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Sechzehntes Capitel.

Das Armcecorps von der obern Donau.

Offensive gegen F.-M.-L. Simunich.

Unterbrechung derselben durch F. M.-L. Csorich.

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Zur Charakteristik des Obersten

Grafen Guyon. Ich bestehe auf der Fortschung der Offensive gegen F. - M.-L. Simunich. — Der Chef des Generalstabs motivirt die Salvirung des Corps von der obern Donau in die Bergstädte, und dringt durch.

Das Armeecorps von der obern Donau, nach den Ausweisen 15-16000 Mann stark, erhielt in Waizen eine neue Eintheilung in vier Divisionen: zwei Flügeldivisionen, eine Division des Centrums und eine der Reserve.

Oberst Aulich commandirte die rechte Flügeldivision, Oberst Kmety die Division des Centrums, Oberst Graf Guyon die der Reserve; die Führung der linken Flügeldivision ward gleichfalls einem HonvédObersten anvertraut.

Jede Division bestand aus zwei Brigaden, unter besondern Brigadecommandanten.

Es waren diese Divisionen einander an Stärke nahezu gleich und auch in der Art ihrer Zusammensegung aus den drei Waffengattungen (Fußvolk, Reiterei und Geschüßen) wenig voneinander verschieden.

Die Division des linken Flügels wurde für sich allein von Waizen längs der Donau bis an die Eipel (Ipoly), dann aber in nordwestlicher Richtung, und zwar auf der kürzesten Linie, gegen Tyrnau dirigirt. Gleichzeitig bewegte sich die Division des rechten Flügels über Rétság,

Nagy-Oroszi, Szántó, Lévencz (Léva), Verebély, gegen das zu entsezende Fort Leopoldstadt an der Waag. Dem rechten Flügel folgte in Abständen eines Tagemarsches das Centrum und die Reserve.

Durch die Detachirung der linken Flügeldivision zwischen die Festung Komorn und das um Leopoldstadt concentrirte feindliche Corps sollte die Aufmerksamkeit des leztern zuerst auf die von Süden her drohende Gefahr abgelenkt und es verleitet werden, unserm östlichen Hauptangriffe Blößen zu geben.

Am 10. Januar erreichten die beiden Flügeldivisionen, die rechte bei Verebély, die linke zwei Meilen südlich von diesem Orte, das ZsitvaFlüßchen, die Division des Centrums mit dem Hauptquartiere Lévencz, die der Reserve Szántó.

Die rechte Flügeldivision (Aulich) war die Vor-, die Division der Reserve (Guyon) die Nachhut des Armeecorps.

Am genannten Tage stieß die Division Aulich bei ihrem Einmarsche in Verebély auf die Vortruppen des feindlichen Corps unter F.-M.-L. Simunich, während die Division Guyon eben bei ihrem Ausmarsche aus Ipolyság von dem zu unserer Verfolgung beorderten feindlichen Corps des F.-M.-L. Csorich eingeholt und angegriffen wurde.

Ueber beide Ereignisse trafen die Meldungen fast gleichzeitig in meinem Hauptquartiere zu Levencz ein.

Oberst Graf Guyon, zu schwach, um den feindlichen Angriff abschlagen, hatte sich demselben bald durch schleunige Fortsegung seines Marsches bis Szántó mit geringem Verluste entzogen.

Am 11. Januar rückte die linke Flügeldivision von dem Flüßchen Zsitva bis Komjáthi am Neutra-Flusse vor; die übrigen drei Divisionen des Armeecorps sollten in ihren Stationen Verebély, Lévencz und Szántó Rasttag halten.

Ich verließ am Morgen dieses Tages Lévencz, um nach Szántó zu reiten und über den bei Ipolyság stattgefundenen Conflict Umständlicheres zu erfahren. Unterwegs vernahm ich von Szántó her einige Kanonenschüsse. Ich mußte voraussehen, daß die Division Guyon wieder angegriffen worden, und beschleunigte meinen Ritt.

Etwa eine halbe Stunde von Szántó fand ich die Division Guyon

in einer Defensivstellung à cheval der Straße, den Angriff des Feindes obschon sich dieser nirgend blicken ließ erwartend. Die vernommenen Kanonenschüsse hatten einem Transport unserer eigenen Rekruten gegolten, welcher querfeldein auf die Division losmarschirte, um sich ihr anzuschließen.

Oberst Graf Guyon war zwar ein sehr tapferer, aber ebenso unwissender Offizier. Ohne auch nur eine einzige Patrouille von Szántó gegen Ipolyság ausgesendet zu haben, welche ihm längst die verläßliche Nachricht hätte bringen können, daß der Feind noch immer in Ipolyság stehe: hatte Oberst Graf Guyon der ungegründeten Befürchtung Raum gegeben, er werde auf das hartnäckigste verfolgt, war mit Tagesanbruch von Szántó gegen Lévencz aufgebrochen, und glaubte sich zu einem Kampfe auf Leben und Tod eben an jener Stelle vorbereiten zu müssen, wo ich ihn, den Feind vergebens erwartend, antraf. Die erwähnten Rekruten hatte er für eine feindliche Umgehungscolonne angesehen. Die wenigen Schüsse, welche er auf sie machen ließ, reichten vollkommen hin, die armen Teufel zufällig in das Thal hinabzuscheuchen, welches zwischen seiner Stellung und dem Abhange lag, auf welchem sie eben marschirt waren. Allein Oberst Graf Guyon nahm diese Bewegung für einen verzweifelten Angriffsversuch auf seine Stellung, bis ihm endlich einige freiwillige Husaren, welche auf die Rekruten einhauen sollten, aus dem Traume halfen.

