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schober noch immer unversehrt da: und schon war innerhalb des Kanals, wie wir mit eigenen Augen sahen, eine feindliche Cavalerieabtheilung von der Nordseite in Altenburg eingedrungen und eben im Vorrücken gegen Wieselburg begriffen. Es galt ein Wagestück, um auch diese ungeheuren Heuvorräthe zum Nachtheile des Feindes zu vernichten. Zwölf Husaren unternahmen dies freiwillig; sie seßten mit Lebensgefahr über den Kanal, und steckten, troß der Nähe des Feindes, alle Heuschober rasch in Brand. Ein Gleiches geschah, noch vor unserm Abmarsche vom Schlachtfelde, bei einigen gegen die Hanság zu gelegenen Gehöften.

Am Morgen des 18. waren meine Truppen noch im höchsten Grade niedergeschlagen: der Abend fand sie voll guten Muthes. Sie hatten den Feind fliehen gesehen, und von der siegreich behaupteten Wahlstatt traten sie den fernern Rückzug gegen Raab in der besten Stimmung an. Diesen für uns zu jener Zeit höchst wichtigen Vortheil dankten wir einzig und allein dem glücklichen Zufalle, daß der feindliche Commandant diesmal für eine bloße Recognoscirung etwas zu viel, für ein ernstes Engagement dagegen etwas zu wenig Kampflust disponibel hatte.

Wir erreichten noch vor Mitternacht Hochstraß (Öttevény) und am folgenden Tage (den 19. December) Raab.

Die zunächst der Hauptstraße gelegenen, durch unsere Patrouillen entdeckten Heu- und Getreidevorräthe wurden während dieses Rückzuges gleichfalls durch Feuer vernichtet, damit der Feind durch die Nothwendigkeit, die dringendsten Bedürfnisse stets durch weite Zufuhren zu decken, in seiner Vorrückung fortwährend aufgehalten werde.

Bald erkannten wir indessen das Misverhältniß des übergroßen Schadens für die Bewohner des Landes zu dem geringen Nußen, welcher der Landesvertheidigung in Folge dieser harten Maßregel zu Gute fam, und ließen von fernern Verwüstungen ab.

In Raab war mittlerweile die erfreuliche Nachricht eingetroffen, daß es den, seit dem 16. vermißten Parendorfer Infanterie- und Artillerieabtheilungen dennoch gelungen sei, sich nach nothdürftiger Herstellung der zahlreichen zerstörten Brücken des Pamhagner Dammes,

auf die Dedenburg-Raaber Straße zu retten; da die schon am 15. bis Dedenburg vorgedrungene feindliche Colonne im Laufe des 16. noch immer nicht weit genug vorgerückt war, um bei Eszterháza das Debouchiren der Flüchtigen auf die genannte Straße unmöglich zu machen.

Dreizehntes Capitel.

Raab ohne Schwertstreich geräumt. — Arrièregarde-Gefecht bei Bábolna — Vértesi hegyek. Bertheidigungsplan. Enttäuschungen. General Perezel bei Moor geschlagen. Offensiv Dispositionen gegen den Sieger Perezel's. Rückzug gegen Ofen.

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Der Präsident Kossuth schrieb mir nach Raab, ich solle diesen Punkt mindestens nicht vor zehn Tagen aufgeben. Er hatte sich hierbei an den Unrechten gewendet. Zu bestimmen, wie lange Raab in unserer Gewalt bleiben solle, hing bei der Ueberlegenheit der feindlichen Macht einzig und allein von dem Gutdünken des f. f. F.-M. Fürsten Windisch - Gräß ab. Diesem beliebte es, den Angriff auf Raab bis zum 27. zu verschieben und so ging zufällig der Wunsch des Präsidenten, nach dem Datum seines erwähnten Schreibens gerechnet, in Erfüllung.

Welche Idee übrigens diesem Wunsche zu Grunde gelegen, ist mir auch in der Folge nicht klar geworden.

Am 26. Abends lief von den nördlichen Vorposten in der Kleinen Schütt (Szigetköz) die Meldung in meinem Hauptquartiere zu Raab ein, daß eine starke feindliche Umgehungscolonne von Zámoly her, längs der großen Donau, schon soweit vorgerückt sei, daß sie die Raab-Gönyöer Straße (eine unserer Rückzugslinien) zunächst bedrohe. Das gleiche feindliche Manoeuvre stand südlich von Raab zu erwarten. Ich erkannte nun die Nothwendigkeit, noch vor Anbruch des nächsten Tages

Raab zu räumen, und den Rückzug gegen die Hauptstädte in zwei Colonnen anzutreten. Zwei Drittheile des Corps mit dem Hauptquartiere wurden auf die sogenannte Fleischhackerstraße, ein Drittheil über Gönyö nach Dotis (Tata) dirigirt. Die Poststraße längs der Tonau mußte für den von Preßburg über Komorn nach den Hauptstädten ziehenden Armeetrain und dessen Bedeckung freigelassen werden.

