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und füllt den Saal mit neuem Lichte. Ein Engel scheint Rezia im Myrthenkranz und silbernem Gewande. In des Kaisers Brust erstirbt der alte Groll, er schüttelt des Helden Hand und spricht:

Nie fehl es unserm Reiche

An einem Fürstensohn, der Dir an Tugend gleiche.

Beispiel 8.

Aus dem Agathodämon.

Agathodämons Darstellung der Christianer. (Th. 35. S. 311.) Apollonius. Du bist noch zu wenig mit den Christianern bekannt, wie ich sehe, um dir einen richtigen Begriff von ihnen zu machen. Aber wie dem auch sey, sie erkennen den außerordentlichen Mann, von dem ich dir sagte, für ihren Meister und Herrn, und hangen mit einer Liebe und einem Glauben an ihm, die ohne Beyspiel sind, und durch nichts begreiflich werden, als durch eine beynahe magische Gewalt, die er sich über die Gemüther der Menschen, die um ihn waren, verschafft haben muß. Sie betrachten ihn als einen Mensch gewordenen Gott, oder zum Gott gewor denen Menschen welches von beiden, scheint unter ihnen selbst noch nicht ausgemacht aber darin stimmen sie überein: daß er, nachdem seine Er scheinung Jahrtausende vorher von den Profeten des Jüdischen Volkes ans gekündigt worden, als ein bevollmächtigter Abgesandter der Gottheit, auf eine übernatürliche Art in die Welt gekommen sey, das Reich der Dämonen, der Urheber alles fysischen und sittlichen Uebels, zu zerstören, und dagegen das Reich des Lichts, der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Unschuld und der Liebe, mit Einem Worte, das Reich Gottes, dessen Sohn er sey, unter den Menschen aufzurichten. Sie glauben, daß er, nachdem er sich selbst durch einen freywillig erlittenen Tod für das Heil der Welt aufgeopfert, am dritten Morgen wieder lebendig aus seinem Grabe hervorgegangen sey, noch vierzig Tage mit seinen Vertrautesten Umgang gepflogen habe, und sodann vor ihren Augen lebendig gen Him mel gefahren sey; daß er, seinem untrüglichen Versprechen zu Folge, in kurzer Zeit auf eine gloriöse Art zur Erde zurückkehren werde, um alle feine Feinde zu vernichten, mit den verdienstvollsten seiner Anhänger tau send Jahre lang über die ganze Erde zu herrschen, und in ununterbroche ner Ruhe den Vollgenuß aller geistigen und irdischen Seligkeiten, deren die menschliche Natur fähig ist, über die Genossen seines Reichs zu verbreiten; und daß er, um die Seinigen während dieser kurzen Zwischenzeit über seine Abwesenheit zu trösten, ihnen feinen Geist hinterlassen habe, durch welchen er, wiewohl unsichtbar, noch immer mitten unter ihnen sey, sie regiere, unterrichte, stärke, und mit den göttlichen Wunderkräften aus.

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rüste, deren sie zum glücklichen Erfolg ihres unversöhnlichen Kampfs mit dem Geist der Zeit und allen seinen Gehülfen und Werkzeugen, und zum Gedeihen ihrer raftlosen Bemühungen für die Ausbreitung des Reichs Gottes nöthig haben. Was für eine Bewandtniß es auch mit dem Grunde dieses Glaubens haben mag, davon bin ich gewiß, daß diese von den Juden ausgestoßene, von den Griechen verlachte, und von den Römern verabscheute Sekte, mit diesem ihrem Glauben, in zwey bis drey Jahrhunderten längstens, eine allgemeine Revoluzion bewirkt haben wird, wie die Welt noch keine gesehen hat, und daß ihrem Stifter auf ewig das hohe Verdienst bleiben wird, tiefer als alle bisherigen Gesetzgeber in die menschliche Natur geblickt, und das große Werk der sittlichen Verbefferung und Veredlung des Menschengeschlechts auf einen so festen Grund gescht zn haben, daß die Zeit, die alle andern Menschenwerke abwürdiget und zulegt völlig aufreibt, dem seinigen nichts anhaben, sondern es vielmehr, trop aller zufälligen Verdunklungen und Verunstaltungen, in immer reinerem Glanze darstellen, und der Vollkommenheit, zu welcher es die unzerstörbare Anlage in sich hat, immer näher bringen wird.

