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Gesezt, daß sie sich nur in einem ähnlich seyn,
Gesezt, sie haben sonst zusammen nichts gemein;
Ist stets an Tropen reich, wenn er sie stets vergeudet,
Und ohne Ziel und Maaß das Ding und Wort verkleidet.
Er hüllet die Begriff in Gleichniß und Figur

Als einen Kerker ein, verbirgt uns die Natur,

Und haßt die Deutlichkeit, die uns nichts fremdes bringet,
Die uns mit Bantams Waar nicht in Verwundrung singet.
Mit solchem falschen Wiz düngt Hoffmann sein Gedicht,
Und weis't wie Janus Kopf, ein doppeltes Gesicht.
Indessen prangt' er hoch mit dem gemischten Wize,
Und sezte sich voll Wahns auf des Parnasses Spize.
Bewundrer fehlten nicht; der hochgefärbte Schein.
Nahm bald das junge Volk von leichten Sinnen ein,
Den Lohenstein zuerst, der von dem Neid besessen
Den Kranz ihm von dem Haupt zu reissen sich vermessen,
Und in dem Eiferstreit, zu seiner eignen Schand
(Verluß war rühmlicher) unglücklich überwand.

Beispiel 2.

Heräus, Pietsch und Gottsched. (ib. S. 41.)

An einem andern Hof,' nach einem andern Plan
Sezt auch Heraus stark die Lobtrompeten an.
Er weiß ein grosses Lob durch seines Geists Vermögen
In einem höhern Licht im Ausdruck auszulegen.
Sein angefüllter Vers giebt den Gedanken nach,
Und ist an Worten mehr als an Begriffen schwach.

1. Es war vorher vom Gedichte Königs,,August im Lager“ die Nede. Carl Gustav Heräus aber (geb. 1671. † 1730.) in Stockholm von deutschen Eltern geboren, war erst Kanonicus in Hamburg 1694, dann Hofrath des Fürsten von Schwarzburg- Sondershausen, ging dann nach Wien 1709, wurde römisch-katholisch, Antiquitäten - Inspector und kaiserlicher Nath. Seine Gedichte heißen: „Vermischte Nebenarbeiten. Wien 1715," wid in einer zweiten Ausgabe: Gedichte und lateinische Inschriften. Nürnb. 1721. 8.“ Besonders hat er sich schon ausgezeichnet durch Bearbeitung des Hexameters in einem Glückwunsch bei Sr. Kaif. Maj. Caroli VI. welterfreulichem Geburtstage, anno 1713, welcher beginnt:

"

Mächtigster Herrscher der Welt, vom Himmel die Fürsten zu richten

Einig erwähleter Fürst, unüberwindlichster Held!

Gönne der eifrigen Pflicht dieß nimmer gesehene Dichten

Bon nicht gesehenem Ruhm, welchen dein Adler erhält. u. f. f.

I

Ihm folget Preussens Pietsch, und könnt ihn übersteigen:
Doch schädliche Begier, des Wizes Kunst zu zeigen,
Tritt dem Verstand zu nah, und fängt der Neigung Gang
Mit bleyern Armen auf. Nun stocket sein Gesang,

Mit ihnen seh ich auch den stolzen Gottsched gehen,
Der doch weit kleiner ist und schamroth sollte stehen,
Da er bey denen ist, die er doch nur entehrt.2
Sein wahrer Held August ist seines Kiels nicht werth,
Ift mehr, als alles, werth, was Gottsched sonst gesungen.
Nicht weiter ist es ihm durch Fleiß und Angst gelungen,

Beispiel 3.

Die Noachide.

Inhalt und Beispiele,

Erster Gesang,

Mit der Muse Beistand will der Dichter den „Ahnherrn singen, den der Rächer der Sünd' in dem Weltgerichte bewahrt hat," denn die Muse enthüllt ihm auch die verborgnen Scenen.

Sipha, Noah's Schwager, lebte einsam mit seinen drei Töchtern, von Gott auf die Höhen Edens gerettet, und fragt den Herrn im Gebet, ob er in die Ebnen gehen und einen Gerechten suchen solle von den Söhnen Got tes, welcher seinen schuldlosen Töchtern, wenn ihn der Tod hinwegnehme, ein Schüßer werden könnte. Er erhält die tröstende Antwort, der Zögling eines Gerechten werde bald, von Gott geführt, in das Gebürge kommen.

