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Neuntes Kapitel.

Die schwedischen Vermittler und Gesandten für Wilhelm von Fürstenberg. Diplomatischer "Ros tenwechsel zwischen denselben und dem wiener Kabinet.

Dieses giftige Schreiben, ganz darauf berechnet, zwischen Österreich und dem eigentlichen Leutschland den Saamen des Mißtrauens und Hasses noch reicher auszusåen, als bisher geschehen, war ganz im Style jener Briefe und Broschüren, mit welchen die Französische Partei damals Europa überschwemmte und von denen die Schrift: »Verschwörung des Hauses Habsburg wider Leutschland und Europa« die gründlichste galt. Es wirkte um so nachdrücklicher, als alle Gründe des Rechts wider Leopold zu spres chen schienen. Am meisten fühlten sich die schwedischen Vermittler betroffen, sowohl durch die Umstände der That selbst, als durch die nächsten Resultate davon. Ohne Zös gern hatten sie an das Kabinet zu Stockholm ausführlichen Bericht und an den Gesandten Esaias Puffendorf in Wien den gemessensten Auftrag zugeschickt, das Möglichste zur Versöhnung beizutragen. Alle übrigen Botschafter wurden ebenfalls darum angegangen und die französischen Bes vollmächtigten so lang als thunlich von entscheidendem Schritte zurückgehalten. Das erste Memorial, () welches

(') • Memoriale Residentis Suedici, Esaice de Puffendorf, bei Lü. nig. S. 4 u. s, w,

der gewandte Puffendorf den Grafen von Kauniß und Sternberg übermachte, lautete also:

»Geheiligte kaiserliche Majestät! Gnädigster Herr! Da die, wie es allgemein heißt, auf Befehl einiger Hauptleute des granischen Regiments und auf öffentlicher Straße vors genommene gewaltsame Verhaftung und nachmals erfolgte gefängliche Abführung des zu den Friedensverhandlungen in aller Form beauftragten churkölnischen Bevollmächtigten und Gesandten, Herrn Landgrafen zu Fürstenberg, zu so vielen und wichtigen Fragen Anlaß giebt, daß die geringste daraus entstehbare Folge eine völlige Auflösung des Kon-'. gresses seyn dürfte, welcher durch die sehnsüchtige und flehentliche Stimmung aller Christen eröffnet und nicht ohne Hoffnung eines glücklichen Endergebnisses fortgeseßt worden war, so hielten es die von der königlich schwedis schen Majeståt, unserm allergnädigsten Könige, zum Vermittleramte abgeordneten und mit unbeschränkten Volls machten ausgestatteten, außerordentlichen Gesandten für ihre Pflicht, ohne Verzug so viel als möglich zu Abwens dung aller aus jenem Ereigniß zu befürchtenden Übel, sechs Lage nach jenem Vorfalle, nåmlich den 16. Februar, eie nen Edelmann an Euer k. Majestät General-Feldmarschall, den Herzog von Bourneville, nach Bonn zu senden, mit einem Schreiben, welches die Thatsache anzeigte und dars auf drang, daß sie ohne alles Zögern, wie billig, wieder gut gemacht würde. Da man jedoch von diesem Feldherrn feine andere Antwort erhalten konnte, als daß er für schleus nigen Bericht über den Vorfall an E. Majestät Sorge tragen würde, so schweben wir um so mehr in Zweifel, als wir leider gewahren müssen, daß die übrigen öffentlichen Minister der That die Bedeutung geben sie würden die Sicherheit, welche an ihren Beruf und ihre Person naturgemäß sich heftet, tollkühn preisstellen und die Ehre ihrer

Könige und Souveraine leichtfertig beflecken lassen, so sie långer am Krongreßorte verweilten. Bereits machen sle auch ziemlich unversteckt Miene zur Abreise. Von dieser Besorgniß getrieben, wußten die Mediatoren kein anderes Mittel, als einen zweiten Edeln ihres Geleites als Eilboten an mich abzufertigen, mit der dringenden Bitte, von E. k. Majeståt in geziemender Ehrfurcht schuldige Genugthuung für eine so abscheuliche Gewaltthat, deren Offiziere Allers höchstderselben bezüchtigt werden, so wie die verdiente Bestrafung der Urheber, Helfer und Helfershelfer zu bes gehren.

