Графични страници
PDF файл
ePub

3wölftes Kapitel.

Die Versuche des Königs Karl II. von England für die Befreiung Wilhelms von Fürstenberg bis zur wirklichen Eröffnung des Kongresses von Nymwegen. - Franz Egons Schritte und Rotenwech= sel in Bezug auf das Repräsentationsrecht bei demselben.

Inzwischen hatte jedoch auch der, von der französischen

Partei sich entfernende K. Karl II. seine Bemühungen mit jenen des schwedischen Hofes vereinigt, sowohl, um die Wahl eines anständigen Kongreßortes, als die Befreiung des Prinzen Wilhelm zu erwirken. Breda, von Ludwig vorgeschlagen, wurde, wie wir schon oben gemeldet, von der Republik verworfen; nach ihm kamen Hamburg, Frankfurt und Meurs, ja sogar einige Schweizers städte in Vorschlag. Lettere verbat sich jedoch Ludwig XIV. aus der scheinbar-zarten Besorgniß, die Nähe der französischen Grenze möchte die theilnehmenden Mächte zu viel Unsicherheit erblicken lassen. Der König erklärte auch zuleht, daß er die meisten von Schweden vorgeschlagenen Orte, wegen zu befürchtender Wiederkehr des skans dalösen Auftritts zu Köln, nicht annehmen könne, daß übrigens jede Stadt oder Insel ihm gleichgültig sey, so sie nur nicht innerhalb des kaiserlichen Gebietes oder in den Provinzen Gröningen und Friesland, wegen allzugroßer Entfernung von Frankreich, gelegen. Einige Zeit

1

darauf verfiel man auf Nymwegen, als auf der teutschen und holländischen Grenze, und für keine Partei allzuweit entfernt.

Karl ließ sich durch das erste Mißlingen nicht abschrek ken; er erneuerte seine Schritte bei den Generalstaaten, und suchte sie dahin zu vermögen, daß Breda genehmigt würde, auf welches Ludwig besondern Werth zu sehen schien, und die schlimmen Gerüchte widerlegt werden könn ten, die man in Frankreich auf ihre Rechnung verbreitet. Sein Gesandter im Haag, der berühmte Sir William Temple, erhielt gemessene Befehle, alles dafür in Bewe gung zu seßen. Allein die Generalstaaten ließen durch Fas gel erwiedern dieselben Gründe, welche das Kabinet von St. Germain so sehr für Breda eingenommen, nåh men sie gegen diesen Ort ein; man ersehe nicht, warum eigentlich jenes Kabinet so sehr auf dieser Stadt beharre, und neutrale Städte sich nicht gern gefallen lasse; durchs aus müsse also etwas Geheimes darunter stecken. Gleichs wohl seyen sie geneigt, aus Rücksicht für Se. Großbrits tanische Majestät, nach Nymwegen Abgeordnete zu schicken; der Prinz von Oranien habe seine Zustimmung hiezu ers klårt; alle nöthigen Geleitsbriefe für die verschiedenen Minister sollten unverweilt ausgefertigt werden können.

Da die eine Schwierigkeit somit gehoben schien, han, delte es sich nur noch um die andere, wegen der Freiheit Wilhelms. Auch hiefür wußte man zu Whitehal Rath. Man bearbeitete den Gefangenen selbst, so wie dessen Bruder Franz Egon. Beiden wurden die eifrigsten Dienste und kräftigste Verwendung zugesichert, auf das Geding, daß sie ihre Persönlichkeit dem allgemeinen Besten zum Opfer bråchten, und freiwillig darauf verzichteten, die Befreiung als Pråliminarpunkt ferner voranzustellen und das Friedensgeschäft zu stören. Ja man muthete dem Bis

[ocr errors]

schof von Straßburg sogar zu, sich bei Ludwig XIV. selbst dahin zu verwenden. Der tüchtige Geschäftsmann Duckér, vermuthlich aus dem Geschlechte des weiland in Sachen Erzherzog Sigmunds zu Österreich-Tyrol so äußerst thåtigen und vom Oberst-Hofmeister K. Rudolphs II. Friedrich zu Fürstenberg, so nüßlich gebrauchten Diplomaten, das mals in gemeinschaftlichen Diensten Chur Kölns und des Bisthums Straßburg, ging zuerst nach London, und empfing daselbst vom englischen Kabinette allerlei Auftråge und Vollmachten, mit denen man ihn sofort nach Wien abfertigte. Karl II. ersuchte den Kaiser, diesen Mann, als Organ Franz Egons, des für Austrag der Wirren sø zärtlich besorgten, und, troß der Freundschaft für den gefangenen Bruder, in höherm Interesse sich selbst verleugnenden Fürsten, freundlich aufzunehmen, eine unmits telbare und zwanglose Unterredung mit Wilhelm - Egon ihm zu erlauben, und überzeugt zu seyn, daß er auf die Gefühle und Entschließungen desselben mit Erfolg wirken werde.

