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Wenn er zum stillen Gemach vom Tempel der Themis zurückkehrt.
Selbst bey der Waffen Geräusch, im blutigen Felde des Krieges
Schlug im einsamen Zelt ein Kleist die Dorische Leyer.
O wie färbt sich die Wange mit patriotischer Freude,
Daß die Dichtkunft der Deutschén sich ihrem Mittage nähert!
Mancher feurige Geist erhebt die mächtigen Schwingen,
Und steigt über die niedre Schaar prosaischer Sänger
In die Wolken hinaus. Umsonst versuchet die Dummheit,
Ihm die Stärke der Flügel, den wahren poetischen Ausdruck,
Zu beschneiden; er fühlet die Gluth, die Britten beseelet,
Folget Albion nach, und läßt die Dunje der Deutschen
Wider den falschen Geschmack vergebliche Klagen verathmen.
Hagedorn, zwar du bist uns entflohn! Doch lebet dein Ruhm noch
Ewig bey uns! Du wurdest aufs neu der Opiß der Deutschen,
So geläutert, so sanft, floß dir das männliche Lied hin.

Schöpfrischer Milton, wer konte bey uns dich schöner verewgen,
Als ein Bodmer und Klopstock durch ihre bewunderten Lieder.
Die unsterbliche Rowe' singt aus dem fühlenden Wieland.
Gellert, der la Fontaine der Deutschen, noch reiner im Ausdruck,
Mehr noch voll vom mächtgen Gefühl der himmlischen Tugend,
Reißt in Entzückung uns hin mit seinem zaubrischen Liede.
Lichtwehr folgt wetteifernd ihm nach zur Ewigkeit Tempel,
Gleim, der Deutschen Anakreon, singt, und alles empfindet
Wollust und Liebe. Neben ihm geht mit harmonischer Leyer
Uh. So rieselt kein Strom in bunten Blumengefilden,
Als sein sanftes zärtliches Lied. Zu ihnen gesellt sich
Gerstenberg; gaufelt und scherzt, gleich einem Zephir, um Blumen,
Und erheitert des Traurigen Stirn. Arkadiens Sprache
Redet der treue Myrtill, durch dich begeistert, o Gärtner;
Und Schmidt mahlt in frommen Idyllen die heilige Vorwelt.
Er auch, der glückliche Geißt, der mit der bezaubernden Proja
Unter die Dichter sich mischt, und ihre Lorbeern errungen;
Gesner schildert mit lachendem Pinsel die Freuden der Schäfer.

andern poetischen und prosaischen Werken sind seine „voctischen Blicke in's Landleben" Zürich) 1762. 4. auszuzeichnen. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Dramatiker Dito Heinr. Freiherr von Gemmingen, † 1800 zu Wien.

1. Elisabeth Nowe geb. Singer, 1674 zu Zlchester in Sommersetschire geboren, 1738 gestorben, ist als zartfühlende Dichterinn, fromme Christinn und ascetische Schriftstellerin bekannt. Ihr profaisches Hauptwerk ist: Freundschaft ̧ im Tode" in 20 Briefen von Todten an Lebende, ins Franz. und Deutsche übericht. Beim Erscheinen der Tageszeiten war Wieland noch frommer Dichter.

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Ramler, gedrungen und rein in seinem feurigen Ausdruck,
Schwingt sich, Flakkus, dir nach. Und du, der würdige Bruder
Unsers Corneille; wie fließt, o Schlegel, das glückliche Lied nicht
Deinem begeisterten Kiel! Wie bist du voller Empfindung
Giseke, wenn dich die Gluth des Dichtergottes beseelet.
Dusch, im Lehrgedicht stark, und du, freymüthiger Huber,2
Jhr auch seyd Germaniens Ruhm. Ihr Zierden der Bühne,
Leßing, der du so oft durch deine Sara die Thränen
Fühlender Augen entlockst; und du, o mächtiger Weisse,

Der die zartesten Saiten der Herzen getroffen; ihr seyd es,
Deren schöpfrischer Geist Germaniens Ehre behauptet.

Ihr auch, die ihr zu früh für unser Schauspiel gestorben,

Krüger und Cronegk! Wie herrschtet ihr schon in zärtlichen Seelen
Durch die zaubrische Macht, die euch die Musen verliehen!

Und könnt ich dich, Ebert, vergessen? Du, der du die Sprache
Albions dir zum Eigenthum machst und unsere Musen

Mit den herrlichsten Schäßen der dichtrischen Insel bereicherst;
Schau voll Mitleid mit mir auf alle die Reimer hernieder,
Welche die Prosa zur Göttin erheben; die Popen verkennen,
Youngs Gesänge verschmähn, und Miltons Lieder verachten.

Beispiel 7.

