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Beispiel 7.

Endverse des drey und siebzigsten Psalms.

(Poet. Überfehung der Psalmen. Th. II. S. 125.)

Und wenn mich auch ihr Spott in tiefre Schande brächte,
So bleib ich doch an dir; du fassest meine Rechte,
Und führest mich durch deinen Rath.

Ich weiß, daß ich durch dich genug verherrlicht werde,
Und ich verachte gern den Himmel und die Erde,
Wenn meine Seele dich nur hat!

Verschmachteten auch, Herr, mein Leib und meine Seele;
Dir ist es ja bewußt, wie ich mich gräm und quäle;
Du, meiner Seele Gott, bleibst mein!

Du bist mein Trost und Theil! Sie werden untergehen,
Die falschen Bulern gleich nach andern Göttern sehen,
Und deines Namens Ruhm entweihn.

Du wachest endlich auf; du siehst das Glück der Sünder
Und deiner Frommen Leid; dann bleiben deine Kinder,
Und ihre Feinde sind dahin.

Herr, das ist meine Lust, daß ich zu dir mich halte,
zu dir voll Zuversicht die reinen Hände falte,
Und deiner Thaten Herold bin!

Beispiel 8.

Aus den Passions predigten.

Aus der Predigt über Jes. 53. 2-5. Das Leben Jesu als ein beständiges Leiden. (Passionsvredigten. Kopenh. 1759. S. 70.)

Aber wenn wir, meine Geliebten, die wir keine Feinde des Kreuzes Christi seyn wollen, wenn wir hören, daß das ganze Leben Christi ein beständiges Leiden gewesen sey: Was entstehen in unserm Herzen für Bewegungen? Was empfinden wir? O Gott, möchte diese Betrachtung doch nur den Eindruck bey uns machen, daß wir in diesen Tagen, ja vielmehr in unserm ganzen Leben mit Ernst an dieses unendliche, an dieses so langwierige Leiden unsers Erlösers gedächten! Vielleicht, vielleicht gedächten wir auch an unsre Sünde, und sagten mit einem zerknirschten Herzen: Fürwahr, er trug unsre Krankheit, und lud auf sich unsre Schmerzen! Wo sind die Christen, welche ist alle andern Gedanken und Sorgen aus ihrer Seele verbannen, und sich nur mit der Betrachtung seiner Martern beschäfftigen wollen? O möchten wir sie doch nicht weit suchen dürfen, und

