Und Preis und Sieg ist hier! Wie tief! ihn schmerzen sie nicht mehr! Mein Vaterland, doch Dir! Der Ruhm drückt deinem Lebenslauf, Der sich so rühmlich schloß, Jm Blut die letzten Siegel auf, Das aus den Wunden floß. Sie schlucken meine Thränen ein, Und die versiegen hier! Du willst nicht mehr beweinet seyn: Dein Ruhm gebeut es mir! Er hebt mich stolz aus deinem Grab! Mein Herz erweitert sich, Zog Lieb' und Sehnsucht mich! Entriß ist meine Seele sich Dem weiblichen Gebein Und stürzt in Deinen Leichnam sich Um groß wie Du zu seyn! Wie wollt ich dann mit tapfrer Hand Dich rächen, und mit Muth Für dich auch kämpfen, Vaterland! Nicht schonen Gut noch Blut: Und für Dich hierben: Welch ein Tod! Ach! für das Vaterland Zu sterben, welch ein stolzer Tod Für Dich, o Vaterland! Und dann von einer Helden Schaar Wie die, beweint zu seyn? Und thürmt von Feinde Schedel hier Die er erbeutet, drauf! Ich einen finstern Hayn Ihm meine Seufzer weihn. Und Vaterland! den heil'gen Hayn Soll deine Thränenflur Beispiel 9. Scene aus: Die Befreiung Thebens. Kallikrates O! täusche dich Nicht durch das Schreckenbild, das ihr2 die Furcht Ich fliehn und in der Ferne warten soll, Und wann nun Theben stolz sein Haupt erhebt 1. Kallikrates ist Sohn des Charon, eines Hauptes der Verschwörung der Thebaner gegen die Spartaner. Die Mutter Arete ist bange für den Schn und möchte ihn gern nach Athen senden bis der Kampf vorüber ist. Aspasia ist die Braut des Kallikrates. 2. Der Arete, der Mutter. Erpreßit, da sehn, welch große That geschehn, Ihr Vaterland und beider Ruhm zu sehr. Aspasia. Laß schn! dein Ruhm? ja, diesen lieb' ich auch: Dein Leben? aber ist es ohne Ruhm Noch unsrer Sorge werth? - Du lebst für mich: - - - Kallikrates. O Glück! o Stolz, wie steigt mein Muth empor! Mein Herz erweiterst du, du flammst den Arm Soll dieser Name seyn, und Hymen soll Im Tempel, den uns bald auf Spartas Schutte Beispiel 10. Scene aus: Romeo und Julie. (Erst. Aufz. Dritt. Auft. Trsp. IV. S. 118.) Julie und Romeo. Julie. Bist du cs? Romeo (Im Hereintreten). Ich bin's! Julie (fällt ihn um den Hals). O Romeo! Romeo. Julie! (Sie sehen einander beide schweigen an und weinen.) Julie (nach einer ziemlich langen Pause). Du bist Romeo, und willst mich verlassen? Romeo. Ach! meine Julie! gleich nach Anbruche des Tages wird man mich auf das Gerücht, daß ich noch in Verona sey, aufsuchen lassen. Julie. Gleich nach Anbruch des Tages? Ach! möchte sie ewig währen, diese Nacht! bey dir bedarf ich keines Tages. Ohne dich habe ich keinen Tag. scheinen! O Romeo! wann wird für mich wieder eine Sonne Romeo. Glaubst du, daß mein Herz weniger blutet? Ach! könntes du es sehen! doch nein, nein! du mußt meinen Gram nicht halb wissen! Julien --- O! in diesen Worten liegt alles! — Julien soll ich verlassen? Julie. Aber ich will dich nicht verlassen. — (Nachsinnend) Romeo! den Gedanken gab mir der Gott der Liebe ein ich will mit dir gehn! Romeo. Was sagt du? - Nein, Julie, unmöglich! Julie. Unmöglich, Romeo? und du liebst mich? hat die Liebe nicht weit unmöglichere Dinge möglich gemacht? ich will mein Geschlecht in Mannskleidern verbergen, diese langen Haare abschneiden und dir überall folgen; meine zärtliche Sorgfalt soll dir deine Flucht verfüßen; in der Hiße des Tages will ich dir kühlende Tränke bereiten und vor der kältenden Nacht sollen dich meine Umarmungen schützen; die rauhesten Wege sollen mir in deiner Gesellschaft lieblich seyn, und die spißigsten Dornen mich nicht stechen. O, mein Geliebter! mein Gemahl! mein Romeo! kann ich bey dir unglücklich seyn? und werde ich, ohne dich, glücklich seyn? Romeo. Ja, du wirst bey mir, du mußt mit mir unglücklich seyn. Laß nach, laß nach mit