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ließ nicht los, selbst dann nicht, als eine feindliche Kugel zwischen uns durchfahrend, den Ellbogen seines Armes nahezu gelähmt hatte; worauf ich denn endlich, einsehend, wie durch ein ferneres Widerstreben außer meinem eigenen auch noch das Leben meiner beiden treuen Begleiter gefährdet würde, mich sofort wieder freiwillig mit Aufbietung der leßten physischen Kräfte an der Flucht zu betheiligen begann.

In der Nähe der obersten Häuser von Hodrics stand ein Wagen für die Schwerverwundeten, diese aber hatte bereits sammt und sonders das Loos der Kriegsgefangenschaft ereilt; ich durfte somit den Wagen ohne Scrupel benußen, um meine Truppen einzuholen. Erst am untern Ende des Dorfes gelang mir dies.

Hier fand ich die Husaren noch immer bemüht, die zerstreuten Infanteristen zusammen zu treiben. Es war ein demüthigender Anblick, weit demüthigender noch der Gedanke, der Commandant einer solchen Truppe zu sein; und die kühnste Phantasie wäre nach solchen Erlebnissen an dem Versuche gescheitert, die Combinationen für die einstige Nothwendigkeit einer Intervention Rußlands in Ungarn zu Gunsten des ,,freien einigen Desterreichs" im Bereiche des Wahrscheinlichen zu entdecken.

Ich wollte die Infanterie und die Bedienungsmannschaft der verlorenen Batterie gleich an Ort und Stelle decimiren lassen; allein ein Blick auf die gelichteten Reihen, belehrte mich, sie seien bereits mehr als decimirt.

Unser Verlust betrug nämlich außer den fünf Geschüßen und einigen Husaren nahe an zwei Compagnien Infanterie. Auch Oberstlieutenant Pusztelnik fehlte. Er ward, wie wir später erfuhren, verwundet und gefangen genommen.

Der Feind verfolgte uns nicht weiter, und so konnte doch mindestens unser Rückmarsch von Hodrics nach Zsarnócz in Ordnung bewirkt werden.

Hier gönnte ich den Truppen kurze Rast; mich aber trieb es unaufhaltsam weiter, um über das Schicksal der Division Guyon je eher volle Gewißheit zu erlangen.

Daß sie gleichzeitig eine Schlappe erlitten haben mußte, lag wohl außer Zweifel.

Aber die Fragen: Wohin zu, und wie weit sie zurückgedrängt worden? ob sie nicht im ersten Schrecken etwa gar bis Neusohl zurückgelaufen sei, und so dem wahrscheinlich rasch nachrückenden Feinde die Möglichkeit geboten habe, einerseits die Division in Altsohl, andererseits die in Kremniß von einander und den übrigen beiden in Neusohl abzuschneiden, dadurch mein Armeecorps in drei Theile zu trennen, und jeden derselben einzeln aufzureiben? — heischten dringende Antwort.

Diese vermochte mir in Zsarnócz Niemand zu geben. Auch mußten die Dispositionen für die Division Aulich noch im Laufe der nächsten Nacht erlassen, ja theilweise ausgeführt werden. Ich eilte somit von meinem Adjutanten begleitet zu Wagen nach Kremniß voraus.

Man hatte mich in Zsarnócz gewarnt, ohne starke Bedeckung zu reisen, da eine feindliche Abtheilung von Hodrics aus quer über den nördlichen Bergrücken längst die Straße von Zsarnócz nach Heiligenkreuz erreicht haben konnte, und ich diese Route nehmen müsse. Ich aber hatte der Warnung nicht geachtet.

