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Gnomon.

Der Schlüffel zum Buch.

Man liebet ja kurze Büchertitel, zumal bildliche. Ein Gebetbuch ist Geistliche Wasserquelle geheißen, eine Liedersammlung Rofen von Jericho, ein Gesetzbuch Sachsenspiegel, ein älteres nordisches die graue Gans, ein Rechenbuch Schazkammer, eine Schulmethodik Wegweiser. Unzählige dieser Art. Auch Orts- und Personennamen müffen gar oft dazu dienen, zwei Personennamen für Einen, Lienhard und Gertrud von Pestalozzi.

Gnomon ist ein fremdes, ein griechisches Wort, und ist kein_allbekanntes. Man laffe fich es jedoch gefallen; wir können nun einmal ohne Fremdwörter nicht vorwärts. Auf einem und in einem fahren wir zwischen Altona und Kiel und werden von einem gefahren. Würd' auch unsre Sprache, die reiche, nach Jahren eine arme werden in der Welt, felbst bei erhaltenem Besiß der einmal eingebürgerten Fremdwörter, wenn wir von nun an keine mehr in sie aufnahmen. Gleichwie es mit Wissenschaft und Kunst bald übel im Lande stehen würde, wenn ausländische Gelehrte und Künstler nicht mehr bei uns könnten beheimathet werden.

Das Wort Gnomon ist gewachsen an einem Wort, das wissen, verstehen, kennen und erkennen heißt, ist mit diesem aus einem Wort_entsproffsen, das Verstand heißt, und das zusammen wurzelt mit einem Wort, das entstehen, werden und sein heißt. Gnomon ist diesemnach ein gewordener Wiffender, Kundiger.

Wer etwas weiß, der unterläßt das Lehren nicht, der wird selbst herbeigerufen, auf daß er lehre, der foll mitsprechen, dareinsprechen, aufmerksam machen, Richtiges und Unrichtiges, auch Recht und Unrecht unterscheiden, Leßteres meiden lehren. Das thut der Gnomon. In Athen war er eine Behörde, Aufsichtsbehörde, aus einigen Personen bestehend, welche umherreisten, nach Maß und Gewicht fahen, den Tarif bestimmten, auf die Erhaltung und Behandlung namentlich der heiligen Oelbäume Acht hatten. Leßteres mag uns wol an Psalm 128 erinnern: Deine Kinder wie Delzweige um deinen Tisch her.

Jhn, nach seinem Namen, hat man schon seit Jahrhunderten_gebraucht ganz insonderft dazu, daß er die richtige Zeit anzeige; die Sonnenuhr hat man nach ihm benennet, auch die Wasseruhr. Wie sehr ist auch den Menschen daran gelegen, allezeit zu wissen, wie es an der Zeit ist. Ihre Zeit ist überhaupt nur kurz, und wie unbeschreiblich viel hängt davon ab, daß man die rechte wahrnehme. Jugend, hörst du das? Gar nicht selten liegt alles Heil dieses ganzen Lebens auf der Spiße eines Augenblicks und auch jenes Lebens. Chriftus hat über die Stadt Jerufalem geweint, weil sie nicht erkennet habe die Zeit, darinnen sie heimgefuchet sei. Luc. 19, 44.

Ein Gnomon spricht für gewöhnlich nicht viel, er ist ein Weifer, der die Hand braucht und den Finger nimmt: Das ist's! Da liegt's! War

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