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Cronegf, dessen Tod so manchen Freund betrübte,
Du Liebenswürdiger, der sterbend noch mich liebte,
Der ein vortrefflich Herz mit großem Wit verband,
Und dessen ganzen Werth nur wenige gekannt!
Du lebst! Ich tröße mich: die Thränen sind vergebens !
Der Tod verändert nur die Scene deines Lebens:
Du lebst in Gegenden, wohin die Tugend führt,
Wo reine Seeligkeit unwandelbar regiert.

Entkleidet durch den Tod vom sterblichen Gewande,
Durchwandelst du beglückt mit hellerem Verstande

Die Wohnungen des Lichts, siehst nun der Schöpfung Plan
Mit schärfern Blicken ein, und betest schweigend an.
Zu Lobgesängen reißt dich dann ein heilig Feuer:
O welch Entzücken strömt von deiner güldnen Lever,
Die sich nun ungetheilt dem großen Schöpfer weiht!
Du siehst ihn, bist beglückt und bist es allezeit.
Wir wünschen dich zurück zu niedern Gegenständen?
O Musen, seine Lust, pflanzt mit bethränten Händen.
Den Lorbeer um sein Grab, der unvergänglich daurt,
In dessen Schatten einst die Nachwelt ihn betraurt!
Betrachtest du den Tod in diesem höhern Lichte;
So lächelt Gütigkeit in seinem Angesichte.

Der Bote der Natur ergreifet unsre Hand,

Und führt uns, als ein Freund, in ein beglücktres Land.
Dem trägen Sinnlichen graut vor der letzten Reise:

Der Thor stirbt, weil er muß; mit Freuden stirbt der Weise,

Der durch Religion und Tugend unterstüßt,

Wenn schon auf seiner Stirn die Todesblässe siht,
Nicht mit des Pöbels Furcht den Augenblick entweihet,
Den großen Augenblick, der unsern Geist befreyet,
Und über Tugenden und wahren Heldenmuth
Und über ewig Glück gerechten Ausspruch thut.
Er geht voll Zuversicht aus diesem kurzen Leben,
Ob gleich noch Schatten sind, die seinen Pfad umgeben.
Er weis, wohin er geht: sein Ziel ist Ewigkeit,
Und ein versöhnter Gott ist seine Sicherheit.

Kann seine Seele nicht vor Grab und Moder zittern;
Wie sollte seinen Muth ein flüchtig Weh erschüttern,
Der Schmähsucht Ungestüm, ein Sturm vom Glück erregt,
Der, was ihm doch nicht bleibt, ihm aus den Händen schlägt?
Er leidet unentehrt, bleibt gros, auch wann er trauert:

Er weis: daß aller Schmerz nur Augenblicke dauert:

Sein

Sein Leiden, weil es ihm ein Gott voll weiser Huld,
Ihn zu verbessern, schickt, erträgt er mit Geduld.
Er ist kein blinder flav der sinnlichen Begierde,
Genießt, mit edlem Stolz auf seine wahre Würde,
Die niedern Freuden hier nur flüchtig als im Lauf,
Und opfert, ohne Gram, sie böhern Gütern auf.
Ihn lockt kein Blumenweg beym Laster zu verweilen:
Ihn reizt kein falscher Glanz der Thorheit nachzueilen.
Er geht auf seinen Zweck mit unverwandtem Blick:
Nicht für die Zeit bestimmt, verachtet er ihr Glück.

Nur wer zu sterben weis, kann stets zufrieden leben!
Die wahre Freude nur, nach der die Weisen streben,
Versüßt dem Sterblichen die Reise durch die Zeit,
Und folgt, unsterblich selbst, ihm zur Unsterblichkeit.

