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1751. Sparsam. Haushälterisch. Rathsam. Wirthschaftlich. Ü. Nügliches schonend und wenig gebran chend. V. Sparsam, was eher v. d. ahd. Hauptw. spari, spara Sparsamkeit, als v. d. Zeitw. sparen ahd. sparên stammt (Grimm II, 686.), bed.: nach Möglichkeit mit Beschränkung in Ansehung des Aufwandes (Nr. 1281.). Nathsam sorgfältig mäßig mit etwas zu binreichendem Vorrath im Gebrauche“ (Nr. 1507.). Haushälterisch, v. Haushälter Besorger des Hauswesens, hier allein in gutem Sinne, bed.: (forglich) schonend und wenig gebrauchend in Ansehung des Haushalts, also zum Nugen des Hauswesens (Nr. 921.). Wirthschaftlich = sorgsam und Schonung anwendend in dem, was den Erwerb und Verbrauch zu Unterbalt und Bequemlichkeit des Lebens angeht (S. Wirthschaft Nr. 921.). So stehen auch diese Wörter in übertragender Anwendung, z. B.,,Ein vorsichtiger Lehrer wird in seinem Lobe bei den Schülern sparsam, rathsam, haushälterisch, wirthschaft= lich sein.“

1752. Spaßen. Schäfern. Ü. Luftig scherzen, beson ders zum Lachen. V. Spaßen (b. Adelung späßen, b. Andern spássen), aus ital. spassàre sich belustigen, bez. den gegebenen Begriff allgemein (S. Spaß Nr. 1627.); gern im Gegensag von Ernst machen. Das der gewöhnlichen Sprache angehörige, ebenfalls neuhochdeutsche schäkern 1) ist muthwillig scherzen, besonders neckisch und mit lautem Lachen. Wenn Octavio sagt:,,Gott verhüte, daß ich spaße! Sehr ernstlich freut es mich, die gute Sache So stark zu sehn" (Schiller, W. T. II, 5.), so kann hier feis neswegs schäfern stehen; aber der muthwillige Dichter singt: ,,Drum weg mit Schäferein! Von süß candierten Zoten - Wird vollends nichts geboten" (Bürger, Prinz. Europa). Zum Liebsten sey ein Kobold ihr beschert! Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäfern" (Göthe, Faust).

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1) Was die Ableitung angeht, so nimmt Frisich II, 156. das Wort von holländ, schachen aus vollem Halse lachen. Adelung erinnert nebenbei an das aus lat. jocâri scherzen, kurzweilen, entsprungene gleichbed. engl. to joke (fprich: tu dschôk); auch haben wirklich einige Mundarten schöfern. Vielleicht ließ sich noch auf das gemein übliche jüdisch deutsche scheker == muthwillige Täuschungsworte, v. hebr. scheker Lüge, Trugrede, hinweisen.

1753. Speien. Spuden. Spügen. Ü. Aus und mit dem Munde auswerfen oder von sich geben. V. Speien, goth. speivan, ahd., alts. u. agf. spiwan, auch ahd. spian, mhd. spiwen u. spien, bez. den Begriff allgemein, weßhalb das Wort auch vom Erbrechen gesagt wird (Habak. 3, 16.). Weiter ist es als allgemeiner Ausdruck übergetragen auf zorniges Fauchen, z. B. „die Kage speit" faucht (bläft); so wie auf ein Auswerfen durch eine mit einer Mundöffnung vergleichbaren Öffnung überhaupt, z. B. ein feuer speiender Berg. Da speit das doppelt geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus" (Schiller). Aber die nhd. gemeinere, wie Speichel ahd. speihhala mít ch erweiterte

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Nebenform spuden, im Vocab. v. 1482. spuchen, abgeleitet von der, in dem w jenes speivan u. spiwan gegründeten, ahd. u- Form spuwen (Catech. theot. 91.), mhd. spiuwen, b. Kaysersberg spüwen, altn. spya, und offenbar mit dem gleichbed. lat. spuere verwandt, wird nur von dem gewöhnlichen Auswerfen aus und mit dem Munde gesagt. 3. B. Wie er räuspert und wie er spuckt, Das habt ihr ihm glücklich abgeguckt" (Schiller, Wall. L. 6.) Das Wort erleidet darum auch jene figürlichen Anwendungen nicht, wie das allgemeine speien. Spügen, in Aventinus Chronik u. noch landschaftlich speuzen, ist, wie lat. sputâre v. spuere, eine andre erweiterte Nebenform v. speien, von Luther in dem Sinne von spucken gebraucht (Joh. 9, 6.), und gilt im jüngern Sprachgebrauche nur im gemeinen Leben und mehr als landschaftlicher Ausdruck.

