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den Pretiosen und den übrigen Beilagen. Auch entsinne ich mich, daß auf mein ausdrückliches Ansuchen der Inhalt der Etuis mit dem Driginalverzeichnisse, in Gegenwart Kossuth's und mehrerer außerdem noch Anwesenden, sofort verglichen, und unversehrt befunden worden. Ob man mir aber die richtige Uebergabe der Pretiofen schriftlich bestätigt habe oder nicht, dessen kann ich mich nicht mehr entsinnen. Es ist auch leicht möglich, daß ich bei der Controlle (der übergebenen Kleinodien mit dem Originalverzeichnisse) persönlich zugegen, und darüber, daß nichts davon abgängig sei, vorläufig beruhigt, in der Folge die in Frage stehende Uebergabsbestätigung abzufordern gänzlich vergaß: denn es wurden im Laufe dieses Tages nicht nur in meiner passiven Gegenwart, sondern selbst zunächst mit mir Dinge von der höchsten Wichtigkeit verhandelt, welche wohl geeignet waren, mich eine ganz gewöhnliche Vorsichtsmaßregel übersehen zu lassen.

Fünftes Capitel.

Eine Berathung bei Kossuth.

Mistrauen desselben gegen Möga.

Geheimer Zweck

meiner Abberufung vom Perezelschen Corps und Sendung nach Parendorf.

Der in jener Epoche ungewöhnliche Grad von Entschiedenheit, welchen ich als Präses des über den Grafen Eugen Zichy abgehaltenen Standgerichtes an den Tag gelegt; der klare bestimmte Ladel, welchen ich über den mit dem Ban Jellachich geschlossenen Waffenstillstand, unmittelbar nach dessen Abschluß, unumwunden und noch dazu schriftlich ausgesprochen hatte; die Erfolge der ungarischen Waffen gegen das Roth'sche Corps, welche von meinen Freunden mehr dem zugeschrieben wurden, was ich gegen den Willen Perczel's auf eigene Faust unternommen, als dem, was in Folge seiner Befehle geschehen: dies Alles zusammengenommen mochte die Führer der ungarischen Bewegung auf mich aufmerksam und sie glauben gemacht haben, ich sei der Mann, dem es gelingen dürfte, Entschiedenheit in die schwankenden Operationen der Móga'schen Armee zu bringen.

Noch im Laufe ebendesselben Tages, an welchem ich dem Landesvertheidigungs - Ausschusse die Zichy'schen Pretiosen übergeben hatte, ward außer einem mit mir zugleich zum Honvéd Oberst ernannten Kameraden auch ich von Kossuth einer Berathung beigezogen, welcher die Frage zum Gegenstande diente, ob es nicht bereits an der Zeit sei, mehrere Honvéd - Stabsoffiziere aus dem Stegreife bis zu dem Range

eines Generals zu erheben?

Dies, meinte Kossuth, scheine ihm die einzige Garantie dafür, daß der Commandostab des f. f. Generals Móga bei dem stündlich erwarteten freiwilligen Abdanken des Leztern, wie seiner Kameraden, der Generale Teleki und Holtsche, oder bei deren nothwendig erscheinender plöglicher Pensionirung, in verläßliche Hände gelange.

"

Mein Kamerad nahm zuerst das Wort und erklärte sich entschieden gegen diese Maßregel. Sie würden", rief er,,, durch deren Anwendung eine himmelschreiende Ungerechtigkeit begehen; denn unter den Stabsoffizieren der Möga'schen Armee sind die meisten älter im Range und reicher an Verdiensten als wir."

,, Möge der Boden, auf dem Sie als selbständige ungarische Regierung stehen“, fügte er hinzu,,,noch so legal sein, Sie können sich im gegenwärtigen Augenblicke ohne die regulären Truppen nicht behaupten. Und dennoch thun Sie Alles, um deren Sympathien für die gerechte Sache des Vaterlandes zu schwächen. Es liegt in der Natur jedes Soldaten, seinem Vorgesezten anhänglich zu sein, so lange dieser seinen Pflichten gewissenhaft nachkommt. Jede Zurücksetzung des Vorgeseßten ist in solchem Falle zugleich eine Kränkung für den Untergebenen selbst. Ich will nicht behaupten, daß diejenigen Abtheilungen, deren Commandanten durch unsere Beförderungen zurückgesezt würden, deshalb sogleich ihres auf die Verfassung geleisteten Eides vergessen könnten, wohl aber steht Misstimmung zu befürchten, und einem misvergnügten Heere ist es noch selten gelungen, den Sieg an seine Fahnen zu fesseln."

