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Der officielle Angstruf des ersten unabhängigen ungarischen Ministeriums (Graf Ludwig Batthyányi) „Das Vaterland ist in Gefahr!“ trieb mich aus der ländlichen Ruhe, in welcher ich den Frühling des Jahres 1848 auf der Besizung einer nahen Verwandten im nördlichen Ungarn verlebt hatte, in die Reihen der ersterrichteten Honvéd-Bataillone.

Als einstmaliger Oberlieutenant der f. f. österreichischen Armee wurde ich gleich bei meinem Eintritte mit dem Hauptmannsrange bekleidet und im 5. Honvéd - Bataillon eingetheilt. Die Errichtungsstation desselben war Raab (Györ).

Ich fand daselbst bereits einen im Range ältern Hauptmann des Bataillons mit der Errichtung seiner Compagnie beschäftigt. Diesen Mann kannte ich schon aus meiner frühern Dienstzeit in der königlichungarisch - adeligen Leibgarde, und wußte von ihm, daß er, seiner bedeutenden Geistesschwäche wegen, ohnlängst als k. k. Oberlieutenant in den Pensionsstand verseßt worden war. Welche Dienste konnte das Vaterland von einem Manne im Kriege erwarten, dessen geistige Fähig feiten nicht hingereicht hatten, um den Anforderungen des Friedensdienstes zu entsprechen? Die Beförderung dieses Mannes zum Honvéd

Hauptmann erregte zuerst in mir die Besorgniß, daß man im Allgemeinen bei der Wahl der Honvéd - Offiziere nicht strenge genug verfahre. Ich sollte hierüber bald noch traurigere Erfahrungen machen.

Mein eben erwähnter älterer Kamerad war blos geistig unfähig, seinen Posten auszufüllen; der Commandant des Bataillons war es auch moralisch. Man bezeichnete ihn allgemein als einen in Pest wohlbekannten Wucherer.

Unter so peinlichen Dienstverhältnissen begrüßte ich mit Freuden eine Ministerialverordnung, welche mich plößlich vom Bataillon weg in selbständigere Wirkungssphären verseßte.

Ich sah mein Bataillon seitdem nie wieder.

In Pest, wohin mich die erhaltene Verordnung beschied, harrte meiner der Auftrag, in Smyrna und Konstantinopel liegende Feuergewehrvorräthe für Ungarn anzukaufen, und deren möglichst beschleunigte Spedirung nach Pest zu besorgen. Dies Project scheiterte an der Unzuverlässigkeit des Offerenten, und ich erhielt nun die Aufgabe, eine Zünder- und Zündhütchenfabrik zu errichten, vor der Hand aber den beiläufigen Bedarf an Zündhütchen für ein Jahr durch einzuleitende rasche Lieferungen aus bereits bestehenden ähnlichen Fabriken zu decken.

Die Lösung dieser Aufgabe führte mich im Laufe des Monats August 1848 nach Prag und Wiener-Neustadt. Ich besuchte einigemal die in der Nähe des leztern Ortes gelegene k. k. Feuerwerksanstalt, um die daselbst eingeführte Methode der Zünderfabrikation kennen zu lernen. Im mittelbaren Auftrage des damaligen Wiener Kriegsministeriums wurden mir von Seiten der Direction der f. f. Feuerwerksanstalt die gewünschten Daten auf das zuvorkommendste mitgetheilt.

Der Kampf Ungarns mit den südslavischen Provinzen hatte die dem ungarischen Kriegsministerium zur Disposition gestellten Zündervorräthe nahezu erschöpft. Ich war demnach gleichzeitig beordert, einen neuen Vorrath an Zündern für Ungarn unmittelbar von der f. t. Feuerwerksanstalt abzufassen, und entledigte mich unter der Aegide des Wiener Kriegsministeriums

Dienstes.

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anstandslos auch dieses

Nach Pest zurückgekehrt, überreichte ich dem Ministerpräsidenten einen Vorschlag zur Errichtung der beantragten Zünder- und Zündhütchenfabrik. Allein es waren eben wichtigere Fragen zu lösen. Ich mußte warten und warten, und wieder warten, bis mir endlich die Geduld riß, und ich die dringende Bitte stellte, im Kriege gegen die Raizen verwendet zu werden. Man gewährte mir die Bitte. Ich sollte mich der Suite des Kriegsministers anschließen, welcher eben im Begriff war, in das ungarische Lager abzureisen und die Leitung der Kriegsoperationen gegen die empörten Raizen und Serben persönlich zu übernehmen.

Schon harrte ich seit einer Stunde am Bord des für den Kriegsminister bestimmten Dampfbootes der Abfahrt, als mir plöglich die Ordre zukam, in Pest zu bleiben und einen Organisationsentwurf über die nach den vier Kreisen Ungarns beantragte Zusammenziehung der mobilen Nationalgarde, mit Berücksichtigung der strategischen Verhältnisse des Landes, ausarbeiten zu helfen. Das Commando in einem der vier Kreise sollte ich überdies gleich selbst übernehmen.

Das Loos theilte mir den Kreis diesseits; der Theiß zu. Meine Hauptstation war Szolnok.

Bei dieser Gelegenheit avancirte ich zum Honvéd - Major.

