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Kästner.

Råstner.

S. Th. I. S. 53. Auch dieser Dichter håtte so viel Beruf gehabt, einige, poetischer Bearbeitung fähige, Gez genstände der höhern Wissenschaften didaktisch zu bearbeiten. Folgendes Gedicht, welches mit einigen andern, wovon auch das, über einige Pflichten des Dichters, in diese Klasse gehört, im ersten Theile seiner Vermischten Schrif ten steht, berechtigt zu diesem Wunsche noch mehr.

Philosophisches Gedicht von den Kometen.

Mein Lied beschreibt den Stern, der weit von
unsern Kreisen

Nur selten sich uns naht, uns Kopf und Schweif zu
weisen;

Und wenn er sich so tief in unsre Welt verirrt,

Des Weisen Neugier reizt, des Pöbels Schrecken wird.

möchte mir davon ein solches Werk gelingen, Als, wenn es Opig wagt, Bejuvens Brand zu fingen, Und durch sein Beispiel zeigt, auch so ein Vers sey schön

Der nur Gelehrte reizt, den Kinder nicht verstehn!

Das Volk, dem Natur das Haupt umsonst erhö
het,

Das stets den trågen Blick zur niedern Erde drehet,
Vergißt sich doch manchmal, und sieht den Himmel an,
Wenn seine Schläfrigkeit was neues reizen kann:
Bald, wenn es dunkle Nacht, am heitern Mittag,

schrecket,

Da uns der schwarze Mond das Sonnenlicht verdes

cket;

Bald wenn bei Phóbus Glanz, då jeder Stern vers

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Kästner. Mit kühnem Schimmer noch die lichte Venus steht; Bald, wenn gebrochnes Licht, das durch die Dünste

Strahlet,

Der Einfalt Sarg und Schwerdt und Todtenköpfe mah.

let.

Doch kann wohl nichts so sehr der Dummheit furchtbar
seyn,

Als Sterne, die um sich die blassen Haare streun,
Und wo man sie erblickt, aufschreckensvollen Schweifen,
Krieg, Pest, des Fürsten Tod und Hunger nach sich schlei:
fen.

Ohåtte diese Furcht den Pöbel nur gequålt,

Wo Fleiß und Unterricht dem blöden Geiste fehlt!
Wie aber, daß darin ihn Männer selbst bestärkten,
Die auf des Himmels Lauf geschickt und emßg merkten?
So viel kann Vorurtheil, von Andacht unterstüßt!
Der Gottheit Nachschwerdt droht, wenn ein Komete
blißt,

Dies glaubt man, und genug, daß vor dem Wunders
zeichen

Die Kenner der Natur, wie dummes Volk erbleichen.

Doch ist die Zeit jeßt hin; kaum sind es funfzig

Jahr,

Da noch Chaldäens Wahn der Meßkunst Schaudfleck

war;

Der Mensch ist nicht der Zweck von Millionen Ster

nen,

Die er theils kaum erkennt, theils nie wird kennen lers

nen;

und daß ein Ländchen nur sein künftig Unglück sieht, Schickt Gott nicht eine Welt, die dort am Himmel glüht.

Der weise Stagirit, der Wolf vergangner Zeiten, Der oft, der Meßkunst treu, sich ließ zur Wahrheit leis

ten,

Doch der auch öfters fehlt, wenn dem verwöhnten

Geist

Die Metaphysik nur mit leeren Worten speist,

Glaubt,

Glaubt, daß ein Schwefeldampf, der aus der Erde, Kästner.

steiget,

Und Bliß und Donner wirkt, auch die Kometen zeus

get.

Voll Eifer kämpft für ihn der Schüler Unverstand,
Fremd in Euklidens Kunst, am Himmel unbekannt.
Doch weit aus unsrer Luft, zu den Planetenkreisen
Führt Tycho den Komet mit siegenden Beweisen.
Nein, er ist etwas mehr, als irdscher Dämpfe Brunst.
Nein, Ordnung, Lauftreis, Zeit hålt kein entflammter
Dunst.

Bom bunten Nordlicht an, das das Zenith bekränzet,
Bis, wo im tiefen Sumpf ein feuchter Irrwisch glåns
zet,

Der Drache, der den Brand weit durch die Lüfte

Sankt Telmo,

schießt,

dessen Schein der Trost des chif
fers ist,

Der helle Balkenstreif, die angeflammten Ballen,
Der schwarzen Wolken Heer, aus dem betäubend Knals

len

Auf blendend Licht erschreckt; dieß alles wird bewegt,
So, wie es innrer Trieb und Wind und Schwere
regt:

Ganz anders ist der Lauf, den ein Komete zeiget,
Der stets vom Morgen her am Horizonte steiger,
Die Sterne nie verläßt, wo er beym Anfang steht,
Und untern Horizont zugleich mit ihnen geht
Und morgen wiederkömmt, verrückt zu andern Sterz

nen,

Doch ordentlich verrückt, daß, seine Bahn zu lernen,
Der Himmelständiger nach wenig Nächten wagt,
Und seinen künftgen Ort, kühn auf die Meßkunst,
sagt.

