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Herrlichkeit theilhaftig werden möget! Du, o Herr Jesu, Hirte un serer Seelen! hilf uns dazu! Rufe und suche uns, weil wir hie wallen und streiten! Trage uns, weil wir selbst zu dir nicht gehen können! Bleibe väterlich gegen uns gesinnet, wenn wir irren und abweichen! und gieb uns Gnade, daß wir findlich gegen dich geartet bleiben mögen, bis du uns zur völligen Ruhe bringen wirst. Amen.

Beispiel 2.

Aus der Predigt: Die unerforschlichen Wege der göttlichen
Regierung. Heil. Reden Bd. I. S. 653.

Nehmet von den unerforschlichen Wegen des Herrn, nehmet von eurem Unvermögen und von Gottes Herrlichkeit Anlaß, nach einer bessern Welt zu feufzen, und eure Sehnsucht nach den seligen Wohnungen des Allerhöchsten zu entzünden. Es ist natürlich, daß diejenigen, die überzeuget sind, daß sie sich in einem schlechten und unvollkommenen Zustande befinden, sich nach einem bessern sehnen, und, wenn sie wissen, daß sie eine größere Vollkommenheit mit Grunde erwarten können, die Beschleunigung ihres künftigen Glückes wünschen. Wir wissen, wir erfahren es täglich, daß dieses Leben ein Stand der Unwissenheit, der Schwachheit, der Sünde und des Verderbens sey.. Allein jene Welt, die uns unser Erlöser erworben, wird die Decke von unsern Augen ziehen, und uns unsern Gott in seiner Klarheit zeigen. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Hie sehen wir durch einen Spiegel, dort aber von Angesicht zu Angesicht. Unser Zweifel über die Absichten des Herrn, unsre Schwierigkeiten, die wir hie nicht auflösen können, unsere Blindheit und Unwissenheit, womit wir hie vergeblich gerungen haben, werden dort. in dem Schooße des Herrn aufgehoben, ausgemachet und aufgekläret werden. Die neuen Kräfte der Seelen, die wir empfangen sollen, werden uns in die verborgensten Wahrheiten hineinführen, und die allerweiseste Verbindung unter allen Wegen, Rathschlägen und Führungen des Allerhöchsten entdecken. Hätten wir kein anderes Gut, hätten wir keine andern Vollkommenheiten und Schäße in jener Welt zu gewarten, so würde dieses allein uns ermuntern können, unsere Häupter aufzurichten und auf unsere Erlösung zu warten. Welch ein Vergnügen! welch eine Glückse ligkeit! den ganzen Rath des allerhöchsten Königes zu übersehen, und das unerforschliche Geheimniß seiner weisesten Regierung in seiner ungefälschteu Gestalt zu betrachten! Denket hieran, geliebte Freunde in Jesu, so oft etwas geschieht, das euch fonderbar, fremd schwer und unauflöslich scheint! So oft der Weltmensch klaget, daß es verkehrt und unordentlich

auf dem Erdboden zugehe: so oft der Fromme sein Gemüth nicht zu faffen weiß, weil der Ungerechte über ihn herrschet: so oft der Ungläubige die Regierung des Höchsten lästert: so oft schwinge sich euer Geist aus der Dunkelheit, die uns hie umgiebt, zu der Klarheit, die uns einst, die wir auf den Herrn hoffen, umleuchten wird. O mein Geist, wie finster ist die Behausung, in der du hie lebest! wie eingespannet sind deine Kräfte! wie bald sinken deine Flügel, wenn du dich ein wenig über die sichtbare Fläche dieser Erden erheben, wenn du dich dem unsichtbaren Reiche deines Gottes ein wenig nähern wills! Woher kommt denn deine Luft, auf diesem fin Stern Planeten lange zu wohnen und zu wallen? Woher kommt dein Abschen vor der Stunde, die dich in eine andere Gegend, in das Land des Lichts, abfordern wird? Deine Vollkommenheit besteht in dem Erkenut nisse der Wahrheit, in der Weisheit, in der Wissenschaft. Warum sehnest du dich denn nicht nach dem Sitze der Seligen, in dem du allein zu dies fer Vollkommenheit gelangen kannst? Warum wünschest du nicht, daß du den Herrn bald sehen mögest wie er ist?