4. Johann Nikolas Göz. 1721-1781.

Johann Nikolas Göß war am 9. Juli 1721 in der freien Reichsstadt Worms geboren, wo sein Vater Philipp Peter Göh Prediger war. Erst 10 Jahr alt verlor er diesen Vater. Nachdem er acht Jahr das Gymnasium der Vaterstadt besucht hatte, bezog er 1739 die Universität Halle, wo A. G. Baumgarten, Meier und Wolf seine Lehrer in der Philosophie, S. J. Baumgarten, Weber, Stiebriß und Knapp in der Theologie waren. Hier knüpfte sich seine Freundschaft mit Uz und Gleim und er übersetzte und dichtete mit ihnen. Drittehalb Jahr lang war er Lehrer auf dem hallischen Waisenhause und wurde 1742 auf Dr. Baumgartens Empfehlung Hauslehrer und Hausprediger beim preuß. Obersten und Commandanten von Emden, Freiherrn von Kalkreuter; weil aber Luft und Wasser ihm dort nicht zusagten, kehrte er nach einer Reise nach Holland, auf welcher er in der Südersee einen heftigen Sturm bestand, nach der Vaterstadt zurück. Die Wittwe des Schwedischen Generalgouverneurs von Zweibrücken, Grafen von Strahlenheim, berief ihn im Frühling 1743 zum Hofmeister ihrer Enkel und Schloßprediger nach Forbach in Lothringen, in welchem Verhältniss er auch an den französischen Hof nach Meh kam und Theilnehmer der großen Feste wurde, welche zur Feier der Genesung Ludwigs XV. gefeiert wurden. Im Jahr 1746 ging er mit seinen Zöglingen auf die Ritterakademie zu Lüneville, wo er auch dem Könige Stanislaus Leczinsky vorgestellt wurde und Voltaire kennen lernte. Der Prinz von Holstein-Beck berief ihn 1747 zum Feldprediger des französischen Leibregiments der Königinn Royal - Allemand und er hielt nach seiner Ordination in Saarbrücken, seine Antrittspredigt zu

Piscon Denkm. IV.

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Nancy am 18. Jan. 1748. Öfter predigte er auch zu Toul, wo er dem dortigen Bischof bekannt wurde, zog mit seinem Regimente durch Frank reich, Flandern und Brabant bis zum Frieden 1748 und besuchte noch die bedeutendsten Städte in den Niederlanden. Drauf berief ihn der Her zog von Zweibrücken zum Pfarrer nach Hornbach, wo er sich 1732 mit der jungen Wittwe des Oberpfarrers und Oberconsistorial - Assessors Haut ten in Zweibrücken verheirathete. Im Jahre 1754 wurde er als Ober: pfarrer und Inspector nach Meisenheim und 1761 als Pfarrer und Consistorial - Assessor beim Pfalz-Sponheimschen Consistorio nach Win terburg berufen. Bei der Theilung der Hintergrafschaft Sponheim 1776 wurde er vom Marggrafen von Baden-Durlach zum Superintendenten der evangelischen Kirchen und Schulen des Oberamts Kirchberg und der Ämter Winterburg und Sprendlingen ernannt, in welchem Amte er bis zum Ende seines Lebens blieb. Am Ostertage 1781 wurde er von einem heftigen Schlagfluss überfallen und konnte sich von demselben nicht wieder erholen. Neue Anfälle vom Schlage trafen ihn im Herbst und so starb er am 4. November 1781 und wurde am Fuße einer Linde, welche sein Vorgänger gepflanzt hatte, auf dem Gottesacker zu Winterburg begraben.

Götz gehört zu den mehr französisch gebildeten Dichtern, obwohl er an Leichtigkeit seinen Vorbildern nicht gleich kommt. Dadurch, daß er seinem Freunde Ramler seine Gedichte ganz und gar übergab, zu erhalten und zu vernichten was er wolle, auch wo er es nöthig fände sie zu vers bessern, könnte uns gegen den Dichter misstrauisch machen, weil der wahre Dichter solche Gewalt nicht leicht in die Hand eines andern legen wird. Aber es mag doch wohl mit Ramlers Verbesserungen nicht so arg gewefen sein, als man eine Zeitlang geglaubt hat, daß man nicht sagen kann, man könne nun kein rechtes Urtheil über Göß haben, weil man nicht wisse, was ihm und was Ramler gehöre. Sonst sehen wir Göß in seiner geistlichen Stellung besorgt, daß seine erotischen Gedichte nicht einen Schatten auf sein amtliches Würken werfen möchten, weshalb er auch verordnet, daß sie erst nach seinem Tode erscheinen sollten. Einfachheit und Innigkeit sind der Hauptcharakter seiner ansprechenden Dichtungen.

So kam die Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel heraus: Vermischte Gedichte von Johann Nikolas Götz. Herausgegeben von Karl Wilhelm Ramler. Drei Theile. Mannheim 1785. 8. Mit des Dichters Bilde von Leclerc, gestochen von Sinßenich, einem Vorbericht und einer eignen Lebensbeschreibung des Dich ters, herausgegeben von seinem Sohne G. Ch. Götz, Buchhändler in Mannheim.

