Aus: Versuch in scherzhaften Liedern. (Körte's Ausg. I. S. 32.)
Tod, kannst du dich auch verlieben? Warum holst du denn mein Mäd- chen?
Kannst du nicht die Mutter holen? Sieh, die Mutter sieht dir ähnlich! Frische, rosenrothe Wangen,
Die mein Kuß so schön gefärbet, Blühen nicht für blasse Knochen! Tod! was willst du mitdem Mädchen?
Mit den Zähnen ohne Lippen Kannst du es ja doch nicht küssen!
Für mich bestrahlt die Sonne Die Wälder und die Auen; Für mich sind diese Schatten. So fühl, und diese Rasen So weich, und diese Quellen So rein, und jene Thäler So lieblich anzuschauen; Für mich bist du, o Rose, Die Königinn der Blumen! Für mich bist du, Gewölbe Des Himmels, ausgespannet; Für mich glänzt dort im Teiche Des Mondes schwimmend Silber;
Für mich singt die Sirene
Des Waldes ihre Lieder:
Nicht für den reichen Milon, Der hat nur Herz und Auge Für glänzend Gold und Silber! Nicht für den dummen Laches, Den fetten Weltverächter, Der, immer in Gedanken An sich und seinen Magen, Nicht siehet und nicht höret! Nicht für den stolzen Pyrrhus, Der, taub den Lebensfreuden, Hin nach dem höchsten Gipfel Des Glücks auf frummen Wegen, Mit schwerer Arbeit klimmet, Und plötzlich desto tiefer
Zu mir herunter stürzet!
1. Dies Gedicht machte Gleims Bekanntschaft mit Kleist.
Beispiel 4.
Die Katze und die Maus.
(Aus den Fabeln. Th. III. S. 215.)
Einst spielte eine Kahe
Mit einer kleinen Maus.
,,Lauf, Mäuschen!" sagte sie, und warf die scharfe Tage
Liebkosend nach, ließ auf und nieder
Sie laufen, fing sie wieder,
Und sah vergnügt und freundlich aus.
,,Ach, liebe Kage!" sprach die Maus, Ich kenne diese Schmeicheleien
,,Und diese Scherze; ach! sie dräuen,
„Mir armen Mäuschen, bittern Tod!"
Was?" sprach die Kahe, das ist Spott!"
Die Gärtnerinn und die Biene. (Daselbst S. 227.)
Eine kleine Biene flog
Emsig hin und her, und fog Süßigkeit aus allen Blumen.
,,Bienchen," spricht die Gärtnerinn, Die sie bei der Arbeit trifft,
,,Manche Blume hat doch Gift, „Und du saugst aus allen Blu: men?"
Ja," sagt sie zur Gärtnerinn, Ja, das Gift laß ich darinn!"
Der Löwe und die drei Tiger. (Das. S. 247.)
Ein Löwe schlummerte, die Sorge für sein Reich Und seiner Völker Ruh, ließ ihn nicht ruhig schlafen, Er lag, wie auf den Sprung, gefasst auf jeden Streich), Die Feinde seines Reichs zu schrecken und zu strafen.
Drei Tiger sahen ihn. Der eine sprach: Seht da, „Das ist der Augenblick, den Feind zu überfallen, ,,Der uns zu mächtig ist: sein Reich gehört uns Allen; ,,Wir theilen's unter uns!" die andern sagten: Ja!
Sie machten einen festen Bund,
Beschworen ihn! Der Schwur, so still des ersten Mund Jhn lispeln mochte, kam in des Monarchen Ohr,
Der lauschend lag, kaum glaubte, was geschah.
Der zweite Tiger schwur; was that der Löwe da?
Er flog, als wie ein Strahl des Blißes schnell hervor, Saß auf des dritten Tigers Nacken
Schon eh' er schwur, erwürget' ihn.
Bekam den ersten nur mit einer Klau zu packen;
Der zweite nahm die Flucht, und nannte noch im Fliehn Den Löwen flug, trieb ein Gespötte
Mit dem Verwundeten, der trabend nebenher
Oft wiederhohlete: „Wir hätten ihn, wenn Er ,,Den Angriff abgewartet hätte!"
Und schnitt davon ein Stücklein ab,,,Der Bäcker soll sie liegen sehn,
Denn der vermuthlich hat das
,,Das aus dem lieben Brote fällt, „Hineingebacken; der muß es „Auch wieder haben; bleib indeß, „Ich will geschwind zum Bäcker gehn!"
