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Fleuch nicht, mein Gärtner, fleuch nicht! du flohst ja nicht, Als wir an jenen traurigen Abenden,

Um dich voll Wehmuth still versammelt,

Da dich umarmten und Abschied nahmen!

Die lehten Stunden, welche du Abschied nahmst,
Der Abend soll mir festlich auf immer seyn!
Da lernt' ich, voll von ihrem Schmerze,
Wie sich die wenigen Edlen lichten!

Viel Mitternächte werden noch einst entfliehn.
Lebt sie nicht einsam, Enkel, und heiligt sie
Der Freundschaft, wie sie eure Väter
Heiligten, und euch Erempel wurden!

Beispiel.

Aus dem Schäferspiel: die geprüfte Treue.
(Neue Beyträge Bd. I. S. 19.)

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Du hast recht wohl gethan.

Phyllis.

Den Schäfer so zu kränken,

Der so bescheiden liebt! Soll ich denn etwan denken,

Daß du nicht lieben kannst? Hier irrst du dich, mein Kind!

Doris.

Ich? Lieben?

Phyllis.

Ja! Ich weis, wie unsre Herzen sind.

Wenn wir am hißigsten für unsre Freyheit streiten:
So fühlen wir bereits des Feindes Zärtlichkeiten;
Des Feindes, welcher uns erst dann verdrießlich wird,
Wenn er den Sieg verschiebt, und sich, aus Zagheit, irrt.

Ode ist 1747 gedichtet und bezieht sich auf Gärtners Fortgehen aus dem Kreise feiner Leipziger Freunde.

Du darfst dein eignes Herz, dein loses Herz befragen,
Es wird die mehr, als ich, von dieser Wahrheit sagen.
Wir lieben unvermerkt in unfrer Kindheit schon,

Wir lieben wenn wir fliehn, wir lieben wenn wir drohn;
Und wenn wir uns wie du in spröden Mienen üben:
So weist du doch, warum?

Doris.

Nun! Etwan 'weil wir lieben?

Phyllis.

Ja wohl!

Doris.

Du liebst wohl auch?

Phyllis.

Das könnte möglich seyn.

Ein Schäfer nimmt mich mehr als hundert Heerden, ein.
Ich habe wenigstens die Liebe nicht verschworen,
Bisweilen denk ich gar, wir sind dazu gebohren.

Doris.

Zur Liebe? Phyllis!

Phyllis.

Ja! zur Liebe. Glaubst du wohl,

Daß wir so artig sind, daß man uns hassen soll?
Und daß die Schäfer selbst, allein für ihre Heerden,
Und uns wohl gar zur Last, so groß und lose werden?

Doris.

Verwirfst du denn das Glück, das aus der Freyheit fließt?

Phyllis.

O dieses ist ein Glück, das sehr beschwerlich ist.

Doris.

Soll man die Freyheit nur, zum Schein im Munde führen?

Phyllis.

Ja, dazu ist sie gut; doch besser zum verlieren.

Hilft uns die Schönheit wohl, die wenig Jahre blüht,
Und bald vollkommen wird, wenn sie kein Schäfer sieht?
Und sind wir wohl vergnügt, wenn wir allein von Flüssen
Boll ungewisser Furcht das Urtheil holen müssen,
Wie uns der Strohhut steht? Und lebt man etwan frey,
Wenn man in Zweifel lebt? Das heiß ich Sklaverey,
Und bin recht überzeugt, wir sind nicht frey zu nennen,
Bis wir, vom Zwang entfernt, mit Freyheit lieben können
Doris.

Du bist ja recht beredt die Liebe zu erhöhn.

Phyllis.

Ich? Ohne Zärtlichkeit ist auch kein Sommer schön.
Wie traurig sehn wir nicht den May die Thäler schmücken,
Wenn wir genöthigt sind die Blumen selbst zu pflücken.
Und wenn der Rosenstraus die Blätter schon verliert?
Eh ihn des Schäfers List von unsrer Bruft entführt?
Das reizende Gespräch verliebter Nachtigallen
Ist zwar noch stark genung, auch Spröden zu gefallen,
Doch was der süße Klang uns für Entzückung giebt,
Fühlt nur ein junges Herz, das treu und feurig liebt.
Und soll des Schäfers Lied uns zu dem Beyfall zwingen,
Den selbst das Herz ertheilt: so muß er uns besingen.
Dann klingt ein matter Ton auch reizend, stark und schön,
Und wir errathen bald, was wir nur halb verstehn.
Wir singen heimlich nach; bis uns die Schäfer küssen,
Da wir denn freylich wohl, das Lied vergessen müssen.
Du schüttelst noch den Kopf! Ja, gutes Kind, du liebst.
Dieß Zeichen nehm ich an, daß du mir Beyfall giebst.
Verstelle dich nicht mehr! Die angenehmen Triebe
Sind unser gröster Ruhm.