Während Oberst Graf Guyon in seiner Stellung zwischen Szántó und Lévencz den Feind erwartete, konnte dieser unbemerkt von Ipolyság aus den kürzesten Weg über Németi nach Schemnig (Selmeczbánya) einschlagen und den District der Bergstädte ohne Schwertstreich beseßen, oder er konnte in Ipolyság von seinen legten forcirten Märschen einen oder auch zwei Tage lang ausrasten, und den tapfern Obersten Grafen Guyon seine höchst unzweckmäßig gewählte Position vorläufig gegen die Langeweile behaupten lassen.

Nachdem ich dies dem Obersten Grafen Guyon mit Nachdruck zu Gemüthe geführt hatte, beorderte ich seine Division in die nächsten an der Straße gegen Lévencz gelegenen Ortschaften zurück, damit sie bei einem etwa doch noch im Laufe des Tages auf ihre Cantonnirung

erfolgenden feindlichen Angriffe von der in Lévencz stationirten Division Kmety desto rascher unterstüßt werden könne.

Der besondere Zweck unserer von Waizen aus begonnenen Operation war, wie ich dies schon in meiner Proclamation angedeutet hatte, die Offensive gegen das feindliche Corps unter F.-M. - L. Simunich und zunächst der Entsaz des von diesem blockirten Forts Leopoldstadt an der Waag.

Ueber die Unhaltbarkeit dieses Forts Bombardement

selbst gegen ein bloßes wurde ich leider erst in Raab aufgeklärt, als es bereits zu spät war, die Besagung und Armirung aus demselben ungefährdet zurückzuziehen. Dies sollte nun nachträglich durch den Entsaß des Forts ermöglicht werden.

Die feindliche Detachirung des F.-M.-L. Csorich in meinem Rücken machte nun obschon wir etwas Aehnliches erwartet, ja bei unserm ercentrischen Rückzuge von den Hauptstädten, wie erwähnt, eigentlich ganz besonders darauf gerechnet hatten meine Offensive gegen F. - M.-L. Simunich zu einer halsbrecherischen Aufgabe.

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Nichtsdestoweniger bestand ich auf der Lösung derselben, bis es endlich den wohlbegründeten Vorstellungen meines neuen, an die Stelle des für diesen Posten ungeeigneten Oberstlieutenants (frühern Major) Pusztelnik ernannten Generalstab-Chefs gelang, mich zur Wahl eines andern Operationsobjectes zu bestimmen.

Dieser nämlich drang in mich, zu bedenken:

Daß die leitende Idee unsers Zuges gegen Norden, „die Ablenkung der feindlichen Hauptmacht von der Theiß, um die Organisirung neuer Truppen hinter diesem Flusse möglich. zu machen", als Grundgedanken die Erhaltung des Armeecorps vorausseße.

Daß wir, um beiden zu genügen, uns auf bloße Demonstrationen beschränken, jedem, die Eristenz des Corps gefährdenden, wirklichen Kampfe ausweichen müßten.

Daß, wenn uns der Entsaß von Leopoldstadt am Ende doch mislänge: wir, im Norden, Often und Westen von siegeszuversichtlichen feindlichen Corps umringt, gezwungen würden, unsern Rückzug gegen Süden

nach der Festung Komorn zu nehmen, oder uns zwischen Gran (Esztergom) und Komorn auf das rechte Ufer der Donau hinüberzuschlagen. Im erstern dieser beiden Fälle aber liefen wir Gefahr, die Besaßung jenes wichtigsten Bollwerkes im Lande weit ärger zu entmuthigen, als dies in Folge der engsten Cernirung desselben der Fall wäre: im leßtern hingegen würden wir vollends die größten Gefahren über unser eigenes Corps herauf beschwören.

Daß somit die nachtheiligen Folgen des fehlgeschlagenen Versuches, Leopoldstadt zu entseßen, im auffallenden Misverhältnisse zu den Vortheilen stehe, welche uns der gelungene Entsaß im günstigsten Falle böte.

Daß bei der eben eingenommenen Stellung der feindlichen Corps, der Entsaz von Leopoldstadt fast ohne aller Tragweite sei.

Daß ja derselbe im Sinne der leitenden Idee unsers Zuges gegen Norden, eben nichts Anderes als der Beginn jener Demonstrationen sein sollte, mit welchen wir „die feindliche Hauptmacht von der Theiß abzulenken" gedachten.

Daß die Befreiung der Leopoldstädter Besaßung, und die Verstärkung unsers Armeecorps durch dieselbe, nur Nebenzweck, gleichsam nur eine willkommene Beigabe zu den Vortheilen sei, welche unserer Sache aus der Realisirung jener Idee entsprössen.

Jene Idee meinte der Chef meines Generalstabs ferner sei aber nun bereits realisirt, da der Feind noch früher in die Falle ging, als wir dies, ohne ihn zu misachten, vorausseßen

fonnten.

Der Zeitpunkt der höchsten Gefahr für unsere Sache, sei glücklich vorüber: denn eine feindliche Offensive von Pest aus gegen Debreczin wäre, nach der Entsendung des F.-M.-L. Csorich auf die Fährte meines Armeecorps, kaum mehr zu fürchten.

Ich könne also unmöglich verkennen, daß nunmehr unsere nächsten Operationen einzig und allein auf die Rettung des Armeecorps aus einer Lage berechnet werden müssen, welche schon jest bedenklich genug sei, um die Eristenz desselben in Frage zu stellen. Diesem Zwecke müsse, wenn nothwendig, selbst die Besazung des Forts Leopoldstadt geopfert werden. Wie groß dies Opfer auch scheine, jeder Versuch die Besazung

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