Presburg. Bei diesem Großvater erzogen bildete sich Schröckh zunächst für Geschichte und Theologie, wozu die Unterdrückungen der Protestanten ihn noch mehr anfeuerten. Nach des Großvaters Tode blieb er anderthalb Jahr zu Klosterbergen und studirte dann in Göttingen, wo er unter Michaelis und Mosheim fich der Theologie widmete und bald große Neigung für das akademische Lehrfach gewann. Er ging drauf zu seinem Oheim, Professor Bel in Leipzig, dem er bei Herausgabe der Leipziger gelehrten Zeitungen und der Acta eruditorum behülflich war. Er hörte hier noch Christ und Ernesti, wurde Magister 1755, las Collegia und wurde nachher Cuftos der Universitätsbibliothek und 1762 außerordentlicher Professor der Philo sophie. Aus Liebe zu seiner Braut vertauschte er 1767 Leipzig mit Wittenberg, wo er erst Professor der Poesie, dann 1775 der Geschichte wurde. Er lehnte mehrere Berufungen ab und als ihm die Bewerbung um die Geschichtsprofessur in Leipzig fehlschlug, beschloss er für immer in Wittenberg zu bleiben, wo er durch sein großes Werk über die Kirchengeschichte in hohem Ansehn `in der gelehrten Welt, daneben von seinen Freunden geachtet und geliebt, bis zum hohen Alter mit seiner Gattinn zufrieden lebte. Vier Kinder verloren sie früh. Das traurige Jahr 1806 drückte den Greis sehr schwer, 1807 musste er seine Vorlesungen abbre chen und ein unglücklicher Fall an seinem 76. Geburtstage von der Bü cherleiter, wobei er das Bein brach, führte nach wenigen Tagen seinen Tod herbei am 1. August 1809.

Er ist durch Fleiß, treue sorgfältige Forschung und gesundes Urtheil einer unsrer bedeutendsten Geschichtsschreiber geworden und hat sehr viel zur Belebung des historischen, besonders des kirchenhistorischen Studiums unter uns beigetragen.

Zu seinen Werken gehören:

1. Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten von J. M. Schröckh. Neue Ausg. 2 Th. Lpz. 1790. (Zuerst unter dem Titel: Abbildungen und Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten. 3 Bde. Lpz. 1764, 65, 69.) — Zu den behandelten Gelehrten gehören: Roswithe, Aeneas Sylvius, Savonarola, Theoph. Paracel sus, Luther, Zwingli, Ec, Bugenhagen, Brenz, Flacius, Bucer, Georg v. Anhalt, Hyperius, Anna v. Schurmann u. a.

2. Allgemeine Biographie von J. M. Schröckh, Prof. u. f. f. Acht Theile. Berlin 1785-1791. gr. 8. (Th. I. hatte 3 Aufl. 1767, 71, 85. Th. II. 2 Aufl. 1769 u. 1772. Th. III. 1770 u. 1774 und Th. IV. 1772 u. 1786. Th. V. VIII. erschienen 1778, 1787, 1789 u. 1791.) Sie enthalten das Leben: I. Hannibal's, Cato's von Utica, Otto's und Heinrich's des Großen. II. Vorrede von Algarotti, Leben des Titus, Friedrich's des Streitbaren, Christina v. Schwe

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den (Anfang). III. Christina (Beschluss) und Friedrich Wilhelm v. Brandenb. IV. Konstantin d. Gr., Julian, Papst Adrian VI. V. Adrian VI. (Beschluss), Caspar v. Coligny, Christ. Thomasius. VI. Matthias Corvinus, Kaiser Joseph I., Ph. Jak. Spener. VII. Papst Sixtus V., Kaiser Friedrich II. (Anfang). VIII. Kaiser Friedrich II. (Schluss), Philipp d. Großmüth. v. Heffen.

