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Das Resultat ihrer Bemühungen war zum Verzweifeln gering, etwa tausend Mann in allem, und auch diese fortwährend auf dem Sprunge, von neuem durchzugehen. Ich sah kein Heil mehr ab.

Allein nächst Gott war an diesem Tage auch der Feind uns gnädig und barmherzig, denn er verfolgte uns nicht.

Unangefochten erreichten wir noch vor Nacht das jenseitige Ufer der Fischa und ebenso unangefochten schon am nächsten Tage den ,, legalen Boden" unserer Heimat wieder.

Kaum war der lezte Kanonenschuß vor Schwechat verhallt, so ließen sich auch schon die wunderlichsten Ansichten darüber vernehmen, woran eigentlich die Offensive verunglückt sei.

Die feldflüchtigen Massen der Nationalgarden und Freiwilligen 3. B. welchen eine überraschende Fertigkeit zu Gebote stand, jede ihrer eigenen Feigheit wegen erlittene Schlappe als unabwendbare Folge irgend eines Verrathes zu erklären - behaupteten, die Wiener hätten, mit dem Fürsten Windisch-Gräß heimlich einverstanden, uns aufgefordert, ihnen zu Hilfe zu eilen, und sich während der Schlacht mit den feindlichen Truppen gegen uns vereinigt. So absurd diese Mähr auch klingt, sie war doch nur eine natürliche Folge jener Agitationen, welche einen mit unserm Angriffe gleichzeitigen Ausfall der Wiener und sonach einen kinderleichten Sieg über die Blockadearmee in Aussicht gestellt hatten.

Móga's Dispositionen während der Offensive, insbesondere aber während des Conflicts, wurden gleichfalls scharfen Kritiken unterzogen und von vielen seiner Untergebenen namentlich dahin ausgelegt, als habe er die ganze Armee dem Feinde in die Hände spielen wollen. Daß dies nicht gelungen meinten sie ferner, müsse dem Fürsten Windisch-Gräß oder besser dessen Untercommandanten als Verdienst angerechnet werden, welche uns absichtlich mit einem blauen Auge davonkommen ließen.

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Die Civil-Koryphäen der ungarischen Bewegung aber verbreiteten diese Ansichten mit vieler Sorgfalt im Lande, um einerseits den gerechten Vorwurf zu entkräften, daß sie durch ihre Agitationen für die Ueberschreitung der Lajtha die Nation zu einem tollkühnen verderb

lichen Schritte verleitet hatten, andererseits aber den gebrochenen Muth der Nation durch Andeutung von Sympathien zu beleben, welche für die ungarische Sache selbst in der österreichischen Armee vorhanden wären.

Eine gewissenhafte Würdigung der eigenthümlichen Umstände, unter welchen das Treffen bei Schwechat geliefert worden, erlaubt es indessen kaum, jenem in der That etwas gewagten Urtheile unbedingt beizupflichten.

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Zwar kann man einerseits nicht leugnen, daß sich aus den Dispositionen unsers Feldherrn hin und wieder die Absicht, seine eigene Armee beiläufig gesagt in die Sauce zu bringen, herauswittern ließ; zwar muß man andererseits zugeben, daß der Feind die Verfolgung unsers feldflüchtigen Centrums und rechten Flügels einzig und allein darauf beschränkt hatte, uns von zwei, höchstens drei im Avanciren genommenen Geschüßstellungen seine Projectile aufs Gerathewohl nachzuschicken, während seine riesige Umgehungscolonne, welcher unser schwacher linker Flügel unter Répásy ganz isolirt gegenüberstand, ihre Angriffe gerade in jenem Augenblicke einstellte, wo es unserm Feldherrn bereits unmöglich war, den linken Flügel zu verstärken; man muß ferner zugeben, daß den Feind weder ein Ausfall der Wiener an der Verfolgung gehindert hatte, noch die Vorausseßung, unsere Flucht sei etwa nur eine verstellte, daran hindern konnte; daß also dies Alles zusammengenommen wahrlich Grund genug zu der Vermuthung gibt, er habe uns absichtlich mit einem blauen Auge davonkommen lassen.

