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schöpft, verschaffen. Ich sollte dieser Mann sein und erhielt somit den geheimen Auftrag, unverzüglich in das Móga'sche Hauptquartier zu Parendorf abzureisen, mich dem Armeecommando scheinbar zur Dispo sition zu stellen, eigentlich aber den Geist desselben auszuforschen und die geringsten Anzeichen einer verrätherischen Absicht unverweilt zu enthüllen.

Ich gestehe, daß ich selbst mit den Kriegsoperationen Móga's nicht einverstanden war; allein ich dachte dabei weniger an absichtlichen Verrath, als an Mangel an Einsicht und Entschiedenheit. Uebrigens hielt ich Verrath doch für möglich und nahm die Sendung an, mit der Modification jedoch, nicht bei der bloßen Enthüllung wirklich vorhandener verrätherischer Absichten stehen zu bleiben, sondern gleichzeitig die Vereitelung derselben auf jede Gefahr hin versuchen zu dürfen. Diese Modification ward vom Landesvertheidigungs - Ausschuß unbedingt gutgeheißen und hätte beinahe meine abermalige Beförderung und zwar zum Honvéd-General zur Folge gehabt; wenigstens sprach Kossuth die Absicht aus, das Generalspatent für mich sogleich ausfertigen zu lassen und mir mitzugeben, damit ich hierdurch präventiv ermächtigt sei, das Commando über die Armee im erforderlichen Falle, mit Uebergehung aller übrigen, außer Móga, noch bei der Armee anwesenden k. k. Generale, in flagrante zu übernehmen. Diese Maßregel kam indessen nicht in Ausführung; weshalb, blieb mir unbekannt.

In der Nacht vom 11. auf den 12. October war ich bereits unterwegs nach Parendorf, und erreichte Móga's Hauptquartier am frühen Morgen des 13. October.

Sechstes Capitel.

Das Avantgarde-Commando der obern Donauarmee mir übertragen.

Ladislaus Csúnyi.

Das Haupt

Unsere Vorposten an der Lajtha. — Erste Ueberschreitung der Grenze. quartier zu Parendorf und meine geheime Sendung. Die Truppen der Avantgarde. Zweite Ueberschreitung der Grenze.

Móga theilte mir sogleich das Commando über die Avantgarde

derzeit der Vorposten an der Laitha

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der Armee zu, weil der bisherige Commandant derselben auf einem andern Punkte verwendet werden sollte.

Bevor ich meinen neuen Posten antrat, mußte ich dem königlichen. Commissär Csányi mein Eintreffen bei der Armee persönlich melden. Bei dieser Gelegenheit sah ich diesen Mann zum ersten Male. Er fertigte mich kurz ab. Sein Benehmen, sein ganzes Wesen zeichnete ihn vortheilhaft vor allen übrigen Civil-Machthabern der ungarischen Revolution aus, denn es war Vertrauen einflößend und Ehrfurcht gebietend zugleich. Diese Eigenschaften sind zwar nicht immer Emanationen eines gediegenen Charakters; bei Csányi waren sie es. Ich lernte den Mann, der mir im ersten Augenblicke imponirt hatte, in der Folge verehren.

Die äußersten ungarischen Vedetten standen am rechten Lajthaufer in theilweise unterbrochener Verbindung von Wilfleinsdorf bis Hollern; das Vorpostencommando war im Brucker Bahnhofgebäude

unmittelbar an der Lajtha, also in der äußersten Vedettenlinie, untergebracht. Die Haupttruppe der Vorposten lagerte eine kleine Viertelstunde rückwärts derselben.

Gleich nach der Uebernahme meines neuen Postens bat ich, entweder mein Gros zurückziehen, oder meine Vedettenlinie vorpoussiren zu dürfen; denn die Beobachtung des Feindes war bei dem Verbote, die Lajtha zu überschreiten, ganz unmöglich, die Deckung der Armee bei der gegenwärtigen Aufstellung der Vortruppen eine höchst unvollkommene. So wie die Vorposten eben standen, war dem Feinde die Möglichkeit gegeben, nicht nur das Gros derselben hinter Bruck, sondern auch das der Armee vor Parendorf durch einzelne Patrouillen zu jeder Zeit zu alarmiren.

Auf diese Vorstellungen erhielt ich den Bescheid: es lohne sich nun nicht mehr der Mühe, hierin durchgreifende Aenderungen vorzunehmen, da die Armee ohnedies binnen wenigen Tagen die Lajtha überschreiten In der That erfolgte die erste Vorrückung am 17. October

werde. Nachmittags.

Meine Dispositionen lauteten: ich solle auf dem Bruck - Fischamenter Feldwege beiläufig eine halbe Stunde weit marschiren, und die Vorposten in einem weiten Halbkreise von Wilfleinsdorf bis Pakfurth ausstellen.

Das Gros der Armee passirte gleichfalls Bruck und bezog à cheval der Bruck-Schwechater Poststraße das Lager auf gleicher Höhe mit dem Gros der Avantgarde.

Mir erging es bei dieser Erpedition, wie es bei den meisten Friedensmanoeuvern zu gehen pflegt: che noch die Vorposten ausgestellt waren, kam der Befehl zum Einrücken. Das Gros der Armee marschirte noch vor Mitternacht über die Lajtha zurück, und ich mit meiner Brigade mußte, troß aller erneuerten Vorstellungen, die alte unveränderte Stellung hinter der Lajtha wieder beziehen.

