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In Israel straft jeden Stamm sein Fluch
Auf diesen Tag. Dies lehrt ein kleines Buch
Von einem unglücksvollen Schwäßer.

Der Kinder Ruben Fluch wird schrecklich angeführt:

Was grün ist, das verdorrt, so bald sie es berührt:
Ein Vorbild vieler Übersetzer.

3. Johann Christoph Gottsched. 1700-1766.

Johann Christoph Gottsched war zu Judithenkirch unweit Köz nigsberg in Preußen am 2. Februar 1700 geboren. Sein Vater, Prediger des Orts, unterrichtete den Sohn selbst bis zur Universität und wollte ihn der Theologie bestimmen. Als vierzehnjähriger Knabe bezog Gottsched die Universität Königsberg, legte sich aber bald auf Sprachen, schöne Wifsenschaften und Theologie (in der Dichtkunst war Pietsch sein Lehrer), und wurde 1723 Magister. Da er von großem und schönem Körperwuchse war, fürchtete er Friedrich Wilhelms I. Liebe zu großen Leuten und ging, um nicht etwa der Potsdamer Garde einverleibt zu werden, nach Leipzig, 1724, wo er die Zuneigung des berühmten Johann Burkard's Menke erwarb und Erzieher seiner Kinder wurde. Bald fing er auch an Vorlesungen über die schönen Wissenschaften zu halten, um gegen den verderbten Geschmack der Hofmannswaldau - Lohensteinschen Schule den der Alten, welchen er bei den Franzosen wiederzufinden meinte, herrschend zu machen, worin er mit Thomafius früherem Streben übereinstimmte. Schon 1725 gab er die Zeitschrift „die vernünftigen Tadlerinnen“ heraus, denen der Biedermann" 1727, die kritischen Beiträge 1731-44, der Neue Büchersaal 1745-50 und das Neuste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit 1751-1762 in ununterbrochener Folge sich anschlossen und worin Gottsched die allgemeine Dictatur in Wissenschaft und Dichtkunst an sich zu reißen suchte. Als er 1726 zum Senior der poetischen Gesellschaft in Leipzig ernannt worden war, gab er der

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1. Sie war durch einige akademische Freunde aus Görliß unter dem Namen: görlißische poetische Gesellschaft" schon 1697 entstanden, hatte durch Menke's Vorstand Erweiterung und den Namen „Deutsch-übende poetische Gesellschaft“ empfangen, 1827 vereinte sie sich mit dem sächsischen Verein für Erforschung und Bewahrung vaterländischer Alterthümer in Leipzig unter dem Namen: „Deutsche Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer," als welche sie noch bis jezt höchft verdienstlich würkt.

selben 1727 eine ganz neue Einrichtung und nannte sie: Leipziger deutsche Gesellschaft. Als solche erfreute sie sich bald eines bedeutenden Ansehens und hat viel zur Blüthe deutscher Literatur, vornehmlich literarischer Kritik und Reinheit der Sprache, beigetragen. Später entsagte Gottsched dieser Gesellschaft und stiftete eine neue, welche er Gesellschaft der freien Künste nannte. Auf einer Reise nach seinem Vaterlande 1729, lernte er in Danzig seine künftige Gattinn Luise, Adelgunde, Victorie Culmus, kennen, mit welcher er im fortdauernden Briefwech-" fel blieb, bis er sich im Frühjahr 1735 mit ihr vermählte. Im Jahre 1730 wurde er außerordentlicher Professor der Philosophie und Dichtkunst, 1734 ordentlicher Professor der Logik und Metaphysik. Späterhin wurde er Decemvir der Universität, der philosophischen Facultät und des großen Fürstencollegiums Senior, auch Mitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften, unter andern der Königlich Preußischen Societät der Wissenschaften zu Berlin. Er starb, nachdem ihm seine Gattinn schon 1762 vorangegangen war, den 12. Decbr. 1766.

