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Achtes Capitel.

Dritte und lehte Ueberschreitung der Grenze.

Das Treffen bei Schwechat. Ansichten

darüber.

Mit

lit dem rechten Flügel fortwährend an die Donau gelehnt, am linken durch die Hauptmasse der Cavalerie möglichst geschüßt, rückte das Gros der Armee in drei Colonnen bis an die Fischa.

Meine Brigade machte während des Marsches die Avantgarde; in der Schlachtordnung jedoch hatte sie den linken Flügel des Centrums zu bilden.

Das Hauptquartier blieb in der Nacht vom 28. auf den 29. October mit der Reserve östlich von Enzersdorf an der Fischa an dem Saume eines kleinen Gehölzes. Der rechte Flügel stand bei Fischamend, der linke bei Margarethen am Moos. Die Ortschaften: Schwaadorf, Klein-Neusiedel und Fischamend waren von unsern Vorposten beseßt.

Meine Brigade lagerte zunächst Karlsdorf. Auf dem höchsten Punkte der nächsten Umgebung ließ ich auf Befehl die ganze Nacht hindurch ein großes Feuer unterhalten, welches den Wienern unsere Vorrückung ankündigen sollte.

Am 29. überschritten wir die Fischa, ohne jedoch an diesem Lage mehr als eine Meile in der Direction gegen Schwechat zurückzulegen.

In der folgenden Nacht bivouafirten wir in einer etwas concentrirtern Stellung auf den Anhöhen zwischen der Fischa und der Schwechat.

Kaum war die Dunkelheit vollends hereingebrochen, als der Generalstäbler unsers linken Flügels, Nemegyei, Visionen bekam und diese, zu unserer nicht geringen Qual, mit einer seltenen Gewissenhaftigkeit in Form von Meldungen an das Armeecommando, „daß wir bereits umgangen seien", zu Papier brachte. Zur Sicherung des linken Flügels wurden sogleich von der Reserve die Raaber Sensenmänner mehrere Tausende - dahin abgeschickt. Ohne Unfall erreichten diese das Lager meiner Brigade. Von hier aus hatten sie noch etwa eine halbe Stunde Weges bis zu dem ideal bedrohten Punkte: allein der Ordonnanzoffizier des linken Flügels, welcher beauftragt war, sie dahin zu geleiten, verlor die Richtung, und führte die Sensenmänner mehrere Stunden lang im Kreise herum, bis sie endlich vor Erschöpfung liegen blieben, und Nemegyei den ungleichen Kampf mit der gespenstischen feindlichen Umgehungscolonne allein bestehen ließen.

So geringfügig dieser Vorfall scheint, so bedeutenden Einfluß nahm er in der That auf den schmählichen Ausgang der bevorstehenden Schlacht. Die Truppen fast des gesammten Centrums, insbesondere aber dessen linken Flügels (meiner Brigade) waren schon am frühen Morgen des 30. physisch erschöpft, moralisch erschüttert; denn sie hatten die ganze Nacht" hindurch keine Ruhe und konnten sich der fatalen Nachwirkung der nächtlichen Schreckensgerüchte nicht erwehren. Ich sah jene Begeisterung, welche durch die schönen Reden des Präsidenten im Parendorfer Lager in der That sehr lebhaft war angefacht worden wie ich es vorausgesagt hatte bereits im Erlöschen. Wir hatten die Schlacht schon verloren, bevor sie noch begonnen.

Meine Brigade war am frühen Morgen des 30. October schon geraume Zeit im Vorrücken begriffen, als ich den Befehl erhielt, augenblicklich zu halten und mich von der gesammten Linie aufnehmen zu lassen, da die Aufgabe meiner Brigade die Avantgarde der Armee zu bilden wegen der augenscheinlichen Feindesnähe gegenüber allen Punkten unserer ausgedehnten Linie keine lösbare mehr sei. Ich gehorchte.

Bald darauf entspann sich am äußersten rechten Flügel ein lebhaftes Artilleriegefecht und verrieth uns, daß dieser bereits unverhältniß

mäßig weit vorgerückt war. Zu gleicher Zeit zeigten sich auf der Anhöhe von Schwechat feindliche geschlossene Linien. Ich glaubte durch einen Angriff auf dieselben mittelbar für unsern rechten Flügel günstigere Gefechtschangen herbeizuführen, und da mich links die Cavaleriebrigade vor einer Umgehung sicherte, das Centrum der Armee aber ohnedies schon im langsamen Nachrücken begriffen war, beschloß ich, dem erhaltenen Befehle zuwider, auf eigene Verantwortung anzugreifen.

Noch außerhalb des doppelten Geschüßbereiches jener Linien unterbrach mich ein zweiter Befehl des Feldherrn in der Ausführung meines Vorhabens.,,Ich sollte halten lautete dieser und überhaupt

nur auf ausdrücklichen Befehl angreifen.“

Mittlerweile war der rechte Flügel bis Mannswörth vorgedrungen und es entspann sich der Tirailleurkampf an der östlichen Lisière dieses Orts. Ich konnte ihn von einem Hügel vor der Fronte meiner Brigade fast im Detail beobachten. Mit ungewöhnlich gespannter Aufmerksamkeit that ich dies; denn es war das erste hartnäckige Tirailleurgefecht, welchem ich als Augenzeuge beiwohnte.

Ganz gegen meine Vorausseßung hielten sich unsere Truppen recht brav, namentlich ein Bataillon Szekler und das 2. Pester FreiwilligenBataillon unter dem Commando des verwegenen Nationalgardes Majors Grafen Guyon. Dieser hatte dabei unstreitig das größte Verdienst, denn an den gefährlichsten Punkten sah man ihn immer voran. Die genannten Bataillons erwarben sich bei dieser Gelegenheit den Ruf der Tapferkeit.