möchten wir sie doch unter euch finden, meine Geliebten! Wenn wir eis nen Verlust an unserm Vermögen erlitten, oder eine Krankheit ausgestanden, oder ein andres Unglück erduldet haben, so pflegen wir es allen Menschen zu klagen. Wir werden nicht müde, ganze Tage davon zu reden, und erinnern uns, wenn alle Wolken längst verschwunden sind, noch in unserm fernsten Alter daran. Aber da Gott unsre Strafen auf sich nimmt, und sich schlagen und martern läßt, damit wir durch seine Wunden heil werden sollen, da wollten wir schweigen, wir Undankbaren? Wir wollten uns scheuen, daran zu denken, aus Furcht, daß uns eine solche Betrachtung tiefsinnig und schwermüthig machen, und in unsrer tödtlichen Ruhe stören möchte? Du willst nicht an die Strafen denken, von welchen du durch das Leiden deines Erlösers befreyt worden bist? Wie nun, mein Geliebter, wenn du sie selbst hättest erdulden müssen? Womit willst du deine Trägheit entschuldigen? Wenn du in einer großen Gefahr deines Lebens gewesen bist, du bist aber daraus glücklich gerettet worden, so er innerst du dich mit Vergnügen an den glückseligen Tag deiner Errettung, und feyerst ihn wohl mit deinem Weibe, mit deinen Kindern und mit deinem ganzen Hause. Der Schiffer denkt mit Freuden an die Zeit zurück, da sein Schiff in der Gefahr war von den Wellen begraben zu werden, und doch dem Schiffbruche noch entgieng. Und an die Zeit, da Gott die Handschrift, die wider uns war, mit dem Blute seines Sohnes ausstrich, wollen wir entweder gar nicht denken, oder selten, und zwingen wir uns ja einmal dazu, so thun wir es mit einem zerstreuten und kaltsinnigen Herzen. Bedenke nur, wie viele Leiden dein Heiland für dich erduldet hat. Siehe gen Himmel, und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? (1. Buch Mos. 15, 5.) Gehe an das Meer, und zähle den Sand am Meer, kannst du ihn zählen? Siehe also, und noch unzähliger waren die Leiden deines Heilandes! So unzählig waren die Schmerzen, die er auf sich lud, damit wir davon befreyt würden! Erwäge, daß schon ein einziger Mensch allein mit seinen Sünden eine unzählige Menge Strafen verdient hatte. Alle diese Strafen lagen auf ihn,' auf daß der Sünder Friede hätte. Er litt aber nicht für einen Menschen allein. Zähle die Geschlechter, Schaaren, und Völker, die mit dir auf dem Erdkreise wohnen; zähle die, so vor dir darauf wohnten; zähle sie von Jahrhunderten zu Jahrhunderten, und rechne die, welche noch gebohren werden sollen. Kannst du sie zählen? Siehe! Also waren die Leiden deines Erlösers! So unzählbar waren die unzählbaren Mengen der Strafen, die von uns auf ihn geworfen waren! Und wir wollten so unempfindlich und steinern seyn, daß wir nur eine kurze Zeit, nur einige flüchtige Augenblicke, die uns unsre Sorgen und Geschäffte übrig laffen, weil wir ihrer müde sind,

1. So schreibt Cramer statt ihm.

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mit dem Andenken seiner Liebe beschäfftigen wollten? Das sey ferne! Bedenke nur das langwierige Leiden deines Erlösers. Sein ganzes Leben war ein beständiges Leiden Vielleicht rührt dich dieser Anblick. Ein Kranker, der nur eine kurze Zeit an sein Lager geheftet da liegt, erweckt vielleicht unsre Aufmerksamkeit nicht, wenn auch seine Krankheit noch so heftig und ungestüm wütet, wiewohl dieses schon eine Unmenschlichkeit ist. Aber wen sollte nicht der Anblick eines Kranken rühren, der sein ganzes Leben hindurch, von einem Jahre zum andern, von einem Tage zum an: dern auf dem Siechbette liegt? Wahrhaftig ein steinernes Herz würde menschlich bey einem solchen Anblicke werden, gesetzt auch, daß die Krankheit dieses siechen Menschen nicht die heftigste wäre. Aber wenn keine Stunde in seinem Leben ohne die empfindlichsten und unerträglichsten Schmerzen verfließt; wenn er selbst unschuldig an seinen Schmerzen ist; wenn ihn ein Unmensch und Henker vergiftet hat: Wie wird bey einem solchen Schauspiele unser Herz bluten, und unsre Eingeweide zerrissen werden! Wie lange werden wir von einem solchen Unglückseeligen reden! Wie werden wir ihn beklagen! Wenn wird sich ein solcher Anblick aus unserm Herzen verlieren! Christus, meine Geliebten, ist dieser Kranke, und sein Henker ist unsre Sünde. Sein Leben war voller Schmerzen und Krankheit! Er war so verachtet und un:werth, daß man das Angesicht vor ihm verbarg. Sein ganzes Leben war ein beständiges Leiden! O laßt uns ihn doch eben der Aufmerksamkeit würdigen, die wir einem solchen Kranken nicht versagen würden!