In Szolnok that ich den ersten tiefern Blick in die ungarischen Verhältnisse, und ward leider enttäuscht; denn ich hatte jeden meiner Landsleute gleich mir - von dem Gefühle beseelt vorausgesezt, Alles aufopfern zu müssen, was zur Rettung des Vaterlandes dienen könne. Ich erwartete mit Zuversicht, die ganze magyarische Bevölkerung Ungarns müsse und werde wie Ein Mann aufstehen, sobald es gilt, den heimatlichen Boden, sammt Allem, was ihn uns lieb und theuer macht, zu vertheidigen. Allein schon die Entstehung der mobilen Nationalgarden hatte ihren Grund in einem allgemeinen moralischen Gebrechen der Nationalgarden überhaupt, dessen tragikomischer Einfluß auf den Gang der Kriegsereignisse eine unversiegbare Quelle zahlloser, gelungener, wenngleich unwillkürlicher Parodien auf die Traditionen der ungarischen Heroenzeit zu werden drohte.

Den Familienvätern wie den Besizenden unter den Nationalgar

den schien es höchst bedenklich, den eigenen Herd zu verlassen, um den der Feindesgefahr näher liegenden Mitbürger zu vertheidigen. Mit ehrfurchtgebietendem Pathos auf die weit heiligern Pflichten der Erhaltung ihrer eigenen werthen Person hinweisend, versagten sie beharr lich den Ausmarsch gegen die Feinde des Vaterlandes; und wenn ihre Mobilisirung zuweilen dennoch gelang, dann hatte das Land mehr Schaden als Nußen davon; denn die Kosten eines solchen Aufgebotes waren gegen die einer geregelten Truppe unverhältnißmäßig groß, die Leistungen dagegen ebenso unverhältnißmäßig klein, ja fast null.

Diese Erfahrungen hatten das Ministerium auf den Gedanken. gebracht, die persönlichen Obliegenheiten der einzelnen Nationalgarden theils auf Andere übertragbar, theils in Geld und Geldeswerth für den Staat verwerthbar zu machen. Jedem Nationalgarden-Bataillon, welches z. B. die Verpflichtung gehabt hätte, mit seinem ganzen Contingent sechs Wochen vor dem Feinde zu dienen, ward bewilligt, nur einen Theil seines Contingents aber auf verhältnißmäßig desto längere Zeit ins Feld zu stellen. Diese Partialcontingente der Nationalgarde - Bataillone bestanden sodann aus Freiwilligen und wurden auch danach Freiwillige Mobil - Nationalgarden" genannt. Der Name des Kreises, von welchem sie gestellt waren, ergänzte die Be

nennung.

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Unter dem Collectivausdrucke, Freiwillige" verstand man natürlich auch die Unfreiwilligen, d. i. diejenigen aus den ärmern Schichten der Bevölkerung, welche nach dem Loose zwangsweise ausgehoben wurden.

Szolnok liegt im Kreise diesseits der Theiß. Der Voranschlag für dessen Contingent an mobilen Nationalgarden war auf beiläufig 5000 Mann entworfen, die, wie es hieß, schon kampflustig bereit ständen, um nur rangirt, etwas abgerichtet, und gegen den Feind geführt zu werden. Allein von diesen officiell ausgewiesenen 5000 Mann brachte ich im Laufe eines Monats mit harter Mühe kaum 700 zusammen, und unter diesen kaum 100 wirklich Freiwillige. Das also war mein Contingent, als ich Ende September den Befehl erhielt, die Donau

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insel Csepel unterhalb Ofen Peft zu beseßen, und einen allfälligen Donau-Uebergangsversuch des k. k. F.-M.-L. Ban Jellachich, oder seines Hilfscorps unter den f. k. Generalen Roth und Philippovich um jeden Preis zu vereiteln.

Bevor ich zu der Schilderung meines erst von diesem Zeitpunkte an zu einiger Bedeutung gelangenden Wirkens schreite, erscheint es mir nothwendig, die Beziehungen, in welchen ich damals zu den politischen Fragen des Tages gestanden, zu erörtern.

Der März 1848 brachte für Gesammt - Ungarn, auf Grundlage der alten Verfassung, ein unabhängiges verantwortliches Ministerium. Dieses galt als Executivgewalt wie für das eigentliche Ungarn, so auch für alle unter der ungarischen Krone vereinigten Provinzen, ohne Unterschied der Nationalität ihrer Bewohner. Dieses Ministerium hatte die Sanction Sr. Majestät des Königs Ferdinand V. von Ungarn. Auf den Aufruf dieses Ministeriums trat ich in die Reihen der neu errichteten ungarischen Truppen. Auf die Verfassung, deren Aufrechthaltung die erste Pflicht dieses Ministeriums sein mußte, waren bereits alle e.x die innerhalb Ungarns Grenzen dislocirten k. k. Truppen ungarischer Nationalität Beeidet. Denselben Eid leisteten auch die neu organisirten ungarischen Wehrkörper. Diese Verfassung so weit ich deren Einfluß auf das Wohl meines Vaterlandes zu beurtheilen im Stande war sagte mir vollkommen zu; und es war das natürlichste aller Gefühle, welches mich drängte für dieselbe einzustehen. Alle Versuche der von nichtmagyarischen Stämmen bevölkerten Provinzen, die Abänderung dieser Verfassung auf einem andern als dem gesetzlich parlamentarischen Wege anzustreben, zählten, als auf Umwälzung der bestehenden Staatsform abgesehen, zu den Verbrechen des Hochverrathes.

Ob übrigens die österreichische Monarchie, bei der Isolirung der ungarischen Ministerien namentlich der des Krieges und der Finanzen — von der für die übrigen Provinzen constituirten Regierungsgewalt in Wien, ihre frühere Bedeutung als europäische Großmacht noch ferner werde bewahren können; und ob nicht Ungarn, die Garantien dieser Bedeutung, als Hauptbedingniß seines eigenen Bestandes,

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