Der Inhalt dieser Gedichte, von denen in die neun Bücher der lyrischen Blumenlese von Ramler, in die Göttingischen und Hamburgischen Musen

almanache und in das Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde schon mehrere aufgenommen worden waren, enthalten Lieder, Oden, Elegieen und Jdyllen, poetische Erzählungen und Sinngedichte, theils spielend und scherzhaft, theils lehrend und rührend, größtentheils Originale, doch auch mehrere Übersetzungen und Nachahmungen, welche aber mit eig nen Gedanken so verwebt sind, daß sie dem Dichter eigenthümlich anzugehören scheinen. Außerdem haben wir noch von Göt:

1. Die Oden Anakreons in reimlosen Versen, nebst einigen andern Gedichten. Frkf. und Leipz. 1746. 8., und eine zweite Ausgabe: die Gedichte Anakreons und der Sappho Oden aus dem Griech. übersetzt und mit Anm. begleitet. Karlsruhe 1760 8.

2. Paperle. Karlsruhe 1752. 8. (nach Gresset scherzhaftem Gedicht Vert-vert auf den kläglichen Tod eines Papageien).

3. Der Tempel zu Gnid. Karlsruhe 1748. Zw. Ausg. 1760. 8. (Nach dem Französischen des Montesquiou in Prosa übersetzt.)

Beispiel 1.

Thamire an die Rofen. (I. S. 7.)

Mein Geliebter hat verfpro-
chen

Wann ihr blühet, hier zu feyn.
Diefe Zeit ist angebrochen,
Rofen! und ich bin allein.

Holde Töchter der Cythere,
Rofen! fchonet meiner Ruh,
Schonet meines Schäfers Ehre:
Schliefst euch, fchliefst euch
wieder zu!

Beispiel 2.

Das Vergnügen. (I. S. 48.)

Was die weite Welt bewegt,
Und fich auch im Würmchen

regt,
Was vom Himmel selber quillt,
Und die ganze Seele füllt,
Das Vergnügen, folget nur
Sanften Trieben der Natur.
Stille Lauben find fein Haus,
Seine Pracht ein frischer Strauss;
Einfalt und Gemächlichkeit
Sein gewöhnliches Geleit.
Es erhält durch Mässigung
Stefs fich reizend, ftets fich jung

Neben ihm liegt Cypripor
Gern in Veilchen auf dem Ohr.
Keiner, der es fchildern will,
Trifft es: denn es hält nicht
ftill.

Es verfolgen, heifst, es fliehn,
Es empfinden, nach sich ziehn.
Wann sich oft, an einem Fest,
Weisheit von ihm fangen läfst,
Dann begehrt aus feinem Schoofs
Die Gefangne selbst nicht los.
Sein geliebter Aufenthalt
Ift der Mufen Thal und Wald,

Wo es ftets nach Rofen läuft; Doch nicht ftets die fchönfte greift:

Weil der Knofpen Neuigkeit Mehr als Schönheit es erfreut. Manchmal fliegts zur Schäferinn

Rofenhaften Lippen hin,

Oder thront voll keufcher Luft Auf der treuen Gattinn Bruft. Freunde, wifst ihr, wo ichs fand? Wo ich es mit Bluhmen band? Zwischen Tugend und Verstand.

Beispiel 3.

Der Bund des Thyrfis und der Daphne. (I. S. 66.)

Hier fafsen wir bey fammen
An unfrer Väter Gruft,
Und klagten unfre Flammen
Der ftillen Abendluft.

Aus Daphnens Auge drangen
Die Zeugen keufcher Luft,
Und rollten von den Wangen
Auf ihre zarte Bruft.

Mit liebetrunknem Herzen Warf ich mich ihr zu Fufs, Gab ihr mit füfsen Schmer

zen

Den lezten Abfchiedskufs;
Erhob dann Händ' und Blicke,
Und feufzte: Liebt' ich dich,
O Tugend! fo beglücke
Mit deiner Tochter mich.

Zwar ich bekenn' es gerne, Ich bin nicht Daphnens werth: Doch böten mir die Sterne, Was ich noch nie begehrt, Rang, Macht und alle Gaben, Die Meer und Erd' enthält, Und fie follt ich nicht haben: Verfchmäht' ich eine Welt.

,.Mein Thyrfis! bey den Matten, ,,Bei meinen Thränen hier „Und unfrer Väter Schatten." Sprach Daphne,,,fchwör ich dir, ,,Dafs weder Gut noch Ehre, ,.Noch Stand, noch Weh, noch Wohl, ,,Dir, dem ich angehöre, ,,Dir mich entreifsen foll."

Beispiel 4.

Ähnlichkeit mit dem Apollo. (I. S. 130.)

Es fagte Stella:

Machft du auf mich

Ein artig Liedchen,

So bift du mein

Ich machte hurtig Ein artig Liedchen. Sie lobt's und fagte: Nun bift du mein;

Doch ich, o Schäfer,

Bin noch nicht dein.

Wie mirs erging, Ergings Apollen Auf Tempens Flur: Für Daphnen kriegt' er Den Lorbeer nur.

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