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Beispiel 6.

An die Nachtigall. (II. S. 213.)

Süfsefte der Nachtigallen, Schweige! denn ich bin allein. Liefseft du dein Lied erschallen, Scheelsucht käme bald zum Hain, In die grün gewölbten Hallen, Wo mir Thränen, füfs und rein, Heimlich in den Bufen fallen,

Säh' es, und verrieth' es allen.
Dafs mir Thränen, füfs und rein,
Heimlich in den Bufen fallen,
Machte mir dann lange Pein.
Glücklicher wein' ich allein,
Süfsefte der Nachtigallen!

Beispiel 6.

Koridon. (II. S. 101.)

In diefem holden Thal, auf diesen stillen Auen Verbracht' ich ehemals, Rofalien zu fchauen,

Ein Frühlingstagen gleich vergnügt verflofsnes Jahr.
Wie reizend war fie nicht! wie himmlifch ihre Lieder!
Du feufzeft, fchwaches Herz? Erwacht die Liebe wieder?
Vergafseft du denn fchon, dafs fie dir untreu war?

Mein Finger brach hier oft, fanft irrend auf der Heide
Der goldnen Blühmchen Pracht: die fteckte fie voll Freude
Bald vor die weisse Bruft; bald in das fchwarze Haar.
Wie reizend war fie nicht! wie himmlifch ihre Lieder!
Du feufzeft, fchwaches Herz? Erwacht die Liebe wieder?
Vergafseft du denn fchon, dafs fie dir untreu war?

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Danke, fprach fie, dem Ver-
hängnifs!

Alle Götter lieben mich:
Wenn ich ohne Flügel wäre,
Sie behielten mich für fich.

Beispiel 8.

Die gebrochnen Schwüre. (II. S. 124.)

Mit taufend Schwüren schwureft du, Phyllis, mir,
Bevor du deinen Daphnis mit Zärtlichkeit

Zu lieben unterlaffen wolltest,

Würd' in dem Laufe der Rhein zurück gehn.

Zurück, zurück, du König der Flüffe du! Fleufs zu der Quelle, der du entfloffen bift! Befchäme Phyllis Antlitz! Phyllis

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Ihr, meiner Seele feurige Fünkchen, ihr
Geheimen Seufzer, fort! dem Olympe zu!
Da wartet meiner, wenn Amata

Schon zu den Himmlifchen gegangen.

Doch wenn fie hier noch athmet, und Liebe mir Bewahrt, dann kehret eilendes Flugs zurück, Belebet meine Seele wieder

Eh mich die Barke des Charon aufnimmt.

Ach, unfre Freuden alle find Eitelkeit!
Verdrufs und Thorheit wohnen hienieden nur!
Des Lebens füfsten Irrthum nenn' ich,
Eine Geliebte voll Inbrunnft lieben.

Diefs ift die Eine fchöne Bekümmernifs,
Die unfers Lebens Wermuth verfüfsen kann.
Geftorben ist, wer nicht mehr liebet;
Ferne von Wonne, fo wie von Wehmuth!

Beispiel 10.

Abfchied von Frankreich.

(III. S. 180.)

Land, das mich, wie sein Kind, genähret,
Worin ich Ruhm und Freunde fand,
Das mich geliebt und ich geehret,
Gehab dich wohl, du schönes Land!

Sie kömmt, fie kömmt fchon an den Strand,
Die Bark', auf der du mich entführen lässest.
Doch trägt fie nur mein halbes Herz von hier;
Denn Eine Hälfte lafs' ich dir.

Dafs du die andre nicht vergeffeft.

Beispiel 11.

Die Mädcheninfel.' (III. S. 159.)

Ein elegisches Gedicht.