Das war mir aus der Seele gesprochen, und ich beeilte mich, die Folgen unsers bei den Haaren herbeigezogenen plöglichen Avancements noch näher zu beleuchten. „Wir selbst“, rief ich), „,,gehörten einst jenen Truppenkörpern an und bekleideten darin ziemlich untergeordnete Stellen; nun sollten wir nach kurzer thatloser Frist plößlich als Befehlshaber Derer erscheinen, welche noch vor kurzer Zeit unsere Vorgesetzten gewesen. Zwar gebe auch ich zu, daß wir bei alledem noch auf einen gewissen Gehorsam rechnen könnten, aber keineswegs auf einen freudigen, unverdrossenen, am allerwenigsten auf die Anhänglichkeit und das

Vertrauen jener Truppen, welche ihre bisherigen mitunter ausgezeich neten Führer durch uns Parvenus (denn so wird man uns jezt nennen) zurückgesezt sehen.“

,,Sie fürchten", fuhr ich fort,,,die politischen Ansichten der gegenwärtigen Truppenführer? Der Soldat kümmert sich im Allgemeinen sehr wenig um Politik. Er thut, was ihm befohlen wird, und verlangt bestimmte Befehle, verlangt von seinen Obern in Allem ein entschiedenes Auftreten und Vorangehen. Dies gilt vom Offizier wie vom Gemeinen. Keinem unserer gegenwärtigen Kameraden wäre es je eingefallen, nach erfolgter Beeidigung auf die ungarische Verfassung daran zu denken, daß sie andere Befehle, als die des ungarischen Kriegsministers, zu befolgen hätten, würden sie nicht von der bestimmt vorgezeichneten geraden Bahn des blinden Gehorsams auf die vielfach verschlungenen Jrrwege des deliberativen verlockt worden sein. Dies ist nun einmal geschehen. Die Regierung in Wien, wie in Pest, beide haben im Gefühle ihrer Ohnmacht die Armee auf dies Feld gedrängt und erwarten nun von dieser jene die Wiedergewinnung ihrer Macht über Ungarn, diese die Behauptung der errungenen."

„Die Führer der selbständigen Truppenkörper aber, der Wiener Regierung als Ungarn, der Pester als Soldaten mistrauend, sind unschlüssig geworden; und diese Unschlüssigkeit hat sich bereits bis in die niedersten Reihen ihrer Untergebenen fortgepflanzt. Der Landesvertheidigungs-Ausschuß scheint dies erkannt zu haben und hält nun unsere Beförderung und Absendung zur Móga’schen Armee für das geeignetste Mittel wider dieses Uebel, während diese Maßregel doch nur dazu beitrüge, die unentschlossenen Truppen auch noch misvergnügt zu machen."

,,Die gegenwärtigen Führer der Regimenter müssen ausgezeichnet, befördert werden. Nehmen sie diese Begünstigungen an, so sind sie für immer gewonnen und mit ihnen ihre Untergebenen; wo nicht, dann weg mit ihnen!"

,,Ist die Aufrechterhaltung der Landesverfassung durch Waffengewalt überhaupt möglich, so kann dies nur auf die Art der Fall fein."

,,Und welche Herren Stabsoffiziere der Möga'schen Armee“, frug Kossuth entgegen, „halten die Herren für die verdienstvollsten, verläßlichsten?"

Ich wußte hierauf keinen Bescheid, denn ich war bei der Móga'schen Armee ganz fremd; mein Kamerad aber nannte mehrere, und die Beförderung einiger derselben ward auch sogleich beschlossen.

Bald darauf entfernte sich mein Kamerad. Ich wollte ein Gleiches thun, wurde aber von Kossuth zurückgehalten, und jezt erst erfuhr ich den eigentlichen Zweck meiner Abberufung vom Perczel'schen Corps.

Der gesammte Landesvertheidigungs-Ausschuß mistraute insbe sondere dem k. k. General Móga und seiner nächsten Umgebung. Der zweifelhafte Ausgang des ersten Conflicts mit dem kroatischen Invasionsheere am 29. September bei Velencze, Pákozd und Sukoró; die entmuthigende Unordnung, in welcher die bis zu Ende des Kampfes sieghaft behauptete Defensivstellung von unsern Truppen während der darauf folgenden stürmischen finstern Nacht verlassen worden, um bei Mártonvásár eine neue Defensivstellung zu nehmen; der gleich darauf dem Ban Jellachich gewährte dreitägige Waffenstillstand, dessen kluge Benußung den ungefährdeten Rückmarsch des kroatischen Heeres über die Lajtha möglich machte; die geringe Energie, mit welcher noch über dies die Verfolgung des Ban Jellachich ausgeführt worden; das plögliche Aufgeben der Verfolgung an der Lajtha eben in jenem Momente, wo diese scheinbar am wirksamsten hätte fortgesezt werden können: dies waren die Thatsachen, welche das Vertrauen des LandesvertheidigungsAusschusses in die Unzweideutigkeit der Kriegsoperationen des Generals Móga erschüttert hatten.

Da aber der mit unumschränkter Vollmacht dem General beigegebene königliche Commissär Ladislaus Csányi in seinen Berichten an den Landesvertheidigungs - Ausschuß jeden Grund zu Móga's Verdäch)tigung fortwährend entschieden in Abrede stellte: so besorgten die Männer des Landesvertheidigungs-Ausschusses, es sei Móga und seiner Umgebung bereits gelungen, auch Csányi zu blenden, und wollten sich das Urtheil eines ihrer Voraussetzung nach competenten und zugleich verläßlichen Mannes über die Bewegungen Móga's, aus eigener Anschauung ge

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