DER VERWANDELTE. Lang in Trauren vertieft, lernt' ich die Liebe, sie, Die der Erde entfloh, aber auch wiederkehrt Zu geheimerer Tugend, Wie die erste der Liebenden Voller Unschuld im Hauch duftender Lüfte kam, Und mit jungem Gefühl an das Gestade trat, Von dem Hang des Gestades sah. Die erschien mir! O Schmerz, da sie erschienen war, Warum trafest du mich mit dem gewaltigsten Deiner zitternden Kummer, Schwermuthsvoller, wie Nächte sind? Jahre trafst du mich schon! Endlich (das hofft' ich nicht) Sinkt die traurige Nacht, ist nun nicht ewig mehr, Und mir wachen mit Lächeln Alle schlummernden Freuden auf! Seyd ihrs selber? und täuscht, täuschet mein Herz mich nicht? Ach ihr seyd es! die Ruh, dieses Gefühl, so sanft Durch das Leben gegossen, Fühlt' ich, als ich noch glücklich war! O wie staun' ich mich an, dass ich itzt wieder bin, Der ich war! wie entzückt über die Wandlungen Meines Schicksals, wie dankbar Nichts Unedles, kein Stolz (ihm ist mein Herz zu grofs!) Nicht betäubtes Gefühl; aber was ist es denn, Das mich heitert? O Tugend, Sanfte Tugend, belohnest du? Doch bist du es allein? oder (o darf ichs auch Mir vertrauen?) entschlüpft, Tugend, an deiner Hand Nicht ein Mädchen der Unschuld Deinen Höhn, und erscheinet mir? Sanft im Traume des Schlafs, sanfter im wachenden, Dass ich, wenn sie vor mir eilend vorüber schlüpft, Stamml', und schweig', und beginne: Warum eilst du? ich liebe dich! Ach, du kennst ja mein Herz, wie es geliebet hat! Gleicht ein Herz ihm? Vielleicht gleichet dein Herz ihm nur! Darum liebe mich, Cidli, Denn ich lernte die Liebe dir! 1 Dich zu finden, ach dich, lernt' ich die Liebe, sie, Die mein steigendes Herz himmlisch erweiterte, Nun in sülseren Träumen Mich in Edens Gefilde trägt! DEM ERLÖS E R. Der Seraph stammelt, und die Unendlichkeit Bebt durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! wer bin ich, Dass ich mich auch in die Jubel dränge? Vom Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher Von hoher Abkunft in den Verwesungen! Und denkt Gedanken, dafs Entzückung Durch die erschütterte Nerve schauert! Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung seyn, Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, Als er sich jetzt der Schöpfung Armen Jauchzend entrifs, und ein Leben dastand! O Feld vom Aufgang bis, wo sie untergeht Der Sonnen letzte, heiliger Todter voll, Wenn seh ich dich? wenn weint mein Auge Unter den tausendmal tausend Thränen ? Des Schlafes Stunden, oder Jahrhunderte, Fliefst schnell vorüber, fliefst, dass ich aufersteh! Diesseit am Grabe! O helle Stunde, Der Ruh Gespielin, Stunde des Todes, komm! O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit Diels Leben reift, noch nie besuchter Acker für ewige Saat, wo bist du? Lafs mich dort hingehn, dass ich die Stäte seh! Mit hingesenktem trunkenen Blick sie seh! Der Erndte Blumen drüber streue, Unter die Blumen mich leg', und sterbe! |