Aus der Schöpfung der Hölle. (Bd. V. S. 92.)
Mit schaudernden Blicken

Sah man in rauchende Meere hinab von siedendem Feuer,
Boll lautbrausender glühender Wogen, die tobenden Wellen
Sprühten Funken gen Himmel, wofern der nächtliche Luftkreis
Himmel zu nennen, der voller Salpeter und schweflichten Dünste
Um die Welt des Schreckens sich wälzte. Mit schlängelnden Strömen
Riß sich der Bliß aus eisernen Wolken, und schreckliche Donner
Donnerten hinter ihm nach. In andern Gegenden ftürmten

1. Joh. Jakob Dusch, geb. 1725 † 1725. Prof. und Justizrath in Altona. Vorzüglich Lehreichter. — 2. Ernst Christoph Huber, geb. 1723, † 1800, war Regierungeraih und Oberamtmann in Tübingen und trat als solcher den Bedrückungen Herzog Karls von Würtenberg entgegen, was ihm sein Amt kostete. Von ihm haben wir Oden, Lieder, Neden mit Gott u. a. m. Er ist nicht zu verwechseln mit Ludw. Ferd. Huber, Georg Forsters Freunde. † 1804. — 3. Joh. Christian Krüger, Schauspieler und Schauspieldichter, geb. in Berlin 1722, starb als Schauspieler in Hamburg 1750 und war besonders im Lustspiel ausgezeichnet. Die „Kandidaten“ und „Herzog Michel“ sind seine Hauptstücke. Auch geistliche und moras lische Lieder sind von ihm verhanden.

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Von zertrümmerten Bergen Orkane mit heulendem Brüllen
Ueber die traurigen Haiden. Da lagen. Thäler des Todes,
Scheußlich und öde; verdorrtes Gebüsch hieng wild und entwurzelt
Von den gespaltnen Felsen herab, und ewige Nacht lag
Ueber dem Thal; ein banges Klagen, und einsames Jammern
Heulte der Sturm aus den Hölen, und lange winselnde Stimmen
Weinten aus Klüften herauf, und gossen Schauder und Mitleid
Ueber die Engel. An ihnen grenzten unwirthbare Berge,
Ueber einander gestürzte Ruinen zertrümmerter Welten,
Ohne Schmuck von lebendgem Gesträuch und lieblichen Hainen;
Sondern versengte verdorrte Wälder, halbumgestürzt, lagen
Ihre verwüsteten Rücken herunter. Entflammte Vulkane

Brannten viel Meilen lang fort, und wälzten aus schrecklichen Schlünden
Wolken mit Feuer und Dampf und Felsen vermischt in die Lüfte.
Unter der Erde vernahm man von fern ein prasselnd Getöse,
Wie das Getös von eisernen Wagen; es bebten Provinzen
Ueber den unterirdischen Wettern; die zagenden Meere
Stiegen empor, und weite Gestade mit ganzen Gebirgen
Stürzten hinunter in flammende Seen, und Länder verschwanden.
Anderswo rauschten von Felsen hinab in traurige Länder
Bäche des Todes, und mächtige Flüsse, die Reiche der Hölle
Künftig zu zeichnen. Hier war kein sanftes gemildertes Clima,
Sondern die brennende Luft, und die Erde versengten entweder,
Oder sie starrten in ewigem Eis; wohin sich der Blick wandt,
Sah er Gefilde der Pein und Verzweiflung, erstorbene Fluren,
Traurige Regionen des Kummers, des Jammers, des Elends,
Eine traurige Welt des Todes, in welcher das Leben
Stirbt, und der Tod nur lebt, von Ungeheuern revölkert,
Scheußlicher, schrecklicher, wüthender, wilder, als Löwen und Drachen,
Hätte Blutdurft und Gift sie zum Verderben entflammet.

Beispiel 8.

Der wiedergefundene Esel.

(Aus Zachariä's hinterlaff. Schriften v. Eschenburg S. 75.)

Mit sechs sehr art'gen Eselein
Gieng Stöffel in die Stadt hinein,
Sie auf dem Jahrmarkt zu verkau

fen.

Er sah den langgeöhrten Haufen In bunten Sprüngen vor sich lau fen,

An Disteln, Saat und Hecken rau,
fen;
Er aber gieng projektenschwer
Zu Fuße sachte hinterher.

Er kam zum Markt und stellte sich
Gar artig und gar säuberlich
Mit seinen Eseln in die Reih;

Der Käufer mancher kam herben,
Begaffte sie zum Zeitvertreib
Von Schwanz zum Ohr, vom Huf

zum Leib;

Doch nach viel Gucken breit und lang

Gieng jeder wieder seinen Gang. Freund Stöffel ward des Guckens fatt;

Es war in dieser werthen Stadt
Jht grad' an Eseln keine Noth,
Drum that ihm keiner ein Geboth,
Daß er, weil schon der Abend kam,
Nun seinen Weg nach Hause nahm.
Die Nacht brach unterweges ein;
Doch wars zum Glück hell Mens
denschein.