3. Christliche Kirchengeschichte von J. M. Schröckh, öff. Lehrer d. Geschichte auf d. Univ. Wittenberg. Erster bis elfter Th. Zw. Aufl. Lpz. 1772-1794. gr. 8. Zwölfter bis fünf und dreißigster Theil. Lpz. 1788-1803. gr. 8. (Erste Aufl. Th. I. Frff. u. Lpz. 1768. Th. II bis XI. Lpz. 1770-1786.) Das umfassendste, reichhaltigste und mühsamste Werk der Kirchengesch. Th. 35. mit Registern, Zeittafeln und Zufäßen. Daran schließt sich:

4. Christliche Kirchengeschichte seit der Reformation von J. M. Schröckh. Th. I-VIII. Lpz. 1804-1809. (In 2 Theilen bis 1812 fortgesetzt von Tschirner.)

5. Allgemeine Weltgeschichte für Kinder. Vier Theile. (Th. IV. in 3 Abth.) Lpz. 1779-1784. mit 100 Kupfern. (Noch zwei neuere Aufl., auch eine kleine ohne Kupfer.)

Auch andre geschichtliche Werke wie Hilmar Curas Einleitung zur Universalhistorie, die Geschichte Italiens in der allg. Weltgeschichte von W. Guthrie u. a. hat Schröckh herausgegeben.

Beispiel.

Der Tod Johann's de Bakker, des ersten evangelischen
Märtyrers in Holland.

(Kirchengesch. seit der Ref. Th. II. S. 360.)

Es ist glaublich, daß die Neuheit und das Auffallende der von Luthern vorgetragenen Lehren; der plößlich aufgeregte mächtige Trieb, sich von einem lange erduldeten Gewissenszwange loßzureißen; die Freyheit, welche sich so vielen wider ihre Neigung verschlossenen Klosterbewohnern darbot, und ähnliche Gründe mehr, auch in den Niederlanden, wie in an dern Gegenden, nicht wenige zu Anhängern der deutschen Reformation gemacht haben. Daß es aber auch viele nach überdachten Grundsätzen geworden sind, leidet keinen Zweifel. Die beyden zu Brüssel verbrann, ten Augustiner beharrten schlechterdings dabey, daß sie über die Religion nichts gläuben könnten, als was die Schrift ausdrücklich lehre. Noch merkwürdiger sind die Verhöre und die Religionsbekenntnisse des Johann de Bakker, (nach seinem überseßten Nahmen Pistorius genannt,) des ersten, der in Holland wegen des Evangelischen Glaubens das Leben ver lor; dessen Schicksale sein Mitgefangner Gnaphäus in einer eigenen

Schrift beschrieben hat. Er hatte von dem berühmten Johannes Rhodius, Vorsteher der Hieronymitanischen Schule zu Utrecht, der auf mehrern Reisen nach Deutschland seine Neigung zur Reformation immer mehr befriedigte, nicht allein Unterricht in den Wissenschaften, sondern auch gleiche Religionsgesinnungen empfangen. Beyde wurden als Luthera ner verhaßt; sein Vater, ein Küster, für ihn sehr besorgt, rief ihn nach Woerden zurück; allein er gewann auch hier mehrere Anhänger. Er wurde darauf nach Löwen geschickt, wo seines Vaters Freund Erasmus seine Fortschritte in der Gelehrsamkeit glücklich beförderte. Bloß auf seines Vaters Willen ließ er sich zum Priester weihen; benüßte jedoch diesen Stand, um seine Einsichten im Christenthum unter mehrern auszubreiten. Das Domkapitel zu Utrecht forderte ihn deßwegen zur Verantwortung vor sich, und brachte es, da er nicht erschien, wenigstens dahin, daß er zu Woerden gefangen gesetzt wurde. Als er wieder frey geworden war, reiste er nach Wittenberg, wo er einige Monathe hindurch seine Religionskenntnisse zu vermehren suchte. Kaum war er in sein Vaterland zu rückgekehrt, und hatte seine vorigen Beschäftigungen von neuem angefangen, als ihn der Utrechter Clerus aus dem Lande verwies, mit dem Befehl, sich nach Rom zu begeben, und daselbst wegen seiner Keßerey Büßungen zu übernehmen. Er gehorchte aber so wenig, daß er vielmehr in Holland herumzog, und seine gleichgesinnten Mitbürger heimlich in ihren Glauben stärkte; worunter auch Honius und Gnaphäus, die zu Delft gefangen saßen, gehörten. Damals, im Jahr 1523, verheyratheten sich viele Priester in verschiedenen Ländern. Bakker glaubte sich dieses Rechts auch be dienen zu müssen; er hörte zugleich auf, Messe zu lesen, und verdiente sich seinen Unterhalt durch Backen, Graben und andre Handarbeiten; nicht ohne in seinen chriftlichen Belehrungen fortzufahren. Der Papst ließ jezt einen neuen Ablaß in Holland verkündigen; diesem widerseßte er sich in seinem Beichtstuhle nachdrücklich; nahm, um das Verwerfliche desselben zu zeigen, kein Beichtgeld; zog sich aber dadurch, weil die meisten Einwohner seiner Vaterstadt ihm zuströmten, den bittern Haß der Stadtpfarrer zu. Seitdem wurde er noch schärfer verfolgt, und endlich auf Befehl der Stadthalterinn im Jahr 1525 in den Haag gefangen fortgeführt. Hier mußte er sich vor einem kaiserlichen Commissarius, vor Theologen und Inquisitoren aus Löwen stellen, und durch Beantwortung einer Menge von Fra gen, sich in eine Art von Disputation einlassen. Nachdem er ihnen vers sichert hatte, daß er außer der Schrift keinen andern Glaubenslehrer an nehme, antwortete er auf den Einwurf aus den Worten Christi: „Wer euch höret, der höret mich:" man würde sie allerdings hören, wenn sie