Steine warf Pyrrha vor dem und der alte Deucalion Steine,
Nahe bey Themis Altar, auf der Parnaffifchen Flur.
Und erzielten ein neues Gefchlecht von Menschen aus ihnen:
Männer aus Steinen des Manns, Weiber aus Steinen des Weibs.
Welche Gottheit belebt die Felfen der einfamen Infel,

Wo mein neidifches Loos mich Gefcheiterten hält?
Die du Paphos regierft, und noch in Idalions Hainen
Süfsen Opfergeruch jeden Morgen empfängst,

Mutter der Wolluft und Ruh, lafs diefen Felfen entspringen
Mädchen von feltenem Reiz, deinen Grazien gleich;
So voll Anmuth, wie deine Gefährtinn, die blühende Hebe,
Und der geiftige Scherz, der dir den Bufen bewacht!
Ich, mit Amaranthen bekränzt, ihr Priester und König,
Geh' durch die felige Flur unter ihnen einher,
Und beherrsche fie fanft, ftatt eines filbernen Zepters,
Mit dem duftenden Zweig, welchen die Myrte gebar.
Trag' ich nicht als König die goldene Krone der Ahnherrn,
O! fo mangelt mir doch kein Pierifcher Strauss,
Der anmuthiger duftet, als jene narkotifche Staude,
Die der Indifchen Flur theure Balfame zollt!
Weiden andre den Gaum mit perlefarbnen Fafanen,
Oder dem köftlichen Huhn, das nur Morgenthau lezt:
Heisch ich Zufriedener nichts, als was mir felten entstehet,
Einen liebäugelnden Blick, einen geraubeten Kufs.

1. Dies ist das Gedicht, welches von Knebel in Potsdam besonders hatte abdrucken lassen und das Friedrich II. in seiner Schrift über die deutsche Literatur, aller Wahrscheinlichkeit nach meint, wenn er (Ausg. Berlin 1780. 8. S. 9.) fagt: „Indeß will ich zu den Heroen, die ich genannt habe, noch einen Ungenannten hinzusehen, von dem ich reimlose Verse gesehen habe; die Cadenz und Harmonie derselben entstand aus der Abwechselung der Daktylen und Spondeen; sie waren voll von Verstand, und meinem Ohre wurde sehr angenehm durch den Wohllaut der Töne geschmeichelt, dessen ich unsre Sprache kaum fähig geglaubt hatte. Ich möchte behaupten, daß diese Art von Versification sich am besten für unsre Sprache schicke, und sehr große Vorzüge vor dem Reim habe. Wollte man sich bemühen, sie dadurch zu vervollkommnen, so würde man es wahrscheinlich hierin weit bringen." S. Friedrich d. Gr. Eine Lebensgesch. von J. D. E. Preuß. Bd. III. Berl. 1833. S. 349-350.

Führt kein Wagen mich stolz durch lange Zeilen Klienten: Sitz' ich dennoch vergnügt meinen Freundinnen im Schoofs, Deren Auge mir ift, was andern helle Demanten,

Oder Hesperus ift, der fich im Meere verjüngt.

Bin ich vom Vaterland fern, das, mit nicht zärtlichen Händen, Mich zur Fremde verftiefs, und mir doch liebenswerth ift: Bin ich Alter doch nah den rofenfarbigen Wangen

Meiner holdfeligen Schaar, ihrem ambrofifchen Kufs.-
Ihr anmuthiger Trupp, der Florens Kinder befchämet,
Bildet um mich herum einen fchimmernden Hof.

Eh mich der liebliche Ton der Säule Memnons erwecket,
Springen fie freundlich und froh hinter den Hecken hervor,
Werfen mit Bluhmen mich wach, und fragen: Goldener Vater,
Zeigte dir unfre Geftalt heut ein fpiegelnder Traum?
Oder fizt noch der Schlaf auf deiner gefalteten Stirne?
Komm! wir küffen ihn dir von der Stirne hinweg.
Hurtig umfaffen fie mir die Schultern, und necken mir küssend
Den verweilenden Schlaf von der Stirne hinweg.

Zevs fieht neidifch mein Glück von der hohen olympischen Zinne,
Schüttelt die Locken, und fchwört: Diefer ift fel'ger als ich!
Oftmahls finket er still in nächtlichen Tropfen herunter,
Schielet hinterm Gebüsch meinen Vergnügungen zu.