Allein ich seze Dem entgegen, man dürfe überhaupt weder bei Móga noch bei seinem Gegenfeldherrn ein klares Bewußtsein dessen vorausseßen, was sie am Tage des Treffens bei Schwechat eigentlich gewollt haben, und finde die ungleich natürlichere Erklärung für die mangelhafte Führung unserer Armee, wie für deren unverhoffte Ret= tung, theils in der nach 30 Friedensjahren sehr begreiflichen Befangenheit der gegenseitigen Feldherren und ihrer Truppen, theils wohl auch darin, daß es den nationalen Heßereien des Jahres 1848

damals noch nicht gelungen war, in den Reihen der regulären Truppen beider Armeen die Erinnerung an das Verhältniß der Kameradschaft, welches zwischen ihnen noch vor kurzem bestanden hatte, so vollständig zu verwischen, daß es ihnen möglich gewesen wäre, einander erbitterten Feinden gleich - zu befriegen.

Neuntes Capitel.

Eine Zusammenkunft mit Kossuth.

Seine Erlebnisse auf der Flucht von Schwechat. Graf Guyon wird Nationalgarde - Oberst und Commandant der Expedition gegen F.-M.-L. Simunich. Das Obercommando der obern Donauarmee wird mir übertragen. Expedition gegen Simunich misglückt. — Zweimaliges Zusammentreffen zwischen Bem und mir.

Die

Am 31. October früh war mir während des Marsches die Weisung vom Armeecommando zugekommen, meine Brigade nicht mehr nach Bruck in die unvermeidliche Aufstellung an der Lajtha, sondern nach Kitsee (Köpcsény) zu führen, und vor dem Orte das Lager zu beziehen.

Hier also traf mich in der Nacht vom 31. October zum 1. November 1848 der Befehl des Präsidenten ohne Aufschub bei ihm in Preßburg (Pozson) zu erscheinen. Zugleich wurde ich in das Hauptquartier (im herrschaftlichen Schloffe von Kitsee) beschieden, da Móga mich früher noch sprechen wolle.

Es war Mitternacht vorüber, als ich im Hauptquartiere erschien. Ich fand Móga bereits zur Ruhe gegangen; sein Adjutant aber harrte meiner und theilte mir vorläufig mit, daß sein Chef, in Folge eines Sturzes mit dem Pferde und der dabei erlittenen schmerzhaften Contusion, unfähig geworden sei, ferner das Armeecommando zu führen, und zu seinem Nachfolger in demselben mich dem Präsidenten vorgeschlagen habe.

Ich fuhr somit unverzüglich nach Preßburg, und am frühesten Morgen des 1. November 1848 stand ich am Krankenlager des Präsidenten; denn die neuesten Ereignisse hatten ihm, bei seiner ohnedies schwächlichen Gesundheit, ein fieberartiges Leiden verursacht. Es hatte ihn wie er versicherte eben erst eine heftige Alteration verlassen.

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Er lud mich ein, an seinem Bette Plaß zu nehmen, da unsere Unterredung eine andauernde werden dürfte, und beklagte sich vor allem über die grenzenlose Feigheit der Nationalgarden und Freiwilligen, mehr noch über ein Bataillon vom Infanterieregimente „Preußen“, und hauptsächlich über dessen beispiellos feigen Commandanten, den Major Gyözei *). Dieses Bataillon - erzählte Kossuth — sei im zweiten Treffen der Mittelbrigade des Centrums (in der Aufstellung vor Schwechat meine Nebenbrigade rechts) gestanden, und habe beim Beginne der feindlichen Kanonade zu allererst die Flucht ergriffen, ja während derselben sogar die Tornister und Patrontaschen weggeworfen.

In der That entsann ich mich, auf meinem leßten Ritt über den von unserm Centrum verlassenen Aufstellungsplay, in der bezeichneten Gegend eine auffallend große Menge weggeworfener, mit weißem Riemzeuge versehener Rüstungsstücke, und weit herum gar keine Todten und Verwundeten bemerkt zu haben.

Uebrigens meinte Kossuth — sei es den Nationalgarden in der Folge wohl noch gelungen, jenem regulären Bataillone den Vorzug größerer Feigheit mit Erfolg streitig zu machen. Denn als er nach mehrern vergeblichen Bemühungen, der bereits allgemein gewordenen Flucht Einhalt zu thun, den General Móga verlassen hatte, und zu Wagen nach Fischamend zurückgeeilt war natürlich blos in der Absicht, um die Fliehenden an der Fischabrücke aufzuhalten fand er diese bereits derart von Ausreißern in Anspruch genommen, daß er selbst nur in Folge sehr energischer Bemühungen seiner wehrhaften Begleiter über dieselbe gelangen konnte.

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„Und das war viel", fügte Kossuth erläuternd hinzu; denn ich

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*) So hieß dieser Herr magyarisirt. Sein eigentlicher deutscher Name ist mir nicht bekannt.

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