III. Klopstock. 1724-1803. (§. 113.)

Friedrich Gottlieb Klopstock war am 2. Julius 1724 zu Quedlinburg geboren und das älteste Kind unter seinen zehn Geschwistern. Sein Vater war ein höchst eigenthümlicher, derber und tapfrer Mann, von streng orthodoxem System, welcher Ahnungen zu haben vermeinte und des Nachts mit dem Teufel muthig kämpfte, an dessen körperliche Erscheinung er glaubte. Er war zuerst Quedlinburgischer Commissionsrath, später Pächter des brandenburgischen Amtes Friedeburg in der Grafschaft Mansfeld. Hier nun in lieblicher Gegend an der Saale verlebte Klopstock seine glücklichen Knabenjahre, seine körperlichen und geistigen Kräfte gleichmäßig entwickelnd und von einem Hauslehrer in den Anfangsgründen der alten Sprachen und der Wissenschaften unterrichtet. Nachdem sein Vater nach Quedlinburg zurückgekehrt war, besuchte Klopstock, damals zwölf Jahr alt, das dortige Gymnasium, wendete aber mehr Zeit auf übung seiner Kör

perkräfte, bis die Aussicht nach der Schulpforta zu kommen ihm ein Sporn wurde die alten Sprachen aufs ernilichste zu treiben. Auf der Pforte brachte er denn unter den trefflichen und gründlichen Lehrern, dem Rector Freytag und Conrector Stübel, die Jahre von 1739 bis 1745 zu. Die alten Sprachen waren auch hier sein Hauptstudium, doch wuchs in der klösterlichen Einsamkeit und der schönen Natur seine Neigung zur Dichtkunst immer mehr und er übte sich schon hier in Schäfergedichten und Oden und entwarf den Plan zu einem größern Heldengedichte.' Erst wollte er Heinrich I., den Retter Deutschlands von Ungerns Horden, be singen, aber er sah die höhere Bahn und entflammt von mehr als nur ,,Ehrbegier zog er sie weit vor, welche hinaufführt zum Vaterlande des ,,Menschengeschlechts" und so wurde der Messias, das Werk der Erlös sung des Menschengeschlechts, der erhabne Inhalt seines Gesanges. Erst wollte er mit Bearbeitung dieses Gedichts warten bis er dreißig Jahr alt wäre, aber er konnte es nicht, das feurige Gefühl für Nachruhm und UnSterblichkeit, der Durst in ihm, ein Werk zu schaffen in der kalten unpoetischen Zeit, welches den höchsten des Auslandes an die Seite zustel: len sei, trieb ihn, seinen Hochgesang schon auf der Schule zu entwerfen, und zwar, was bedeutend ist, noch vor Kenntniss des verlornen Paradieses von Milton, welches aber, so bald er damit bekannt wurde, der Gegenstand seines eifrigsten Studiums wurde. Mit einer Abschiedsrede von dem hohen Entzweck der Poesie verließ er im Herbst 1745 die Schulpforte und bezog die Universität Jena; aber, weil es ihm hier an Freunden fehlte und sein Sinn mit dem rohen Leben der dortigen Studirenden sich nicht befreunden konnte, vertauschte er diesen Aufenthalt im

1. Ist eine Erzählung meines Lehrers, des Rectors Becher in Cottbus, nachherigen Professors in Chemniß, authentisch, so hat Klopstock den ersten Gesang seiner Messiade nicht allein schon hier in poctischer Prosa gedichtet, sondern ihn auch auf einem Schulactus declamirt; worüber ein Lehrer, dem nur lateinische Neden vorgekommen waren, aufs höchste ergrimmt und nur vom Rector Freytag, der Klopstocks Arbeit gekannt, beruhigt worden sei, die treffliche Dichtung anzuhören. Aus derselben Duelle ist mir mitgetheilt worden, Klopstock habe schon damals, als er um einer, ich weiß nicht welch unbedeutender Sache willen, in das Carcer gekommen sei, seinen künftigen Werth geahnt, und da, nach der Sitte der Jugend, die Carcerwände mit Namen der einst dort Verweilenden beschrieben gewesen, habe Klopstock darunter geschrieben:,,Mich schreibt die Nachwelt einst in ihre „Bücher ein, drum soll mein Name nicht bei diesen Namen sein!“ Weiter unten habe er in einigen andern Zeilen diese Schrift zu mildern gesucht, welche Zeilen mit den Worten angefangen: „Berlöscht die stolze Schrift „so bald ihr sie gelesen!" Dies Wort sei aber leider! befolgt worden, indem bei einer spätern Ausbesserung des Carcere ein vandalischer Maurerpinsel jene Zei len mit Kalt übertüncht habe.

