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erfolgenden feindlichen Angriffe von der in Lévencz stationirten Division Kmety desto rascher unterstüßt werden könne.

Der besondere Zweck unserer von Waizen aus begonnenen Ope= ration war, wie ich dies schon in meiner Proclamation angedeutet hatte, die Offensive gegen das feindliche Corps unter F.-M. - L. Simunich und zunächst der Entsaß des von diesem blockirten Forts Leopoldstadt an der Waag.

Ueber die Unhaltbarkeit dieses Forts Bombardement

selbst gegen ein bloßes wurde ich leider erst in Raab aufgeklärt, als es bereits zu spät war, die Besagung und Armirung aus demselben ungefährdet zurückzuziehen. Dies sollte nun nachträglich durch den Entsaß des Forts ermöglicht werden.

Die feindliche Detachirung des F.-M.-L. Csorich in meinem Rücken machte nun obschon wir etwas Aehnliches erwartet, ja bei unserm ercentrischen Rückzuge von den Hauptstädten, wie erwähnt, eigentlich ganz besonders darauf gerechnet hatten meine Offensive gegen F.-M. L. Simunich zu einer halsbrecherischen Aufgabe.

Nichtsdestoweniger bestand ich auf der Lösung derselben, bis es endlich den wohlbegründeten Vorstellungen meines neuen, an die Stelle des für diesen Posten ungeeigneten Oberstlieutenants (frühern Major) Pusztelnik ernannten Generalstab-Chefs gelang, mich zur Wahl eines andern Operationsobjectes zu bestimmen.

Dieser nämlich drang in mich, zu bedenken:

Daß die leitende Idee unsers Zuges gegen Norden, „die Ablenkung der feindlichen Hauptmacht von der Theiß, um die Organisirung neuer Truppen hinter diesem Flusse möglich zu machen", als Grundgedanken die Erhaltung des Armeecorps vorausseße.

Daß wir, um beiden zu genügen, uns auf bloße Demonstrationen beschränken, jedem, die Eristenz des Corps gefährdenden, wirklichen Kampfe ausweichen müßten.

Daß, wenn uns der Entsaß von Leopoldstadt am Ende doch mislänge: wir, im Norden, Often und Westen von siegeszuversichtlichen feindlichen Corps umringt, gezwungen würden, unsern Rückzug gegen Süden

nach der Festung Komorn zu nehmen, oder uns zwischen Gran (Esztergom) und Komorn auf das rechte Ufer der Donau hinüberzuschlagen. Im erstern dieser beiden Fälle aber liefen wir Gefahr, die Besaßung jenes wichtigsten Bollwerkes im Lande weit ärger zu entmuthigen, als dies in Folge der engsten Cernirung desselben der Fall wäre: im leztern hingegen würden wir vollends die größten Gefahren über unser eigenes Corps herauf beschwören.

Daß somit die nachtheiligen Folgen des fehlgeschlagenen Versuches, Leopoldstadt zu entsegen, im auffallenden Misverhältnisse zu den Vortheilen stehe, welche uns der gelungene Entsaß im günstigsten Falle böte.

Daß bei der eben eingenommenen Stellung der feindlichen Corps, der Entsaz von Leopoldstadt fast ohne aller Tragweite sei.

Daß ja derselbe im Sinne der leitenden Idee unsers Zuges gegen Norden, eben nichts Anderes als der Beginn jener Demonstrationen sein sollte, mit welchen wir die feindliche Hauptmacht von der Theiß abzulenken" gedachten.

Daß die Befreiung der Leopoldstädter Besaßung, und die Verstärkung unsers Armeecorps durch dieselbe, nur Nebenzweck, gleichsam nur eine willkommene Beigabe zu den Vortheilen sei, welche unserer Sache aus der Realisirung jener Idee entsprössen.

Jene Idee meinte der Chef meines Generalstabs ferner sei aber nun bereits realisirt, da der Feind noch früher in die Falle ging, als wir dies, ohne ihn zu misachten, vorausseßen fonnten.

Der Zeitpunkt der höchsten Gefahr für unsere Sache, sei glücklich vorüber: denn eine feindliche Offensive von Pest aus gegen Debreczin wäre, nach der Entsendung des F.-M.-L. Csorich auf die Fährte meines Armeecorps, kaum mehr zu fürchten.

