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Dorimön.

Der Laube grünes Dach soll dich und mich verstecken

So oft der Mittag glüht; hier will
ich Rosenduft

In langen Zügen geizig trinken,
Und wenn aus ungepaarten Finken
Die bange Liebe lockend ruft,
Und wenn die Nachtigallen klagen,
Das Fels und Hügel Antwort giebt,
Dann will ich im Entzücken sagen:
Ich bin geliebt!

Amariethe.

Und ich will mich von deinem
Busen stehlen
Des Morgens, wenn aus Lerchen
Kehlen

Das erste Lied gen Himmel tönt;
Ich will die schönsten Blumen pflücken

Den kleinen Altar auszuschmücken,
Den deine Mutter oft gekrönt
Mit Rosen und mit Reben-Ranken;
Dann wecket dich mein sanfter Kuß,
Dann folgst du meinem Wink und
kniest mit mir am Fuß
Des Opfer-Heerdes, dem zu danken,
Der alle Wesen kommen hieß,
Und über unsern Häuptern Sonnen
Und um uns her die Flur entstehen
ließ,

Und dich erschuf, den ich so zärtlich
lieb gewonnen,

Dich meines Herzens füßen Freund!
Dann beten wir und loben mit
einander

Den guten Gott, der uns vereint,
Und unser Lob steigt mit einander
Wie zween Flammen hoch empor
Und unser Lob erreicht sein Ohr!

Beispiel 7.

Auf die Geburt

des jungen Prinzen von Preussen Königl. Hoheit.' (ib. S. 38.)

Berlin im Augustmonat 1770.)

Meine Seele taumelt, nicht berauscht vom Weine,
Im bemoosten Fasse hergebracht vom Rheine,

Oder über's Meer gesandt;

Ich bin wonnetrunken, mich erfüllen deine

Freuden liebes Vaterland!

Alle Kinder jauchzen, alle Greise glühen:
Friedrich Dein Erhalter, wiegt auf seinen Knieen
Diesen Königlichen Sohn,

Den Er dir zum Herrscher weislich wird erziehen,
Und der Zögling horchet schon.

,,Liebling meines Herzens, spricht der große Weise,
,,Wie der müde Wandrer schmachtend Trank und Speise,
,,Wie der Steuermann den Rand

Tiefer Fluthen wünschet auf der weiten Reise;
,,Also wünschte Dich das Land.

1. Des nachherigen Königs Friedrich Wilhelms III.

Heil mir, daß Du kamest, Heil sey deiner keuschen
Jugendlichen Mutter, die das Sehnsuchtsheischen
,,Meines Volkes hat gestillt.

Du wirst meine Hofnung nimmer, nimmer täuschen;
,,Sie wird ganz in Dir erfüllt.

„Früh wirst Du erkennen, daß man auf der Erde,
,,Durch die Tugend jenem Herrscher ähnlich werde,
,,Dessen Herrschaft ewig ist;

Und daß Du dem Hirten bey der kleinsten Heerde
„Deine Güte schuldig bist.

Deine höchste Wolluft wirst Du mit Entzücken
In der Übung sinden, Menschen zu beglücken,"
,,Und dafür geliebt zu seyn.

„Keinem als dem Schmeichler wirst du zornig blicken,
Und ihm nie Dein Ohr verleihn."

Also redet Friedrich, seine Thränen feuchten
Diese Stirne, welche dermaleinst wird leuchten
Ueber uns voll Gnad und Huld.

Wohl uns, daß wir unsrer Wünsche Ziel erreichten,
Nach so langer Ungeduld.

Die verlebten Männer nebst den grauen Müttern,
Sprechen: Wohl Euch Enkel! Eure Kinder zittern
„Nie vor dem Erobrungsgeist!

Keine Donner werden diesen Thron erschüttern!
Friedrichs Thron wird nie verwanst!

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Töchter, streuet Blumen, bringet Opfergaben
,,Um die goldne Wiege; fleine muntre Knaben
,,Macht ein Singechor, und sprecht:
,,Ach! Du sollst zum Opfer unsre Herzen haben,
„Kind von göttlichem Geschlecht!"

VII. Andre bedeutende Dichter nach einzelnen Fächern. (§. 119.) 1. Chriftian Felix Weiße. 1726-1804.

Christian Felix Weiße wurde am 28. Januar 1726 zu Annaberg im Erzgebürge geboren, we sein Vater Christian Heinrich Weiße Rector der lateinischen Schule war, wie er es früher in Chemnitz gewesen und bald nach des Sohnes Geburt in Altenburg wurde. Aber früh starb der Vater und Christian Felix wurde nun von der trefflichen Mutter