Er geht. Des Kindes Augen sehn Erstarrt die blanken Thaler an, Allein es rühret nicht daran.
Der Bäcker kommt, sieht sie, und spricht: ,,Nein! das sind meine Thaler nicht, ,,Freund, glaubt es mir! Doch wifft ihr was?
„Ein reicher Mann macht' euch den Spaß, Denn hört: das Brot, das ihr ge hohlt, ,,War nicht von mir, ihr aber sollt ,,Nicht fragen, und von wem es ist
1. S. die Staats- und Kriegsgeschichte vom Jahre 1756.
Die Eiche und der Kürbiß.
La Fontaine. Fab. 172. T. II. (Daf. S. 425.)
Sohn, mit Weisheit und Verstand, Ordnete des Schöpfers Hand Alle Dinge. Sich umher! Keines steht von ohngefähr Wo es steht! Das Firmament, Wo die große Sonne brennt, Und der kleinste Sonnenstaub, Deines Athems leichter Raub, Trat, auf unsers Gottes Wort, Jegliches an seinen Ort. Jedes Ding in seiner Welt Ist vollkommen; dennoch hält Mancher Thor es nicht dafür, Und kunstrichtet Gott in ihr!
Solch ein Thor war jener Mann, Den ich dir nicht nennen kann, Der, als er an schwachen Ranken Einen Kürbiß hangen sah, Groß und schwer, wie deiner da, Den du selbst gezogen hast, Den verwegenen Gedanken Hegte: Nein, solch eine Last Hätt' ich an so schwaches Reis Wahrlich doch nicht aufgehangen!
Mancher Kürbis, gelb und weiß, Reih' bei Reih', in gleichem Raum, Hätte sollen herrlich prangen Hoch am starken Eichenbaum!
Also denkend geht er fort, Und gelanget an den Ort Einer Eiche; lagert sich Längelang in ihren Schatten, Und schläft ein.
Die Winde hatten - Manchen Monath nicht geweht; Aber als er schläft entsteht In der Eiche hohem Wipfel Ein Gebrause; starke Weste Schütteln ihre vollen Aeste; Plöglich stürzt von dem Bewegen Prasselnd ein geschwinder Regen Reifer Eicheln von dem Gipfel. Biele liegen auf dem Grase, Aber Eine fällt gerade Dem Kunstrichter auf die Nase! Plöhlich springt er auf, und sicht, Daß sie blutet. Dieser Schade Geht noch an! denkt er und flicht,
Und bereuet auf der Flucht Den Gedanken, welcher wollte, Daß der Eichbaum eine Frucht, Gleich dem Kürbiß, tragen sollte. ,,Traf ein Kürbiß mein Gesicht,"
Sprach er,,,nein, so lebt' ich nicht!
,, wie dumm hat' ich gedacht! „Gott hat Alles wohl ge- macht!"
Bei Eröffnung des Feldzuges 1756.
Aus den Preußischen Kriegsliedern. (Bd. 4. S. 1.)
Krieg ist mein Lied! weil alle
Krieg will, so sey es Krieg! Berlin sey Sparta, Preußens Held Gekrönt mit Ruhm und Sieg!
Gern will ich seine Thaten thun, Die Leier in der Hand; Wenn meine blut'gen Waffen ruhn. Und hangen an der Wand.
Auch stimm' ich hohen Schlacht- gesang
Mit seinen Helden an, Bei Pauken und Trompeten flang,
Im Lärm von Roß und Mann;
Und streit, ein tapf'rer Grena
Von Friedrichs Muth erfüllt! Was acht' ich es, wenn über mir Kanonendonner brüllt?
Ein Held fall' ich, noch sterbend droht
Mein Säbel in der Hand! Unsterblich macht der Helden Tod, Der Tod für's Vaterland!
Auch kömmt man aus der Welt davon, Geschwinder wie der Blitz; Und wer ihn stirbt, bekommt zum Lohn Im Himmel hohen Sih!
Wenn aber ich, als solch ein Held, Dir, Mars, nicht sterben soll, Nicht glänzen soll im Sternenzelt: So leb' ich dem Apoll!
So werd' aus Friedrichs Gre nadier Dein Schuh, der Ruhm des Staats: So lern' er deutscher Sprache Zier, Und werde sein Horaz.
Dann singe Gott und Friederich
Nichts kleiner's, stolzes Lied!
Dem Adler gleich erhebe dich,
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