Ich könne also unmöglich verkennen, daß nunmehr unsere nächsten Operationen einzig und allein auf die Rettung des Armeecorps aus einer Lage berechnet werden müssen, welche schon jezt bedenklich genug sei, um die Eristenz desselben in Frage zu stellen. Diesem Zwecke müsse, wenn nothwendig, selbst die Besagung des Forts Leopoldstadt geopfert werden. Wie groß dies Opfer auch scheine, jeder Versuch die Befaßung

zu retten, wäre unbedingt mit noch weit größern verbunden. Noch 24 Stunden stehe uns die Rückzugslinie in die Bergstädte offen; nach Ablauf dieser Frist nicht mehr. Die Strenge der Jahreszeit steigere die Beschwerlichkeiten eines Krieges, wie wir ihn eben unter den ungünstigsten Verhältnissen führen, zu einer solchen Höhe, daß sie allein hinreichten, unsere Truppen auch ohne directe Mitwirkung des Feindes, aufzureiben. Mehrtägige Ruhe scheine ihm bereits zur dringendsten Lebensfrage des Armeecorps geworden. Ein großer Theil desselben sei nur höchst mangelhaft bekleidet. Die Vorräthe an Tuch, Leder und Linnen, welche wir noch im leßten Augenblicke unsers Ausmarsches von Waizen daselbst entdeckten und mitnahmen, könnten wohl ausreichen, diesem Mangel abzuhelfen. Allein aus jenem Tuch-, Leder- und Linnenvorräthen müßten vorerst Kleidungsstücke gemacht werden. Dies sei auf dem Marsche nicht wohl ausführbar. Hierzu eben benöthige man mehrtägiger Ruhe. Diese wurde uns durch die unverweilte Besezung der Bergstädte gesichert, und überdies auch noch eine bedeutende Strecke unserer Rückzugslinie gegen die obere Theiß.

Er könne demnach die Offensive gegen F.-M.-L. Simunich schlechterdings nicht billigen, und schlage den seitlichen Rückzug in den District der Bergstädte vor.

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Glänzender, anlockender meinte er schließlich möge mir der Entsaz von Leopoldstadt erscheinen, günstiger vielleicht meinem Renommée, wenn er gelingt: ihm aber scheine vor der Hand das Vermeiden aller bedenklichen Conflicte auch dann noch zweckmäßiger, wenn wir uns dadurch dem Verdachte der Zaghaftigkeit wiederholt ausseßten. Stände die Sache Ungarns noch so schlecht, wie vor 14 Tagen: er riethe zu keinem Rückzuge mehr. Allein sie stehe nun meinte er bereits ungleich vortheilhafter, dank der Verblendung des Feindes! Die ununterbrochene Fortsetzung der Offensive gegen Debreczin konnte den Lebensnerv unsers Widerstandes mit einem Schlage zerstören. Allein, wie es scheint, ziehe es F.-M. Fürst Windisch - Gräß vor, uns einen langsamen martervollen Tod vorzubereiten. Was wir nun zu thun haben? Geben wir ihm immerhin Gelegenheit, daß er zu diesen Vorbereitungen

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je mehr Zeit und Kraft versplittere; vielleicht erholt sich mittlerweile die Nation vom ersten panischen Schrecken.

Ich vermochte die Richtigkeit dieser Ansichten nicht in Abrede zu stellen, und verzichtete, obschon nicht ohne inneres Widerstreben, auf die Offensive gegen F.-M.-L. Simunich.

Dies innere Widerstreben entsprang aus dem peinlichem Gedanken, die Besazung von Leopoldstadt, zu welcher auch zwei mir als innigere Freunde aus früherer Zeit werth gebliebene Männer zählten, dem sichern Verderben preiszugeben.

Siebzehntes Capitel.

Stellung des Armeecorps von der obern Donau vor
Der Rückzugsplan.

Der District der Bergstädte. dem Rückzuge in denselben. Stellung der feindlichen Corps. Dessen Ausführung. Stellung des Armeccorps von der obern Donau in den Bergstädten.

Unter dem Districte der Bergstädte wird hier, ohne Rücksicht auf politische Eintheilung, jene Strecke vom Thalgebiete des Granflusses verstanden, welche zunächst die Städte Schemniz (Selmeczbánya), Kremniß (Körmöczbánya), Altsohl (Ó-Zólyom) und Neusohl (Beszterczebánya) in sich faßt.

Die Gran (Garam) durchströmt dieselbe von Neusohl bis Heiligenfreuz (Szentkereszt) in einem beinahe rechten Winkel, indem sie aus der westlichen Richtung, in welcher sie Neusohl errreicht, sich jäh nach Süden wendet, und bei Altsohl eben so jäh wieder nach Westen umbiegt, um erst bei Heiligenkreuz die bogenförmige Hauptrichtung ihres Laufes vom Ursprung bis zur Mündung wieder anzunehmen.

Die hohen, theils waldbedeckten, theils felsigen Grenzen des Granthales im Süden wie im Norden, können, so weit sie den bezeichneten District abgrenzen, nur auf einzelnen Punkten mit Geschüß überschritten werden, während das offensive Vordringen von Süden her mit größern. Colonnen im Granthale selbst, wegen des häufigen Ueberseßens der Straße von einem Ufer des Flusses auf das andere bei der gefährlichen Nähe einer feindlichen Cantonirung in und um Schemniß gewagt erscheint.

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