Wieland. Wieland. Vielleicht würde die deutsche schöne Literatur in dieser Gattung noch bis jeht nicht viel mehr aufzuweisen haben, als ihre åltern, von Seiten des Geschmacks wenig beträchts lichen, versificirten Ritterromane, wenn Hr. Wieland seine großen Verdienste um unsre Poesie nicht dadurch vers mehrt, und vorzüglich glänzend gemacht hätte, daß er die Nitterepopoe mit einem Genic, Geschmack und Erfolge bearbeitete, wodurch wir uns jcht in dieser Dichtungsart den Ausländern rühmlichst an die Seite stellen, und uns selbst, in mehrerm Betracht, entschiedene Vorzüge vor ih neu anmaßen dürfen. Sein erstes, aber nicht ganz vollendetes, Werk dieser Art war Idris, cin hessisch › komis sches Gedicht, dessen erste Ausgabe im J. 1768 erschien. Er selbst nennt es eine Komposition von Scherz und Ernst, von hersischen und komischen Ingredienzen, vom Natürlichen und Unnatürlichen, vom Pathetischen und Lächerlichen, von Wiß und Laune, ja sogar von Moral und Metaphysik. Durch den beståndig herrschenden muntern Erzählungston, die glückliche Erfindung und Ausführung der Handlungen und Situationen, die lebhafte und treffende Stärke der Gemahlde und Charaktere, und die äußerst leichte und wohlklingende Versifikation, wobei die Schwierigkeiten der damals uns ter uns noch nie so bearbeiteten achtzeiligen Stanzen mit so vielem Glück überwunden wurden, erhielt dicß Gedicht einen mannichfaltigen Neiz, der auch selbst durch die arioftische Manier häufiger Digressionen nicht geschwächt wird. Hr. w. sagt selbst zu seinem Gedichte: Durch ein måandrisches Gewinde Von Feerei und Wundern fortgeführt, Sen, wer dich liest, besorgt, wie er herans sich finde, Nicht lange hernach, im J. 1771, lieferte Hr. Wieland ein zweites Gedicht dieser Art, den Neuen Amadis, in achtzehn Gesängen, in einer freiern Versart, von der er selbst mit Recht sagt, daß sie sich an alle Arten von Gegenstånden, und an alle Veränderungen des Styls anpasst. Sie hat, je nachdem es erfoderlich ist, einen gelassenen oder hüs pfeuden, einen feierlichen oder muntern, einen eleganten oder nach. nachläßigen Gang; sie windet sich, wie ein sanfter Bach, Von irrenden Rittern und wandernden Schönen, Von einer zur andern sich unvermerkt Allen ergab, Das Wunder gelang, sein Herz in ihren Armen zu bin den. - - Auch das schöne Gedicht, Liebe um Liebe, in acht Bus chern, deffen Stof aus der Geschichte der berühmten Tafelrunde geschöpft ift, gehört in diese Klasse. Das Meisters werk der Wielandischen Muse aber scheint der Oberon, in zwölf Gefängen zu seyn, wozu die Rittergeschichte des huon von Bourdeaux, die in der Bibliotheque Univerfelle des Ro, mans durch den Grafen von Tressan neu bearbeitet war, das Subjekt an die Hand gab, welches aber durch die Behands. lung und reiche Erfindung des Dichters hier eine ganz neue, und überaus einnehmende, Gestalt gewann. Das Gedicht ist eigentlich, wie Hr. W. selbst gefteht, aus drei Haupthandlungen zusammengesezt: nämlich aus dem Abentheuer, welches huon auf Befehl des Kaisers zu bestehen übernahm ; aus der Geschichte feiner Liebesverbindung mit der Rezia, und der Wiederaussöhnung der Titania mit Oberon. Aber diese drei Handlungen sind dergestalt in Einen Hauptknoten verschlungen, daß keine ohne die andre bestehen, oder einen glücklichen Ausgang gewinnen konute. Hiedurch entstand Wieland. Wieland. eine Einheit, die das Verdienst der Neuheit hat, und derèn gute Wirkung der Leser gewiß durch seine innige Theilneh, mung an den såmtlichen handelnden Personeu lebhaft genug fühlt. Da Wieland's Gedichte in aller Hånden sind, so kann es hier an ein paar Proben aus dem Idris und Oberon ges nug feyn. Idris und Zenide; Ges. III. I. Indeß, daß Itifall, vom råthselhaften Ton Schiefft Joris wie ein Pfeil durch Berg und Thal da: von; Als ihm aus einem Wald ein Ton entgegen wimmert, 2. Dem Schreien eines Weihs, dem man den Mund vers hålt, Schien der gedämpfte Ton zu gleichen. Wer wagt solch eine That? Doch dieses fragt kein Zum Schuß des schönen Volks durch seinen Stand ber Eilt er der Stimme nach, die immer scheint zu weichen, Leib! Der håßlichste Centaur entführt das schönste Weib. Ihr goldnes Haupthaar fliegt in aufgelösten Locken. 4. Nicht ferne zeigt ein Schloß von hellpolirtem Stahl Des Unholds Zauberkunst hieher zusammen stahl: 5. Steh, Unthier, steh! entlade dich so schnell, So ruft der Held und spornt sein Leibpferd in die Seite. Doch jener schaut nur nicht, was dieser Gruß be Und trabt in vollem Lauf dem ståhlernen Castell, 6. Es hatt' ihm auch geglückt, wenn Raspinette nicht Der Halbmensch fühlt bereits das schmetternde Gewicht Des Wieland. Des ritterlichen Schwerts und seine Donnerschläge, 7. Wer bist du, der mit mir zu kämpfen sich vermisst? Beweisst, daß Ammenmilch in deinen Adern fliesst? -- So flieh und rette dich, wenn dir zu rathen ist; 8. So prahlt der Wolkensohn und schnaubt. (Wie wenn im krummen Thal ein dumpfigs Ungewits ter Bon ferne braust;) er schwingt den Kolben um sein Womit er weit umher viel untrößtbare Mütter Gemacht, und mancher Braut die Hochzeitnacht ges Doch kaum berühret ihn der unerschrockne Ritter So fällt der Kolben ihm zersplitrert aus der Hand. 9. Der Halbmensch schwankt zurück, starrt mit erschrock nem Blicke Den Ritter an, und findet, da er ihn Für den erkennt, womit ihn sein Geschicke Lautwichernd dreht er sich, lässt seinen Raub zurücke, Und |