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orgfältig erzogen und im zehnten Jahre seines Alters auf das Gymnasium u Altenburg gebracht. Bei der mangelhaften Einrichtung der Schule ernte Weiße nur Einzelnes aus den alten Sprachen und den Alterthümern, ber sein früh für Dichtkunst, namentlich für die Comödie, geweckter Sinn trieben ihn zu Privatstudien, auch der neuern Literatur. Auf der Iniversität Leipzig (seit 1745) wollte er Philologie und nebenbei Theoogie studiren, da eröffneten ihm Ernesti und Christ noch andre Anichten der Wissenschaften, als er bisher gekannt, vor allem aber würkte auf seine Bildung der Umgang mit Joh. Heinrich Schlegel, jüngerem Bruder der beiden Dichter, und durch diesen mit G. E. Lessing. Auch die meisten der Verfasser der bremischen Beiträge waren noch in Leipzig, doch standen sie Weiße zu hoch und zu abgeschlossen da, und das nahe Anschließen an Lessing hinderte ihn auch, andre Bekanntschaften anzuknűpfen. Mit Lessing trieb er das Englische nnd besuchte fleißig das Theater der Neuberinn, wozu sich beide das Geld mühsam ersparten und lieber trocknes Brodt aßen, als es versäumten. Bald versuchte er sich auch in Lustspielen, eignen und bearbeiteten, wie die Matrone von Ephesus, den Leichts gläubigen, die Marianne von Voltaire, die Sophonisbe von Thomson u. a. Seit 1749 wurde Weiße von Lessing getrennt; doch blieben sie in ver trautem Briefwechsel bis 1768, wo Lessing glaubte, daß Weiße sich auf Klog's Seite gewendet habe. Sehr fleißig hatte Weiße indessen auch die philologischen Studien getrieben und wurde 1750 als Hofmeister bei einem jungen Grafen von Geiersberg angestellt. So konnte er in Leipzig bleiben und mit seinem Eleven juristische, publicistische u. a. Collegia hören, was ihn der Theologie fast ganz entfremdete. Um diese Zeit schloss Weiße auch nähere Verbindung mit dem nachher so berühmten Schauspieler Echof und mit Rabener und Gellert. Im Jahre 1714 erwarb er die Freundschaft des edlen von Croneaf und durch diesen, der nur allzufrüh starb, verband er sich auch mit Uz und briefwechselte mit ihm fast 40 Jahr, ohne daß er ihn persönlich kennen lernte. Für das Kochsche Theater in Leipzig schrieb Weiße mehrere Stücke, wie die Poeten nach der Mode und das Singspiel der Teufel ist los, nach dem Altenglischen the Devil to pay, worüber Gottsched einen großen Lärm anfing, der noch zu seiner Schmach endete, obschon Weiße selbst an dem Kampf gegen ihn keinen Theil nahm. Dieser gab auch noch den zweiten Theil des leßten Stückes: der luftige Schußter, nach dem Engl. the merry Cobler heraus, doch wurde durch das Ausbrechen des siebenjährigen Krieges die Kochsche Schauspielergesellschaft aus Leipzig entfernt und Weiße's Würken für die Bühne fürs erste unterbrochen. Er wurde hierauf mit Kleist bekannt und mit Nikolai, welcher ihm 1759 die feit 1757 ans gefangene Herausgabe der Bibliothek der schönen Wissenschaften übertrug, wovon er den fünften Band besorgte. Als er noch den ersten

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Theil seiner Beiträge zum deutschen Theater hatte drucken lassne und mit Herrn von Gerstenberg in nähere Bekanntschaft getreten war, reiste er mit seinem Grafen nach Paris und trennte sich von diesem erst nach der Rückkehr im Jahre 1759. Fürs erste nahm er jetzt die Stelle als Gesellschafter beim Grafen Schulenburg von Burgscheidungen in Thüringen an und lebte hier in reizender Umgebung ganz seiner Muße, sehte auch hier die Bibliothek der schönen Wissenschaften fort. Im Jahre 1761 ging er mit seinem Grafen nach Gotha, wo er bei Bertuch wohnte und literarisch vielfach geschäfftig war, die Trauerspiele Mustafa und Zwangir, und Rosamunde, das Lustspiel: der Mißtrauische gegen sich selbst schrieb, die Lieder des Tyrtäus überseßte und noch einige seiner Amazonenlieder dichtete, welche mit großem Beifall aufgenom: men wurden. Auch Ramler hat sie günstig beurtheilt und darüber eine vertraute Freundschaft mit Weiße geschlossen. Im Jahre 1761 erhielt Weiße die Stelle eines Obersteuer secretairs in Leipzig, ein Amt, was ihm Einkommen und Muße schenkte. Von nun an wurde auch Weiße wieder sehr thätig fürs Theater und verpflanzte mehrere französische Singstücke auf deutschen Boden, unter denen Lottchen am Hofe (Ninette à la Cour) und die Liebe auf dem Lande mit Hillers Com positionen und durch das Spiel der Demoiselle Steinbrecher sehr beliebt wurden. Später dichtete er auch die Jagd und den Ärntefranz, welche vier Operetten 1768 in 2 Bändchen erschienen. Jetzt wurde Weiße, welcher zunächst aus Gottscheds Schule hervorgegangen war, von den Schweizern, besonders von Bodmer angegriffen, wozu vornehmlich eine scharfe Kritik der Trauerspiele Bodmers von Gerstenberg, welche in der Bibliothek der schönen Wissenschaften erschienen war, Veranlassung gab; doch kämpften andre für Weiße und Bodmer versöhnte sich später 1777 wieder mit ihm. Im Jahre 1763 verheirathete sich Weiße mit der Schwester des Appellationsraths Platner, wobei ihn Ramler (j. oben S. 474.) besang, und lebte in dieser Ehe, obschon viel Krankheit und an- || dre häusliche Noth ihm zu Theil wurde, sehr glücklich. Mit seinem Freunde Zollikofer, reformirten Prediger in Leipzig, gab er seit 1763 ein ! neues Gesangbuch heraus, dichtete dazu selbst mehrere Lieder (wie: Was hilft es mir ein Christ zu sein 2c. Welch hohes Beispiel gabst du mir 2c. Wie sehen wir den Frommen 2c.) und besserte andre. Da Weiße 1765 zum erstenmal Vater geworden war, führte ihn dies auf eine andre schriftstellerische Laufbahn, nehmlich auf die pädagogische Die abgeschmackten Ammenlieder zu verdrängen dichtete er zuerst kleine moralische Lieder für Kinder, welche mit gefälligen Melodieen von Scheibe, Hunger und Hiller vielen Beifall fanden. Später entstand aus gleichen Rücksichten 1772 ein ABC und Lesebuch mit kleinen Erzählungen und Kupfern, seit 1774 die so berühmt gewordene Wochenschrift: der