Beispiel 9.

Aus den Unterredungen mit dem Pfarrer von *** (Th. 49. S. 141.)

Der Pfarrer. Die Sache fann freylich aus mehr als Einem Gesichtspunkt angesehen werden.

Jch. Dieß erfuhr ich selbst, da lehthin bey einer Dame von vorzüglicher Einsicht die Unterredung auf diese Materie fiel. Die Frau sagte darüber etwas, das mir so außerordentlich klar und entscheidend vorfam, daß ich nichts bessers thun kann, als es Ihnen mit ihren eigenen Worten, deren ich mich noch ganz genau erinnere, mitzutheilen. Ein Gedicht, eine Erzählung, furz, ein Werk von einer gewissen Gattung, (Sie errathen leicht, Herr Pfarrer, daß von der erotischen und komischen Gattung die Rede war) kann, sagte sie, einem Leser in die Hände fallen, dem es vielleicht in tausend andern Augenblicken unschädlich gewesen wäre: aber gerade in dem Augenblicke, da er es liest, befindet er sich unglücklicher Weise in einer Leibes- und Gemüthsverfassung, daß ein einziges reißendes Bild mehr, oder ein einziger Grad, um den der Verfasser seine ohnehin entzündete Einbildungskraft erhöht, hinlänglich ist, die beßre Seele zu überwältigen, und den Menschen zu einer unsittlichen Handlung, die er nicht verübt hätte, wenn er dieß Gedicht, diese Erzählung nicht gelesen hätte, hinzureißen. Ein Glas Wasser, setzte sie hinzu, kann so voll seyn,

1. Daß Schriftsteller die Schuld hätten, wenn zum Bösen ohnehin geneigte Leute oft schlimmer durch sie würden.

daß ein einziger Tropfen, der noch hinzu kommt, hinlänglich ist, es überlaufen zu machen. -Wie ists möglich, daß ich einen so simpeln Gedanfen in meinem ganzen Leben nie gehabt habe? rief ich: Hätt' ich ihn ge habt, da ich die komischen Erzählungen drucken lassen wollte, fie wären auf der Stelle ins Feuer geworfen worden.

Der Pfarrer. Sagten Sie das wirklich?

Ich. Wirklich, oder doch so etwas, das sehr deutlich zu verstehen gab, daß dies mein Gedanke war.' So denk ich jezt auch. Aber damahls, da ich die komischen Erzählungen und den Idris dichtete, hatte ich die Welt, von der ich gelesen seyn wollte, und die solche Werke ohne Schaden lesen kann, so lebhaft vor Augen, daß ich nicht daran dachte, daß diese Gedichte auch vorwißigen Knaben und glühenden Jünglingen (glühende Mädchen giebt es, glaube ich, nicht, und an denen, die es sind, ist schon nichts mehr zu verderben) in die Hände fallen, jene lüstern machen und bey diesen Oehl ins Feuer gießen würden. Und sagen Sie selbst, Herr Pfarrer Sie scheinen ein Mann von Einsicht zu seyn, an den man eine solche Frage thun kann was würde aus einem Schriftsteller meiner Art werden, wenn er sich durch die Vorstellungen der Mißdeutungen und des verkehrten Gebrauchs, dem seine Werke ausgefeßt find, ängstlich machen lassen wollte? Es ist eine armselige, niederschlagende, dem Genie alle seine Federn ausrupfende Leidenschaft um die Aengst lichkeit. Es ist unmöglich, daß ein Mann, er sey Dichter, oder Filosof, oder Arzt, oder Mahler, oder Feldherr, oder was Sie wollen wenn er bey jedem neuen Gedanken, bey jedem Feder- oder Pinselzug, bey jedem Recept, das er verschreibt, bey jeder Ordre, die er giebt, u. s. w. von den Gedanken beunruhigt würde: Wird dieß nicht bey irgend jemand eine falsche Wirkung thun? Werd' ich nicht um den zehnten Theil einer Haarbreite über die Schönheitslinie hinaus fahren? Wird dieß dem Kranken nicht zu warm oder zu kalt machen? - Wird sich nicht vielleicht in diesem Augenblick ein Umstand ereignen, der meinen Plan verrückt, und also meine Ordre nachtheilig macht? — es ist unmöglich, sage ich, daß einem solchen Mann eine Zeile, ein Pinselstrich, eine Kur, oder eine schöne That gelinge.