Selige! deren Seele sich so zu regieren weiß, wenn sie sich der Dunkelheit der Regierung Gottes unter den Menschen erinnern! Was hat der, der seiner Verwegenheit den Zügel schießen läßt, und bald gar die Vorsehung des Herrn verwirft und läugnet, bald den Herrn einer willkührlichen und eigenmächtigen Regierung beschuldiget, bald die Herrschaft dieser Welt zwischen Gott und einem Gößen, den er das Glück nennet, gleichsam theilet, was haben diese Kühnen von ihrer Freyheit? Nichts, als Unruhe, Sorge, Kummer und Verzweiflung. Wie kann ein wahrer und gegrün deter Trost in das Herz eines Menschen kommen, der entweder glaubet, daß er unter einem Herrscher lebe, der bald schlummert, bald wieder erwachet, der Gutes und Böses nicht nach der Gerechtigkeit, sondern nach seinem unbedingten und freyen Willen austheilet, der diesen stürzet und jenen erhebt, diesen zur Seligkeit, jenen zur Verdammniß, nur allein darum, weil es ihm so beliebt, bestimmet? Kehret euch nicht an die äußerliche Gelassenheit und Stille dieser Leute, wodurch sie viele bezaubern und einnehmen! Diese Stille und Gelassenheit ist keine wahre Ruhe. Es ist eine Betäubung, eine Einschläferung gewisser Gedanken, die das Herz bald zerrütten würden, wenn man ihnen die Freyheit ließe. sich zu regen. Der Mensch kann durch seine Sinnen und Einbildung, durch allerhand Em pfindungen, durch einen gewissen Zwang, seinen Geist so zähmen und eins schränken, daß er sich entweder allein mit dem Gegenwärtigen beschäfftigt, oder eigensinnig beschließt, die allerdeutlichsten und nächsten Folgen der Lehren, die er einmal angenommen hat, nicht zu sehen. Allein die wenigsten bleiben beständig in diesem unnatürlichen Zustande. Dieses Leben hat viele verdrießliche und unangenehme Veränderungen, welche die meisten gegen ihren Willen und Vorfah nöthigen, ihren Geist aus seiner Knechtschaft

loszulassen. Zum wenigsten lösen die Stunden der Schmerzen, der Krankheit und des lehten Endes die Banden auf, die man ihm angeleget hat. Und wie bestürzt, wie unmuthig, wie unruhig muß er alsdenn werden, wenn er um sich her sieht, und weder bey sich selbst, noch außer sich eine fichere Zuflucht in seinem Leiden findet? Wie viel Zufriedenheit hergegen, wie viel Ruhe, wie viel Troft, muß sich da in allen Zufällen äußern, wo man mit einer reinen und vollen Überzeugung bey allen Wechseln und Zufällen sagen kann: Was geschieht das kömmt von dem Herrn. Was von dem Herrn kömmt, fann weder mir, noch denen, die ihn fürchten, schädlich seyn. Sehe ich hie seine Wege und Meynung nicht, so werde ich sie in einer andern Welt sehen. Er ist der Herr! er thue, was ihm wohlgefällt. Mein Vater! nicht wie ich will, sondern wie du willt! Ist es nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein gerechter, dein weiser, dein heiliger Wille.