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Kinderfreund, Unterhaltung einer bürgerlichen Familie, die dann Quartalschrift wurde und bis 1782 fünf Auflagen zu 12 und 24 Bänden umfasste. Nach Vollendung dieses Werks ließ Weiße die Kinder der gedachten Familie getrennt werden und kleidete nun ihre Schicksale in Briefen ein, worin sie sich gegenseitig von ihrem Ergehen Nachricht gaben, so daß dieser Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes eine Geschichte für die Jugend wurde, die indessen nicht den vollen Beifall des Kinderfreundes fand.

Daneben hatte sich Weiße auch als tragischer Dichter dargestellt. Es erschien Romeo und Julie, ein bürgerliches Trauerspiel, auf dessen Beurtheilung Ramler große Mühe gewendet hat und das lange ein Lieblingsstück der deutschen Bühnen blieb. Eben so wurde der Krispus in Berlin und Breslau gegeben. Auch Operetten erschienen noch, wie die Jubelhochzeit; doch verbitterten manche strenge Recensionen Weiße die Freude an diesen Werken. Seine leßte bedeutende Arbeit im Dramatischen war das Trauerspiel Jean Calas, wozu er genau die Geschichte des Calas, wie sie in den Nouveaux Melanges philofophiques, hiftoriques, critiques de Mr. Voltaire enthalten isi, benußte

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Im Jahre 1769 hatte Weiße eine Reise nach Berlin zu Teller gemacht, welcher mit der Freundinn seiner Gattinn verheirathet und mit ihm zugleich getraut worden war, und machte hier Ramlers, Mendelsohns und andrer Gelehrten persönliche Bekanntschaft. Im Jahre 1790 erbte er das schöne Rittergut Stötteris bei Leipzig und kam dadurch in Wohlstand. Ein unglücklicher Fall von der Bücherleiter 1792, wobei er sich den rechten Arm ausfiel, hinderte ihn später sehr an schriftlichen Arbeiten. Nach einem rasilos thätigen Leben starb Weiße den 16. Decbr. 1804 als 79jähriger Greis, allgemein betrauert und verehrt, wie sich dies bei seinem glänzenden Leichenbegängniss aussprach.

Weiße ist ein Dichter nicht der ersten Größe, sondern mehr Nachahmer, obschon voll Gefühl und sehr fruchtbar. Großes hat er, tro Leffings Belehrung, nicht geleistet. Im Trauerspiel zeichnet er sich durch Regelmäßigkeit des Plans, kühne Characterzeichnung und lebendige Schilderung aus, kann aber als Nachahmer der Franzosen zu keiner- eignen Dichtergröße gelangen, im Lustspiel nähert er sich mehr den Engländern und ist in Darstellung deutscher Charactere glücklicher als in der Nachahmung fremder. Im leichten Liede ist er schalkhaft, wißig und lieblich, seine Amazonenlieder haben für seine höchsten lyrischen Erzeugnisse gegolten, seine geistlichen Lieder find mild und klar; seine scherzhaften und Volkslieder wurden Eigenthum des Volks. - Für Kinder weiß er angenehm und anziehend zu schreiben, wie kein pädagogisches Werk solch allgemeines Interesse erregt hat als sein Kinderfreund, ob: schon die Schauspiele für Kinder mehr verderblich würkten. Bischon Denkm. IV.

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