VI. Die preußischen und hallischen Dichter.

1. Ewald Christian von Kleist. 1715-1759. Ewald Christian von Kleist ward am 7. März 1715 zu Zeblin in Pommern, unfern Cöslin geboren. Unter unterthänigen Hofmeistern

bis

1. Es fehlt hier eine Gegenrede des Pfarrers, welche zum Zusammenhange nicht nöthig ist.

bis zum neunten Jahr erzogen, kam er im zehnten Jahre in die Jesuiters schule zu Eron in Groß- Polen, um sich dem Civilstande zu be Fimmen, wo er nur lernte, was er durchaus sollte. Im Jahr 1729 ging Kleist auf das Gymnasium zu Danzig, wo er ohne große Anstrengung den Grund zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung legte, durch körperliche Stärke und heitern Sinn seinen Mitschülern sich empfehlend. Sein älterer, we niger begabter aber treufleißiger und ernster Bruder zügelte seinen fröhliz chen, doch stets harmlosen Muthwillen auf alle Weise und hielt ihm Straf predigten über sein sorgloses Hineinschauen in die Zukunft. Im fünfzehnten Lebensjahre bezog Kleist die Universität Königsberg und wollte hier etwas Rechtes lernen, hörte auch mit großem Fleiß Collegia über Physik, Mathematik, die Rechte und Philosophie und opponirte und disputirte öf fentlich. Nach den Universitätsjahren lebte er eine Zeitlang auf dem väterlichen Gute, ohne eine erwartete Anstellung zu finden. Da schickten ihn die Altern zu Verwandten nach Dänemark, welche ihn bewogen 1736 in dänische Kriegsdienste zu treten. Als er aber als dänischer Officier nach Danzig 1738 auf Werbung geschickt wurde, regte sich wieder die Lust in ihm in den Civilstand zu treten. Er bat um Urlaub und ging auf sein kleines Gut Ruschih, zehn Meilen von Danzig, von wo aus er seine Schwestern in Polnisch- Preußen besuchte. Durch diese lernte er eine Frau von der Golz mit ihrer Tochter Wilhelmine kennen, welche letztere er bald innig liebte. Die Mutter begünstigte diese Liebe und that alles Mögliche ihm eine Anstellung am sächsischen oder polnischen Hofe zu verschaffen, doch vergeblich. So ging Kleist, ohne Hoffnung seine Liebe gekrönt zu sehen, zuerst den Ernst des Lebens erkennend, mit Widerwillen in dänische Dienste zurück.

Als pommerscher Landjunker wurde er 1740 von Friedrich, dem Großen aus dänischem Dienst zurückgefordert und als Lieutenant beim Regiment des Prinzen Heinrich in Potsdam angestellt, ohne weiter vom Könige oder vom Prinzen bemerkt zu werden. Bald gerieth er in Noth, weil seine äußern Umstände mittellos waren und er vergeblich auf schnelles Vorrücken hoffte, auch verbitterte ihm die Rohheit seiner Cameraden oft das Leben und Neckereien und Streitigkeiten mit ihnen fanden sich häufig. So wurde Kleist 1743 in einem Zweikampf mit einem Officier im Arm verwundet. Da im Hause des Obersten von Schulze, dessen Tochter Gleim unterrichtete, mit Theilnahme von dem jungen verwundeten Officier gesprochen wurde, suchte ihn Gleim auf, las ihm vor und als Kleist über Gleims Gedicht an den Tod heftig lachte, brach seine Wunde auf, wodurch Spuren vom Brande sichtbar wurden, welcher jeßt bald geheilt werden konnte, daß Kleist sagte, der Dichtkunst und Gleim verdanke er seine Ges nesung, und mit diesem einen innigen Freundschaftsbund schloss.