Noch war der Kampf um Mannswörth nicht völlig entschieden, als das Centrum der Armee auf der Höhe meiner Brigade anlangte und ich den Befehl erhielt, füdlich der Schwaadorf-Schwechater Straße die Höhe vor Schwechat zu gewinnen und des Befehles zum Angriff auf diesen Ort gewärtig zu sein.

Ich traf in der Ausführung dieses Befehles auf kein Hinderniß, da die feindlichen Linien, welche sich anfangs vor Schwechat gezeigt hatten, mittlerweile wieder unsichtbar geworden waren.

Die übrigen Brigaden unsers Centrums entwickelten sich rechts von mir, nördlich der genannten Straße, in dem großen Intervalle zwischen

dieser und dem äußersten rechten Flügel der Armee, welcher den Kampf um Mannswörth für sich allein bestand.

Vom nordöstlichen Ende des Ortes Schwechat her wurde namentlich meine Nachbarbrigade mit einem unbedeutenden feindlichen Artilleriefeuer begrüßt; worauf der provisorische Chef unsers Generalstabs, Major Pusztelnik (diesem war anstatt des wirklichen Chefs, Obersten Kollmann, die Detailleitung dieser Offensive gleichsam als Debut übertragen worden), alle Batterien der ersten Linie zum Feuern beorderte.

Ich sah zwar keinen Feind vor mir, aber in der Vorausseßung, Schwechat dürfte vom Feinde gehalten werden, ließ auch ich meine Batterie auf den Ort spielen, um dadurch den folgenden Tirailleurangriff zu erleichtern.

Dieser hatte kaum begonnen, als ihn ein abermaliges „Halt!" des Feldherrn unterbrach, und das gesammte Centrum, troß der Vortheile, welche bereits am rechten Flügel errungen waren, verdammte, den Ausgang jenes Kampfes unthätig abzuwarten, welcher sich soeben auf unserm äußersten linken Flügel zu entspinnen drohte.

In der That hatten wir schon während der Besezung der Schwechater Anhöhen das Vorrücken einer sehr starken feindlichen Cavaleriecolonne von Zwölfaring gegen Rauchenwarth bemerkt, deren Bewegung deutlich die Absicht verrieth, uns am linken Flügel zu umgehen.

Oberst Michael Répásy, der Commandant des linken Flügels, war während unserer Vorrückung aus dem leßten Bivouak ungewöhnlich weit zurückgeblieben, so zwar, daß nach dem Aufmarsch des Centrums auf den Schwechater Anhöhen zwischen dessen (des Centrums) linkem Flügel und dem der Armee bereits ein Intervall von mehr als einer Viertelmeile klaffte. Dieses Zurückbleiben des Obersten Répásy war zumeist als Motiv der Haltbefehle angegeben worden, welche das Vorrücken des Centrums so häufig unterbrachen.

Unerklärt blieb uns im Centrum jedoch, warum der Feldherr nicht vorzog, den linken Flügel, der ohnehin blos aus Cavalerie bestand, rascher vorzunehmen, anstatt das Centrum immerfort zurückzuhalten; wie nicht minder unerklärt der Zweck unserer Aufstellung im Kartätschenrayon der vom Feinde beseßten Ortschaft, an deren jenseitigem Ende

wir die eiligen Vorbereitungen zu einem Artillerieangriffe auf unsere ungedeckten Fronten ganz deutlich wahrnehmen konnten, ohne diesem zuvorkommen oder uns demselben entziehen zu dürfen.

So wie wir unthätig dastanden, waren wir nicht viel besser daran, als wenn man uns im wirksamsten Bereiche einer verschanzten feindlichen Position aufgestellt und befohlen hätte, geduldig abzuwarten, bis der unvorbereitete Feind seine Maßregeln gegen uns mit Muße ge= troffen habe.

Die Befehle des Feldherrn deuteten unverkennbar auf ein Abwartenwollen des feindlichen Angriffes; dann aber mußten wir auf mindestens vier Geschüßerträge zurück, um den Feind aus Schwechat vollkommen herauszulocken und ihn des überwiegenden Vortheils der gedeckten Aufstellung und Verwendung seiner Kräfte zn berauben.

Durch dies Zurückziehen des rechten Flügels und des Centrums ließ sich dann auch zugleich jenes gefährliche Intervall zwischen dem legtern und dem linken Flügel zweckmäßig schließen, welches der Feind soeben sondiren zu wollen schien; denn gegenüber diesem Intervalle, in der Gegend zwischen Zwölfaring und der Aerarialpapierfabrik nämlich, ward plößlich eine von der feindlichen Hauptumgehungscolonne isolirte, nicht unansehnliche Heeresabtheilung sichtbar, welche obschon muthmaßlich nur zur Verbindung der Umgehungscolonne mit der feindlichen Hauptstellung von Schwechat bestimmt in ihrem fernern Vorrücken dennoch den blosgestellten linken Flügel unsers Centrums (also unmittelbar meine Brigade) zunächst bedroht haben würde.

Ich beschloß demnach den Feldherrn persönlich aufzusuchen, und zu einer Aenderung seiner Beschlüsse zu bewegen.

Auf einem rückwärtigen Punkte, von welchen man wohl die ganze Aufstellung der Armee recht gut übersehen, keineswegs aber die localen taktischen Nachtheile derselben im Detail beurtheilen konnte, traf ich ihn in der Gesellschaft des Präsidenten, der Commissäre, und mehrerer Deputirten. Ich trug ihm meine Besorgnisse vor; er achtete ihrer nicht. Entrüstet darüber ließ ich mich zu der Bemerkung hinreißen: daß er von seinem Standpunkte aus die Stellung der vordersten Linie gar nicht zu beurtheilen im Stande sei.

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