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durch seinen Pietro, seine Tagebücher, seinen Freund, den Arzt Benvoglio, und welch Entzücken, sagt er, wenn wir uns dann wieder umarmen: dann, o meine Julie, dann soll nichts als der Tod uns trennen.)

Julie. Der Tod, mein Romeo? der Tod? So entzückend dein Trost ist, so sagt mir immer mein Herz, daß er es erst seyn wird, der uns vereiniget! Ach stürbe ich nur in deinen Armen!

Romeo. Julie! schlage mich nicht vollends zu Boden; gieb mir immer den erquickenden Trost, daß ich dich bald freudiger wiedersehen werde, mit auf den Weg; den einzigen, der mich stärken, mich der Verzweiflung entreißen kann. Nein, meine Julie! thu' es nicht, die Zeit des Abschieds ist nahe. Hörst du draußen die Lerche, den Vorboten des Morgens? Ich muß fort, Julie! ich muß fort!

Julie. Nein, nein, Romeo, es ist die Nachtigall, nicht die Lerche! du darfst noch nicht fort!

Romeo. war es so! aber siehst du es nicht schon dort über den Bergen dämmern?

Julie. Nein, Romeo, es ist nicht die Dämmerung; es ist der Mond. Er verzögert noch zu meinem Troste am Himmel. Gönne mir immer noch einige Augenblicke ach! vielleicht die leßten, worinn ich dich sehe!

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Romeo. Liebster Engel, siehe nur hin! der Mond erbleicht schon vor der nahen Sonne! aber deine Liebe färbt ihn! Nun, es sey so! Es ist noch nicht Tag, meine Liebe. Eine Stunde in deiner Umarmung bezahlt mir tausendfach den Tod.

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1. Es war freilich ein arges Verkennen Shakespeare's, wenn Weiße rühmt, daß er aus den rechten Quellen, jener nur aus einer elenden französischen Überseßung geschöpft, verschiedene der schönsten Situationen ausgelassen, andre unschickliche zugedichtet und die Hauptkatastrophe von Juliens Erwachen, während Romeo noch lebe, nicht genüßt habe; daß Shakespeare's Wig in. manchen Stellen so überfließe, daß er ins Kindische falle und die häufig dazwischen gemengten Reime die Wahrscheinlichkeit der natürlichen Unterredung schwächten, auch sei Shakespeares Stück so voll Jingle und Quibble gepfropft, daß man es nicht ohne wichtige Veränderungen vorzustellen gewagt habe. Er, Weiße, habe ein ganz neues Stück daraus zu machen gesucht, ob es ihm geglückt, mögen Leser und Zuschauer entscheiden. Wir vergleichen nur wenige Worte bei Shakespeare (Tief IX. S. 245.)

Julie. Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern,

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,

Die eben jest dein banges Ohr durchdrang;

Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub', Lieber, mir: es war die Nachtigall.

2. Johann Georg Jacobi. 1740-1814.

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Johann Georg Jacobi wurde am 2. Sept. 1740 zu Düsseldorf geboren. Sein Vater war ein hannöverscher Kaufmann, welcher sich hier niedergelassen hatte. Er bezog im Jahre 1758 die Universität Göttingen, um Theologie zu studiren, doch trieben ihn die Kriegsunruhen aus dieser Stadt, worauf er ein Jahr in Helmstädt studirte, aber dann seine Studien in Göttingen vollendete. Schon damals kam er mit Klotz in nähere Bekanntschaft, welcher ihn, nachdem er selbst nach Halle berufen worden war, die Profeffur der Philosophie und Beredsamkeit an dieser Universität verschaffte. Hier wurde er auch mit Gleim bekannt, welcher ihn zur Dichtkunst, die er schon früher geliebt hatte, aufmunterte So tritt er zuerst als Anakreontiker und Graziendichter auf und schließt mit Gleim einen Freundschaftsbund, welcher aber nach den zwischen beiden gewechselten Briefen ins Tändelnde und Abgeschmackte überging,' nur daß freilich die Liebelei der beiden Männer nicht für das große Publicum ge hörte. In seinen Sommer und Winterreisen (1769) ahmte er Yorick's empfindsamen Reisen nach. Alles ist weich, schonend, tolerant, em pfindsam. Seine Lieder an Elise scheinen seinem Freunde Petrarcha's beste Gesänge zu erreichen, ohne sie nachzuahmen. Gleim verschaffte ihm 1769 eine Präbende am St. Bonifacius und Mauritiusstifte in Halberstadt Romeo. Die Lerche war's, die Tagverkünderin,

Nicht Philomele; sieh den neid’schen Streif,

Der dort im Ost der Frühe Wolken fäumt.

Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,

Der muntre Tag erklimmt die dunst'gen Höhn;

Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.