dieser herzrührenden Bitte! du verwundest mich noch mehr, weil ich dir deine zärtlichste Bitte nicht gewähren kann. Julie. Und warum nicht? Kann Romeo auch grausam seyn? Ach! nun sehe ich, daß du ein Sohn des Montecchio bist. Romeo. Und ich sehe, daß dir deinen Vorwurf die Liebe eingiebt. - Nicht wahr, du liebest mich? o ja! du liebst mich, wie ich dich, unaussprechlich; und würdest du nicht unglücklich seyn, wenn du mich unglücklich machtest? Julie. Also würde ich dich unglücklich machen, wenn ich dich be: gleitete? Romeo. Bedenke deinen Stand! In einer solchen Verkleidung :: Julie. Stille! Romeo schäme dich! Ist der Stand einer geprüf ten Zärtlichkeit nicht die höchste Würde einer liebenden Frau? Romeo. Ja, unsre Verbindung aber weiß niemand als der Hims mel und unsere Herzen. Doch ich will nicht vom Stande reden; be denke die Gefahr. Julie. Die Gefahr, Romeo? Biete alle Pfeile des Unglücks wider dich auf, und sieh, ob ich sie nicht alle mit dieser Brust auffangen, und dazu lächeln will. Romeo. Nicht die Gefahr des Todes schrecket mich, meine Julie; tausendmal will ich mein Leben für das deinige hingeben, und immer noch fragen, ob ich dir nicht noch zehntausend Leben zu schenken habe; aber die Gefahr einer ewigen Trennung -- hier, liebste Julie, hier liegt das Schreckliche. Julie. Schrecklich, ja; aber wer foll uns trennen? (und Romeo. Würde nicht, so bald man dich vermißte denke selbst, wie bald das geschehen würde!) ganz Verona aufgeboten werden, uns zu verfolgen? Welche Straße sollten die armen Flüchtlinge nehmen, wo sie ihre Verfolger nicht einholen würden? – und sollten sie uns einholen, was würde dein unerbittlicher Vater beginnen! Julie. Entschlich! Romeo Du würdest leben; aber was würde aus dem Romeo werden aus dem Mörder des Tebaldo, dem Räuber, dem Ehrenschänder der Julie! lauter Namen, die keine Betheurung würde ablehnen, keine Liebe bey solchen Menschen entschuldigen können, die nur ihr nichtswürdiges Selbst lieben! nicht wahr? er würde auf einem Blutgerüßte fterben? und Julie Julie. Ach! Romeo, ich muß bleiben! ich muß! — ich kann dir nicht folgen; aber deine Abwesenheit wie soll ich die ertragen? Romeo. Durch Hoffnung und Geduld, Julie! Julie. Ah, beide hat schon der Gram getödtet! Romeo. Liebste Julie, unsre Trennung wird nur der Winter unsrer Liebe seyn; aber bald wird sie eine angenehme Frühlingssonne weit schöner wieder hervorrufen. Julie. Nein, glaube mir, Nomeo, ewig, ewig wird sie die Nacht bedecken. Romeo. Verbanne dieses Schreckenbild, Julie! - Der Prinz hat meinem Vater versprochen, daß meine Verbannung kurz seyn soll! noch mehr, er selbst will indessen an der Versöhnung unserer Aeltern arbeiten. Denke, welch ein Himmel von Glückseligkeit, wenn wir unter den Segnungen ausgeföhnter Väter und Mütter unsere Liebe vor den Augen der Welt feyern könnten! denke, meine Julie! Julie. Ach ein reizender Traum! aber wann wird er in Erfüllung gehen? Romeo. Julie! wäre alles verloren, wäre keine Hoffnung mehr vorhanden: so steht es uns noch allezeit frey, deinen ersten Vorschlag auszuführen. Zehnmal leichter werde ich mich nach einer kurzen Abwesenheit, in Verona wieder einschleichen können, um dich unter einer Verkleidung und bey einer bessern Gelegenheit fortzubringen. Die Liebe wird uns den Weg zeigen, und können wir da irren. Julie. ! was könnte mich Romeo nicht überreden! ich würde dir glauben, und wenn du mich überreden wolltest, daß ich dich hassen könnte. Romeo. Mantua, wohin ich gehe, ist kaum eine Tagereise von Ve rona, und wie furz erst für die Liebe! Julie. Falsch! falsch! für die Liebe ganze Welten auseinander! (Romeo giebt nun Mittel an, wie sie doch Nachricht von einander haben könnte |