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bespannung! Das Traurigste aber an der Sache ist, daß wir nicht einmal Hoffnung haben, unsere Pferde bald wieder in guten Stand zu bringen; denn das Heu ist schlecht, und der Hafer auch nicht der beste! Unmöglich ist ein derartiger Krieg, weil man kaum ein Bataillon auch nur eine Station weit marschiren lassen kann, ohne daß es einen langen Schweif von Fuhrwerken nach sich zöge; nun ist aber die wesentlichste Anforderung, welcher die sogenannten «Guerrilla - Abtheilungen» entsprechen müssen, die leichte Beweglichkeit. Zu sogenannten Ueberfällen, welche nur auf kurze Distanzen geschehen, steht der Feind zu ferne.".

(In demselben Schreiben beleuchte ich unsere precäre Lage in der angenommenen Grenzstellung umständlich, wie folgt:) *)

Preßburg kann meiner Ansicht nach, soll die Besazung nicht geopfert sein, nur so lange vertheidigt werden, als einerseits Nádas, andererseits Parendorf, Gattendorf und Kittsee in unserer Gewalt bleiben.

,,Die Brigade bei Nádas hält sich so lange, bis der Feind sie mittels einer weiten Umgehung im Rücken bedroht, oder den Uebergang an Ort und Stelle forcirt, oder (wenn keiner dieser Fälle eintreten sollte) endlich so lange, als nicht Preßburg von uns aufgegeben wird, welches (die Eröffnung der feindlichen Offensive mit einem isolirten Angriff auf Preßburg vorausgesezt) unfehlbar geschehen müßte, sobald es dem Feinde gelungen, die erste der Redouten einzunehmen; denn theils würde ich dann auf unsere noch jungen Soldaten nicht mehr rechnen können, theils sind die rückwärtigen Redouten noch gar nicht hinreichend zur Vertheidigung hergerichtet.

Mit Preßburg fallen freilich auch die nordwestlichen Comitate; jedoch Alles vergebens! Mit meinem kleinen Heere darf ich mich schlechterdings in keinen Grenzkrieg einlassen; es wäre denn, daß ich dasselbe stückweise, und mit ihm zugleich das Vaterland preisgeben wollte. Dies ist meine Ueberzeugung!

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*) Die Säße in Parenthese fehlen im Originalconcepte; sie sind blos zur Erleichterung des Verständnisses der citirten Stellen eingeschaltet.

„Ich bedaure sehr, geehrter Herr Präsident, daß diese meine Ueberzeugung Ihren Ahnungen vom «Guerrillakriege» geradezu entgegensteht. Wie herzlich gern würde ich mich zur Ausführung aller Ihrer Andeutungen verstehen, wenn dies bei den bestehenden Raumverhältnissen nur irgendwie möglich wäre.

,,Das Defilée von Nádas nennt man einen Paß, welcher mit leichter Mühe ungangbar gemacht werden könne. Seit sechs Tagen wird mit bedeutenden Kräften, unter dem Schuße einer starken Brigade, hieran gearbeitet, und das ganze Resultat besteht darin, daß, wenn dieser Punkt heute von uns verlassen wird, der Feind binnen zwei Tagen den Weg wiederherstellt. Und in einigen Tagen muß dieser Punkt geräumt werden; denn die Mannschaft kann die Strapazen schon jezt kaum mehr ertragen. Ein Drittheil der Brigade ist undienstbar wegen Mangel an Fußbekleidung; 500 Mann sind bereits frank. Die Hälfte der Dienstbaren steht immer auf Vorposten, bei Tag und Nacht unter freiem Himmel, und nicht einmal die Honvéd-Soldaten haben Tuchkleider."

(Folgt meine Unterschrift.)

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Elftes Capitel.

Barum ich nicht schon in Preßburg vom Obercommando entfernt worden. Barum ich nicht freiwillig abgedankt. Ob und warum ich nicht die Dictatur für mich angestrebt habe. Ein Privatbrief. Die Schanzenbauten bei Presburg, bei Wieselburg und Die Sache Ungarns im Spätherbste 1848 und die regulären Truppen.

Raab.

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Erwägt Erwägt man die zahlreichen Controversen, welche zwischen dem Landesvertheidigungs-Ausschusse und mir schon in der ersten Zeit meiner Wirsamkeit als Armee-Obercommandant obwalteten, die kategorische Sprache, mit welcher ich für meine Ueberzeugungen einstand, und die Leichtigkeit der Voraussicht, daß von einer solchen Sprache zur That nur ein kleiner Schritt mehr übrig sei: so drängt sich unwillkürlich die Frage in den Vordergrund, warum mich wohl die revolutionären CivilMachthaber Ungarns nicht damals schon vom Obercommando der va= terländischen Armee entfernten?

Die Antwort hierauf liegt vielleicht in dem Umstande, daß die geschicktern und erfahrenern Militärs die Uebernahme des Obercommandos beharrlich ablehnten, während die danach Lüfternen das Vertrauen der Regierung in noch minderm Grade besaßen als ich.

