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Fünftes Kapitel. (1)

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Die Wirren zwischen den Generalstaaten und Luz dewig XIV. Die Anstrengungen beiderseitiger Bundesgenossen für Ausbruch oder Abwendung des Krieges. Der Fürstenberge Politik in dies sen Angelegenheiten und fernere Wirksamkeit zum Behuf der Organisirung eines Rheinbundes und der Zerstückelung Hollands u. s. w..

Die ehrgeizigen Absichten des französischen Monarchen

auf die spanischen Niederlande, auf ein sogenanntes Des volutionsrecht gegründet, hatten die Republik Holland zum Abschluß der berühmten Trippel-Allianz mit Schweden und England vermocht (1668), einen zweijährigen Kampf und endlich den a achener Frieden herbeis geführt. Dieser lettere aber reizte das stolze Herz Ludes wigs XIV. nur desto mehr wider die Generalstaaten und (1672) zu einem verheerenden Rachekrieg. Die Ereignisse und Unterhandlungen, welche demselben vorangegangen und gefolgt, bilden den Gegenstand des gegenwärtigen und einiger fernern Kapitel.

Nachdem im Kabinette von St. Germain der Krieg ges gen Holland so viel als beschlossen und an Spanien schnöde

(') Puffendorf, Frid. Wilhelmi, L. XI., ist für den diplomatis

schen Theil die Hauptquelle; außer diesem Wagner, Historią Leopoldi M. Mémoires de Grammont. Diarium Europæum.

Antwort gegeben worden, suchte man besonders diejenigen teutschen Fürsten zu gewinnen, durch deren Lande die Armeen, welche die Generalstaaten angreifen sollten, eins zig ziehen konnten; denn Belgien sollte, aus Rücksicht für England, inzwischen noch geschont werden. Köln, Månster, Brandenburg, Hannover und Waldeck waren daher die wichtigsten, welche man sich zu versichern hatte. Ers steres, worüber die Fürstenberge (') unbeschränkt gebo ten, hatte bereits seine Zustimmung gegeben. Den Bischof von Münster trieben ebenfalls unersättlicher Ehrgeiz und unbezwinglicher Hang nach Unruhen, in die Anträge des versailler Kabinettes einzugehen. Die Verwandtschaft des Königshauses mit Johann Friedrich von Hannover verz bürgte die freundschaftliche Gesinnung dieses Herzogs. Nur Waldeck erfüllte, troß früher genossener Jahrgehal te, seine Zusagen nicht. Brandenburg endlich, welches dem König den Hauptkummer machte, sollte durch Wieders gewinn der von Holland ihm entrissenen cleve'schen Städte gefödert werden.

. Schon einige Zeit zuvor hatte Blumenthal mit freunds kichen Anträgen die Operation auf des Churfürsten Entè schlüsse begonnen; nunmehr folgte Vaubrunn, dem eine außerordentliche Sendung übertragen ward, mit schmeis chelhaften Schreiben des Königs an Friedrich Wilhelm; aber das Unbestimmte seiner Vorschläge verrieth bald den eigennütigen Zweck; das Hauptgewicht seßte man auf Wilhelm von Fürstenberg, welcher unter der Firma eines Gesandten von Köln nach Berlin abgegangen. Dieser stellte dem Churfürsten vor: wie schläfrig zu Regensburg alles betrieben werde, und wie es höchst Noth thue, daß Brans

(') Im Zorne nennt der Historiograph von Brandenburg sie: »libidinis Gallicæ pestilentissima instrumenta.<<

denburg im Verein mit Köln und andern Ständen Alles anwende, was dem neu sich entspinnenden Kriege zu bes gegnen im Stande sey. Sollte gleichwohl derselbe nicht verhindert werden können, so müsse man doch solche Maße regeln ergreifen, welche dahin dienten, die beiderseitigen Gebiete vor Gefahr zu schüßen. Damit es nun aber den Schein nicht gewånne, als handle es aus Auftrag des Königs, so schlug, Wilhelm die Erneuerung des Churfürs stenbundes und die Auflösung des regensburger Konvens tes vor, welcher zu nichts anderm mehr diene, als die Leutschen vor ganz Europa lächerlich zu machen. In gleis chem Sinne und dazu bestens bearbeitet, redeten Melchior von Schönborn und Konstantin Bertram, die Abgeordnes ten von Mainz.