Julie. Trau' mir, das Licht ist nicht des Tages Licht,
Die Sonne hauchte dieses Luftbild aus,

Dein Fackelträger diese Nacht zu seyn,

Dir auf dem Weg' nach Mantua zu leuchten;
Drum bleibe noch, zu gehn ist noch nicht Noth.

Romeo. Laß sie mich greifen, ja laß sie mich tödten!
Ich gebe gern mich drein, wenn du es willst.
Nein, jenes Grau ist nicht des Morgens Auge,
Der bleiche Abglanz nur von Cynthia's Stirn.
Das ist auch nicht die Lerche, deren Schlag
Hoch über uns des Himmels Wölbung trifft.
Ich bleibe gern, zum Gehn bin ich verdrossen.
Willkommen, Tod! hat Julie dich beschloffen.
Nun, Herz? Noch tagt es nicht, noch plaudern wir.

Julie. Es tagt, es tagt! Auf! eile! fort von hier!

So zeigt sich aus der Vergleichung wohl was gemacht ist, und was gedichtet! 1. Briefwechsel zwischen Gleim und Jacobi. Brl. 1778. 8.

und freute sich, ihn aus dem Handlangerdienst des Recensirens für Kloh gerettet zu haben. Nun ging erst ein rechtes Freundschaftsleben für Damon und Pytheas ́an.2 Mit Wielands Bekanntschaft beginnt eine neue Periode in Jacobi's Leben und er geht von der Freundschaftständelei zur Frauenliebe über und ahmt Wieland nach, wie in dem Schmetterling und Charmides und Theone." Er lebte in dieser Zeit auch zuweilen in Pempelfort bei Bonn, wohin sein Vater gegangen war, und da er das Bedürfniss einer bestimmten Beschäfftigung fühlte, nahm er 1784 den unter Kaiser Joseph II. an ihn ergangenen Ruf zum ordentlichen Profeffor der schönen Wissenschaften an der Universität Freiburg im Breisgau an. Hier lebte er ruhig und zufrieden in freundlichen Verhältnissen mit seinem Collegen und vo:1 allen geschäßt und geliebt. Er hielt Vorlesungen über die klassischen Schriftsteller des Alterthums und über Ästhetik. Er wurde hier mit Schloffer in Emmendingen, Pfeffel in Colmar, mit Göthes Lerse u a. bekannt, unter denen die Evistelpoesie sich erneuerte. Wir können hier eine dritte Periode seines Lebens annehmen; aber obschon er auch hier oft in Kleinigkeiten und Gelegenheitsgedichte verfällt, gehört ihm doch auch manches schöne ernste Gedicht, wie wir es ihm auch nicht verargen können, wenn er unter den Stürmen der Zeit, die ihn umdrängten, im häuslichen Kreise bei Weib und Kind sein stilles Glück fand. In die Zeit seines Aufenthalts in Freiburg gehört die Herausgabe jeines überflüßsigen Taschenbuches 1795-1800 und seines Taschenbuches Iris von 1803 an. Geliebt und beklagt von allen seinen Bekannten starb er am 4. Januar 1814.

Gleim und Wieland gaben ihm den Ruhm der weichen Behandlung der Sprache und das Verdienst, der französischen Eleganz und selbst dem musikalischen Instinct des Metastasio nahe gekommen zu sein. - Man kann freilich seine Liebesbriefe mit Gleim nicht dadurch entschuldigen, daß sie erfreulicher sind als die bittern Schmähschriften, womit Andre sich einander in finsterm Hass verfolgen; aber doch müssen wir viel Herzliches und Gemüthliches, Sanftes und Liebliches (vergl. Beispiel 4.) in Jacobi anerkennen und auch manches ernste tief bewegende Gedicht, selbst unter denen loben, welche in niederm Tone abgefasst sind, wie das unter Beispiel 10. gegebene: das Freyburger Wochenblatt an seine Leser. Wie hätte er auch sonst ein Dichter des Volks, und so viele seiner Lieder allgemein geliebt und gesungen werden können! Wie wäre der Wandsbecker Bote sein Freund gewesen

2. Gervinus Neuere Geschichte der poctischen Literatur. Th. I. S. 257, bat ihn nach unfrer Ansicht viel zu streng beurtheilt und die crustere Seite Jacobis, wie uns scheint, ganz übersehen. Schwerlich würde man in mehrern von uns gegebenen Beispielen den von Gervinus geschilderten Dichter wieder erkennen. 1. Vrgl. Handb. der Nat. Lit. v. D. Kurz. Zürich 1842. II. S. 91 flg.