Wesentlich mag wohl auch die Entschiedenheit, mit welcher der bei der Armee anwesende königliche Commissär Csányi, als früherer Militär mit meinen Ansichten meistens einverstanden, der Regierung gegenüber seine allezeit gewichtige Autorität zu meinen Gunsten in die Wagschale

warf, dazu beigetragen haben, daß mir das Armee-Obercommando auch fernerhin noch anvertraut blieb.

Eine andere Frage wäre: was wohl mich troß der erwähnten Controversen abgehalten haben mochte, vom Armee-Obercommando freiwillig abzutreten.

Die Antwort auf die Frage liegt klar und deutlich in jenen Beweggründen ausgesprochen, von welchen ich mich bestimmen ließ, das Armee - Obercommando überhaupt anzunehmen.

Die Hindernisse, welche Haupt, Rumpf und Schweif des Landesvertheidigungs-Comité meinem aus klarer Ueberzeugung dessen, was Ungarn Noth that, hervorgegangenen Streben bereits damals entgegenthürmten, waren noch immer nicht groß genug, um mich zu entmuthigen. Von der Eristenz jener politischen Tendenzen Kossuth's aber, welche er fünf Monate später so überraschend mir enthüllte, hatte ich damals noch keine Ahnung. (Es scheint sogar sehr problematisch, daß Kossuth selbst schon damals auch nur eine blasse Idee von dem gehabt, was ihm fünf Monate später zur Rettung des Vaterlandes so unerläßlich geschienen.)

Mein politischer Scharfblick reichte in dieser Zeit nicht weiter, als bis zur Erkenntniß jener der Verfassung meines Vaterlandes feindlichen Absichten, welche jenseits der Lajtha gehegt wurden. Und diese Absichten waren ja aus ihrer abgenügten constitutionellen Scheinhülle bereits so weit herausgetreten, daß selbst derjenige Theil der Nation sie mit Leichtigkeit zu erkennen vermochte, welchem die Schwielen an den Händen, von der legten Robot, erst unlängst vergangen waren.

Wenn aber eben dieser Theil der Nation jene Absichten dessenungeachtet nicht erkannte, oder selbst nachdem er sie erkannt hatte, dem Kampfe für die Wahrung der ihm im Traume bescheerten Güter noch immer abhold blieb: so waren dies nur die betrübendsten Belege für den schädlichen Einfluß des bisherigen Unterthänigkeitsverhältnisses auf die geistige und sittliche Entwickelung des überwiegend größten Theiles der Bevölkerung meines Vaterlandes, und jener Kampf eben deshalb auch dann noch hinreichend vor meinen Augen gerechtfertigt, wenn all sein Erfolg allein darauf beschränkt bliebe, die Wiederherstellung

des alten Unterthänigkeitsverhältnisses vor der Hand unmöglich zu machen.

Selbst in diesem ungünstigsten Falle jedoch hatte der Kampf noch eine andere höhere Bedeutung.

Was in Wien seit drei Jahrhunderten mit traditioneller Conse quenz angestrebt worden, Ungarn zu einer eroberten Provinz Desterreichs zu metamorphosiren: auf das hauptsächlich schien es auch jest bei den großartigen Rüstungen jenseits der Lajtha abgesehen. Der Staat Ungarn sollte nun endlich die mannichfachen Unbequemlichkeiten, welche seine, obschon nur faute de mieux preiswürdige, alte Verfassung den verschiedenen Landesvätern und ihrem Haus- Hof- und Staatsgesinde verursacht hatte, durch seine factische Vernichtung büßen. Diese war leider zum Theil schon durch den mehrjährigen nationalen Uebermuth der specifischen Magyären sehr günstig vorbereitet. Es galt nunmehr, so mochte es den Herren jenseits der Lajtha gedünkt haben, nur noch den Gnadenstoß zu führen.

Die Nation war es ihrer Ehre schuldig, diesen nicht in sclavischer Demuth, etwa gar auf den Knien, mit ge= beugtem Nacken zu erwarten.

Ich schien vom Geschicke zu einem ihrer leßten Führer auserschen; und obwohl sonst nichts weniger als nationaler Schwärmer, ward ich, bei der Großartigkeit der Situation, von der Idee, meine persönliche Ehre als freier Mann mit jener der Nation zu identificiren, dennoch so ganz und gar erfüllt, daß sie sich rasch zur leitenden in mir gestaltete.

Diese Idee war es vorzugsweise, welche mir nicht selten die Anwendung unerbittlich strenger, ja sogar harter Maßregeln als Pflicht erscheinen ließ; und vielleicht hatte bei alledem eben das unwillkürliche Durchbligen dieser Idee durch das geheimnißvolle Dunkel, welches bei meiner namentlich in Augenblicken der Entscheidung auffallenden Schweigsamkeit - - über den Motiven meiner Handlungen ausgebreitet lag, jene fast abergläubische Zuversicht ins Leben gerufen, mit welcher die über ihre trostlose Lage durch Kossuth sammt Anhang so consequent bis zum leßten Augenblicke getäuschte Nation auf mich, den Retter

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