2. August Friedrich Wilhelm Sack. 1703-1786.

August Friedrich Wilhelm Sack wurde am 4. Februar 1703 in Harzgerode im Fürstenthum Bernburg geboren, wo sein Vater, Daniel Sack, ein rechtschaffener Bürger und Tischler, das Amt eines Bürgermeifters versah. Nachdem er die Schule der Vaterstadt besucht hatte, wurde er im 15ten Lebensjahr auf ein Jahr nach Bernburg und dann nach Zerbst geschickt, um den Unterricht im fürftlichen Gymnasium zu empfangen, wo er sich unter geschickten Lehrern so gute Kenntnisse erwarb, daß er 1722 die Universität Frankfurt mit Nußen beziehen konnte. Nach zweijährigen Studien kehrte er auf kurze Zeit ins Vaterhaus zurück und wurde dann Erzieher eines jungen Herrn von Milzonneau im Hause des französisch reformirten Predigers von Mauclerc in Stettin, welcher Aufenthalt durch die Kenntnisse, die Sprache und die Anregungen des Hrn. v. Mauclerc ihm höchst vortheilhaft wurde. Er begleitete seinen Zögling 1724 auf die Universität Frankfurt, wo er vornehmlich den Umgang des Kirchenhistorikers Jablonsky genoss. Nach Auflösung des Verhältnisses mit seinem Zögling ging Sack nach Holland und lebte einige Zeit in Leiden, dann aber als Führer eines jungen Edelmanns van Haaren in Gröningen im Hause des berühmten Barbeyrac, wo er auch öfter französisch predigte. Bei seiner Rückkunft ins Vaterhaus bemühte er sich vergeblich um eine kleine Landstelle, wurde aber drauf Erzieher der Erbprinzen von Hessen-Homburg und blieb drei Jahr lang in diesem glücklichen Verhältniss auf dem Schlosse zu Hötensleben bei Magdeburg, wo die treffliche Mutter des Prinzen residirte. Noch bis zu seinem späten Alter blieb ihm der Dank und die

Anerkennung dieses fürstlichen Hauses. Im Jahre 1731 wurde Sack zu der neu errichteten dritten ref. Predigerstelle in Magdeburg berufen, wo nun die neue Laufbahn für ihn anfing, in welcher er noch 55 Jahr lang segensreich thätig gewesen ist. In dieser freilich sehr kärglichen Stelle lebte Sack doch sehr glücklich im Kreise edler Familien, nur daß sein Glück durch den Tod seiner ersten Gattinn, welche er kaum drei Jahr besessen hatte, getrübt wurde. Im Jahre 1737 wurde er in die erste reformirte Predigerstelle in Magdeburg befördert und auch im Jahre 1738 zum Consistorialrath und Inspector der reformirten Kirchen im Herzogthum Magdeburg ernannt. Jeht hatte er sich auch wieder mit einer trefflichen Frau, der Tochter des Juwelierers Guarrigue in Magdeburg verheirathet, welche die Mutter des nachherigen Bischofs Sack geworden ist und den Gatten, dem sie 48 Jahr lang eine treue liebende Gehülsinn gewesen war, nur um anderthalb Jahr überlebte. Aus seiner treuen und gesegneten Thätigkeit in Magdeburg, wo auch durch seine Bemühungen ein Armen und Waisenhaus gegründet worden war, wurde er durch einen ganz unerwarteten Ruf zur dritten Hofpredigerstelle in Berlin gerissen, worauf er durch einen vorandeutenden Traum hingewiesen worden war. König Friedrich Wilhelm I. ernannte ihn, nachdem er zweimal vor ihm hatte predigen müssen, wenige Monate vor seinem Tode zu diesem Amte und zugleich zum Mitgliede des Consistoriums. — In seinem neuen Berufe hatte Sack viel Arbeit und Mühe, entbehrte des Umgangs seiner lieben frühern Freunde und wurde, was für ihn das schwerste war, vielfach seiner Glaubensmeinungen wegen angegriffen und verkehert. Dies versenkte ihn in eine schwere Hypochondrie, daß er noch im Winter 1740 und 41 eine Reise machen musste und erst im Sommer 1742 die Kanzel wieder betreten konnte. Durch Haus und Garten, welche er sich in einer stilleren Gegend kaufte und durch zahlreiche Erholungszeiten, wo er den Pyrmonter Brunnen trank, suchte er sein Übel zu heilen und ob er auch späterhin oft daran gelitten hat, ist es doch in gleichem Grade nicht wiedergekehrt, wozu seine mäßige, höchst geregelte Lebensweise auch viel beitrug. Sack trieb auch die Wissenschaften sehr eifrig und wie er die Classiker las und in der gelehrten Theologie überall Bescheid wusste, Kirchenväter und Reformatoren, wie die Schriften der Gegner der Religion im Französischen und Englischen kannte; so war er auch ein gro ßer Kenner der Naturgeschichte und wurde bei Erneurung der Akademie der Wissenschaften zum ordentlichen Mitglied der physikalischen Klasse 1745 erwählt, obschon er seiner vielen Geschäffte wegen kein recht thätiges Mitglied fein konnte. Im Jahre 1751 wurde er noch zum Visitator des Joachimsthalschen Gymnasiums bestellt, welches Amt er 15 Jahr lang treulich verwaltete, worauf es nach seinem Antrage Sulzer übernahm. Seit dem Jahre 1750 war ein Oberconsistorium errichtet worden, zu dessen