Der Generalstab in Parendorf hatte die Veranlassung dieses plöglichen Rückzuges in das alte Lager geheim gehalten. Es wurde blos gemunkelt, der Landesvertheidigungs-Ausschuß habe selbst das plößliche ,,Halt" und Rechtsum" commandirt.

Man schien sich nun auf die Defensive beschränken zu wollen; denn ich erhielt gleich nach dem Rückmarsch den gemessenen Befehl, alle künstlichen Uebergänge über die Lajtha zu zerstören und die vorhandenen natürlichen ungangbar zu machen und zu beseßen. Der leßtere Theil der Aufgabe war, der großen Ausdehnung der Linie und der Seichtheit des Flusses wegen, unausführbar, die Ausführung des erstern also ebendeshalb nußlos. Allein der Generalstab nahm keine Gegenvorstellungen an: die Brücken mußten weg.

Im Hauptquartier zu Parendorf faselte man jeden Tag von einem momentan bevorstehenden feindlichen Angriff; und dennoch blieben die Truppen in einer Weise dislocirt, wie sie nicht einmal der Schlendrian des Friedensdienstes hätte entschuldigen können. Von manchen Truppentheilen wußte nicht einmal der Chef des Generalstabs zu sagen, ob sie noch existirten, und wo. Andere, über deren Dislocirung er die detaillirtesten Ausweise führte, tauchten plöglich in der entgegengesezten Richtung auf; nachdem ihnen von dorther sehr bedenklich lautende Berichte über den Anmarsch irgend einer feind lichen Abtheilung vorangegangen waren, welche nebenbei bemerkt -mit eben so viel Wahrscheinlichkeit vom Monde her hätte anrücken fönnen.

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Es ist nicht zu leugnen, daß dies Alles ein Obwalten planmäßiger Verrätherei anzudeuten schien: allein — sei dem wie ihm wolle auf mich machte das Treiben des damaligen ungarischen Hauptquartieres zu Parendorf blos den Eindruck der Folgen eben derselben Rathlosigkeit, an welcher gleichzeitig auch der Pester Reichstag, mit dem Landesvertheidigungs - Ausschuß an der Spize, laborirte.

Planmäßiger Verrath sezt einen festen Entschluß voraus. Ueber Parendorf jedoch wie über Pest - wie über Pest lagerten damals noch die schweren dicken Nebel unklarer Erkenntniß dessen, was nun eigentlich ge= schehen solle.

Ich hatte bereits wenige Tage nach meiner Ankunft im Lager erkannt, daß meine zweideutige Mission ganz verfehlt sei: verfehlt besonders in dem Sinne, in welchem sie von mir war aufgefaßt und übernommen worden.

Entschlossen, den Armee - Commandanten, welchen die Herren vom Landesvertheidigungs - Ausschuß für einen heimlichen Verbündeten des kroatischen Heerführers hielten, um jeden Preis zur Enthüllung seiner Absichten zu drängen: fand ich in ihm einen geraden offenen Mann, welcher bereits lange vor meiner Ankunft unaufgefordert erklärt hatte, daß er gehorsam den Befehlen seines Kaisers Ungarn zwar auch ferner gegen die Angriffe der Kroaten vertheidigen, die Grenzen des Landes jedoch nur gezwungen überschreiten werde, und jede Verantwortung für die Folgen dieses Schrittes in vorhinein von sich weise.

Ich mußte somit meine zweideutige Stellung im Lager entweder sogleich ganz aufgeben: oder mich bis zur Denuncirung jener armseligen Intriguen herabwürdigen, welche von einigen Koryphäen des Lagers wie des Hauptquartiers, aus rein selbstischen Absichten angezettelt worden, und sich einfach darauf beschränkten, die Heger derselben, bei einem günstigen Ausgange der ungarischen Sache so hoch als möglich zu poussiren, bei einem ungünstigen, zu salviren.

Das Erstere wählend, wandte ich nun meine ganze Aufmerksamfeit der Erfüllung jener Pflichten zu, welche mir als Commandanten der Vorposten oblagen.

Meine Brigade bestand aus fünf Bataillonen freiwilliger Nationalgarden, eine um die Feuergewehre vermehrte zweite Auflage des Landsturmes. Zwar waren diese Bataillone bereits nach Art der regulären in Compagnien eingetheilt und mit Chargen versehen: diese leztern jedoch entbehrten mit geringen Ausnahmen fast aller militäri

schen Bildung.

Ich nöthigte sie, die Zeit des müßigen Vorpostendienstes zu ihrer nothdürftigsten Ausbildung zu benüßen. Natürlich war dies ohne Anwendung strenger Maßregeln nicht möglich. Diese erzeugten Misbehagen, Widerseßlichkeit. Häufige und dringende Klagen über meine despotische Strenge liefen beim Hauptquartier, und als sie dort kein Gehör fanden, bei dem königlichen Commissär Csányi ein. Zum Glück für mich war Csányi ein alter Soldat, und wußte, was er von derlei Klagen zu halten habe. Den armen Malcontenten blieb nichts Anderes übrig, als in den jauren Apfel zu beißen, und gehorchen zu lernen.

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