1754. Speise. Essen. Eßwaare. Ü. Was ein lebendes Wesen an festern oder dichtern Körpern zu Erhaltung seines Lebens durch den Mund zu sich nimmt, im Gegensaß des Geträn kes. V. Dieß bez. in anständigem Ausdrucke die Speise, ahd. spisa, mhb. spise, was, wie ital. spesa Aufwand u. die Mehrz. spese Unterhalt, mit Ausstoßung des n (ähnlich ahd. mias für lat. mensa) aus dem barbarisch - latein. spensa v. lat. expensa, dispensa Verabreichung, Aufwand abgeleitet ist (Vgl. Schmeller III, 578.). Von Thieren wird das Wort nur in anständiger Sprache oder in feierlicher Rede gesagt (S. Nr. 1112.). Das Zeitw. speisen hat besondere Bedeutungen, welche s. Nr. 647. Das Essen (Vgl. Nr. 647.) ist, zubereitete Speise", dann auch allgemein der Speisegenuß besonders zu bestimmten Zeiten, z. B. Mittag-, Abendessen u. s. f. Ein Eßschrank z. B. nimmt die Überreste zubereiteter Speisen auf, eine Speisekammer aber auch solches, was erst zubereitet werden soll, z. B. Fleisch, geschlachtetes Geflügel, Gemüse u. a. m. Die Eßwaare ist das, was roh oder bereitet als Speise dient, zu Kauf und Verkauf gebracht, d. h. wie eine Waare genommen.

1755. Speife. Futter. Agung (Azung). Ü. Festeres Nahrungsmittel des Thieres. V. Das Futter ist verabreichte Thier, besonders Viehnahrung als Nährungsmittel (Nr. 751.). In gemeinem, unedelm Sinne auch auf Menschen angewandt. Die Speise (Nr. 1754.), nur in anständiger Sprache oder in feierlicher Rede für Thiernahrung gesagt, sonst von dem was der Mensch genießt, kann auch zu anderm Zwecke dienen, als zur Nahrung, z. B. Lockspeise. Die Spinnen weben eine Art feiner Nege; die Mücken verfangen sich darin, und dienen ihnen zur Speise" (Wieland). Aber den Ochsen und Schweinen gibt man reichliches Futter, um sie fett zu machen. Der Begriff von Agung ergibt sich aus dem Stammworte äßen Nr. 753.

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1756. Spel (Spelt). Dinkel. Ü. Weizenart mit vierblättrigen abgeftumpften Kelchen und Blüten, b. Linné: triticum spelta. V. Der Spelz oder Spelt, abd. spelta u. spelza, ist das entlehnte gleichbed. lat. spelta, und, weil fremdher, auch ahd.

in spaltechorn Spalteforn (Diut. III, 157.) an spalten angelehnt. Der Dinkel, abd. dinchil, thinkil, ist nur ein andrer Ausdruck für diese Pflanze. Manche unterscheiden Dinkel Einkorn (Alberus, Wtbch.), Spelz (Spelt) = Zweikørn (gr. dinonnos) d. i. Pflanze von zweiförniger Frucht in Einer Hülse.

1757. Sperling. Spaß. Ü. Der allbekannte und ge meine finkenartige Vogel, welcher bei Linné fringilla domestica (Haus sperling) u. fringilla montâna (Feldsperling) heißt. Der Name kommt auch andern ähnlichen kleinen Vögeln zu, als RohrSperling oder Rohrspaß (Emberiza passerina, Rohrammer) u. f. f. V. Der Sperling, mhd. sperlinc, v. dem einfachen goth. der sparva, abb. der sparo, mbb. spar, noch b. Alberus spor, agf. spëarwa, altn. spörr, hat diesen kurzen alten Namen für den Vogel ganz verdrängt; dafür aber ist neben Sperling die gemeine, wie sperck gefürzte, Benennung der Spaß, im ältesten Nhd. spacz (Vocab. incip. teut.), spatz (Brack), üblich geworden, und scheint dem Thiere mehr in seiner gemeinen Weise zuzukommen, wie spagenhaft, spägig und spägeln (= geschwägig lärmen) andeuten. Vgl. auch Spaß = „ lächerlicher Hochmuth" Nr. 1170. Anm.