Gottsched ist vielfach als vortrefflich und herrlich, als der Meister der Rede und Dichtkunst, als der Schöpfer erneuter Sprachwissenschaft geprie sen und wiederum als der unverständigste, fadeßte, pedantischste und seichteste Reimer und Scribler verachtet worden. Man muss gewiss sein Verdienst um Sprache und Sprachbildung, um Besserung des Theaters, um Erforschung literarischer Schätze, um Erhaltung und Hervorziehung der deutschen Werke der Vorzeit anerkennen und rühmen. Daß er aber, selbst ohne Geschmack, auch Haupt der Kritiker, daß er ohne wahres Gefühl und le= bendige Begeisterung ein Dichter sein' und über die wahren Dichter, denen er nicht werth war die Schuhriemen zu lösen, absprechen und in der Wissenschaft Alles sein, Alles gelten, Alles regieren wollte: das hat man ihm. freilich nicht verzeihen können und es musste sich, als so viele überlegene Geister auftraten, sein Einfluss immer mehr mindern, daß er das Schmerzlichste erfuhr, seinen Ruhm lange zu überleben. Sein berühmter lite rarischer Kampf mit den Schweizern Bodmer und Breitinger, welcher, wenn auch die Hauptstreiter nicht dadurch großes Lob errangen, doch sehr viel zur Bildung wahrer Kritik beigetragen hat, ist so vielfach beschrieben worden, daß wir hier nur die Hauptzüge davon zu geben brauchen.

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1. Und doch findet sich auch wahrhaft Dichterisches bei ihm und man könnte wohl seine Jubelode (s. Beispiel 4.) Günthers Ode auf Eugen gleichstellen. Gewiß spricht man oft genug über ihn ab, ohne ihn zu kennen. 2. S. Gottlieb Schlegels Entwurf emer Gesch. der Streitigkeiten, welche zwischen einigen Leipzigern und Schweizern über die Dichtkunft geführt worden. Königsb. 1764. Manso's Nachträge zu Sulzers Theorie VIII. 82. flg. Leben Wielands von Gruber. Buch I. Gervinus Neuere Gesch. der poet. Nat. Lit. Th. I.

S. 46. flg.

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Bodmer und sein Freund Breitinger in Zürich waren mit Zellmeyer, H. und J. Meister, Keller, Maur u. A. zu einer Gesellschaft zusammengetreten, aus denen als eine Nachahmung des englischen Zuschauers (v. Addison) die in ihren ersten Anfängen wenig bedeutende Wochenschrift: die Discurse der Mahler 1721-1723 hervorging, welche doch Gott: sched auch zuerst auf den Gedanken brachte die Poesie kritisch zu betrachten. Als nun neben andern seichten Zeitschriften auch Gottsched's „vernünftige Tadlerinnen" seit 1726 erschienen und ebenfalls in einzelnen Abhandlungen, wie ,,Anklagung des verderbten Geschmacks," Zürich, und in der Fortsetzung der Discurse, der Mahler der Sitten seit 1729 mit an dern Schriften Gottscheds von den Schweizern hart getadelt wurden, da trat auch Gottsched mit Schwabe, Triller u. a. auf und fingen an, die Schweizer vornehmlich in grammatischer Rücksicht, auch ihres schweizerischen Dialects wegen, zurecht zu weisen, wie jene es in ästhetischer Hinsicht mit Gottsched gethan hatten. Bedeutender wurde der Kampf als 1732 Bodmers Übersetzung des verlornen Paradieses von Milton erschien und Gottsched, vor dem auch Haller und Hagedorn keine Gnade gefunden hatten, in seiner Dichtkunst" und den Beiträgen zur kritischen Historie der Deutschen Sprache" dem französischen Geschmack huldigend, den englischen Dichter angriff, von Bodmer in der Kritischen Abhandlung vom Wunderbaren in der Poesie“ zurecht gewiesen wurde und hierauf aufs heftigste in den Beiträgen" über diese Abhandlung herfiel. Nun entbrannte der Kampf immer gewaltiger und da die bes seren Köpfe auf Seiten der Schweizer standen: so ließ sich schon erwarten, daß Gottsched, welcher früher gesucht hatte aller Meinung für sich zu ge winnen und Philosophen und Orthodore, Vornehme und Frauen, Sachsen und Franzosen, durch seine Schmeicheleien an sich zu ziehen, in diesem Streit unterliegen würde. Da, während Gottsched weissagte, bald werde es mit dem Miltonschen Geschmack dahin sein, trat Klopstock mit seinem Messias auf und riss alle Herzen an sich. Wie sehr der Dictator auch gegen ihn tobte, glaubte doch niemand mehr seinem Geschmack und Keiner wollte den Herrmann oder das befreite Deutschland" seines Schüßlings, des matten Christoph Otto von Schönaich, für ein größeres Gedicht als Klopstocks Messias anerkennen. Zu seinen bedeutenden Gegnern gehörten auch Rost,2 Pyra, Liscov und die sächsischen Dichter in den bremischen Beiträgen. Gegen die lehtern trat auch Gottsched's