1. Jo. Pistorii Woerdenatis Martyrium, e Msc. editum a Jac. Revio. Lugd. Bat. 1649. 8.

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beweisen könnten, daß sie von Christo gesandt wären. Von dem canonischen Ansehen der Bücher der heil. Schrift wollte er sich keineswegs durch das Zeugniß der Kirche; sondern durch ihre Uebereinstimmung miteinander, und durch das innere Zeugniß des heil. Geistes, überzeugen lassen. Er erklärte alle Christen vor Priester, welche aus Geist und Wasser wiedergebohren werden, und Gott mit Christo ein christliches Opfer dar bringen; wenn gleich nicht alle öffentlich lehren dürften. Nachdrücklich beftritt er das vermeinte Recht des Eterus, Kezer zu mißhandeln und zum Tode zu verurtheilen; den chelosen Stand des Clerus, das Ansehen der Kirche über die Schrift, und die Unfehlbarkeit der Päpste. Seine Richter, denen er alles dieses mit ungemeiner Freymüthigkeit, und nicht ohne Vers weise vorhielt, konnten ihm keinen Widerruf auspressen. Sie ließen ihn zuleht noch beichten; da er sich aber überhaupt nur als Sünder vor Gott bekannte, und Vergebung durch den Erlöser hoffte, nicht einzelne Sünden. erzählen, noch Ketzereien eingestehen wollte: so wurde ihm die Absolution versagt. In einen schlimmern Kerker geworfen, widerstand er Leuten von jedem Stande, die es wünschten, daß er widerrufen möchte. Sein Vater hingegen freuete sich seiner Standhaftigkeit; er sagte, daß er bereit sey, ihn Gott, wie einst Abraham that, zum Opfer darzubringen. Endlich wurde er am 15. September des Jahrs 1525 an einen Pfahl gebunden, erwürgt und verbrannt. Er hatte erst das sieben und zwanzigste Jahr feines Alters angetreten, und band selbft den Strick um seinen Hals, indem er freudig ausrief: Tod! wo ist dein Stachel? Grab! wo ist dein Sieg? Es war offenbar das ruhige Bewußtseyn, für die beste Sache zw sterben, welches ihn in den Tod begleitete.

