Ach so vergehen mir dann die übrigen Tage voll, Klopstoď. Schwermuth, Wie der vergangenen uns ungeliebt keiner entfloh.,, Meine Selma, du wolltest nach mir nur Tage noch les ben? Und ich brächte nach dir Jahre voll Traurigkeit zu? Selma, Selma! Nur wenig unbrauchbare trübe Mis nuten Bring ich, bist du erblasst, neben dir seelenlos zu! Nehme noch einmal die Hand der Todten, küsse dein Auge Einmal noch, in die Nacht sink ich, und sterbe bei dir. „Selmar ich sterbe nach dir! Den Schmerz foll Sels mar nicht fühlen, "Daß er sterbend mich sieht. Selmar ich sterbe nach dir! „Bringe dann auch nur wenig unbrauchbare trübe Mis " nuten Bist du, Selmar, erblasst, neben dir seelenlos zu! Blicke noch einmal dich an, und seufze noch einmal: Mein Selmar!“ „Sink an die ruhende Brust, zittr' und erblasse das selbst!" Selma du stürbest nach mir? Den Schmerz soll Sel ma nicht fühlen, Daß sie sterbend mich sieht. Selma du stirbst nicht nach mir. „Selmar, ich sterbe nach dir! Das ist es, was ich vom Schicksal „Långst schon mit Thrånen erbat. Selmar ich sters Ach wie liebest du mich! Sieh diese weinenden Augen! Daß du sterbend mịch sähst? Selma wie liebest du mich! Ach wenn eine Sprache doch da wåre, dir alles zu fas gen, Was mein liebendes Herz, meine Selma, dir fühlt! Klopstock. Würde dies Auge und sein Blick, und seine Zähren voll Liebe, Und dies Ach des Gefühls, das mir gebrochen ent floh, Doch zu einer Sprache der Götter, dir alles zu sagen, Die einander so treu, die so voll Zärtlichkeit sind! Hdrest du mich, der zur Liebe mich schuf? Ach wenn du mich hörest: Laß mit eben dem Hauch Selma sterben, und mich! „Selmar, ich sterbe mit dir! Ich bete mit dir von dem Himmel Diese Wohlthat herab. Eelmar ich sterbe mit dir!" t Weiße. Weiße. Auch dieser durch Geißt und Herz fehr verchrungswürz dige Dichter, (Christian Felix Weiße, Kreisßteuereinnehmer zu Leipzig; geb. 1726;) ist in dieser Beispielsammlung noch nicht vorgekommen, weil die lyrische und dramatische Gattung vorzüglich von ihm bearbeitet sind. Seine Elegie auf Gellert's Tod hat außer manchen andern Vorzügen auch ben, daß Hr. w. durch vieljährigen Umgang mit dem Chas rakter des verdienstvollen Mannes, den er besang, vertraut bekannt, durch sein Beispiel selbst immer mehr gebildet, und mit ihm zu fanften, feinen und edeln Empfindungen sehr hars monisch gestimmt war. Elegie beim Grabe Gellert's. Weiße. Hier, wo so viele schon in tiefem Todesschlummer Das mütterliche Erdreich deckt; Mo man kein Glück verschläft, wohl aber vielen Kum: mer, Nicht Furcht und Hoffnung täuscht noch schreckt: Und jeglicher von uns, der früh und jener spåte, Wo Freund und Feind vermengt in Ruh beisammen Der Große nicht den Kleinern drückt; Das Grab des Thoren oft ein Marmor voller Lügen, Hier liegt auch der nunmehr, an dessen frommer Ich diese Stått einst oft betrat. Indem er sich im Geist des großen Sabbaths freute, Beisp. Samml. 4. B. Und weiße. Und mich vertraut mit den hier schlummernden Gebeis nen, Zu dem und jenem Grabe rief, Und meine Zärtlichkeit oft weinend lehrte weinen, Hier liegt auch Gellert! hier, in diesem leichten Von silberweißem Schnee umhüllt, Wo freundschaftlich dabei von dem noch frischern Lande Hier liegt er, und ich schau mit tiefgebeugtem Blicke Auf diese fromme Gruft, und denke dann zurücke, Ach Gellert! -o wer kann ganz einen Gellert preisen! Nennt, was nur gut ist, es ist hier: Den Dichter, Menschenfreund, den Christen und den Des Himmels Lust, der Erde Zier! Wagt ichs nach Zähren selbst die Tugenden zu zählen, So würd' es immer mir noch an der Summe fehlen, Sie weint! ganz Deutschland weint! denn Gellert war So klang ihr noch kein Saitenspiel. Kein Tadel, und Ein Lob! Ein Leser und kein Richs ter! Ein allgemein, ein gleich Gefühl! — In jener Dichter Zeit hått' einst auf seinen Lippen Von Grazien gewiegt, hått ihm aus Aganippen Das Musenchor den Mund geneßt. Doch uns, uns ward von Gott der edle Mann gege ben, Sein Herz, wie sein Geschmack so rein: Er sollte durch sein Lied, er sollte durch sein Leben Uns Lehrer und Exempel seyn. Die Wahrheit, die man stets in schmußigem Gewande, Oft auch in ihrer Blöße flieht, Verlor oft unter uns die Macht der sanften Bande Womit sie Herzen an sich zieht. Dort sahn wir sie geschmückt von Gay und Lafontais nen, Und neideten ihr Vaterland : Da gab die Menschlichkeit ihm die Gewalt der Thrås nen, Die Fabel ihm ihr leicht Gewand. Er warfs der Wahrheit um. Nun prangte sie mit Zus gen Des Neizes und der Harmonie, Und jedes öffnete das Herz ihr mit Vergnügen, Und ganz Germanien, vom Thron bis zu den Hütten, Nahm Beß'rung im Geschmack, mit ihm auch beß're Vielleicht auch beß're Herzen an. Der Mütter erst Geschenk an ihre zarten Kleinen Sie lallten Gellerten, und lernten ohne Weinen, Du Knabe, wein' um ihn! von Lieb' und Dank beseelet, Wein' deinen Freund, mein Mädchen, du! Wann du ihm stammelnd sonst aus ihm was vorerzäh; let, Wie segnend lächelt er dir zu! Dich, deutsches Lustspiel, sah mit Abscheu oder Gähnen Dich lehrt er lächeln, dich die Freude sanfter Thränen, Nun borgt es weiter nicht von Franzen oder Britten Auf deutschen Bühnen sah man auch ist deutsche Sits Und hatt' auf eigne Fehler Acht. Weiße. |