Sammlungen seiner Werke sind:

-

1. Sämmtliche Werke von Joh. Georg Jacobi. Erft. zweit. Theil. Halberst. 1770. 8. Dritt: Theil. Ebendal. 1774. 8. Auch: Sämmtliche Werke von Johann Georg Jacobi. Erst zweit. Theil. Zw. Aufl. Halberst. 1773. 8. Dritt. Th. Zw. Aufl. Ebendas. 1775. 8 Hierin sind auch: Poetische Versuche. Düsseldorf. 1764. 8. (Franff. 1765. 8.) Theil I. enthält Briefe, Lieder und Nachtgedanken. Th. II. Die Winterreise, die Sommerreise. (Empfindsame Gemählde in Yoricks Manier.) Elysïum, ein Vorspiel mit Arien. Th. III. Die ersten Menschen. Der Schmetterling. An Aglaja. Zwei Cantaten. Die Dichter, eine Oper, -gespielt in der Unterwelt. Eine Satire. Charmides und Theone oder die sittliche Grazie, ein kleiner Roman und kleinere Gedichte.

2. Auserlesene Lieder von Jacobi, herausg. von J. G. Schlosser. Basel 1781. 8.

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3. J. G. Jacobi Theatralische Schriften. Nachtrag zu seinen sämmtlichen Werken. Leipz. 1792. 8. Enthalten: Phädon und Naide oder der redende Baum. Singspiel in 2 Aufzügen. Der Tod des Orpheus. Ein Singspiel in 5 Aufz. Die Wallfahrt nach Compostel. Ein Lustspiel in Einem Aufzug. tag auf dem Lande.

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Der Neujahrs

Mit Unterstützung andrer gab Jacobi noch heraus: 4. Iris. Eine Quartalschrift für Frauenzimmer. 8 Bde.

Düffeld. 1774 u. 1775. Bd. 1–4. und Berlin 1776. Bd. 5—8. fl. 8. 5. Taschenbuch von Jacobi und seinen Freunden für das Jahr 1795 1799. Königsberg und Basel, mit Kupf. u. Melodien. überflüssiges Taschenbuch für das Jahr 1800 mit einer Vorrede von Fried. Heinr. Jacobi. Hamb. mit Kupf. Taschenbuch für 1803, 1804, 1805, 1806, 1807.

Iris, ein Jacobi sammelte noch selbst seine sämmtlichen Werke und gab heraus: 6. Sämmtliche Werke von Jacobi. Sieben Bände. Zürich 1807 bis 1813. Bd. 8. enthält sein Leben.

Neuere Ausgaben find:

Gedichte von Joh. Georg Jacobi. 3 Bändchen. Wien 1818. 12.

und

Werke von J. G. Jakobj. 4 Bände. 1826. 12.

Beispiel 1.

Freye Nachahmung des franzöfifchen Liedes:

Que ne fuis-je la fougère. (Sämmtl. Werke. Halb. 1774. III. S. 259.)

Wenn im leichten Hirtenkleide Mein geliebtes Mädchen geht, Wenn um fie die junge Freude Sich in füfsem Taumel dreht, Unter Rofen, zwifchen Reben, In dem Hayn und an dem Bach, Folgt ihr dann mit ftillem Beben Meine ganze Seele nach.

Wær ich auf der Frühlings

aue

Nur das Lüftchen, das fie fühlt,
Nur ein Tropfen von dem Thaue,
Der um fie die Blume kühlt;
Nur das Bäumchen an der Quelle,
Das fie fchützet und ergötzt,
Und die kleine Silberwelle,
Die den fchönften Fufs benetzt!

Wären meine Klagetöne
Der Gefang der Nachtigall!
Hörte mich die sanfte Schöne
Zärtlich in dem Wiederhall!
Lifpelt' ich an Rofenwänden
Als ein Abendwind herab,
Oder wär in ihren Händen
Der beblümte Hirtenftab!

Könnt ich ihr als Veilchen
dienen,
Wenn fie neue Kränze flicht;
Könnt ich in der Laube grünen,
Wo mit ihr ein Engel fpricht!
Böt' ich in vertrauten Schatten
Ihrem Schlummer fanftes Moofs
Oder wo sich Täubchen gatten,
Meinen blumenreichen Schools!

Mach, o Liebe! dort im Stillen
Unter jenem Myrthenbaum,
Wo fie ruht, um ihretwillen
Mich zum leichten Morgentraum!
Mit verfchämten holden Lachen
Sehe fie mein Schattenbild;
Und, o Liebe, beym Erwachen
Werd ihr Morgentraum erfüllt!

Beispiel 2.

Son pittore anch' io. (Gedichte Th. III. Wien 1818. S. 34.)

Wenn mir Anafreon, von Grazien umringt,

Das Lächeln der Natur, des Lebens Freuden singt,
So glüht Begeisterung in mir: Auch ich bin Dichter!
Wenn aber Klopstocks Harfe klingt;

Wenn ihm Gedanken groß und schön,
Hervor aus heil'gem Dunkel gehn,
Stillglänzend wie des Himmels Lichter;

Dann

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