1758. Sperren. Spreiten. Spreizen. Ü. Zum Auseinandersein zwingen bei einem Zusammenhalte. V. Sperren, ahd. sperran, v. Sparren ahd. sparro, ist zunächst durch einen Querbalfen, und dann überhaupt durch Hemmniß verschließen. Hiervon in obiger, abgeleiteter Bedeutung, z. B. die Beine von einander sperren." Spreizen, Nebenform von spreiten abd. spreitan ausspannend ausbreiten (Notker in Schilter's thes. 263, 11.), bed.: aus einander spannen, so daß der Gegenstand einen weitern Raum abreicht, z. B. die Flügel spreizen. Daher zurückbezüglich (refleriv) sich spreizen = sich aufgebläht, ausdehnend stolz benehmen, 3. B. Spreizen sich, werfen sich in die Brust, Thun, als wenn sie zu fürnehm wären" (Schiller, Wall. Lag. 1.). Sich sperren dagegen ist: sich gleichsam mit Auseinanderthun der Arme und Füße abwehrend widersehen.

1759. Spezerei. Gewürz. Ü. Körper, die aufgelöft feinen angenehmen Geschmack mittheilen. V. Dieß ist das Gewürz, ein Sammelwort v. d. veralteten Wurz Wurzel. Das Wort steht besonders von solchem, was jenen Geschmack scharf (piquant) mittheilt. Die Spezerei, im ältesten Nhd. die spezarey aus ital. la spezaria (Schmeller III, 582.) v. lat. species Art, Sorte (hier ehedem trockner Kräuter), weßhalb mhd. diu specie Spes zerei (Boner. XXXVII, 24.), bez. auch die genannten Körper mit sanftem Geschmacke, z. B. fein schmeckende Öle u. dgl., so wie feine angenehme Räucherwerke. In weitem Sinne: was als geschmackgebende Zuthat zu Speise oder Trank dient und insofern Handelsartikel ist ').

1) So erklärt schon Eychman's vocabular. predic. (Nürnberg 1485.) specerey‣ durch zucker, confect u. Ähnliches.

1760. Spieß. Speer. Lange. Hellebarte. Partisane. Pike. Ü. Angriffswaffe mit eiserner Spige auf einer Stange. V. Der Spieß, ahd. spioz, mhd. der spiez, altn. das spiot, ganz verschieden v. dem mit spig aus gleicher Wurzel stammenden Spieß (eig. Spiß, wie noch bis in's 17. Jahrh.) ahd. u. mhd. spiz, agf. spit, in Bratspieß und Spießbock ahd. spizzo, bez. den Begriff allgemein. Der Speer, ahd. u. mhd. daz spër, agf. spër, engl. spear, altn. spiör, ift eig. die breite eiserne Lanzenspige und schneide, dann die spießartige eigentliche Ritterwaffe. Die Lanze, in mhd. lanze aus franz. lance, lat. lancea, entlehnt, ist die Angriffswaffe der Reiter (ebedem nur der Ritter) mit langem Schafte und breiter Eisenspiße. Die Hellebarte, entstellt aus dem frühern helmparten (Hübner's vocab, v. 1445.), helembart (Brack's vocab.), d. i. Barte (breites Schlagbeil, Nr. 282.) zum Zerschmettern der Helme, ist ein Spieß mit einer Barte an der Spige, also zugleich Hieb- und Stichwaffe. Nur ein andrer Ausdruck dafür, als fremder ehedem in Parteisen gedeutscht (Aventinus Chronik), scheint die Partisane, v. franz. la pertuisanne, ital. partiggiana, was wohl aus ahd. parta Barte, wie in Helleb arte, entsprungen ist. Die Pike, das franz. pique v. piquer stechen, bez. den Spieß mit langem Schafte und schmaler Eisenspige. Ebe dem führten diese Waffe die Fußgänger.

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1761. Spig. Spigig. Spig findig. Ü. Figürlich: scharf eindringlich mit Feinheit und dadurch empfindlich. V. Spig, abd. spizi,,,fein scharf zum Stechen." Das davon abgeleitete svigig, mhd. spitzec, brückt eig. weniger aus als spig, etwa : spiggestaltet, in schmaler Schärfe sich endend. Aber auch wegen -ig: fleinlich spig", z. B. eine spißige Nadel, Scheere u. dgl. So sind die Wörter auch figürlich angewandt. Eine spige Antwort 3. B. dringt vielleicht nicht so tief ein, als eine spigige. Spig-. findig, eig. und besser mit Adelung spigfündig v. d. aus spig u. Fund (S. die Note zu Nr. 1098.) zusammengesetzten ältern nhd. Spitzfund liftig ausgedachter versteckter feiner Kunstgriff (Hans Sachs), wie auch ehedem Spitzsache vorkommt (Nr. 473.), bed. so urspr.: fein listigen versteckten Kunstgriff aussinnend, oder auch als solcher ausgesonnen. Davon dann: kleinliche (oft unnüge) Vorstellung mit feiner Geistesschärfe aussinnend, oder als solche ausgesonnen. Im Besondern:,, fleinliches versteckt Empfindliches mit feiner Geistesschärfe aussinnend oder als solches ausgesonnen in Beziehung zu etwas", z. B. eine spisfindige Antwort.