Aber Cythere, die mich zum Favoriten erkoren,

Kömmt, nicht unfichtbar mir, nein, in gewohnter Gestalt Fährt fie von ihrem Paphos mit filbernen Schwänen herunter, Beut mir grüfsend die Hand, nennet mich Priester und Freund. Königinn, frag' ich vertraut, wo ist mein Bruder geblieben,

Ohne den Amor ift mir kein Elyfium fchön! Siebe! dann lächelt fie füfs; schnell hüpft aus dem luftigen Schleyer, Der Aglajen umhüllt, Amor jauchzend hervor,

Windet fich mir um den Hals, und küfst mich und grüfset mich

Vater,

Klopft die Wauge mir fanft, ringelt mein filbernes Haar, Treibt dann mit Zweigen von cyprifcher Myrte die lachenden Mädchen

In die Thäler zurück, wo die Nachtigall heck!,
Mir wetteifernd dafelbft vielfarbige Kränze zu winden,
Und mit Anftand und Zier um die Schläfe zu ziehn,
Die dann in glücklicher Stunde den allerfchönften geflochten.
Fodert freundlich von mir einen belohnenden Kufs,

Den ich ihr willig ertheil' und mit zwey Küssen vermehre,
Wie fie Delius einft keufch der Schwefter gereicht.

So geniels ich das Glück, Fortunen am Bufen zu liegen,
Von der filbernen Pracht ihrer Flügel gedeckt;/
So geniefs ich das Glück, die Grazien nackend zu sehen,
Ohne die Strafe zu fcheun, die den Actäon betraf.
Rüftig bedienen fie mich, und gehn, wie die lachenden Horen
Um den Wagen Apolls, tanzend um mich herum;
Feffeln mit Ketten von Bluhmen den Frieden, der unter Oliven
Nickt, und ziehen ihn fanft unter mein taftenes Zelt,
Wo fie mit Gürteln von Gold ihn an die filberne Stange
Schnüren, dafs er fo leicht nicht zu entfliehen vermag:
Bis ich endlich, fo alt als Tithon, dem Leben entfalle,
Sanft wie der Pfirfich dem Zweig, der ihn geboren, entfällt.
Bruder Amor, betrübt, dafs ihm fein Lehrer geftorben,

Schreibt durch's Cyprifche Reich eilend ein Trauerfest aus; Balfamiret den Leib, und stellt mit feftlichem Pompe

Mein wohlriechend Skelett hoch auf der Mutter Altar.
Mit zwey Tafeln voll Liebesgesetz' in den duftenden Händen,
Über welchen in Gold zierlich die Überfchrift blinkt:
Diefs ift Athamas Reft, des hundertjährigen Jünglings,
Deffen Reden und Thun immer voll Grazie war.

Mit zerstreuetem Haar, in violettnem Gewande,

Wie auf Anakreons Grab ehemahls Griechenland fafs,
Folgen die fittfame Zucht, der Jokus, die Freundschaft, die Mufen,
Und die Grazien all' ächzend dem Leichenzug nach.

Aus den Thränen, die sie für mich aus Liebe vergiessen,
Wächst ein wimmelndes Heer junger Amorn hervor,
Schlank gebildet, die Schwingen mit Purpur und Golde verbrämet,
Eines freudigen Thuns, voll von Feuer und Geift.

-

Diese vermählet vor meinem Altar mit meinen Gespielen
Hymen in goldenem Schmuck, mit der Fackel bewehrt.
Mädcheninfel, fo wirft du bevölkert; fo fchwingt fich mein Nahme
Zu den Vätern der Welt, zu den Lykurgen hinauf.

Beispiel 12.

Die beiden Kornähren. (III. S. 89.)

Ein Windhalm ftieg empor, von keiner Laft gedrückt, Der Sprach zu einem Halm mit einer vollen Ähre:

Wie kömmt es, dafs dein Haupt fo nach dem Boden nickt! Mein Freund, verfetzte der, dem Brüderchen zur Lehre,

Ich ftünde freilich nicht fo tief herab gebückt,

Wenn ich fo leer, wie du, in meiner Stirne wäre.

Joft fteigt am Hof empor und ift doch ungefchickt;

Der weife Lycidas lebt ohne Rang und Ehre.

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