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Mitgliede Sack ebenfalls ernannt war. Alle diese Geschäffte neben seinem Briefwechsel und der praktischen Thätigkeit in seiner Gemeine ließen ihm freilich wenig Zeit zur Schriftstellerei, doch gab er immer mitunter Predigten heraus. Berzüglich aber schrieb er, um den Feinden des Christenthums, welche über wahren Glauben leichtsinnig spotteten, entgegen zu treten, seinen: vertheidigten Glauben der Christen 1748, obschon auch dieses Werk vielfach angefeindet und ihm verleidet wurde. Schr nüßlich erwies er sich auch durch Umgang und Belehrung den Candidaten des Predigtamtes, welche er gewöhnlich des Sonntags Nachmittags um sich sammelte. Als im 7jährigen Kriege der Hof Berlin verließ und nach Magdeburg ging, musste auch Sack als Instructor der Königlichen Kinder dorthin gehen und blieb dort drei Jahr lang bis zur Einsegnung des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1762. Dieser Unterricht erschien ihm als das schwerste Geschäfft in seinem Beruf. Sonst lebte er in Magdeburg im Verein mit vielen ältern und jüngern Freunden, bereiste von hier den Harz und besuchte noch einmal seinen altersschwachen Vater in Harzgerode. Von 1762 lebte Sack in seiner gewohnten Thätigkeit in Berlin. Im Jahr 1777 hatte er die Freude seinen Sohn, welcher seine ehemalige Stelle in Magdeburg bekleidet hatte und mit der Tochter Spaldings verheirathet war, als seinen Collegen an der Domkirche in Berlin einführen zu können. Am 27. August 1780 hielt er, ein 77jähriger Greis, seine lehte Predigt und starb nach einigen Jahren stiller Zurückgezogenheit am 20. März 1786.

Sack war ein denkender und praktischer Theologe, feind jeder Schwärmerei und jedem Unglauben, wie er deshalb bei aller Liebe zum Franzöfischen für einen Gegner der französischen Nation galt, im Leben uneigennützig, freigebig, fein gebildet und doch würdevoll, rein im Wandel, Gott ergeben und seelenstark in Gefahren. - Seine Schriften sind klar und einfach, eindringlich und belehrend, ohne Schmuck und große Lebendigkeit. Von ihm sind erschienen:

1. Predigten über verschiedene wichtige Wahrheiten zur Gott, feligkeit. Sechs Theile. Th. I. u. II. erschienen zuerst 1736 u. 1738 in Magdeburg. Th. III-VI. in Berlin. — Sechste Aufl. Magdeb. 1757.

2. Vertheidigter Glaube der Christen. 8 Stücke. 2 Bde. Berlin 1748. 8. Zw. Aueg. 1773.

3. Der Christ auf dem Todbette od. leßte Ermahnungen eines sterbenden Vaters an seinen einzigen Sohn. Berlin 1750.

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4. Feld Communionbuch nebst einigen Betrachtungen und Gebeten zur Erweckung der Gettseligkeit für die ref. Feldgemeine der preuß. Armee. 1757.

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