»Inzwischen hat unter dem Volke das Gerücht sich vers stärkt, jene Verhaftung sey auf Befehl E. k. M. vorges nommen worden; auch kann ich nicht verhehlen, daß mir solches neulich am verwichenen Samstage durch Se. Ercellenz, den Herrn Geheimen Rath und Erzkanzler, Baron von Hocher, und zwar, wie er vermeldet hat, auf höchste derselben ausdrücklichen Befehl angekündigt worden. Weil jedoch in dieser Mittheilung die Voraussetzung vorzuherrs schen schien, als sey der Herr Landgraf von Fürstenberg keineswegs mit durch die Heiligkeit des Gesandten-Charakters beschüßt gewesen, und weil auch mit keinem Worte des Umstandes gedacht war, daß E. k. M. selbst die Stadt Köln zum Schauplaß jener Erekution ausersehen, so lag deutlich am Tage, wie sehr besagte Offiziere sowohl ́hins sichtlich der Person, als des Ortes, welcher Kraft des öffentlichen von E. M. verliehenen Freibriefes nicht nur allein den Gesandten selbst, sondern auch ihren Prinzipalen und deren ersten Ministern, ja selbst deren Bedienten unverleßbare Sicherheit gewähren muß, in einem außer ordentlichen Irrthum befangen waren, und daß sie somit mehr als Vollzieher eigener Willkühr und keineswegs der Mandate E. . M. gewesen waren. Deshalb stelle ich im

Namen Sr. Majestät des Königs von Schweden, und vermöge der ihm von Seite aller kriegführenden Parteien gemeinschaftlich übertragenen Gewalt, für mich selbst aber aus reinem Eifer für das Gesammtinteresse das drings lichste und nachdrücklichste Ansuchen, daß nicht nur allein für die vollbrachte That schnelle und angemessene Genugs thuung geleistet, und der Herr Landgraf von Fürstenberg wiederum auf würdige und seinem Charakter geziemende Weise an den Ort zurückgebracht werde, von dem man gewaltsam ihn entführt hat, sondern auch, daß man wider die betreffenden Hauptleute und deren Genossen, als wider vermessene und übelberathene Ausleger und Überschreiter der Befehle E. Majeståt also verfahre, wie die Schwere des Verbrechens, die Würde so vieler Könige, Fürsten und Stände, die Stellung E. k. Majestät selbst und insbesondere diejenige des Königs von Schweden, durch dessen Bemühung und Dazwischenkunft für jene Stadt völlige Sicherheit erwirkt und ganz eigens ausge sprochen wurde, endlich wie die Begriffe von öffentlicher Treue und Ehre, und die Ehrwürdigkeit des so gröblich verlegten Gesandtenrechts es zu erfordern scheinen. Es ist gewiß erlaubt, von E. f. M. durch so viele herrliche Beis spiele bewährtem Gerechtigkeitsgefühl und Friedenseifer zu erwarten, daß die Nachwelt ein strenges Exempel ers halte. Indem ich über dieses Gesuch einen schnellen und befriedigenden Bescheid erwarte, empfehle ich mich E. k. M. in tiefster Unterthänigkeit.«<

Der Kaiserhof war auf alle Folgen seiner kühnen That gefaßt; darum trafen ihn alle nun gegen dieselbe gerichteten Vorwürfe nicht unerwartet, und man war zu Wien entschlossen, das Geschehene um jeden Preis zu vertheidigen und die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen. 13

III.

Auf die erste Note des schwedischen Gesandten ward demnach mit vieler Gravitåt Folgendes erwiedert :

»Aus Auftrag Sr. geheiligten kaiserlichen und königlichen Majestät sieht man sich veranlaßt, auf das von dem Miz nister-Residenten der Krone Schweden, Herrn Esaias von Puffendorf, eingereichte Memorial, hinsichtlich der Bes freiung des Fürsten Wilhelm von Fürstenberg und anderer Hindernisse des Friedens, freundschaftlich zu bedeuten: der beharrliche Eifer und die ununterbrochene Bemühung der schwedischen Herren Vermittler, zu Erzielung eines billigen und allgemeinen Friedensvertrages, seyen höchst löblich, und Niemand habe sehnsüchtiger es gewünscht ued wünsche es noch, daß dieser Eifer und diese Bemühung von den gehofften Wirkungen begleitet seyn möchten. Doch müsse es Sr. Majeståt nicht wenig schmerzen, daß der König von Frankreich seit mehr als einem halben Jahr den Friedensvertrag dadurch verzögert habe, daß er nicht nur die von Seite des Reiches angebotene Vermittlung abge lehnt, sondern auch dem Herzog von Lothringen, welcher ein Fürst des Reiches und ein Verbündeter des Kaisers sey, verweigert. Man könne hieraus auf die aufrichtige Gesinnung des allerchristlichsten Königs schließen, welcher einerseits alle Wege, die zur Ausgleichung führten, vers schläffe, und neue Vorwände ausfinne, um seine Gesandten von Köln abzuberufen, und andererseits die Welt gern überreden möchte, daß er einen anständigen und allgemeis nen Frieden ernstlich wünsche. Dieser lettere liege durch aus nicht in seinen Planen, und um ja nur die Möglich keit desselben zu zerstören, ziehe er die fremdart igsten Sachen gewaltsam hinein. Die Verhaftung des Fürsten Wilhelm könne keinen anständigen Grund zur Klage gewähren, denn der Kaiser habe diesem niemals freies Ge leite zugesichert, und auch keine Ursache gehabt, einem

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