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*) Eine Flamme, die sich auf den Masten und Seegelstangen der Schiffe zeiget. Die Schiffer nehmen sie als ein Zeichen an, daß der Sturm sich bald legen werde. S. des P. Tachard Neise nach Siam, 1 B. 36 S.

Kästner. Wodurch wird eine Glut, die durch die Lüfte fähret,
So richtig fortgeführt? so lange Zeit genåhrer?

Wie kommts, daß ihn zugleich der Erden Hälfte kennt ?
Daß Schweden ihn erblickt, wo er in Welschland
brennt?

Umsonst, ein falscher Schluß, auf Vorurtheil gegrûns
det,

Hat erst in unsrer Luft Kometen angezündet.
Der Himmel, sagte man, ist unzerstörlich, rein,
Und was vergånglich ist, das muß auch irdisch seyn.
Den Irrthum müssen wir der ersten Welt verstatten;
Viel ist uns helles Licht, ihr warens dunkle Schatten;
Ihr Fleiß verdienet Lob, der stets uns nüßlich wird,
Lehrt, wenn er Wahrheit fand, und warnet, wenn er
irrt.

So geht dann, weit entfernt von unsrer Atino

sphäre,

Der leuchtende Komet dort durch des Himmels Leere.
Du, der unendlich mehr, als Menschen sonst gelang,
Ins Innre der Natur mit kühnen Blicken drang,
ONewton! möchte doch, erfüllt von deinen Säßen,
Mein Lied der Deutschen Geist belehren und ergößen.
Zwar nicht von Rechnung voll, nicht in Beweisen
scharf, -

Doch gründlich, wie man es in Versen werden darf.

Daß sechzehn Welten stets in unverrückten Kreis
sen,

Im weiten Himmelsraum, um ihre Sonne reisen;
Daß ein geworfner Stein, der durch die Lüfte dringt,
Im Bogen aufwärts steigt, im Bogen wieder sinkt;
Macht beides eine Kraft. Es muß mit gleichen Tries

ben

Die Sonne, der Planet, der Stein die Erde lieben.
Der Schwung von unsrer Hand ist, was den Stein er:
hebt;

Vom Schöpfer kam der Trieb, der den Planet belebt,
Stets mit dem Zuge kämpft, der ihn zur Sonne senket;
Durch beide wird der Stern ins runde Gleiß gelenket.

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Ein ähnliches Gesetz beherrschet den Komet,
Der nur in långrer Bahn auch um die Sonne geht,
Bald näher zu ihr kömmt, als ein Planet sich waget,
Bald hinflieht, wo es nie von ihrem Lichte taget.

Was jeder Erdball braucht vom Feuer und vom
Licht,

Schickt ihm die Sonne zu, und mehr vertrug er nicht.
Zu heiß wår es für uns dort, wo die Venus gehet,
zu kalt in jedem Raum, wo Mars sich einsam drehet;
Obgleich wie Lybien nebst Grönland Menschen sieht,
Auch Wesen eigner Art, so Mars als Venus zieht.
Was aber würde wohl dort im Komet gebohren?
Ein widriges Gemisch von Lappen und von Mohren,
Ein Volk, das unverlegt, vom Aeußersten der Welt,
Bo Nacht und Kålte wohnt, in heiße Flammen fållt?
Wer ist, der dieses glaubt? Sind da beseelte Wesen:
So ist ihr Wohnpläß nur zu ihrer Qual erlesen.
Bielleicht hat er vordem, Planeten gleich gezieret,
Den ordentlichen Lauf um einen Stern geführt
Und jeho muß er erst, aus seiner Bahn gerissen,
Zerstört, in Brand geseßt, durch unsern Himmel schiefs

fen.

1

Des Sternes wahre Bahn blieb Keplern noch vers

steckt;

Den Britten hat zuerst ein Newton sie entdeckt;
Noch vor ihm hatte sie ein Deutscher schon gemessen:
Doch Newton wird verehrt, und Dörfel ist vergessen.

Ihr, die ihr stets den Blick nach jenen Höhen

werft,

Ihr, den' ein Glas das Aug, den Geist die Meßkunst schårft,

Sagt, was Verstand und Sinn sonst mehr an ihm erblicket,

Als einen heißen Ball, der Dämpfe von sich schicket. Doch scheint uns keine Glut, die dicker Rauch versteckt;

Es ist entlehntes Licht, durch das er sich entdeckt,

Råstner.

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