Frühling 1746 mit Leipzig. Hier bezog er mit seinem Verwandten, Achatius Ludwig Karl Schmidt aus Langensalze (dem Bruder seiner gelieb ten Fanny), dasselbe Zimmer und fand Freunde, welche für Dichtkunst und Menschengröße empfängliche Gemüther ihm entgegentrugen. In demselben Hause mit ihm wohnte auch Cramer, und bei einem Streit über Vor zug der englischen und deutschen Dichter vermochte es der feurige Schmidt nicht über sich, seine Kenntniss eines hohen deutschen Dichters länger zu verbergen; zog die ersten Gesänge des Messias,' welche nur ihm bekannt waren, aus einem Waschkasten hervor und las sie, trotz Klopstocks Widerfireben, welcher sein poetisches Geheimniß noch lange verbergen wollte, Cramer vor. Nun konnte auch Klopstock Cramers Bitten, ihm das Gedicht für die bremischen Beiträge zu geben, nicht lange widerstehn und trat in den Kreis jener dichterischen Freunde ein, in welchem er, obschon er in treuer Freundschaft und Liebe an Allen hing, doch immer als ein =höherer erschien und aus dem weiteren auch gern in einen engeren Kreis mit Cramer und J A. Schlegel sich zurückzog. Als schon viele aus dem schönen Bunde Leipzig verlassen hatten, folgte auch Klopstock 1748, in welchem Jahre die ersten Gesänge des Messias erschienen waren, und wurde Erzieher bei einem Verwandten, Namens Weiß, in Langensalze. Hier lernte er Schmidt's Schwester, Friederike, näher kennen und hing ihr in inniger, doch unerwiderter Liebe an, was ihn in Schmerz und Schwermuth versenkte, welche nur die spätere Zeit und der grosse Gegenstand seiner Dichtung heilen konnte. Sein Dichterruhm war jeßt durch ganz Deutschland erschollen und wohl kein Werk, seit Luthers Bibelübersehung, war mit so allgemeiner Begeisterung aufgenommen worden als der Mess sias, vor allen aber war Bodmer dadurch entzückt und lud Klopstock nach Zürich ein. Dorthin reiste nun Klopstock mit Sulzer und wurde hier, obschon seine persönliche Erscheinung nicht ganz dem Bilde entsprach, welches sich Bodmer von ihm gemacht hatte, mit dem größten Enthusïasmus empfangen, ja Bodmern erschien er als ein geweiheter Dichter, dessen heiliger Beruf ihm fast entwürdigt zu sein schien, wenn der heilige Sänger sich in die heitern Kreise jüngerer Freunde ziehen ließ. Drei Viertel Jahr lang lebte Klopstock hier ein gesegnetes, der Dichtkunst und Freundschaft geweihtes Leben, wie er es auch in seiner schönen Ode: der Zür chersee, geschildert hat, und man dachte daran, ihn in der Schweiz festzuhalten, wo Natur, Freundschaft und vergnügliches Leben ihm eine frohe Zukunft zu bereiten schienen, als ein Ruf nach Dänemark seiner Laufbahn eine ganz andre Wendung gab. Der nachherige berühmte Mi

1. Hier in Leipzig hatte sich auch Klopstock für den Hexameter als epischen Vers deutscher Dichtung entschieden und ihn eingeführt, und wenn auch nicht erfunden, doch allgemein gemacht und als deutschen Vers vervollkommnet.

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