Japhet's Ankunft. (Die Noachide. Basel 1781. S. 3.)
Unterdeß waren die Mädchen in ihren Gärten beschäftigt
Mit der Arbeit der Hände dem üppigen Wachsthum zu steuern,
Daß die Füße den Weg, vom Strauch ungehindert, beträten,
Oder der Schatten von Lorbeer gekraust die Stirn umwölbte.
Baum' und Stauden bekannten die Hand des leitenden Gärtners;
Blumen entfalteten hier ihr farbigt Gewand an dem Stengel;
Jede nach ihrem Geschlecht und Art in Bethe geordnet,
Durch sinnreichen Geschmack, der ihre Befreundungen kannte,

1. Pietsch war Professor in Königsberg und Gottscheds Lehrer gewesen.
2. In der frühern Ausgabe der critischen Lobgedichte von 1738 hieß es noch:
Mit ihnen in Begleit seh ich auch Gottsched gehen,

Der mir nicht kleine deucht und nicht darf schamroth stehen,
Wenn er bei ihnen sizt, wiewohl er sie verehrt.

Einige blühten in Krügen, in Bogen andre geleitet.
Fernerhin hingen Tapeten von Ranken künstlich geflochten,
Die ein befruchteter Schmelz von goldenem Obste bemahlte;
Außerhalb von der Kunst nicht bezähmt bedeckten die Hügel
Hayne von Kokus und Sträuche von Cinnamomus und Mirrhen.
Eine Wildniß von Weihrauch; die Erde, die alles erzeuget,
Spielete da jungfräulich, wie vor dem Fall sie gewohnt war.

Eine der Schwestern band mit Mirthen die Stengel der Blumen, Welche das zarte Haupt nur schwächlich trug; um sie flammten Wolken von Rosen herum, ein Busch von Liljen und Jasmin.

Aber die andre schöpfte von einer springenden Quelle Wasser in ihren Eimer; sie mocht vor dem rinnenden Schalle Nicht die Tritte des Jünglings vernehmen, der ißt ihr am Rücken. Stand, nicht das Rauschen der Füß' im Gras; in der buschigten Decke Eingehüllt sah das jüngere Mädchen ihn nicht. Ihn erblickte Plötzlich die ältstgebohrne der schönen Schwestern, die eben Aus dem geruchreichen Schatten hervor in die offene Flur kam. Von der neuen Gestalt mit Wunder betroffen, entzücket, Sah sie den Jüngling stehn, am Baue der männlichen Schultern Stark; und anstatt der weiblichen Milde, der Züge der Anmuth, Sah sie in seiner Min' entschlossenen Muth und Betrachtung; Doch, was herrschend in seiner Gestalt war, mit Güte gemildert. Wonne den Jüngling zu sehn erfüllt' ihr Herz, sie zu fassen Doch nicht zu schwach; nicht die Sinne gebunden. Sie rief laut Ihren Schwestern, von ihrem Geschäft im Garten zu kommen, Daß sie den Gast, den ersten vom platten, niedrigen Lande, Der den Pfad in die Gärten fand, ihr hälfen empfangen; Eine Gestalt, von ihnen zuvor nicht gesehen. Die Schwestern Sahn hoch auf zu dem Jüngling mit pochendem Pulse; die Seele Schien aus ihrem geheimen Enthalt ins Auge getreten,

Wo sie unter den Wimpern hervor aussahe. Der Jüngling

Stand entzücket, von Wonnegefühl die Zunge gefesselt.

Denn vor ihm stand die Schönheit des Weibs in dreyfacher Bildung;
Jede vollkommen in ihrer Art; die mit Rabenhaaren,

Schwarz wie Kolen die Augen; in Ringlein floßen die Locken
Golden vom Haupt der andern umher um die Blühte des Nackens,
Feuer flammt in dem Aug', in dem Munde lachete Wonne.
Ben den Schwestern erhob hoch über den beyden die Dritte,
Wie die Ceder im Berge die Stirn; sie hatt' in dem Antlig
Vieles vom himmlischen Ernst und viel von der Hoheit der Engel.

Wonnevoll floß sein Auge von dieser Schönheit zur andern,

Aber verweilt' am längsten auf der mit dem blühenden Nacken,
Um den gülden die Ringlein vom lockigten Haupt herflossen.
Eh er noch sprechen konnte, was er so ungewohnt fühlte,

Hört er von den Lippen des himmlischen Mädchens die Worte
Fliessen; sie schallten wie Klang der Saiten von Engeln gerühret:
Fremdling, wer hat den Weg dir zu unsern Gärten eröfnet,
Die unerlaubt kein Fuß betritt von Sterblichgebohrnen;
Und du konntest die Augen der englischen Hüter nicht täuschen,
Die nicht schlafen, und die den Eingang mit Flammen umzäunen;
Enos und Noahs Gott hat uns in die Gärten beschlossen.
Ob die fremde Gestalt gleich einen der Söhne der Ebnen
Uns verkündigt, von welchen wir lange hörten, fie fürchten
Gottes Gericht nicht, und haben für Ehr und Tugend nicht Scheue,
Fliehn wir dich nicht, zu uns ist der Weg dem Frefel versperret.
Aber was sollten wir fürchten, nichts ungezähmtes und wildes
Drohet auf deiner Stirn, dein Aug' umwölket der Zorn nicht;
Sanftmuth spricht dein Gesicht. Sey denn in die Auen willkommen
Gottes Gärten, in welche du ohne den Gott nicht gekommen,
Der sie gepflanzt und von da den ersten Frefler verbannt hat,
Daß er die Erde pflügte, für ihn die bequemere Wohnung,
Und für seine Geschlechte, die seine Schuld mit ihm theilen.
Komm' in unsere Hütt' und zeige dich unserem Vater;
Ihm erzähle von welchem Stamme der Menschen du stammest,
Was für ein Schicksal Gottes zu uns in den Berg dich gebracht hat.

