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Den Geist. Wähl lieber Schand' und Tod,

Eh du in Bosheit willigest.
Ebr, Überfluß und Pracht ist Tand;
Ein ruhig Herz ist unser Theil.
Durch diese Denkungsart, mein
Sohn,

If unter lauter Freuden mir
Das Haar verbleichet. Und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald
Um unsre Hütte grünen sah,
So ist mein langes Leben dech,
Gleich einem heitren Frühlingstag'
Vergangen, unter Freud' und Lust.
Zwar hab' ich auch manch Ungemach
Erlitten. Als dein Bruder starb,
Da flossen Thränen mir vom Aug';
Und Sonn' und Himmel schien mik
schwarz.

Oft auch ergriff mich auf dem Meer
Im leichten Kahn der Sturm, und

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Dich noch erhalten, mir zum Troft!
Und viele Thränen flossen ihm
Vom Aug'. Indessen hatten sie
Die Reusen ausgelegt. Die Nacht
Stieg aus der See, sie ruderten
Gemach der Heimath wieder zu.
Jrin starb bald. Sein from̃er Sohn
Beweint' ihn lang', und niemals fam
Ihm dieser Abend aus dem Sinn.
Ein heil'ger Schauer überfiel
Ihn, wann ihm seines Vaters Bild
Vors Antlitz trat. Er folgete
Stets dessen Lehren. Segen kam
Auf ihn. Sein langes Leben dünft'
Auch ihm Ein Frühlingstag zu seyn.

1. R. A. 1842 „taucht' dabey“ die einzige Variante in diesem Gedicht.

Beispiel 5.

Der gelähmte Kranich.

(K. A. 1840. II. S. 30.)

Der Herbst entlaubte schon den bunten Hain,
Und streut aus kalter Luft Reif auf die Flur:
Als am Gestad' ein Heer von Kranichen.
Zusammenkam, um in ein wirthbar Land,
Jenseit des Meers, zu ziehn. Ein Kranich, den
Des Jägers Pfeil am Fuß getroffen, saß
Allein, betrübt und stumm, und mehrte nicht
Das wilde Lustgeschrey der Schwärmenden,
Und war der laute Spott der frohen Schaar.

Ich bin durch meine Schuld nicht lahm, dacht' er
In sich gekehrt, ich half so viel, als ihr,

Zum Wohl von unserm Staat. Mich trifft mit Recht
Spott und Verachtung nicht. Nur ach! wie wirds
Mir auf der Reis' ergehn! Mir, dem der Schmerz
Muth und Vermögen raubt zum weiten Flug'!
Ich Unglückseliger! das Wasser wird

Bald mein gewisses Grab. Warum erschoß

Der Grausame mich nicht? Indessen weht

Gewogner Wind vom Land' ans Meer. Die Schaar
Beginnt, geordnet, ißt die Reis und eilt

Mit schnellen Flügeln fort, und schreyt vor Luft.
Der Kranke nur blieb weit zurück, und ruht'
Auf Lotosblättern oft, womit die See

Bestreuet war, und seufzt vor Gram und Schmerz.

Nach vielem Ruhn sah er das beßre Land,
Den güt gern Himmel, der ihn plötzlich heilt.
Die Vorsicht leitet' ihn beglückt dahin;

Und vielen Spöttern ward die Flut_zum Grab.'

Ihr, die die schwere Hand des Unglücks drückt,

Ihr Redlichen, die ihr, mit Harm erfüllt,
Das Leben oft verwünscht, verzaget nicht,
Und wagt die Reise durch das Leben nur!
Jenseit des Ufers giebts ein beffer Land;
Gefilde voller Luft erwarten euch.“

1. Die frühern Ausgaben weichen nicht ab.

Beispiel 6.

Cissides und Paches. (K. A.)'

Erster Gesang.

Zwei Freunde sing ich; die, von Ruhm entflammt
Sich muthig gegen ein gewaltig Heer
Athens, mit kleiner Macht vertheidigten.
Kriegesmuse, sey dem Vorfah hold!
Begeistre mich, damit der ehrne Klang

Des Kriegs aus jedem Ton' erschall', auf daß
Mein Lied der großen That nicht unwerth sey!

Athen wollte nach Alexanders Tod Thessalien an sich reißen und sen dete Leesthenes mit einem großen Heere ab. Antipater zog diefem aus Lamia entgegen. Cifsides blieb in einer kleinen Burg bei Lamia mit wenig Volk, unter ihm befehligte sein Freund Paches. Cissïdes ermuntert die Seinen zur aufopfernden Tapferkeit. Ein Krieger spricht gegen ihn, daß das Heer Misstrauen nicht verdiene und jeder kämpfen werde bis zum Tode. Der Feldherr beruhigt sie und ist stolz auf solches Heer. Indessen naht der stolze Feind und umlagert die Burg. In der Nacht überfällt ihn Paches, tödtet viele, zündet die Zelte an und thut großen SchaLeofthenes ergrimmt und beschießt die Burg, aber auch Cissides wehrt sich mit Catapulten, Steinen und Pfeilen und eine Erndte Erschla gener deckt das Feld.