Es war in der That die höchste Zeit zur Räumung von Raab gewesen, wenn anders meine Absicht, unsere Streitkräfte für den leßten entscheidenden Kampf vor Ofen aufzusparen, noch erreicht werden sollte; denn die von Raab über Gönyö retirirende Colonne wurde bereits eine kurze Strecke hinter Raab von der feindlichen Umgehungscolonne angegriffen und konnte erst, nachdem sie den Angriff zurückgeschlagen hatte, ihren Rückzug ungehindert fortseßen.

Zum Erfassen der eben angedeuteten Absicht wurde ich gedrängt durch die heldenmüthige Erklärung der Regierung: sie werde sich unter den Trümmern von Ofen begraben lassen. Ein ähnliches Gelüsten nach den Trümmern von Raab hatte ich zwar durch die Vorstellung, daß Raab noch nicht Ungarn sei, glücklich bekämpft. Aber die Zähigkeit, mit welcher Kossuth schon an dieser leßtern Idee festhalten zu wollen schien, berechtigte mich zu der Vorausseßung, daß die Regierung wirklich zu einem legten entscheidenden Kampfe vor Ofen entschlossen sei, und ich glaubte diesem hochherzigen Entschlusse selbst meine eigene Ansicht unterordnen zu müssen, nach welcher, wie ich dies schon in Preßburg ausgesprochen hatte, der Siz der Regierung hinter die Theiß zu verlegen ge= wesen wäre.

Die erste Marschstation unserer Hauptcolonne war Bábolna und Concurrenz.

Mit dem Frühesten des folgenden Tages des 28. December sollte der Rückzug wieder fortgesezt werden. Allein genaue Einhaltung der Dispositionen gehört bei einer Streitmacht, welche größtentheils aus noch jungen, wenig disciplinirten Truppen besteht, zu den Seltenheiten. So wurden auch am 28. früh die Abmarschstunden nicht eingehalten. Die Arrièregarde mußte vor Bábolna auf das Abrücken einiger noch

zum Gros gehörigen verspäteten Abtheilungen warten, und wurde da selbst von einem feindlichen Verfolgungscommando ereilt.

Der Commandant der Arrièregarde, die Gefahr erkennend, welche ihm drohte, wenn er vor dem Eingange eines Défilé, wie die Straße durch Bábolna, ein ernstes Gefecht annähme, beorderte seine Artillerie und Infanterie auf Geschüßertrag hinter das Dorf zurück; von der Cavalerie aber sollte die eine Hälfte dem Feinde den Eingang in das Dorf so lange verwehren, bis die andere Hälfte, den Geschüßen und der Infanterie folgend, sich auf Attaquedistanz rückwärts des Ortes aufgestellt hätte.

Allein an diesem Unglückstage fehlte selbst den sonst braven Husaren das Herz auf dem rechten Flecke. Sie rissen aus, ohne die feindliche Attaque abzuwarten, stürzten sich auf die noch immer im Marsche begriffenen Abtheilungen der Infanterie und die Geschüße, brachten die erstern in Unordnung, machten die Pferde der leßtern scheu und entmuthigten vollends alle Abtheilungen der Nachhut. Vergebens warf sich der Arrièregarde - Commandant den Fliehenden entgegen; vergebens munterte er die Infanterieabtheilungen zum geschlossenen Beisammenbleiben und kräftigen Widerstande auf; ein panischer Schrecken lähmte jegliche Thatkraft. Ehe noch die feindliche Cavalerie aus Bábolna debouchirte, hatten die Bataillone bereits alle Haltung verloren; zwei davon retteten sich in zerstreuter Flucht auf coupirte Terrainstrecken, das dritte wurde von der feindlichen Reiterei eingeholt und theils zusammengehauen, theils gefangen genommen.

Die Husaren jagten unaufgehalten bis an den Czonczóbach bei Nagy - Igmánd zurück. Erst dieser mit seinen theils steilen, theils fumpfigen Ufern vermochte der wilden Flucht eine Grenze zu seßen. Außer dem genannten Bataillon verloren wir auch noch einen Pulverkarren.

Das Gros mit dem Hauptquartiere erreichte an diesem Tage Felsö- Gálla, die Arrièregarde Bánhida, am nordwestlichen Abhange jener Bergreihe, welche als Fortsetzung des Bakonyer Waldes, unter mehrfachen Windungen in nordöstlicher Hauptrichtung bis an die Donau bei Visegrád hinziehend, den Namen „,Vértesi hegyek" trägt.

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