Unfern des Ortes, der mir als gefährlich für meine Sicherheit bezeichnet worden, unterbrach nun in der That ein drohendes,,Halt, wer da!" in deutscher Sprache den Lauf der Pferde, und im nächsten Momente war unser Wagen von weißberiemten Fußsoldaten umringt, · Der deutsche Anruf, das weiße Riemzeug machten uns mistrauisch). Mein Adjutant wollte nicht gleich mit der Farbe heraus. Ein General", antwortete er zögernd, und „von welchem Bataillone seid ihr?“ frug er barsch entgegen, sich gleichzeitig weit aus dem Wagen hinauslehnend, um troß der Dunkelheit irgend ein bestimmteres Abzeichen an einem der Soldaten zu entdecken.,,Nichts da Bataillon! Was für ein General?" war die Antwort, begleitet von dem nähern Heranrücken der Soldaten an den Wagen.

Unsere Lage wurde unangenehm. Wir mußten nun Auskunft geben. Erfolgte auf diese irgend eine feindliche Erklärung: so konnten uns nur ein Schuß auf den zudringlichen Frager, ein Sprung auf den Wagenbock, und ein kräftiger Hieb in die Pferde noch allenfalls retten.

Ich hatte dies bald überlegt, mich allmälig von meinem Size erhoben, eine Pistole ergriffen, den Hahn geräuschlos gespannt, und

harrte so sprunggerecht mit zurückgehaltenem Athem der Dinge, die da kommen sollten.

Indessen zögerte mein Begleiter noch immer mit der Auskunft. Fortwährend bemüht, früher zu erkennen, als erkannt zu werden, neigte er sich noch mehr über den Wagenschlag gegen die zunächst herangetretenen Soldaten vor. Die kurze Pause dünkte mir eine Ewigkeit. Ich glaubte den Augenblick der Entscheidung kaum mehr erwarten zu können.

,,'s ist Alerander Infanterie!" rief endlich der Adjutant, und gab nun ohne weiteres die verlangte Auskunft. Er hatte nämlich einen Unteroffizier der genannten Truppe wieder erkannt, welchem er zufällig am Morgen vor dem unglücklichen Conflicte irgend einen besondern Auftrag persönlich ertheilt zu haben sich entsann. Alerander Infanterie trug damals noch weißes Riemzeug. Dieser Umstand war uns Beiden jedoch im ersten Augenblicke der Ueberraschung nicht eingefallen, ebenso wenig wie jener, daß die uns bei Hodrics gegenüber gestandenen Jäger schwarzes Riemzeug hatten.

Der erwähnte Unteroffizier sammt der geringen eben um unsern Wagen vertheilten Mannschaft war der kleine Rest jener Compagnie, welche ich während unsers Vorrückens über Hodrics von diesem Orte aus als Recognoscirungs-Patrouille gegen Windschacht entsendet hatte. Diese war auf ihrem Marsche durch den Wald plößlich von allen Seiten angegriffen und größtenheils gefangen genommen worden. Nur jenen Wenigen gelang es, sich nach rückwärts durchzuschlagen, und Hodrics dort, wo der Fußsteig von der südlichen Thalwand quer durch die schmale Ortschaft auf den nördlichen Bergrücken führt, zu passiren; nachdem sie vorher in einem nahen Verstecke das Vorüberziehen einer, unsern Rückzug nach Zsarnócz beobachtenden feindlichen Patrouille ab= gewartet hatten. Ungefährdet gelangten fie hierauf, nach Uebersteigung des erwähnten Bergrückens, auf die Straße von Zsarnócz nach Heiligenkreuz, und waren eben im Begriffe zu ihrem Bataillon in Zsarnócz zu stoßen, als sie uns begegneten.

Ich bedeutete ihnen, ihr Bataillon an Ort und Stelle abzuwarten, da es schon auf dem Rückmarsche sei, und seßte nun meine Fahrt nach Kremniz ohne weitere Störung fort.

Neunzehntes Capitel.

