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11. Wer kennt nicht Luthers Geist und Feuer,
Melanchthons sanfte Lindigkeit?

Die beyderseits, bey diesem Ungeheuer,
Ihr Haupt gewagt, und nichts gescheut,
Wenn jener brannte, dieser dämpfte;
Der eine löwenmuthig kämpfte,

Der andre stets auf Friedenspuncte sann:

Wer hats so weislich angefangen,
Erdacht, beschlossen und verhangen,

Daß ein so widrig' Paar dennoch zuletzt gewann.

12. Dort troßt ein fester Heldenmuth;
Hier bebt ein halbverzagter Glaube:
Dort spottet man der ärgsten Feinde Wuth;
Hier kriecht die Blödigkeit im Staube

Die Eintracht fah der Zwietracht gleich:

Sie störten beide Babels Reich,

Theils durch Gewalt, theils durch ein kluges Weichen.

Gott selbst! Gott selbst hat das versehn!

Nur dergestalt konnt es geschehn,

Das vorgesteckte Ziel der Schlüsse zu erreichen.2

14. Hängt Kutten um, erhandelt Messen,

Zicht Glocken, räuchert, betet an,

Schlagt Kreuzer vor, enthaltet euch vom Essen,
Zeigt, daß die Andacht hungern kann.
Noch mehr: manch Gaukelspiel erscheine,
Der Mutter Gottes Auge weine,
Es fließe dort das Blut vom Januar.

Was hilfts? bey tauber Gößen Ohren

Ift Seufzen und Gebet verlohren;

Denn todtes Holz und Stein nimmt keiner Ehrfurcht wahr.

15. Sagt, läßt sich noch kein Helfer sehn?
Erscheint kein Heiliger auf Erden?

Will Nepomuck, durch euer heißes Flehn,
Noch nicht gerührt, nicht günstig werden?
Umsonst! Ein lahmer Lojola,

Ift, statt der Himmelsbürger da?

1. verschieden unter sich.

2. Der Dichter wendet sich an die Päbstler: Jhr seid zu schwach gegen Gott, sagt er, wendet euch nur zu eurem eitlen Bilderstaat! Pischon Denkm. IV.

3

Iberien heckt seinen neuen Orden.

Der stüßet Roms zerbrochnen Stuhl,

Der zeucht das Thier aus seinem Pfuhl,

In den es schon gestürzt und fast vergraben worden.

16. Wie sonst durch Sonnenschein und Regen
Bey angebrochner Frühlingszeit,

Der Gärten Pest, die ganz erstarrt gelegen,
Die schnöde Raupenbrut gedeiht;

Sie kriecht aus ihrem engen Neste,
Und breitet sich durch Laub und Aeste,
Auf jedes Blatt, auf alle Knospen aus,

Und kehrt durch ihr verwgänes Wüthen,

Den Schmuck der hoffnungsvollen Blüthen,

Ja Stengel, Zweig und Stam in Abscheu, Wuft und Graus.

17. So wuchs auch die beschorne Schaar

Der kaum entstandnen Lojoliter;

Und fraß darauf, so bald sie zeitig war,
Der Königreiche Mark und Güter.

Europa wird ihr unterthan;

Ein Heer, das niemand zählen kann,

Beschwert den Kreis der überschwemmten Erden.
Nunmehr ist weder Hülf noch Rath!

Es haßt und scheut sie Fürst und Staat,
Wiewohl, es ist zu spät davon befreyt zu werden.

18. Weh euch! ihr armen Protestanten,

Weh euch! denn die Gefahr ist groß.

Flieht Haab und Gut, gleich Mördern und Verbannten;

Wo nicht, so kehrt in Babels Schooß.

Auf euch ist ihre Wuth erhihet,

Ihr tückerfülltes Auge blihet,

Sie drohen euch mit Flammen, Strick und Stahl!

Der Untergang ist euch geschworen;

Ihr fleht umsonst, ihr seyd verlohren!

Es donnert schon in Rom des Bannes Wetterstral. "

23. Wie ist mir? meiner blöden Blicke
Geschwächter Stral verstärket sich.

I

1. 20-22. enthält die Beruhigung. Nein! Zion soll und wird bestehen. Überall breitet sich das Evangelium aus, möchte es immer weiter dringen!

Wie wohl ist mir! Ein günstiges Geschicke
Erhört den Wunsch und tröstet mich.
Owelch ein Schauplatz läßt sich sehen!
Denn was noch künftig soll geschehen,
Wird mir entdeckt, und stellt sich völlig dar.
O füßer Anblick! schöne Zeiten!

Ich seh, ich sehe schon vom weiten,

Was jedermann gewünscht, was kaum zu hoffen war.

24. Ich sehe schon den Tyberstrom

Die Herrschaft geistlicher Tyrannen,

Mit Muth und Kraft aus dem gedrückten Rom,
Aus ganz Hesperien verbannen.

Ich sehe Tempel und Altar,

Und Mönch und Pfaffen in Gefahr,

Den Bilderdienst, das Fegefeuer schwinden.

Kein Pabst ist mehr, kein Cardinal;

Der Klöster ungeheure Zahl,

Die Wust und Staub bedeckt, ist gar nicht mehr zu finden.