Der Churfürst erwiederte àn sie und Fürstenberg Fol gendes: Ein kollegialisches Einschreiten der Churfürsten würde bei allen übrigen Stånden große Eifersucht erweks ken. Wohl sey es von höchster Wichtigkeit, daß ein enges res Band wiederum die Churfürsten umschlinge, zu ges meinsamem Schirm ihrer Vorrechte, welche gegenwärtig mehr als jemals gefährdet, würden; doch würde es zwecks mäßiger seyn, in Regenspurg selbst mit Einheit zu hans deln, wo ja ohne dies Gesandte von sämmtlichen anwes send; dadurch blieben schlimme Gerüchte vermieden. Auf den Fall, daß man irgendwo hin einen Fürstentag auss schreibe, lasse sich nicht leicht vermeiden, daß der Kaiser (gemäß seines konstitutionnellen Rechtes) nicht auch einen Bevollmächtigten dahin sende, und so könne auf diese Weise doch nichts geheim verhandelt werden. Ein großer Anstand dürfte überdies mit Böhmen eintreten; diese Chur mit einzuladen, würde schlechterdings unzuläßlich seyn, denn diese Chur sey des Kaisers. Andere Fürsten aber mit zur Vereinigung zu rufen, wie Mainz den Wunsch ges

äußert, erleide Hindernisse von anderer Seite. Er, der Churfürst von Brandenburg, stehe zwar mit keinem Fürs stenhause in förmlicher Fehde; allein die beabsichtigte Vers bindung sollte ja ausschließlich zu Erhebung der Macht der Wähler vor sich gehen; wolle man also doch schlechterdings durch andere Fürsten sich verstärken, so könne dies füglicher durch besondere Verträge geschehen. Also redete Friedrich Wilhelm, der große Churfürst. Darauf glaubte Wilhelm von Fürstenberg folgende Bemerkungen machen zu müssen :

»Der Friede zwischen Frankreich und Holland wird bins nen kurzer Zeit gestört werden; die ungeheuern Rüstungen weisen deutlich darauf hin, und daß dieser lettere seine Heermacht bereits auf mehr denn 80,000 Mann vermehrt hat, liefert fast den Beweis dafür. Seinerseits feiert Frank, reich auch nicht; die alten Heerabtheilungen werden ergånzt und neue Rekruten überall ausgehoben; die Seemacht ist auf einen ansehnlichen Fuß gebracht. Aus allen Reden des Königs und seiner Minister, die ich mit angehört, läßt sich aber mit Gewißheit schließen, daß die Rüstung den Holländern und keineswegs den Spaniern gilt; der Sturm wird früher losbrechen, als viele wohl meinen dürften. Dieser Ums stand hat denn meinen Herrn von Köln zur Überzeugung gebracht, daß ein Zusammentreten mehrerer Churfürsten, welche die Sache am nächsten berührt, Statt finden und Gemeinsam von diesen erörtert werden müsse, auf welche Weise jener Krieg verhindert werden möchte; ferner, auf den Fall, daß der Krieg unvermeidlich, ob es gerathener sey, darin Partei zu nehmen oder nicht? Es muß ferner sodann in Erwägung gezogen werden, in wie fern, auf die Grundlagen des zwischen ihnen beschlossenen Verhält nisses auch auf die übrigen Fürsten gearbeitet werden soll?

Endlich entsteht die Hauptfrage: Welchen Gebrauch will der Bund von sich selbst machen?

»Mein Herr von Köln hat, gemäß seiner priesterlichen Würde, keinen dringendern Wunsch, als den Frieden, und trachtet, so viel wesentliche Vortheile man ihm auch für den Fall einer Theilnahme am Krieg vorgezeigt hat, aus allen Kräften dahin, diesen leßtern zu vermeiden. Allein es ist sehr zu befürchten, daß der Krieg doch ausbreche, ehe und bevor Unterhandlungen deshalb möglich gewors den. Das Einzige, was hiemit zu thun übrig bleibt, bes steht darin, vorzusorgen und vorzuberathen, was nach` ges schehenem Ausbruch gethan werden soll. Am liebsten würde Köln die Neutralitåt seyn, wäre sie anders nur wohl möglich; sowohl wegen der besondern Beschaffenheit des Krieges und der eigenthümlichen Lage seiner Staaten, " als wegen der holländischen Besaßungen, welche darin sich befinden. Um eine Neutralitåt, zwei mächtigen Pars teien gegenüber, aufrecht und in Achtung zu behaupten, bedarf es ansehnlicher Streitmacht; die Unterhaltung eis ner solchen wird aber den Bürgern weit größere Lasten auflegen, als selbst ein Krieg. Klüger ist es demnach, ges radezu am Kriege Theil zu nehmen, wenn nicht ein mächs tiger Bundesgenosse mit einer bedeutenden Truppenmacht zu Hülfe kömmt, dessen Interesse ihn an und für sich selbst bestimmt, jene Truppenmacht aus eigenen Mitteln zu unterhalten. Obgleich es vielleicht bei der großen Verwicklung der dermaligen Dinge noch schwer fällt, eine bestimmte Ers flärung zu geben, so ist es doch unstreitig zweckgemäßer, gleich jezt den Entschluß anzukünden, als bis zum Beginn eines Krieges ihn zu verschieben, und von der Nothwens digkeit dasjenige sich abtroßen zu lassen, was gegenwårs tig noch mit freiem Willen gethan werden kann.

»Der Churfürst von Köln sieht sich in die Nothwendigkeit

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