Zu gleicher Zeit richtete der König auch an den Gefangenen folgendes Schreiben :

[ocr errors]

»Mein Vetter! Der Herr Bischof zu Straßburg, Euer Bruder, hat, beseelt von wahrhaft christlicher und groß, müthiger Gesinnung, dahin sich bewegen lassen, nicht nur sein Interesse, welches er für Euere Befreiung trägt, eine Weile verstummen zu lassen, sondern selbst seine Vemühungen mit den unserigen zu verbinden, um den allers christlichsten König þahin zu bringen, daß dieser den Ehrenpunkt, auf welchem er bisher so fest bestanden, nåms lich Eure Freigebung, ferner nicht als unerläßliche Vors bedingung jeder Friedensunterhandlung geltend mache. Wir zweifeln keineswegs daran, daß nicht dieses große Hinderniß, welches bis zu gegenwärtigem Zeitpunkt die

[ocr errors][merged small]

Frage wegen eines wieder zu eröffnenden Kongresses stets hinausgeschoben hat, auch bei jenem Monarchen nicht fers ner vorwalten, sondern der von ganz Europa so sehnlich erwünschte Friede durch Segnung des Himmels endlich zukommen werde. Ihr könnt leicht entnehmen, welch hoher Ruhm Euch und Eurer Familie aus dem Umstand erwache sen dürfte, so viel dazu beigetragen zu haben, nämlich dadurch, daß Ihr einerseits Eure und ihre Interessen, welche den Frieden zu durchkreuzen im Stande, willig zum Opfer bringt, und andererseits Euern Einfluß bei dem allerchristlichsten Könige dahin verwendet, daß er zu ähnlichen Zugeständnissen sich bereit zeige. In dieser Vors aussetzung billigten wir höchlich den Entschluß Eueres Bruders, des Bischofs von Straßburg, den Herrn Ducker, Vorzeiger gegenwärtigen Schreibens, nach Wien zu schikken, um Euch Nachricht davon zu geben, und die Bitte des Erstern mittelst Briefe an den König von Frankreich zu unterstüßen, damit das glückliche Werk durch Euer Zuthun vollendet werde, falls die Wirksamkeit Eueres Bruders allein nicht hinreichen follte. So Ihr nun dazu Euch versteht wir wiederholen es werdet Ihr ersehen, welch hohe Ehre eine so fromme und ächtchristliche Großmuth an Eure und Eurer Familie Personen knüpft, und für mich wird es kein geringes Vergnügen seyn, für meine eigene Person einigermaßen dazu beigetragen zu haben.«

[ocr errors]

Der König gab jedoch dem Überbringer noch allerlei mündliche Aufträge und geheime Instruktionen; zugleich auch seßte man den Churfürsten von Köln durch Widmann, der in der wiener Entweichungsgeschichte mit angeführt worden, in Kenntniß.

Auf das Schreiben Karls II. antwortete K. Leopold I. in ganz eigenthümlichem Tone: dem Könige von Großbrittanien werde allerfreundlichst Dank erstattet für das

brennende Verlangen, welches er zu Wiederherstellung des allgemeinen Friedens bezeigt; Ducker habe eine sehr gnäs dige Audienz erhalten, und darin die Ansicht des Bischofs mitgetheilt, welche er von der Zweckmäßigkeit hege, daß sein Bruder bis zu Austrag des Friedens in des Kaisers Gewalt und in derselben Gewahrsam verbleibe, in welcher er gegenwärtig. Wie es dem Vischof jedoch mit dieser Ans sicht Ernst sey, erhelle leicht aus der Antwort, welche von ihm am 28. November an mehrere Fürsten und Churfürs ften des Reichs übermacht worden, und welche sich auch unter den Offenbriefen und Vollmachten des Königs von Frankreich vorfinde. Noch immer büfde darin dieser Kdnig Ihm, dem Kaiser, die Schuld des abgebrochenen kåls ner Kongresses auf, und Seine Ehre werde darin durch Redensarten verleßt, welche zumal im Munde von Königen höchst übel klingen, und deren stehen, der Hauptinhalt die Verhaftung des Prinzen Wilhelm gegen alles Völkerrecht sey. Die Bitten und Vorstellungen des Bischofs übten auf den König solchen Einfluß, daß er allerdings seine Gesandten nach Nymwegen schickte, nämlich in der Hoffnung, daß des Königs von England Majestät und die Generalstaaten, verbunden mit andern Churfürsten und Fürsten, ihre besten Dienste dazu anwentden würden, um, während der Unterhandlungen für den Frieden, zugleich auch die Befreiung des gedachten Prinzen zu erwirken.

`Wie sehr dem Bischof von Straßburg die persönliche Ehre und das Ansehen des Kaisers am Herzen gelegen, könne der König Karl auch aus dem Umstande entnehmen, daß jener mit in der Reihe von Personen aufgetreten, welche öffentlich und an mehr als einem Orte die bits tern Reben und Spittereien des Königs von Franke reich gegen Ihn, den Kaiser, gebilligt.

« ПредишнаНапред »