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Die Niederlage der Division Guyon bei Windschacht (21. Januar) und ihr Rückzug von Schemnih bis Búcsa (22. Januar) nachträglich in Erfahrung gebracht. Kritische Lage der Division Aulich. Rettung aus derselben. Noch kritischere Lage der Division Guyon und der linken Flügeldivision. Endliche Wiedervereinigung des Armeecorps von der obern Donau in Neusohl. Ein älterer Rückzugsbefehl des Kriegsministers wird nachträglich erwogen. Unsere Rückzugslinien von Neusohl gegen die obere Theiß. Rück zugsplan bis in die Zips. Ein Lastwagentrain als Arrièregarde. Der Rückzug wird angetreten. Ein Versucher. Stimmung der Bevölkerung.

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In Kremniz fand ich bereits authentische Nachricht vom Obersten Guyon, welche alle meine Besorgnisse leider größtentheils bestätigte. Er war schon am vorhergehenden Tage, den 21. Januar, bei Windschacht geschlagen worden und hatte sich nach Schemniß zurückziehen müssen. In der Nacht darauf erhielt er meinen Befehl zum Angriff der feindlichen Umgehungscolonne, unternahm diesen auch am folgenden Morgen, aber seine Leute suchten ähnlich den meinen bei Hodrics schon nach den ersten feindlichen Schüssen das Weite. Mittlerweile wurde er durch den feindlichen Angriff von Windschacht her gezwungen, auch Schemnitz zu räumen; ja die Muthlosigkeit seiner Truppen nöthigte ihn sogar die Gran bei Breznicska zu passiren und bis Búcsa zurückzugehen.

Hierdurch schien nun, wie ich befürchtet hatte, die Vereinigung der Division Aulich mit den übrigen Divisionen auf der durch das Granthal führenden Straße unmöglich gemacht; denn diese bildete an

mehrern Punkten, ganz knapp am rechten Ufer des Granflusses, enge und gegen das linke Ufer hin offene Defiléen. Von einem Feinde aber, welcher bei der Ausführung seiner Operationen vor so gewagten Zügen, wie der jüngste des Obersten Collery aus dem untern Granthale über Zsárnócz und Hodrics gegen Schemniß gewesen, nicht zurückschrak, durfte ich um so weniger vorausseßen, daß er das linke Granufer, gegenüber den oben angedeuteten, für den Marsch der Division Aulich durch das Granthal höchst ungünstigen Stellen, unbeseßt lassen werde, als er bereits durch den eiligen Rückzug des Obersten Guyon bis Búcsa in den ungefährdeten Besiz des linken Granufers längs der erwähnten Straße gelangt war.

Durch das Thalgebiet des Túrócz - Flüßchens über Perk, Turcsek, Stuben gegen Mosócz, und dann mittels einer Rechtsschwenkung über Cseremosne, Bartoska und den Berg Hermanecz die Vereinigung der Division Aulich mit dem Gros des Armeecorps nördlich von Neusohl zu bewerkstelligen, schien bei der drohenden Stellung des G.-M. Göß auf jener Linie und der uns abholden Stimmung der Einwohner jener Gegend wo möglich noch gefährlicher.

Es blieb also nichts Anderes übrig, als den precären Weg über den Gebirgsrücken zwischen Kremniß und Neusohl selbst auf die Gefahr hin zu benußen, daß ein Theil des Gepäcks und der Geschüße dabei eingebüßt werden sollte.

Von Kremniß wie von Neusohl aus führen steile Waldwege bis hart unter den obersten Grat des Gebirges; dieser aber wird von einem Felsenkamme gebildet, über welchen nur einzelne Fußgeher gelangen fonnten. Die Bewohner der Gebirgsabhänge benußten diese Wege, wie man uns versicherte, nur ausnahmsweise im Winter, und auch dann nur mit leichten Schlitten in der Art, daß sie, unter dem Grat angelangt, diese abluden, zerlegten, Alles Stück für Stück über den Kamm auf die jenseitige Fortsetzung des Weges schleppten, dort die Schlitten wieder zusammenfügten und darauf sammt ihrer Fracht nach dem Ziele ihrer Reise hinabglitten.

Um diese schon wegen ihrer Steilheit hinreichend beschwerliche Communication wenigstens ohne jene fatale Unterbrechung benußen zu

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