3. August Ludwig von Schlözer. 1735-1809.

August Ludwig Schlözer war am 5. Julius 1735 zu Jagstadt an der Jart, wo sein Vater Prediger war, geboren. Er studirte seit 1751 in Wittenberg und Göttingen Theologie und legte sich zugleich mit dem größten Eifer auf die morgenländischen Sprachen, weil er den lebhaften Wunsch hatte, das Morgenland zu bereisen, welchen er aber bis an das Ende seines Lebens vergeblich genährt hat. Er ging drauf als Hauslehrer nach Schweden, wo er in Stockholm und Upsala lebte und einen „Versuch einer Handelsgeschichte" 1758 in schwedischer Sprache schrieb. Nach Göttingen zurückgekehrt widmete er sich besonders seiner Reise we gen der Arzneifunde und ging dann als Hauslehrer und Gehülfe des Historiographen Müller nach Petersburg. Die Abentheuer seiner Reise und seines Aufenthalts in Petersburg von 1761 bis 1765 hat er in einem Bruchstück seiner eignen Lebensbeschreibung anziehend erzählt. Mit Eifer

trieb er in Russland auch russische Sprache und Geschichte und erhielt 1765 eine Professur an der Akademie. Nur'nach vielen Bemühungen wurde ihm erlaubt, Petersburg zu verlassen, um eine Professur der Philosophie, Politik und Geschichte in Göttingen anzutreten, welche er dann von 1769 an bis zum Ende seines Lebens verwaltet hat, ohne seine Sehn sucht nach dem Morgenlande zu befriedigen. Nur eine Reise nach der Schweiz und Italien machte er mit seiner Tochter Dorothea, verchlichte Rodde. Er wurde 1782 zum Hofrath, später zum geh. Justizrath ernannt und 1804 in den russischen Adelsstand erhoben. Er starb im hohen Ansehen und nach reich gesegnetem Würken am 9. Septbr. 1809.

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In Auffassung und Behandlung der Geschichte hat Schlözer eine ganz neue Bahn gebrochen und an die Stelle der alten chronikenartigen Darstellung, Geist, lebendige Auffassung und Entwickelung der Begebenheiten in den Geschichtsvortrag gebracht. Sein Ausdruck ist kräftig und höchst originell. Von seinen Werken sind zu nennen :

1. Schwedische Biographieen oder Lebensbeschreibungen berühmter Kriegs- und Staatsmänner. Zwei Th. gr. 8. Altona (Leipzig b. Gleditsch) 1760-68.

2. Isländische Geschichte und Literatur. 1 Th. Götting. Dietrich. 1773.

3. Briefwechsel (meist historischen u. politischen Inhalts) 60 Hefte, 10 Bde. Göttingen b. Vandenhoek. 1776-1782. 8.

4. Allgemeine Nordische Geschichte. (Nebst e. Abh. von der Unwissenh. der Griechen und Römer in der Erd- und Geschichtkunde des Nordens von Gerh. Schöning, Prof. in Soröe.) Halle 1771. 4.

5. Schlözers und Gebhardi's Geschichte von Litthauen als eig nes Großfürstenthum bis zum Jahre 1569. (Zw. Theil der vorigen. Auch in der allg. Weltgesch. Th. 50. wie Nr. 4. Th. 31.)

6. Kritische Sammlung zur Gesch. der Deutschen in Siebenbürgen. 3 Stück Göttingen, Vandenhoek u. N. 1797. gr. 8.

7. Vorstellung seiner Universalhistorie. 2 Th. Göttingen, Dietrich. 1773-1775. 8. (Der zweite Theil eine Vertheidigung des ersten gegen Herder.)

8. Kleine Weltgeschichte Nr. I ́ (Auch: Geschichte v. Corsika). Nr. II (Auch: Gesch. v. Rußland. Th. I bis auf Eroberung v. Meskau 1147). Göttingen, Dietrich. 1769. 16.

9. Vorbereitung zur Weltgeschichte für Kinder. Sechste Ausg. Göttingen, Vandenhoek u. R. 1806. (Erste Ausg. 1779.) 2 Th. 12. 10. Staatsanzeigen. Achtzehn Bde. Göttingen 1782-93. 8.

1. Sie erhielt 1787 die Doctorwürde und beschäfftigte sich viel mit Numismatif, trat aber als Gattinn ganz in den Kreis weiblicher Würksamkeit zurück.

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