Kleist dichtete nun heitre Lieder, aber die Nachricht, daß seine Wils Pischon Denkm. IV.

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helmine gezwungen worden sei, eine vortheilhaftere Heirath einzugehen, er schütterte ihn tief, und da auch Gleim Potsdam verließ und er sich ganz einsam fühlte, theilte sich ihm die Wehmuth mit, welche fortan aus seinen Liedern tönt.

Er machte in den Jahren 1744 und 1745 den Feldzug in Böhmen mit und litt viel nach der Übergabe von Prag (Sept. 1744), lag auch lange krank in Hirschberg. Dann blieb er ein Jahr lang im Standquartier zu Brieg, wo er wohl manches Lied voll Lust und Trost sang, aber doch im Januar 1746 körperlich mehr geschwächt und zur Hypochondrie geneigt nach Potsdam zurückkehrte

Hier hatte ihn auch Gleim ganz verlassen, welcher in Berlin lebte, aber in lebhaftem Briefwechsel mit ihm blieb. Seit 1746 arbeitete Kleißt an seinem Landleben, was er nachher Frühling nannte, und theilte es Gleim mit, aber auch Ramler, welcher es ihm verwirrte und die Luft daran raubte, wie es Kleist überhaupt schwer wurde ein größeres Werk zu schaffen und er nach dem ersten raschen Entwurf desselben leicht die Lust zur Ausführung verlor. Er lobte zwar Ramlers Werk und hielt es höher als das seinige, gab aber den unveränderten ersten Gesang seines Frühlings im Sommer 1750 heraus.

Im Mai 1749 war Kleist Staabs - Capitain geworden und hatte im Juli 1751 eine Compagnie erhalten, im Jahre 1752 wurde er nach der Schweiz auf Werbung geschickt. In Zürich lernte er Bodmer und Wieland ken: nen, von dem er meinte, er werde sich bald erschöpfen oder wenigstens un gesund studiren. So wohl sich Kleist in Zürich gefiel, musste er es doch bald verlassen und blieb dann bis zum April 1753 in Schaffhausen. Nachy seiner Rückkehr nach Potsdam ist er öfter frank und denkt daran den Kriegsdienst zu verlassen; durch den Besuch des Bades in Freienwalde im Sommer 1756 fühlt er sich aber so gestärkt, daß er Hoffnung auf einen schönen Lebensabend gewinnt und mit großer Freude in den Krieg zieht. Er lag eine Zeitlang vor Pirna, dann in Zittau in den Winterquartieren, von wo er zu seinem großen Schmerze im März 1757 zum Hausenschen Regimente, zwar als Major, aber in Garnison nach Halle versetzt wurde, von wo das Regiment in wenigen Tagen nach Leipzig ging. Hier blieb er nun liegen und musste im October die Direction des dortigen Feldlazareths übernehmen. Lessing war hier sein Trost. Durch diesen veranlasst schrieb er sein Trauerspiel Seneca, obschon er diese Gattung früher nicht gekannt hatte und Lessing es neu erfunden nannte. Wenn „es nur etwas rührt, wie ich hoffe, schreibt er, so bin ich schon damit zufrieden."

Im Mai 1758 ging sein sehnlicher Wunsch in Erfüllung und er marschierte zum Corps des Prinzen Heinrich ab. Auf einem Streifzuge nach Baireuth hatte er eine Hymne gedichtet und noch in

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