Doris.

Geh nur mit deiner Liebe!

Ich weiß nicht, was du sagst! Ihr Schein verblendet dich. Sie ist nicht halb so schön.

Phyllis.

So widerlege mich!

Gefteh es, hat dein Herz, bey deines Schäfers Klagen,
Bey seiner Zärtlichkeit nicht doppelt stark geschlagen?

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Du schämst dich Denke doch, daß Phyllis mit dir spricht!
Nicht wahr? Du liebst ihn schon? Du schweight?

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Du weißt es nicht? Wohlan! ich will nicht länger scherzen.
Die Lieb ist nicht für dich; Sie rührt nur kleine Herzen.
Da sich Myrtill um dich vergebne Mühe giebt,

So ist mein Herz so klein, und ist in ihm verliebt.

In ihn?

Doris.

Phyllis.

In den Myrtill. Dich niemals zu betrüben Nahm ich mir ernstlich vor, ihn stets geheim zu lieben. Doch weil du ihn von dir mit Grausamkeit verbannst, Und weil ich deutlich seh, daß du nicht lieben kannst; So zwingt mich keine Pflicht, dieß Feuer zu verdecken. Ich will ihn Du wirst blaß - Was kann dich so erschrecken? Was fehlt dir, liebes Kind?

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Doris.

Ach! Phyllis, deine List
Entblößt mein armes Herz, das, leider! zärtlich ist.
Myrtill Ich zittre fast, den Namen auszusprechen,
Myrtill hat längst gewußt, den Eigensïnn zu brechen,
Der ihn zum Scheine flieht. Du sprichst, er rührte dich.
Ich weiß, du scherzest nur, und dennoch fürcht ich mich.
Du kannst mir dieses Herz, wenn du nur willst entführen,
Doch ich bin schwach genug, es ungern zu verlieren.
Vergieb mir, daß ich mich so lange Zeit verstellt!
Ich weiß nicht, was noch ist die schweren Lippen hält,
Die Neigung zu gestehn, die ich schon damals fühlte,
Als ich, mit dem Myrtill, bey dir um Pfänder spielte.
Ich lieb ihn, mehr als mich. Doch, liebste Schäferinn,
Entdeck ihm nichts davon, weil ich zu furchtsam bin!
Dir will ich seinen Sieg aus Freundschaft offenbahren,
Doch der, so mich besiegt, soll nichts davon erfahren.
Der zärtliche Myrtill kann unbeständig seyn.

Dieß ist genug zur Furcht, und ich mag nichts bereun.
Er kann mich mit der Zeit gewohnen, fliehn und haffen;
Dann wird

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Phyllis.

Bald dürft ich dich in diesem Kummer lassen
Hätt ich dir nicht durch List die Wahrheit ausgelockt,
Und mich, wie du, verstellt, so wärst du noch verstockt.
Jedoch du warst verliebt. Drum muß ich dir vergeben.
Erhole dich mein Kind! Nun fängst du an zu leben.
Von mir befürchte nichts! Laß mich aus dem Verdacht
Als hätte mich Myrtill im Ernst verliebt gemacht.
Ich liebe den Damöt, und wollt um alle Heerden,
Die diese Flur ernährt, an ihm nicht untrei werden.
Ihm trau ich gleiche Treu auch in der Ferne zu.

Doris, folg uns nach, was störst du deine Ruh
Durch ungewisse Furcht? In diesen freyen Auen,
Wo man noch wenig schwört, muß man einander trauen.
Zudem so ist Myrtill bescheiden, zärtlich, treu,

Und du bist schön genug.

Doris.

Nur keine Schmeicheley.

Kann etwa dieß Gesicht die Rosen nicht verlieren?

Phyllis.

So wird ihn doch dein Herz, statt deiner Schönheit, rühren.
Gleich fällt mir etwas ein, wodurch ich den Myrtill,

Und seine Redlichkeit ein wenig prüfen will.

Mein Einfall ist so gut, daß ich mich selber lobe.
Vielleicht thust du es auch. Gefällt dir diese Probe - -

Nach einigen Zwischengesprächen mit einem leichtsinnigen Schäfer Lycidas stellt nun Phyllis, indem sie Myrtillen ihre Liebe anträgt, auf die Probe, dieser aber, von Doris behorcht, will von keiner andern als Deris Liebe wissen, worauf ihm diese nun auch ihr Herz entdeckt und Myrtill den Lohn seiner Treue empfängt.

8. Just Friedrich Wilhelm Zachariä. 1726-1777. Just Friedrich Wilhelm Zacharia wurde am 1. Mai 1726 zu Frankenhausen im Thüringischen geboren. Sein Vater war fürfil.

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