1. Die Verf. gaben sich Namen von Mahlern: Hans Holbein, Albrecht Dürer, Raphael von Urbin, Hannibal Earrache, Rubens, Michael Angelo u. a. 2. Rost, Secret. beim Grafen von Brühl, machte zuerst in seinem Vorspiele, ein satirisch - episches Gedicht in fünf Büchern, 1743, und in dem „Sendschreiben des Teufels, 1753," Gottsched lächerlich. Das letztere ließ er, als Gottsched

Gattinn, welche sich sonst vom Streite fern hielt, in dem Nachspiele: „der Wisling" auf (im 6. Th der deutschen Schaubühne.)

Unter den Schriften Gottscheds find zu nennen:

I. Dichterische.

1. Herrn J. Ch. Gottsched's u. f. f. Gedichte, gesammelt und herausg. von J. J. Schwabe, Leipz. 1736. gr. 8. Zw. Aufl. Ebend. 1752. 8. 2 Bde. (Th. I. enthält drei Bücher Oden: Heldenlieder, Ehrenlieder und Freundschafts- und Liebeslieder, Ode auf das zweyte protestantische Jubelfest; Sinngedichte, Poetische Sendschreiben, zwey Bücher, Elegieen, Gesänge, satirische und Lehr- Gedichte. Th. II. Ebenso drei Bücher Oden, eine Jubelode auf die Buchdruckerkunst. Sinngedichte. Heroische Gedichte. Gesänge. Poetische Sendschreiben. Elegien und des Heil Augustins Bekehrung, Ein geistl. Drama aus dem Welschen der Durchlauchtigen Armelinda Thalea Kön. Hoheit überseßt. 2. Dramatische Stücke:

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1a. Der sterbende Kato, ein Trauerspiel nebst Fenelons Gedanken von Trauerspielen. Leipz. 1732. 8. Zehnte Aufl. 1757. (Auch in der deutschen Schaubühne Th. I. s. unten III. 2.)

b. Atalanta oder die bezwungne Sprödigkeit, ein Schäferspiel. (In Th. III. der Deutschen Schaubühne.)

c. Die parisische Bluthochzeit König Heinrichs von Navarra. Trauerspiel. (ib. Th. VI.)

d. Agis, König von Sparta. Trauerspiel. (ib.)

II. Prosaische:

1. Versuch einer kritischen Dichtkunst, durchgehends mit den Er empeln unsrer besten Dichter erläutert. Leipz. 1730. 8. Zw. Aufl..

eben eine Reise machte, demselben auf allen Stationen, wo er ankam, übergeben. Frau Gottsched machte darauf folgendes Epigramm:

Hört, Christen, eine neue Mähr:

Rost ist des Teufels Secretär.
Dieß Amt ist ihm gar eben recht;

Denn wie der Herr, so auch der Knecht.

