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anerkennend, einen Theil seiner Errungenschaften der Consolidirung Gesammt - Desterreichs opfern müsse, dies waren Fragen, deren Beantwortung außer meiner Sphäre lagen, ja die ich aufrichtig gestan

den mir damals gar nicht gestellt hatte.

Dies waren meine persönlichen Beziehungen zu den politischen

Fragen des Tages von damals.

Zweites Capitel.

Detachirung auf die Insel Csepel. Ernennung zum Obercommandanten des südlichen Landsturmes und gleichzeitige Erweiterung meiner militärischen Aufgabe.

Zichy wird arretirt, standrechtlich verhört, verurtheilt und hingerichtet.

Graf Eugen

Um auf der Insel Csepel jedem feindlichen Versuche, vom rechten auf das linke Donauufer überzugehen, in einer Ausdehnung von mehr denn zwei Meilen mit Sicherheit zu begegnen, reichten die Wahrscheinlichkeit ähnlicher Versuche überhaupt vorausgesezt meine geringen Streitkräfte nicht aus, und ich mußte darauf bedacht sein, diese wo möglich an Ort und Stelle zu vermehren, vorzüglich aber mir jene Ermächtigungen zu verschaffen, deren ich bedurfte, um dem weit gefährlichern Feinde, der Indolenz, Feigheit und Verrätherei unter den Bewohnern der Gegend, wo ich wirken sollte, mit Erfolg entgegenzutreten. Ich erbat mir also von dem damaligen Premierminister Grafen Ludwig Batthyányi ein Document, welches mich ermächtige, über vorkommende Fälle des Ungehorsams, der Feigheit und Verrätherei militärische Standgerichte zusammenzustellen, die gefällten Todesurtheile zu bestätigen und vollziehen zu lassen. Mit diesem Document ausgerüstet, begab ich mich an den Ort meiner Bestimmung.

Gleich in den ersten Tagen meiner neuen Wirksamkeit wurde ich vom Premierminister mit dem Obercommando sowohl einer in DunaFöldvár stationirten gemischten Truppenabtheilung, als auch des längs

der niedern Donau aufgebotenen Landsturmes betraut; zugleich wurde der ursprüngliche Zweck meiner Detachirung, und mit diesem der mir zugewiesene Operationsterrain erweitert. Ich hatte nämlich auch noch die Vereinigung des Corps des Generals Roth mit den Truppen des Ban Jellachich zu vereiteln.

Die Abtheilung in Duna-Földvár bestand an Infanterie aus der neu errichteten sogenannten Hunyady - Schar, beiläufig 1200 Mann, und etwas Cavalerie. Da es nicht wahrscheinlich war, daß General Roth es wagen würde, auf seine eigene Faust die Donau gerade in einer Gegend zu übersehen, wo er auf gar keine Sympathien rechnen konnte, so stand wirklich nichts Anderes zu erwarten, als daß er um jeden Preis versuchen werde, sich so schnell als möglich mit Jellachich zu vereinigen. Dieser hatte aber bereits Stuhlweißenburg (SzékesFehérvár) erreicht, während die Generale Roth und Philippovich noch fünf bis sechs Märsche südlicher standen.

Zu schwach, um die Leßtern anzugreifen, mußte ich im Gegentheil befürchten, die detachirte Abtheilung in Duna-Földvár in kurzem durch sie angegriffen und geschlagen, wohl gar aufgerieben zu sehen. Deshalb zog ich die Földvárer Truppen nach Adony, am rechten Donauufer, gegenüber dem südlichen Theile der Insel Csepel, und begnügte mich damit, die Verbindungsstraße zwischen den Generalen Roth und Jellachich in der Gegend von Soponya durch zwei parallele Vorpostenketten in der Richtung von Ost nach West zu durchschneiden; die eine mit der Fronte nordwärts, gegen das Lager des Ban Jellachich bei Stuhlweißenburg, die andere südwärts gegen die Truppen der Generale Roth und Philippovich. Hierdurch sollte jede gegenseitige Verständigung der beiden feindlichen Corps mittels Patrouillen, Couriere oder Spione unmöglich gemacht werden. Zur Verstärkung dieser von Adony aus vorgeschobenen Vorposten diente der im Bereiche ihrer Aufstellung eilends aufgebotene Landsturm.

An der nördlichen der beiden Vorpostenlinien wurden am 29. September 1848 die Grafen Eugen und Paul Zichy, von Stuhlweißenburg kommend, angehalten, als feindlich verdächtig arretirt, und den folgenden Tag unter Escorte in meine Hauptstation Adony gebracht.