Er sang und trallerte, wie toll,
Daß ringsumher das Feld erscholl.
Auf einmal fiels aus Angst ihm ein,
Daß er mit seinen Eselein
Das Galgenfeld durchkreuzen müsse;
Ihm zitterten vor Furcht die Füße,
Und auf der Stirn stand tropfenweis
Ihm wahrer kalter Todesschweiß.
Im Galgen hieng, fast ganz Gebein,
Von einem Dieb der Wiederschein;
Und gleich daneben stand sogar
Ein Rad, worauf mit Haut und

Haar

Das Galgenfeld hindurch zu jagen. Er thats, sprang auf, fieng an zu

schlagen,

Zu spornen, schloß die Augen zu,
Und ließ dem Esel keine Ruh,
Bis er der schrecklichen Gefahr
Zuleht beglückt entronnen war.
Nun, Hänschen, laßt uns sachte
reiten,
Wir sind nun, sprach er, bald bey
Leuten.

Sie schlichen drauf durch Wies' und
Thal

In Ruh dahin beym Mondenstrahl. Iht fiels ihm ein, einmal zu zählen ; Und, welch ein Schrecken seiner Seelen!

Er fand den größten Esel fehlen.
Der Angstschweiß läuft ihm vom
Gesicht;

Er pfiff und schrie; Hans hörte nicht;
Er klagte, weinte bitterlich;
Umsonst, kein Hänschen zeigte sich.
So kam er mit betrübtem Blick
Zu früh nun in sein Dorf zurück.
Der kleinen Esel ganzer Haufen
Begab sich alsobald aufs Laufen,
Und rufte schon vorm alten Thor
So laut vor Hunger, daß das Ohr
Der Frau am Spinnrad es ver-
nahm.

I

Die alsbald an die Hausthür gieng, ' Und ihren lieben Mann empfieng. Dem war nun gar nicht wohl zu

Ein Mörder aufgeflochten war.
Schon sah nun hier der arme Tropf
Vom Nagel den gespaltnen Kopf,
Den offnen Rachen, und die Zähne,
Anfletschend ihn, wie die Hyäne.
Zuletzt fiels ihm zum Glück noch ein, Ach! sprach er schluchzend, Frau, ich
Der Angst geschwinder los zu seyn,

Auf seinen größten Esel sich

Zu sehen, und so meisterlich

Sinn;

bin

Ich bin

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1. frühere Lesart war: kam, um mit dem vorigen Vers zu reimen, jeht reimt der Vers mit dem folgenden und der vorige entbehrt des Neims.

Und sprach: Hör auf, du Tropf, ju
schrevn;

Die Zahl der Esel trift ja ein;
Steig ab, du Eselsangesicht!
Reitst du denn auf dem sechsten nicht?

Beklagenswürdig; denn, hör zu,
Mein sechster Esel fehlt mir noch;
Ich hab' ihn beym verfluchten Koch
Im Galgenfeld gewiß vergessen,
Wo ihn der Mörder aufgefressen.
Die Frau hohnlachte, da er sprach,
Zählt' aber gleich die Esel nach,
Und sie fand sie nun alle da;
Sie trat dem Manne hämisch Den Hut; und trägt ihn unterm

Zerstreut sucht so Herr Bienenschwarm

nah,

Arm.

9. Johann Arnold Ebert. 1723 1795.

Johann Arnold Ebert wurde am 8. Februar 1723 zu Ham: burg geboren. Sein Vater stand bei der dortigen Miliz und ließ ihr frühzeitig das Johanneum besuchen, wo Basedow sein Mitschüler und vertrauter Schulfreund war. Sein Hauptlehrer in der ersten Classe die: ser Anstalt war der als Überseßer des Plato und Tacitus bekannte Rector Johann Samuel Müller, der ihm auch späterhin seine Freundschaft erhielt. Auch der mehrjährige Besuch des vom Johanneum noch getrennten höheren hamburgischen Gymnasiums war Ebert für seine Bildung und Geistesentwickelung sehr förderlich. Besonders vortheilhaft war ihm hierzu auch der Umgang mit Hagedorn, der, obschon ihm an Jahren weit voraus, doch sein herzlicher Freund wurde und schon der ers sten Ausgabe seiner Oden und Lieder eine Überschung der Abhandlungen des de la Nauze über die Lieder der alten Griechen von Ebert hinzufügte, wobei er dem Überseßer das rühmlichste Zeugniss gab. Auch die Liebe zur englischen Sprache weckte Hagedorn in dem Jüngling, welcher schon damals Unterricht in neuern Sprachen auch an Frauen ertheilte, auch schon manches Lied und Gelegenheitsgedicht und manchen Text zu Kirchenmusiken für den Kapellmeister Telemann in Hamburg verfasste. Im Jahre 1743 ging Ebert nach Leipzig um Theologie zu studiren, kam aber von diesem Vorsaß zurück, als man ihn wegen eines Hochzeitgedichts „das Vergnügen," welches von Geißtlichkeit und Rath als ungeziemend für einen Gottesgelehrten angesehen wurde, verkeßerte. Er legte sich nun mehr auf die humoristischen Studien, fand in den Herausgebern der bremischen Beiträge Freunde und Förderer dieser Studien, schloss sich aufs festeste diesem Kreise an und arbeitete wie an den Bremer Beiträgen, so auch an der Zeitschrift: der Jüngling. Durch den Abt Jerusalem erhielt er 1748 bei der Pensionsansialt des Collegii Carolini in Braunschweig eine Stelle als Hofmeister, wurde aber bald am Carolinum Lehrer der engli

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