Er antwortete ihnen, wie auch er sie als andre erkenne als die schlüpfrigen Schönen, welche die Söhne Gottes in ihre Neze verstricken, und folgt ihnen durch die verschlungenen Schatten der Lauben zum Vater. Sipha empfängt sie freudig, erzählt ihnen Gottes Antwort. Nach der Mahlzeit hält Sipha die Frage nicht mehr zurück, ob Japhet seiner Schwe fter Milka's und Noah's Sohn sei? Gegenseitige Freude als Japhet als solchen sich kund giebt und nähere Nachricht von Noah ertheilt. Nun ers zählt auch Sipha sein Geschick, wie von seinen fünfzig Söhnen, welche die funfzig Töchter Abirams, des Sonnenpriesters, liebten, neunundvierzig in der Brautnacht getödtet, nur der jüngste, Mirza, von der geliebten Michal gerettet worden, aber als er unter den Leichen der Brüder, welche den Strom hinabschwammen, auch Michal Leiche fand, ihr bald nachgestorben sei. Nun wurde Sipha vor dem verfolgenden Abiram von Gott nach Eden gerettet, wo die Gattinn Jamima, Noahs Schwester, welche ihm noch die drei Töchter Debora, Thamar und Kerenhapuch geboren, vor wenig Monden gestorben war. Japhet will nun den Seinen die Freudenbotschaft nicht länger vorenthalten und kehrt zur Abenddämmerung in sein Thal zurück.

Zweiter Gesang.

Milka hatte indessen der Ankunft Noahs entgegengeharrt, welcher am Mittage von Sem erblickt und nun freudig empfangen wurde. Drauf ers zählt Noah, wie er mit einem himmlischen Boten die Erde durchwandert sei und die scheußlichen Frevelthaten der Menschen in verschiedenen Ländern. gesehen habe; so des Tyrannen Magog in Chus, der das Land Nod gräßlich unterjochte, die blutigen Bürgerkämpfe in Masis, die scheußlichen Wollüste im Südlande Lud, die Gottesdienste in Havila, wo ein falscher Pro phet furchtbare Gräuel übte und Abiram der Sonnenpriester getödtet und seine mördrischen Töchter gehängt worden waren; daß die Erde reif zur Strafe erscheine.

Dritter Gesang.

Weiter ging Noahs Reise in die um Eden sich schließenden mittelländischen Gürtel Affur, Aram und Elam, wo die kunstreichen aber mit Sas tanen verbündeten Riesen unter Dagon herrschen, welche Eden stürmen wollten. Von hier hatte der Engel Noah entlassen. Als er von seiner Erzählung schwieg, kam Japhet und brachte die freudige Nachricht von Sipha und seinen Töchtern. Gott befiehlt indessen Raphael die Rets tung Noahs und der Seinen bei dem bevorstehenden Untergang des Menschengeschlechts, die außerdem noch übrigen wenigen Edlen sollten sterben, aber nicht in des Todes Wohnungen bleiben. Dies verkündet auch Raphael in dem Himmel, wo die Väter der Menschen wohnen.

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Unterdessen war die Nacht vergangen und Noahs Söhne wanderten unter sehnsüchtigen Gesprächen über die verwandten Mädchen zu Sipha hinauf. Dort sangen die Mädchen ihre Freuden und Hoffnungen, als die Jünglinge kamen und von ihnen und dem vom Opfer kehrenden Sipha begrüßt wurden. So verfloß unter Wechselreden der Tag, da ermahnte Sipha nicht länger zu warten um Noah zu sehn.

Alsobald waren sie auf, auch die paradiesische Mädchen
Schürzeten sich zur Reise, kein Säumniß war bei der Unschuld.

Vierter Gesang.

Sehnsüchtig und freudig in die Zukunft schauend erwarteten Noah und Milka die Freunde. Noah eilt ihnen entgegen, da sprach Gott mit ihm und verkündet ihm die Sündflut und seine Rettung durch die Arche. ̧ Als er noch staunend dastand, trat Sipha zu ihm und sie weinten einer am Halse des andern. Nun kam auch Mitka hinzu und lag am Halse der Mädchen. Erzählungen über die Vergangenheit werden jetzt ausgetauscht, vor allen von Jamima, der entschlafenen Mutter der Mädchen, Milka's Freundinn, Noahs Schwester, von Siphas Hoffnungen und Kerenhapuchs

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