1. Gottsched wollte auch zur Verbesserung des Geschmacks den Harlekin (Hanswurst, auch Pickelbäring, Jean Potage, Jean Farine, Jack Pudding, Arlequino, Maccaroni, Polichinello, neuerlich auch Easperle genannt) vom Theater verbannen, und trug ihn in Verbindung mit der Schauspiel-Directrice Johanne Neuber feierlichst zu Grabe. Hanswurst stand aber wieder auf und viele der sinnreichsten Köpfe nahmen sich seiner an, Möser schrieb eine Vertheidigungsschrift für ihn und Lessing nannte sein Begräbniß die größßte Hanswurstiade. Er hat sich indeffen auf dem gebildeten Theater auch im Lusispiel bis zu unsern Zeis ten nicht erhalten können und taucht nur noch im Puppenspiel als Casperle auf.

1737. Dritte 1742 (mit dem Anfange: Und meine Dichtkunst lebet noch! fie lebet, sag ich u. s. f.) Vierte sehr verm. Ausg. 1751. gr. 8.

2. Ausführliche Redekunst nach Anleit. der alten Griechen und Römer, wie auch der neuern Ausländer, in zweenen Theilen verfaßset u. ff. Fünfte Aufl. Leipz. 1759. gr. 8. (Die erste Ausg. von 1728 war nur ein Grundriss, welcher allmählich heranwuchs. Es erschien noch später ein Auszug für Gymnasien „Vorübungen der Beredsamkeit." Fünfte Aufl. 1775 und für Universitäten: „Akade mische Redekunst." Lpz. 1759. 8)

3. Grundlegung einer deutschen Sprachkunst. Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jeßigen Jahrh. Leipz. 1748. gr. 8., dann 1749, 1752, 1756 und 1762. Die sechste Aufl. Vollständigere und neuerläuterte Deutsche Sprachkunst gab J. G. Hofmann Leipz. 1776. heraus. Auch hiervon (wie von No. 1.) erschien ein Auszug,,Kern der deutschen Sprachkunst" in 8 Aufl. Das Buch enthält viel Gutes und hat viel gewürft. 4. Gesamelte Reden in drei Abtheilungen. Leipz. 1749. (Nicht alle find von Gottsched.)

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5. Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst, oder Verzeichniß aller deutschen Trauer- Luftund Singspiele, die in Druck erschienen von 1450 u. f. f. Leipz. 1757. 8. Zw. Theil. Nachlese aller u. f. f. von 1450 bis 1760. Leipz 1765. 8. (Noch immer ein sehr brauchbares, verdienstliches Werk.)

6. Beobachtungen über den Gebrauch und Mißbrauch vieler deutschen Wörter und Redensarten. Straßb. u. Leipz. 1768. 8.

7. Handlexikon oder kurzgefasstes Wörterbuch der schönen Wissenschaften und freien Künste. Leipz. 1760. gr. 8. (Er hatte mehrere Mitarbeiter, auch s. Frau.)

8. Erste Gründe der gesamten Weltweisheit, darin alle philosophische Wissenschaften in ihrer natürlichen Verknüpfung abgehandelt worden. Erster theoretischer, zweiter praktischer Theil. Siebente Aufl. 1762. gr. 8. Auch hiervon erschien ein Auszug für Schulen. Außerdem wären noch viele Programme, Reden u. dgl. zu nennen. III. Unter den fremden Schriften, welche Gottsched herausgab, nennen wir 1. Heinrichs v. Alkmar Reineke der Fuchs, mit schönen Kupfern (von Everding); nach der Ausg. von 1498 ins Hochdeutsche übersetzt und mit einer Abhandlung von dem Urheber u. f. f. des Gedichts versehen. Leipz. und Amsterd. 1752. kl. Fol. Die Übersehung ist in Prosa. Das Buch ist noch brauchbar und gesucht.

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