Doch blieb anch mancher Held des Cissides:
Die Todten lagen um die blut'ge Maur,
Wie Halmen, die die Sichel hat gefällt!
Den tapfern Parmeno durchbohrt' ein Pfeil;
Auch dich, Simotes, überall bedeckt
Mit Narben, groß in jeder Kriegeskunst.
Dem unbezwungnen Zelon, der allein

Ein Heer an Muth und Geiste war, zerschlug
Ein Felsstück beide Bein'. Er lebte lang'
Ein grausam Leben, und verbiß den Schmerz
Voll Großmuth. Endlich fand sein Bruder ihn

Im Kampf mit Schmerz und Tod, und schlug erblaßt
Die Hände über sich zusammen. Selbst

Dem Tode vor Entsetzen nah, verband

Er den Geliebtesten. Ein Thränenbach
Floß ihn vom Aug'. Ach, Bruder! endige

"

,,Mein Leben! endig' es, o du, um den
,,Es mir allein gefiel, sprach Zelon. Nimm

1. Einzelnes ist in frühern Ausgaben anders.

-

Der Bruder kehrt

,,Mein unnütz Gold mir ab, das du, und nicht
„Der Feind verdient “ Allein der Bruder weint',
Und ging davon. Verläsfest du mich auch?"
Rief Zelon: gönnst du mir langsamen Ted?
Sonst treuster Freund, gönnst du mir, daß ich noch
,,Den Schmerzen und der Schwachheit unterlieg',
„Und winsel' und nicht sterbe wie ein Held?
,,Grausamer, geh! und rühme dich nur nie,
,,Daß du mein Bruder warst!“
Zurück und fällt auf den Verwundeten,
Und lieget lang auf seinen Lippen starr,
Indeß mit Höllenschmerzen Zelon ringt.
Drauf seht er seinen Bogen auf die Brust
Des Flehenden, mit weggewandtem Blick.
Mitleidig fährt der Pfeil ihm durch das Herz,
Und endigt seine Qual. Laut jammernd floh
Der edle Mörder, der freundschaftliche,
Zur Mauer hin, den Tod fürs Vaterland,
Dem Bruder gleich, zu sterben: aber licß,
Zu groß zum Eigennutz, der Leich' ihr Gold.

Zweiter Gesang.

Leofthenes sieht, die Burg ist mit Sturm schwer zu erobern, und be fiehlt sie in Brand zu stecken. So wirft der Ballist Klumpen griechschen Feurs in die Stadt, dem Vesuv gleich. Die Flamme donnert im Innern des Schlosses, der ganze Bau fällt in einander, die Erde zittert, aber Eis sides und Paches Muth wird nicht geschwächt, vergnügt blickten sie sich an, drückten sich die Hand und eilten, wohin die Ehre sie trieb. Zuleșt überfiel den vom Streit und Brand erhißten Cissides heft'ger Durst. Des Schloffes Brunnen war verschüttet. Ich sterbe, sprach er matt zu Paches. Durst ist mein Tod Da brachte ihm Paches in seinem Helm Blut der Erschlagnen. Cissides trank's und ward erquickt, doch als er zur Mauer eilte flog von der andern Seite der Burg ein Pfeil ihm in den Rücken durch die Brust. Er fiel aufs Angesicht, konnte sich nicht erheben. So fand in tiefem Schmerze Paches den Freund.

Ach! sagte Cissides, zich doch den Pfeil

Mir aus den Rücken, Freund, und kehr mich um!
Der Tod fürs Vaterland wird mir nicht schwer;
Die Art des Todes nur wird mirs. Wer so
Mich findet, kann vermuthen, als hätt' ich
Die Brust dem Feinde nicht gezeigt. Laß nicht
Mit Schande mich mein Leben endigen,

Da

Da stets mein Wunsch nur Ehr' und Tugend war!
Und Paches zog den Pfeil zur Wund' heraus
(Blut stürzt dem Eisen nach, wie Wasser aus
Der Quell'), umarmet' und erhub den Freund
Mit Thränen in dem Aug' und kehrt' ihn um.
Hab' Dank! Leb' ewig wohl, sprach Eissides,
Freund! und verschied. Von tausend Sterbenden
Die Qual zusammen, ist kein Theil der Qual,
Die Paches fühlt. Er glaubt nur halb zu seyn.
Er wehklagt laut und irret wild umher,

-

Wie eine Löwinn in der Wüste, wena

Man ihr die Jungen raubt. Das Heer erschraf,
Und klagte mit. Der Feind erfuhr den Schmerz
Desselben, durch Ballist und Katapult.
Von Neuerschlagnen raucht umher das Feld,
Blut und Gehirn und Leichen deckten es.

Dritter Gesang.

Der Feind sah Cissides nicht mehr und hoffte nun im Triumph das Schloß zu ersteigen, sendete einen Herold und bot den Wenigen Leben und Gnade, im Fall sie sich ergeben wollten, weil Tapferkeit umsonst sei. Paches und die Seinen wählten statt dieser Huld den Tod:

Nicht Euch, nicht Tod, nur Schande fürchten wir.

Nun begann ein neuer furchtbarer Sturm. Paches ließ an tapfrer Gegenwehr nichts mangeln, aber die Besatzung war zu schwach. Auch Paches ward des Todes Raub, wie sein Heer. Leofthenes fand ihn durchbohrt und eine Thräne floß ihm von dem Auge. Lang sucht er Eissides umsonst, bis er einen Teppich erblickt, unter welchem, als er ihn erhob, neben Eiffides ein Macedonier lag.

,,Was liegst Du bey dem Todten?" fragt man ihn.
„Er war mein Herr," erwiedert er; noch mehr
,,Mein Vater. Ich war, als er lebt', ihm treu;
,,Sollt' ich vergessen, es anißt zu seyn?

Ihr habt ihn mir geraubt, raubt mir nun auch
,,Das Leben, meine Last!"

Leofthenes raubt es ihm nicht, sondern pries die seltene Treu. Erbetrachtete dann und beweinte Cissides, ließ die Asche beider Freunde in eis ner Urne bewahren und ihnen ein prächtiges Denkmal baun, zog aber mit dem geschwächten Heere schnell nach Athen zurück. So ward durch der Freunde Muth des Vaterlands Verderben abgewandt.

Vischon Denkm. IV.

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