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1762. Spige. Gipfel. Wipfel. Ü. Höchfter Theil eines zur Höhe ragenden Dinges. V. Dieß ist geradehin der Begriff von der Gipfel, einem nhd. Worte, was, nicht ohne Einfluß des nachfolgenden Wipfel, aus Giebel ahd. der k(g)ip(b)ili = ,,höchste Höhenspige" (z. B. ahd. nordkibel Nordpol, himilgibel Himmels giebel d. i. Pol u. s. w.) neben diesem Wort erwachsen scheint. An den Begriff schließt sich dann der angewandte abstracte ,, höchfter Höhenpunct", z. B. der Gipfel der Macht, „den

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Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern" (Göthe) u. a. m. Der Wipfel, ahd. der wiphil, wifil, wipphil, wiffil, ist eig. der schwanke jährige Baumschoß (Diut. II, 315b), dann der Pflanzengipfel überhaupt (Graff I, 784.), im Nhd. der Gipfel eines erhabenen Gewächses. Ungewöhnlich aber und unstatthaft scheint es, Wipfel geradezu anstatt Gipfel zu gebrauchen 3. B., Schüttert er des Berges Wipfel“ (Göthe). Auch findet figürl. Anwendung des Begriffes, wie bei Gipfel, nicht Statt, wenn nicht dichterisch lebendig im Bilde eines Gewächses oder in Ansehung des Schwankenden, wie der Baumwipfel eben leicht beweglich und schwankend ist, z. B.,,Schlachten, Kriege, Niederlagen der Völker zu fingen, war dem erfahrnen Mann [Horaz], der wohl sahe, auf welchem Wipfel der Römer Reich stand, und wie hart es die Welt drückte, widrig, tödtlich" (Herder, Br. üb. Horaz, 5. Br.). Die Spize, abd. der spiz, ist allgemein das schmal, eig. in einen Punct auslaufende Ende eines Dinges, welches es auch sei; der Gipfel und der Wipfel können auch ein stumpfes Höhenende sein, drücken aber immer ein ragendes aus. Man redet 8. B. von Baum-, Berg, Thurmspigen u. s. w., wo man auch Gipfel sagt und bei der Baumspige insbesondere Wipfel; aber eine Degen, Nadel-, Draht spige u. s. w. ist weder ein Gipfel noch ein Wipfel. Mancher Baumwipfel indessen kann auch seine Spige verloren haben und der Berggipfel eine abgeftumpfte Höhe sein.

1763. Splitternacht. Fadennackt. Fasennact. Splitterfasennact. Ü. Bezz. nachdrücklich: ganz nackt (Nr. 402.). V. Alle find Ausdrücke des gewöhnlichen Lebens. Splitternackt, niedersächs. splinternackend (engl. splinter = Splitter), ist wohl eig.,,nackt bis auf den legten Splitter", wie faden und fasennackt nackt bis auf den legten Faden oder Fasen vom Gewande (Faden u. Fasen s. Nr. 657.). Die Ausdrücke sind hiernach gleichbedeutend, wie auch mhd. nâdelnacket = nact bis auf die legte Nadel am Kleide. Nachdrücklicher aber find die durch abermalige, im gemeinen Leben beliebte Zusammensegung verstärkten splitterfadenackt, splitterfasennact.

1764. Splitterrichter. Krittler. Kridler. Ü. Unberufener fleinlicher Tadler. V. Der Splitterrichter, ein aus der schönen biblischen Stelle von dem Tadler, der den Splitter in seines Bruders Auge, aber nicht den Balken in seinem Auge fieht (Matth. 7, 3 f.), hervorgegangener Ausdruck, bez. den fleinlichen lieblosen Beurtheiler, vornehmlich einen solchen Tadler. 3. B. Flieh auf ewig die Gesichter - Aller finstern Splitterrichter" (Günther). Der Krittler und im gemeinen Leben auch Krickler ist schlechthin der kleinliche Tadler oder vielmehr Tadelsüchtige.

A u m. Das Kleinliche bei Krittler u. Krickler liegt in dem I der Endung. Als Stammwort nimmt Schmitthenner i. s. Wtbch. S. 264. das starkbieg. goth. greitan weinen an, was sich nachher mit dem griech.-lat. eriticus (Kritiker) Beurtheiler mischte, wodurch so die Nebenform Krick

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