25. Die Wahrheit herrscht und triumphiret,
Sie hat der Lügen Schwarm gedämpft;
Der Sonnenstral, der ihre Scheitel zieret,
Das Reich der Finsterniß bekämpft.
Man sieht bey ihren Reichsgenossen,
Die schönsten Tugendzweige sprossen,

Die stetig blühn, stets voller Früchte stehn:
Der Thorheit Samen ist verdorben,

Die Brut der Laster ausgestorben,

Und ihr erwünschter Thron soll niemals untergehn.2

31. Verschonet doch, ihr rauhen Zeiten!
Verschenet doch dieß schlechte Blatt:
Der späten Welt, wo möglich, anzudeuten,
Was man von ihr gehoffet hat.

Ihr neuen Völker! werft die Blicke

Auf unser Alterthum zurücke;

Ahmt unsrer Luft und Jubelfreude nach:

Ja übertrefft uns, wenn ihr könnet.

1. der Wahrheit.

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2. v. 26-30. führen dies noch weiter aus und freuen fich, wie auch Moscowit und Türkey der alten Barbarey vergessen.

Vieleicht wird euch das Glück gegönnet,

Die Frucht gereift zu sehn, so ist die Knospen brach."

Beispiel 5.

Aus dem Trauerspiel: die parisische Bluthochzeit.

(Deutsche Schaubühne. Th. VI. S. 65.)

Fünfter Aufzug. Dritter Auftritt.

Armand von Clermont, und die vorigen (Heinr. v. Navarra, K. Margaretha und Conde.)

K. Heinrich.

Mein Clermont, säume nicht, und sage, was uns droht!

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Ich kann nichts anders sagen.

Als daß man auf Befehl des Königs ihn erschlagen.

K. Heinrich.

Wie sehr bedaur ich ihn! Der ehrenwerthe Greis!¡

Wer hat den Mord vollführt?

Clermont.

So viel ich sah und weis,

Hat Guise das gethan.

K. Margaretha.

Wie ist das zugegangen?

Clermont.

Mit starker Wache war bereits sein Haus umfangen:

1. Ein Blick auf die Fürsten, vornehmlich die protestantischen, Friedrich Wilhelm, Georg, Friedrich v. Schweden, Dännemark, Würtemberg und Braunschweig schließt v. 32. und 33. die Dde.

Wiewohl, der sichre Greis begab sich doch zur Ruh,
Und Gram und Alter schloß sein müdes Auge zu.
Doch als nach Mitternacht das ungewohnte Läuten
Die Mörderlosung gab, vermerkte man von weiten
Noch größeres Geräusch, als schon vorhin geschehn.
Es ließ sich auch als bald der Herzog Guise sehn;
Der auch Aumalen noch und Angoulemen brachte:
Worauf denn-Coligny aus seinem Schlaf erwachte.
Zwar Anfangs hielt ers nur für pöbelhaftes Schreyn,
Und sprach: der Wache Drohn wird es gar leicht zerstreun!
Allein ein lauter Schuß, der vor der Thür geschehen,
Und einen Schweizer traf, ließ augenscheinlich sehen,
Daß hier was größers sey. Des einen Schweizers Tod
Entdeckt den andern bald, was ihnen allen droht;

Drum fliehn sie in das Haus. Die Thüre wird erbrochen,
Die sie beschützen sell. Labon wird selbst erstochen,

Dem man die Schlüssel nahm. Man dringt die Stieg hinan,
Allwo der Admiral, der sein Gebeth gethan,

Zu seinen Freunden spricht: „Aus allem, liebste Freunde, Entdeck ich endlich wohl die Absicht unsrer Feinde. Man suchet meinen Tod: den hab ich nie gescheut! Auch ißo sterb ich gern. Wie glücklich bin ich heut, Daß ich mich bey Vernunft, und mit gelaßner Seelen. „Der treuen Gnadenhand des Höchsten kann befehlen! Nun brauch ich fernerhin von Menschen keine Pflicht, „Entjernt euch nur von mir; damit mein Unfall nicht ,,Euch allen tödtlich sey, noch auch den Euren schade, „Wenn ihr mit mir verderbt. Mir gnügt an Gottes Gnade.“ Sogleich zerstreuten sich die Freunde durch das Dach, Indem des Guisen Volk des Zimmers. Thür erbrach. Der kühne Mörder tritt mit dem entblößten Stale Nebst seiner Helfer Schaar, ganz frech zum Admirale, Und ruft ihm grimmig zu: „bist du der Coligny? „Ich bins, verseht der Greis: doch Jüngling, hast du je „Ein menschlich Herz gefühlt, so schone grauer Haare! „Doch thu nur, was du willst; es trägt mich doch die Baare ! In kurzem aus der Welt." Auf dieses Wort durchsticht Der Mörder ihm die Brust, und giebt ihm ins Gesicht Noch einen starken Hieb, der es durchaus verstellte. Drauf folgt noch mancher Stoß, der ihn zu Boden fällte. So fiel der werthe Held! - -;

(Man wischt sich hier die Thränen.)

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