Die Meldung hierüber traf mich auf der Insel Csepel. Um mich persönlich zu überzeugen, was an der Sache sei, kehrte ich unverweilt nach Adony zurück. In den Straßen des Orts traf ich bereits die Massen der Bevölkerung und des daselbst concentrirten südlichen Landsturmes in höchst feindlicher Aufregung gegen die beiden Gefangenen. Während des Nachforschens nach dem Gewahrsam der Leßtern begegnete ich zufällig zwei Stabsoffizieren (einem Oberst und einem Major) der sogenannten Hunyady - Schar. Beide waren in Folge einer Verordnung des Premierministers, ohne Rücksicht auf Anciennetät und Rang, unter mein Commando gestellt. Von ihnen erfuhr ich, daß sie während meiner Abwesenheit bereits die Verfügung getroffen hätten, die arretirten Grafen nach Pest escortiren zu lassen. Ich forschte nach dem Grunde dieser Verfügung. Der Oberst that geheimnißvoll und ersuchte mich, ihm in seine nahe Wohnung zu folgen. Nachdem wir diese erreicht hatten, raunte er mir selbstgefällig zu, er habe dafür gesorgt, daß die beiden Grafen das Schicksal des Grafen Lamberg treffe. Hier, der Herr Major", fuhr er auf diesen hinzeigend fort, ,,wird die Führung der Escorte persönlich übernehmen und das Volk in den Straßen von Pest gegen die Gefangenen haranguiren, während diese zu Fuß durch die Stadt geführt werden. Das Volk ist gewiß noch von der Ermordung des Grafen Lamberg für die wiederholte Ausübung der Lynch - Justiz begeistert

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Ich traute kaum meinen Sinnen. Die Ausführung dieses Planes hätte zwei Menschen, ihres bloßen Namens wegen, der blinden Volkswuth geopfert! Nachdem ich vergebens bemüht gewesen, die Schändlichkeit desselben Denen, welche ihn ausgebrütet hatten, zu Gemüthe zu führen, sah ich mich genöthigt, von der Macht, welche mir über sie gegeben war, Gebrauch zu machen. Ihre Anordnungen verwerfend, befahl ich, daß die Gefangenen nicht nach Pest zu escortiren, sondern sogleich zu vernehmen und, nach Maß ihrer Schuld oder Nichtschuld am Landesverrathe, entweder standrechtlich abzuurtheilen oder freizulassen seien; worauf ich zur Antwort erhielt: „Ich möge dies immerhin nur selbst versuchen auszuführen und überhaupt die Verantwortung für die Folgen dessen, was ich vorhabe, allein übernehmen.“

Die Executirung meines Befehles war in der That höchst zweifelhaft. In der Nähe von Adony, auf dem rechten Donauufer, hatte ich außer dem Landsturm und der Hunyady-Schar keinen Mann zur Disposition. Der Landsturm betrachtete die Vernichtung Aller, die ihm verdächtig schienen oder so geschildert wurden, als seine erste Aufgabe, und die beiden Grafen hatte man ihm bereits als Landesverräther bezeichnet. Die Hunyady-Schar dagegen war eine sehr wenig disciplinirte Truppe, der erwähnte Oberst ihr unmittelbarer Commandant. Er hatte sie organisirt, er alle Chargen besezt; er duldete jede Zügellosigkeit, ihm war sie ergeben: während sie mich kaum dem Namen nach kannte, und überdies mein (des Majors) Verhältniß als Obercommandant zu ihrem Commandanten (dem Obersten) für die Truppe selbst etwas Verlegendes hatte. Hierzu kam noch, daß auch die HunyadySchar bereits gegen die beiden Grafen aufgeheßt war, und für diese Leztern unter der ganzen Masse der dort versammelten Bewaffneten nicht Eine Stimme sich erhob, Alles wider sie haranguirte.

Die höhnende Anspielung des Obersten auf die Folgen meiner Absicht, die beiden Grafen im Falle ihrer Nichtschuld freizulassen, ge= wann durch diese Umstände eine fatale Bedeutung. Ich konnte leicht erkennen, daß ich, wenn es mir mit der Ausführung des gegebenen Befehles Ernst war, hier entschieden, rasch und zwar persönlich handeln müsse, um durchzugreifen. Vor allem mußten die Gefangenen nach der Insel Csepel, also über die Donau, geschafft werden. Dort standen beiläufig 400 Mann jenes Bataillons, welches ich selbst organisirt hatte und auf deren Gehorsam ich mich bereits verlassen konnte. Dort zogen zur Zeit nur mehr kleine Scharen verspäteter Landstürmler umher, gegen deren feindliche Absichten die Gefangenen hinreichend geschüßt werden konnten.

Die Communicationsmittel über den großen Donauarm zwischen der Insel und dem Orte Adony waren nicht bedeutend, somit von dem am Adonyer Ufer versammelten Landsturme und der HunyadySchar auf der Insel nicht viel mehr zu fürchten. Allein eben das Hinüberschaffen der Gefangenen auf die Insel Csepel war der schwierigste Theil der Aufgabe und drohte bei der augenscheinlich zunehmenden

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